Benutzer:Peter/Törnbericht Überführung Kiel-Spanien

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Törninfos

Zeitraum: 28. April - 15. Mai 2002

Start: Kiel Stickenhörn

Ziel: Vilamoura/Portugal

Schiff: MAUNA LUA unter schweizer Flagge, First 405, Bj. 1986

Links zu Skipperguide: Ostsee - Kiel Laboe, Nord-Ostsee-Kanal, Nordsee, Englischer Kanal (Falmouth), Atlantik - Biskaya (La Coruna, Kap Finisterre)
So, 28.04.02 (Kiel Stickenhörn)

Offizieller Start des Törns. In Laufe des Tages treffen alle Mitsegler ein.

Erster Eindruck des Schiffes: Gemischt. Das Teakdeck sieht nicht mehr taufrisch aus, die obere Steuerbord-Reling fehlt, das Schiff hatte leichte Schlagseite nach Backbord. Erstmal abwarten...

Danach Kennenlernen des Schiffs, Ausrüstung kontrollieren, Schreiben einer Einkaufsliste, Reling montieren. Der Eindruck des Schiffs besserte sich, die Schlagseite lag vermutlich daran, dass die Segelsäcke Backbord lagen.

Plan A für die nächsten Tage: Montag nach Laboe zum Zoll, Einkaufen, dann Nord-Ostsee-Kanal nach Brunsbüttel, evtl. weiter nach Cuxhafen.

Abends erfahren wir: SW-W 7 in Elbmündung (d.h. in der Ausfahrt des NOK), keine Chance, dort raus zukommen. Eine andere Yacht hat es schon versucht – nach Stunden Kampf haben sie es offenbar aufgegeben. Frühestens Dienstag Abend ist Besserung in Sicht.

Mo, 29.04.02 (Kiel Stickenhörn – Laboe)

0800 Aufstehen, Duschen, Frühstück.

Plan A muss variiert werden - Recht starker, böiger Wind (6 Bft, in Böen Spitzen bis 9) steht auf die Box, in der das Schiff liegt. Der Platz im Hafen zum manövrieren ist sehr begrenzt, und wegen dem Faltpropeller sind wir zusätzlich eingeschränkt. Zum Ablegen soll auf schwächeren Wind gewartet werden, also: erst Einkaufen, dann Laboe.

Einkäufe in Kiel

Das Einkaufen für Törns ist immer ein Erlebnis. Diesmal, für 6 Personen und 3 Wochen: fünf Einkaufswagen voll, unter anderem: 6 Paletten Cola-Light, 4 Paletten Cola, 2 Paletten Dosenbier. Insgesamt 605 Euro bezahlt. Eigentlich hätte man doch wenigstens ein paar persönliche Dankesworte vom Filialleiter erwarten dürfen, oder? Zumindest wurde eigens für uns eine eigene Kasse aufgemacht...

Gegen 1700 legen wir in einer kurzen Phase schwächerem Wind ab und beginnen die lange Fahrt nach Laboe (ca. 2 sm) unter Motor. Kaum haben wir dort festgemacht, nimmt der Wind wieder zu, zusätzlich setzt Regen ein. Gute Gelegenheit, es sich unter Deck gemütlich zu machen.

Abendessen: Spaghetti mit Broccoli-Sahne-Sauce.

Di, 30.04.02 (Nord-Ostsee-Kanal)

0730 Aufstehen, Ausklarieren und raus ohne Frühstück. Segel hoch, endlich segeln! Die ganzen 2-3 sm zur Einfahrt NOK gekreuzt.

Die MANUA LUA in Laboe

Wetter: nach wie vor: SW 5-6, Böen. Wechselhaft: Schauer, Sonne, Böen.

Temperatur: vielleicht 5-10°C, mit 2 Pullovern und Ölzeug akzeptabel.

Um 1130 Schleusen wir in den NOK. Beim Ablegen aus der Schleuse noch Festmacher verloren: Lag auf Slip und ließ sich nicht mehr rausziehen. Direkt nach der Schleuse also nochmal angelegt und zu Fuß den Festmacher geholt.

Dann geht die Fahrt durch den NOK. Anfangs Sonne! Frühstück an Deck mit Rührei, Speck etc. Irgendwie war uns das Wetter aber nicht wirklich wohlgesonnen: Während des Frühstücks fing es schon an, zuzuziehen, erste Tropfen fielen vom Himmel. Wolken, Regen und Kälte begleitete uns letztendlich durch den gesamten Kanal.

Der Nord-Ostsee-Kanal

Der NOK ist wie ein ruhiger Fluß. Unter Motor fährt man dahin, die Uferböschung immer in greifbarer Nähe. So müssen sich Binnenschiffer fühlen: gemächlich dahintuckern an grünen Landschaften vorbei. Gelegentlich sieht man einen Angler, Fahrradfahrer oder Spaziergänger, ansonsten Stille (abgesehen von unserem Motor natürlich). Gegen abend, um ca. 2100 machen wir in Brunsbüttel fest. Es ist eine witzige, kleine Marina direkt an der Schleuse zur Elbe. Ständig fahren dicke Schiffe in greifbarer Nähe vorbei. Imposant, wenn man unter Deck aus einer Luke nach oben schaut und die Aufbauten dieser Schiffe vorbeiziehen sieht.

Wetter: bewölkt, Wind: 4

Temperatur: 3 Paar Socken, 2 Pullover, Ölzeug, Handschuhe, kühl.

