Allgemeine Tipps beim Anlegen

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Seemannschaft

Manöver > Anlegemanöver

Kommandosprache

Klare und eindeutige Kommandos sind das A und O der Kommunikation bei Mannövern. Wem das zu "militärisch" ist, der sollte nicht zur See fahren (auch in der zivilen Berufsschiffahrt werden Kommandos zur Kommunikation benutzt). Der Sinn von Kommandosprache ist, mit wenigen, eindeutigen Worten, die auch noch bei viel Wind verstanden werden, das Schiff sicher zu führen. Für viele Kommandos gibt es auch ein Äquivalent in Handzeichen, die bei Schwerwetter, in lauter Umgebung, beim Anlegen und Ankern zum Einsatz kommen.

In Lehrbüchern (z.B. der "Seemannschaft" aus dem Delius Klsing Verlag) werden allgemein anerkannte Kommandos gelehrt. Die Kommandos und ihre Bedeutung sollten allen Crewmitgliedern vor Beginn eines Törns nahegebracht werden, um Missverständnisse während des Manövers zu vermeiden. Jedes Kommando erfordert auch eine Rückmeldung.

  • "Klar zum Anlegen!" bereitet die Crew darauf vor, dass es jetzt ernst wird und die volle Aufmerksamkeit gefordert ist. Ein "... ist klar!" als Rückmeldung signalisiert dem Skipper, dass die jeweilige Position vorbereitet ist.
  • "...leine über!" ist als Kommando gebräuchlich, um eine bestimmte Leine an Land oder an eine Dalben/eine Boje zu befestigen. Die Rückmeldung "...leine ist über!" wird gegeben, sobald die Leinenverbindung hergestellt wurde.
  • Mit "...leine/spring fieren/holen" wird die Leinenlänge reguliert.
  • "...leine fest!" bedeutet, dass die Leine in der aktuellen Länge, ohne Spiel belegt wird. Lose sind gegebenenfalls durchzuholen. Die Rückmeldung lautet "...leine ist fest!"
  • wird der Rudergänger kommandiert, so bieten sich die Kommandos "Ruder ... Grad/hart Steuer-/Backbord" an. Die Rückmeldung lautet: "Ruder liegt ... Grad/hart Steuer-/Backbord".
  • die Maschine wird mit "Maschine vor-/rückwärts einkuppeln" und "Maschine auskuppeln" sowie "wenig/halbe/volle Kraft" kommandiert. Entsprechend kommt eine Rückmeldung "Maschine ist vor-/rückwärts eingekuppelt" oder "Maschine ist ausgekuppelt" und "Maschine läuft mit wenig/halber/voller Kraft".

Beherrschen Skipper und Crew die Kommandos, so kann der Schiffsführer das Manöver sicher leiten, ohne einen Handschlag selbst erledigen zu müssen. Auch wenn es manchmal schmerzt in demokratisch/aufgekärten Zeiten: Crewmitglieder arbeiten auf Anweisung. Natürlich kann jeder an Bord seine Ansichten über ein Manöver einbringen, das sollte aber dann vorher in der Manövervorbereitung passieren.

Geht irgend etwas schief, so ist dem Skipper zu melden: z.B. "...leine/spring ist unklar!", "Maschine unklar!", "Ruder unklar!" mit einer nachfolgenden näheren Beschreibung, z.B. "Maschine lässt sich nicht auskuppeln".

Anschreien der Crew nützt in der Regel wenig, da dadurch Hektik und Missstimmung entsteht. Kommandos müssen dennoch laut genug und deutlich gegeben werden. Soweit die Theorie ...

Leinen

Ist der Liegeplatz beim Einlaufen noch nicht sicher sollten die Leinen paarweise auf jeder Schiffsseite klar gemacht werden. So kann man schneller umdisponieren. Die zum Anlegen verwendeten Leinen sollten nicht zu kurz sein, da man häufig nicht genau einschätzen kann, wie die Belegmöglichkeiten am Liegeplatz verteilt sind, insbesondere beim Liegen längsseits.

Eine lange Reserveleine und die Wurfleine klar legen schadet nie, insbesondere bei kritischen Verhältnissen, z.B. Sturm, enger Hafen, Strömung.

Häufig wird versucht, die Leinen schon beim Anlegemanöver "schön", d.h. perfekt für den Landgang, zu legen. Das ist nicht nötig, sondern manchmal sogar hinderlich. Es geht erst einmal darum, eine sichere Verbindung "Schiff-Land" herzustellen, in der Regel mit zwei Leinen. Beim längsseitigen Anlegen sind dies Vorspring und Achterspring, in der Box die luvwärtigen Leinen (Vor- und Achterleine). Manchmal geht es nur darum, überhaupt eine feste Verbindung zu schaffen, damit das Schiff nicht unkontrolliert abtreibt (z.B. bei Sturm). Dann muss es vor Allem schnell gehen. Ob der Knoten hübsch ist, ist dabei gleichgültig. Wenn die Crew nicht weiß, welcher Knoten gerade dran ist:

  • Einen Palstek sollte man nur dann in die Enden der Achterleinen knoten, wenn man vorher weiß, dass man sie über die Dalben einer Box legt.
  • Leinen sollten immer am schiffsseitigen Ende belegt sein, damit man auch mit dem landseitigen Ende arbeiten kann. Besonders bei Zweimanncrews zahlt sich das aus.
  • Ring -> Leine durchziehen, 180 Grad zurück führen, und dann schnell zwei halbe Schläge drauf.
  • Dicker Poller -> mehrfach drumwickeln geht schneller als ein Webeleinstek, danach zwei halbe Schläge drauf.
  • Einen zu weit entfernten Dalben erreicht man, indem man eine lange Leine in einer Bucht darüber wirft, bei der beide Enden am Boot belegt sind.

