Anlegen an Schären

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Seemannschaft

Manöver

So liegt man in den Schären

Schweden, Finnland, Norwegen - überall dort gibt es steile Ufer, an denen man mit dem Boot auf Anlegedistanz herankommt. Der Heckanker fällt, zwei Leinen an Land, und man hat eine eigene Insel mit Sonnenuntergangsfelsen und allem drum und dran. Siehe auch Jedermannsrecht.


Damit das ein Vergnügen bleibt, gilt es einige Dinge zu berücksichtigen:

Liegeplatzauswahl: Jeder wird selbstverständlich einen Platz in Lee suchen. Aber bleibt das auch bis morgen früh Lee? Der kurzfristige Wetterbericht ist wichtig für einen ruhigen Schlaf. Wer will schon in den frühen Morgenstunden feststellen, daß er plötzlich bei Beaufort 5 auf Legerwall liegt und auf Gedeih und Verderb seinem Heckanker ausgeliefert ist? Für solche Fragen sollte man übrigens den lokalen Wetterberichten eher vertrauen als irgendwelchen deutschen. Die kennen sich an ihren Küsten einfach besser aus.

Heckanker: Der muß natürlich nicht dasselbe Kaliber haben wie der Buganker. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder ist er ja nicht dafür verantwortlich, das Schiff gegen jeden Wind und Strom im offenen Wasser alleine zu halten. Er soll ja nur das Heck auf Position halten. Heckanker haben übrigens die unangenehme Eigenschaft, beim Fallen oder Aufholen gegen das Boot zu schlagen. Nimmt das Gelcoat übel. Es gibt für praktisch jede Heckform geeignete Ausleger für das Ankergeschirr, mal am Heckkorb befestigt, mal direkt auf dem Spiegel. Sollte man haben.

Vorleinen: Wie am Steg üblich zwei Stück in geeignetem Zugwinkel.

Stehen in guter Zugrichtung Bäume, sind die der "Poller der Wahl". Aber Achtung: Die Bäume müssen ausreichend alt sein, so etwa 20 Jahre, und grün. Junges Gemüse scheidet ebenso aus wie abgestorbenes Gehölz. Erstere haben Wurzeln, die kaum in der Lage sind, den Baum selbst zu halten, letztere fallen bereits auf Zuruf um, selbst wenn sie noch so stabil aussehen.

Gibt es in geeigneter Richtung keine Bäume oder stehen die zu weit weg, kommt das Felseisen zum Zug: Hiervon gibt es zwei Typen, gerade und gewinkelt. Warum das so ist, erschließt sich einem sofort beim praktischen Gebrauch an den verschiedenen Spalten, die oft nur eine der beiden Formen zulassen. Von jeder Sorte braucht man zwei Stück. Eingetrieben werden sie mit einem soliden Hammer. Der oft beobachtete kleine Heimwerkerhammer reicht zum Befestigen des Eisens selbst, nicht etwa des ganzen Schiffes. Wir benutzen einen 1 kg-Fäustel. Zum Lösen der Eisen vor dem Ablegen ein paar Hammerschläge links und rechts, dann wackeln sie und gehen raus.

Gute Felsspalten sind etwa so dick wie das Eisen selbst, laufen nicht keilförmig zu und verlaufen möglichst nicht in Zugrichtung der Leine.


Landgang: Vor dem Anlegen überlegen: "Wie komme ich an Land?" Felsen mit über 40° Neigung und ohne Vorsprünge kann man nicht besteigen, also kann man hier auch nicht anlegen. Stehen kleinere Bäume dicht dabei, an denen man sich festhalten kann, gelingt allerdings auch unter schwierigen Verhältnissen der Aufstieg. Das kann sich rasch ändern, wenn Felsen durch Regen oder Tau nass geworden sind: Der immer vorhandene (wenn auch nicht immer sichtbare) Belag mit Flechten, Algen und Moos verwandelt sich in Schmierseife!! Dann ist man froh, wenn der Felsen doch nicht so steil ist. In jedem Fall hilfreich ist eine Bugleiter, die nicht zu kurz sein sollte.


An sehr steilen Felsen kann man auch längsseits anlegen, wenn auch unter Wasser nichts im Wege ist. Wir machen so etwas nur dann, wenn auf einer großmaßstäblichen Karte die 3-m-Linie deckungsgleich mit der Uferlinie ist und wenn der Uferfelsen mindestens bis Deckshöhe fast senkrecht ist, weil sonst früher oder später die Fender rausspringen. Hier ein beispiel: