Mann-über-Bord Manöver

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Seemannschaft

Manöver

Allgemeines und Grundsätzliches

Ein Überbordgehen eines Crewmitglieds ist immer eine sehr kritische Situation. Schnelles und richtiges Handeln ist extrem wichtig.

Ausguck, Rettungsmittel und Crew Alarmierung

Sobald ein MOB gemeldet wird, muss der Rudergänger bzw. der Schiffsführer alle notwendigen Maßnahmen einleiten, um den Über-Bord-Gegangenen wieder an Bord zu holen. Hierzu gehört:

1) Lauter Ausruf desjenigen der das MOB beobachtet hat (in der Regel der Schiffsführer oder der Rudergänger): "Mann über Bord / Man over board!" Hiermit leitet der Ausrufer das MOB-Manöver ein.

2) Der Schiffsführer oder der Rudergänger übernimmt die Koordination des MOB-Manövers.

3) Lauter Ausruf des Schiffsführers/Rudergängers: "Alle an Deck / All hands on deck!"

3) Der Schiffsführer bzw. der Rudergänger bestimmt eine Person, die ausschließlich den Überbordgegangenen beobachtet und mit ausgestrecktem Arm auf dessen Position zeigt.

4) Weitere Crewmitglieder werden angewiesen, die Rettungsmittel (Leine, Ring, Gegenstände die schwimmen etc.) zum Ausbringen vorzubereiten.

5) Alle Crewmitglieder halten Ausguck und geben Hinweise hinsichtlich der Position des Überbordgegangenen, wenn dieser zeitweise oder ganz aus dem Blickfeld gerät.

Gerade bei Seegang und nachts gerät die Person (sichtbar ist maximal der Kopf) sehr schnell aus der Sicht

Ein Rettungsmittel soll sofort zu der treibenden Person ausgebracht werden, wenn es diese erreichen kann (Anweisung). Wenn vorhanden, eine lange Rettungsleine ("Livesling") ausbringen, um den MOB kreisförmig zu erreichen.

Bei Bewußtlosigkeit des MOB, muss dieser mit dem Boot erreicht werden und von der Crew aktiv geborgen werden.

Die MOB-Taste des GPS ist zu drücken, für den Fall, dass eine größere Suchaktion erforderlich werden soll.

Notruf (Mayday) absetzen. Dieser Punkt kann nicht überbetont werden. Gerade bei kleinen Crews ist ein Überbordgehen absolut lebensbedrohlich. Das Überleben kann von Minuten abhängen. Daher, wenn auch nur der allergeringste Zweifel besteht, ob man die Person wieder an Bord bekommt, sofortiges Mayday. Das richtige Absetzen von Mayday, der Einsatz der MOB-Taste, der Distress-Alarm müssen unbeding schon bei der Schiffs- und Sicherheitseinweisung allen Crew Mitgliedern erklärt werden. Distress Taste kurz gedrückt=Notfall im Menü auswählen, dann mindestens 3 Sekunden gedrückt halten.Jetzt startet am Display ein Count down. Erst jetzt wird der Funkspruch abgesetzt. Die Missachtung dieser Regel hat schon Menschenleben gekostet!

Klassifikation von MOB Manövern

Bei MOB Manövern kann man verschiedene Aspekte unterscheiden:

  • Crewstärke und -einsatzbereitschaft: eine einsatzbereite Regattacrew kann anders und mit komplizierteren Manövern auf ein MOB reagieren, als eine in der Sonne dösende Urlaubscrew oder eine sehr kleine, zum Teil unter Deck befindliche Crew.
  • Sicht: Seegang kann die im Wasser treibende Person sehr schnell aus den Augen verschwinden lassen. Bei Seegang oder schlechter Sicht sollten Manöver bevorzugt werden, die keinen unnötigen Abstand zu der Person erfordern.
  • Kurs zum Wind: Je nach Segelstellung sind unterschiedliche Manöver zu wählen.

Im Zweifel gilt: im MOB-Fall das Boot sofort und irgendwie stoppen. Motor einsatzbereit halten. Sofort bei der Meldung "Mann über Bord an Steuerbord " ist die Einhebelschaltung auf "Neutral" zu reissen, damit sich die Schraube nicht mehr dreht, und das Steuer vom Verunglückten wegzudrehen, in diesem Fall "Hart SB", damit das Heck nach BB, also vom Verunglückten weg, schwenkt. Bei Außenbord-Motoren auf keinen Fall den sogenannten "Quickstopp" verwenden, da die Maschine in Bereitschaft bleiben muss.