Zum An- und Ablegen sollten nur Leinen verwendet werden, die gut handhabbar sind. Insbesondere achtern sind schwimmfähige Leinen vorzuziehen, da die Gefahr, versehentlich in die Schraube zu geraten, so geringer ist.

Anlegen bei Starkwind/Sturm

Starken Querwind sollte man nach Möglichkeit meiden, insbesondere mit Booten mit hohen Aufbauten/Riggs und wenig Unterwasserlateralfläche. Besser sollte man sich einen Liegeplatz suchen, wo man gegen den Wind anlegen kann und abwarten, bis der Wind nachlässt.

Sicherer, wenn auch manchmal sehr kraft- und zeitraubend ist es dann auch, zunächst an der Dalbenreihe gegen den Wind fest zu machen und dann mit Hilfe der Stegnachbarn eine Leinenverbindung an Land herzustellen, über die man in die Box verholt.

Eine Wurfleine kann helfen, eine Leinenverbindung nach Luv herzustellen.

Anlegen bei Strömung

Das Anlegen in eine Box bei Seitenströmung ist oft eine Herausforderung, die einen unvorbereitet trifft. Wenn man jetzt die Box ansteuert wird man unweigerlich zur Seite getrieben. Selbst wenn der Bug zwischen die Dalben kommt, wird die Strömung das Boot unweigerlich drehen und man muss das Manöver abbrechen.

Die Strömung kann man durch einen Blick auf das Wasser am Dalben erkennen - der Strudel auf der einen Seite ist ein deutliches Zeichen dafür.

Wenn man das Manöver jetzt so fährt, als ob man die daneben liegende Box ansteuern will (und im Zweifelsfall auf das Heck des dort liegenden Bootes steuert), so wird einen die Strömung auf geraden Wege in die gewollte Box treiben. Wichtig ist es jetzt die dem Strom zugeneigten Leinen am Dalben und dann am Steg fest zu machen. Danach hat man Zeit für alles andere.

Bei sehr starker Querströmung kann man zunächst am Luvdalben festmachen und sich dann langsam mit Leinenhilfe verholen.

Beim Anlegen längsseits kann man sich eine Gegenströmung zu Nutze manchen, um an die Pier zu kommen. Fährt man gegen die Strömung exakt mit der Stromgeschwindigkeit, so reicht leichtes Ruderlegen zur Pier, um das Boot seitwärts in eine Lücke zu manövrieren. Entsprechend kommt man auch wieder mit leichter Ruderlage von der Pier weg aus der Lücke heraus.

Man sollte niemals mit der Strömung anlegen, da die meisten Boote rückwärts eingekuppelt deutlich schlechter zu kontrollieren sind als in Vorwärtsfahrt.

Alleine anlegen parallel zum Steg (oder im Päckchen)

Ist man alleine oder nur mit kleinster Crew unterwegs, so werden Hafenmanöver umso schwieriger. Auch das Anlegen am Steg kann zur Herausforderung werden, insbesondere bei ablandigen Wind. Man muss sowohl Vor-, wie Achterleinen gleichzeitig bewältigen, während das Ruder verwaist ist.

Am einfachsten geht es, wenn man hier zuerst eine Leine über die Mittelklampe festmacht und zuerst nur diese fest zieht. Das Boot wird durch die Fender einerseits gut abgefedert, andererseits parallel zum Steg gehalten. Ist die Mittelleine erstmal fest, kann man in Ruhe Vor- und Achterleinen festmachen. Bei Tidengewässern sollte man die Mittelleine danach durch zwei Springs ersetzen. Beim Schwimmsteg kann man die kurze Leine ruhig als Spring belassen.

Man beachte auch die Hinweise unter Eindampfen in die Vorspring!

Eindampfen am Dalben

Manchmal treibt der Bug beim Anlegen nachdem man die Heckdalben bereits passiert hat unweigerlich nach Lee und man droht gar zwischen ihnen und dem Steg quer zu schlagen. Solange das Heck noch am Dalben liegt zeigt das Ruder keine Wirkung, danach fehlt die nötige Fahrt um noch irgend etwas zu retten.

Am besten ist es, das Boot aufzustoppen, möglichst auf halber Höhe zwischen den Dalben. Zieht man jetzt die leeseitige Heckleine (auf der Seite, zu welcher der Bug treibt) stramm und kuppelt auf Rückwärtsfahrt, so zieht der Bug unweigerlich zurück nach Luv. Steht das Boot gerade (oder noch besser man zieht den Bug leicht nach Luv), so kann man das Manöver ohne Probleme zu Ende fahren.

Übrigens handelt es sich hierbei nur um eine andere Variante unseres bekannten Manövers "Eindampfen in die Spring".

TIP bei Seitenwind / -strömung: Sind Sorgleinen zwischen Dalben (Pfahl) und Steg gespannt, kann man auf der Luvseite die Vorleine auf Slipp um die Sorgleine legen und somit das abdriften des Bugs nach Lee verhindern. Gilt übrigens auch beim Ablegen.