MOB Manöver

Manöver unter Segeln

Name Kurs Situation Kurzbeschreibung
MOB Manöver mit Q-Wende Vorwind bis Amwind Eingespielte Crew, gute Sicht, auch mit viel Wind Klassisches Schulmanöver. Nach MOB abfallen auf raumen Kurs und drei Schiffslängen weiterfahren, anluven und Wende fahren,raumschots laufen, bis Person auf 1-2 Uhr, dann Nahezuaufschießer
MOB Manöver mit Halse Raumschots bis Vorwind Eingespielte Crew, gute Sicht, wenig Wind Nach MOB fünf Schiffslängen weiterfahren, abfallen und halsen, mit Halbwind weiterfahren, bis Person auf 1-2 Uhr, dann Nahezuaufschießer
Quickstopp Halbwind bis Amwind auch ungeübte Crew, schnelle Reaktion erforderlich Nach MOB sofort anluven mit unveränderter Segelstellung einen Vollkreis fahren (Wende, weiter drehen mit backstehender Fock, Gefahrenhalse, dann aufschießen)
MOB Manöver mit Gefahrenhalse Amwind, dichte Schoten einhandtauglich, schnelle Reaktion erforderlich "Mütze über Bord"-Manöver. Schnelles und einfaches Manöver. Nach MOB kurz durchatmen und hart abfallen, Gefahrenhalse, Schoten loswerfen, Ruder weiterhin hart anluven
MOB Manöver mit Beidrehen (Münchner Manöver) Halbwind bis Amwind auch ungeübte Crew, auch bei viel Wind Schiff auf Amwindkurs bringen, zwei Schiffslängen laufen, Beidrehen über die Wende, auf Person hindriften lassen
Teardrop-Manöver Vorwind mit Spinnaker mit Motoruntersützung gefühlvoll anluven, Vorschot loswerfen, Motor starten, durch die Wende fahren und Person ansteuern


Manöver unter Motor

Unter Motor ist eine vergleichbare Vielzahl von MOB-Varianten nicht notwendig, da hier keine Segelstellungen berücksichtigt werden müssen. Trotzallem muss die Windrichtung einbezogen werden, weil natürlich auch ein Motorboot beim Aufstoppen durch Wind verdriftet.

Details zum Manöver siehe MOB Manöver unter Motor

Bergung

Die MOB-Manöver schließen mit einem Nahezuaufschießer ab, so dass man die im Wasser treibende Person an Luv oder Lee aufnehmen kann. Es ist situationsabhängig, welche Seite vorzuziehen ist.

Bergung in Luv: Vorteil: keine schlagenden Segel und Schoten im Weg, Schiff wird nicht auf das Opfer gedrückt. Nachteil: Schiff kann abtreiben und das Opfer ausser Reichweite bringen.

Bergung in Lee: Vorteil: kein Abtreiben der Yacht vom Opfer weg, Nachteile: Schlagende Schoten, Bordwand kann auf das Opfer gedrückt werden.

Die Bergung einer bewusstlosen oder verletzten Person ist eine eigene Herausforderung. Ohne Hilfsmittel lässt sich die Person - insbesondere von kleiner Crew - kaum an Bord holen. Es wird oft empfohlen, beispielsweise das Spi-Fall zur Hilfe zu nehmen.

Laut BSU sterben die meisten wegen erfolgloser Bergeversuchen. Daher ist es unabdingbar, dass die Bergung einer z.B. 120kg schweren Person im Rahmen der Schiffs- und Sicherheitseinweisung VOR dem ersten Ablegen praktisch durchgegangen wird! Der Skipper muss davon ausgehen, dass er selbst über Bord geht! Dann muss seine Crew wissen wie und was zu tun ist! Die seitliche Bergung mittels Spifall und Winschen muss dabei durchgespielt werden. In nördlichen (deutschen) Gewässern ist man binnen kurzer Zeit unterkühlt, nicht mehr handlungfähig und wird bewußtlos. Daher ist es zielführend, die Überbordgegangene Person mittels Schlauchboot (gesichert an der Yacht) mit zwei Mann Besatzung zu bergen, da das Schlauchboot weniger Freibord hat und die Person leichter und somit schneller aus dem kalten Wasser kommt. Viele Spifallen reichen nur bis zum Deck, um von dort den Spi aus dem Sack zu ziehen und nicht bis ins Wasser. Daher ist die Vorbereitung einer Zusatzleine mit Karabiner zu prüfen. Bei der Sicherheitseinweisung muss eine Hebeprüfung von einer schwachen Person über die Spi-Winsch getestet werden. Kann die schwache Person die schwere MOB-Person nicht heben, muss der Einsatz von zwei Winschen geprüft werden (Tandemprinzip)!

Weblinks

  • Die verschiedenen professionellen SAR-Suchverfahren bei MOB, inklusive Kurszettel fürs Navi-Schapp, bei www.sicher-segeln.com. Verhalten im Wasser, Überlebenschancen, sichere MOB-Manöver für kleine Crews.