Innentemperatur: 16°C

Mi, 01.05.02 (Ablegen Richtung England)

Aufstehen gegen 0800 und klar zum Auslaufen machen. Vorher noch das Flaggenproblem lösen; auf dem Schlag von Laboe zum NOK ist uns fast unser Adenauer – respektive – Willhelm-Tell (unsere schweizer Flagge) baden gegangen, einer der zwei Bändsel hatte sich bereits gelöst. Damit aber nicht genug, zusätzlich rauschte die Leine aus, welche die Gastlandflagge & Radarreflektor hielt. Also muss jemand in den Mast und die Leine wieder an der Saling durchführen. War eine gute Übung, denn es war nicht das letzte Mal auf diesem Törn werden, wo der Bootsmannstuhl zum Einsatz kommt.

Gegen 1100 geht es dann los: Tanken und dann Schleusen. Ein kauziger Tankwart, der sich während des Tankens erstmal genüßlich eine Zigarette anzündete, erklärte uns, Nordsee sei Mordsee und wünschte uns einen schönen Törn.

Die Nordsee

Wind SW 6-7, abnehmend.

Trotz setzendem Hochwassers beschließen wir, loszusegeln. Die Ebbe würde erst gegen 1700 einsetzen, was uns zu spät wäre.

Wetteraussichten: zur Zeit noch gut, morgen umlaufende Winde, Tief über Irland.

Plan: in einem Stück nach Falmouth (an der Süd-West-Spitze von England), um schlechtes Wetter im Kanal zu vermeiden.

Schlag aus der Elbmündung funktioniert trotz 3 kn Gegenstrom. Sonne scheint, jetzt beginnt der Törn....

Wachplan für die nächsten Tage: 6-6-4-4-4 (heißt: Tagsüber Wachen von 6h, Nachts 4h), immer 3 Leute.


Do, 02.05.02 (2. Seetag)

Gegen 0000 Helgoland in Sichtweite (ca. 6 sm) Stb querab gelassen. Wind schläft langsam ein, irgendwann wird der Motor gestartet.

Es steht eine kurze Welle von vielleicht 1-1.5m direkt von vorne. Niemand kann sich wirklich von leichten Magenbeschwerden freisprechen.

1230: Wachwechsel. Ich kann ganze 6h Schlafen, welche Freude, bin todmüde.

Heute früh hat sich eine Taube auf dem Schiff niedergelassen. Möglicherweise wurde sie vom Wind aufs Meer getrieben. Sie wirkt recht erschöpft.

Eine Taube zu Gast an Bord

Wetter: gegen 0600 kaum Wind, kaum Welle. Jetzt: Regen, mehr Wind (ca. SO 2-3), wir segeln wieder.

Vorhersage: 4-6, später umlaufend.

Temperatur: 3 Pullover, 3 Paar Socken, Ölzeug; erträglich.

Position: etwa 30 sm nördlich von Ameland.

1630: Flaute, Motor, Kalt, aber wenigstens kein Regen! Sehe sogar einen Sonnenstrahl, ansonsten nur grün-graues Nordsee-Wasser (was eine große Veränderung darstellt: in der Elb-Mündung war das Wasser grau-braun).

2200: Wachwechsel. Schnell schlafen für die Hundewache von 0200-0600. Seit 2100 sind wir wieder unter Segeln. Wind frischt auf, kommt von querab. Fahren Kurs 200° Richtung Dover. Die Welle kommt direkt von der Seite, was ein heftiges Schaukeln zur Folge hat. Der Ausguck ist spannend, überall sind Lichter auszumachen. Bei den meisten Lichtern handelt es sich um Bohrinseln, vereinzelt auch Schiffe.

Die Taube sitzt mittlerweile auf der ausgebaumten Großschot. Wir würden sie gerne unter der Sprayhood sehen, aber die Taube ist ziemlich scheu, hält Distanz zu uns.

Vorhersage: NO 5-6, später 7.

Fr, 03.05.02 (3. Seetag)

0630: Wachwechsel. Dunkel, guter Wind, kalte Finger. Der Sonnenaufgang steht bevor. Wir haben das Gebiet mit den Bohrinseln durchquert, aktuell steuern wir mit 190° auf ein Verkehrs-Trennungs-Gebiet zu. Der Wind hat sich abgeschwächt, die See ist deutlich ruhiger.

Die Taube wurde irgendwann zwischen 2200 und 0200 unter die Sprayhood gesetzt. Erfreulich, es war ein trauriges Bild, das erschöpfte Tier auf der Großschot im kalten Wind bei dem heftigem Schaukeln des Schiffs sehen zu müssen. Beim Wachantritt um 0200 war es meine größte Sorge, wie es ihr geht. Auch bei allen anderen galt eine der ersten Fragen beim Wachwechsel der Taube - wo sie aktuell sitzt und wie es ihr geht...

1030: Dahindümpeln. Nur noch 3.5 Knoten Fahrt über Grund. Die Kälte hat mich aus meiner Koje getrieben. Im Salon sind es 14°C, im Vorschiff (wo meine Koje ist), ist es noch kühler. Sowohl die Füße, als auch die Nasenspitze sind eiskalt. Bin aber gerade rechtzeitig zum Frühstück wachgeworden. Es gibt frischgebackenes Bananenbrot, was von der Wache zubereitet wurde. Schon erstaunlich, was man so alles mit einem kleinem Gas-Backofen zubereiten kann.

Die Taube hat sich heute morgen auf das Vorschiff zurückgezogen, auf größstmögliche Distanz. Blödes Tier, wenn wir sie hätten fressen wollen, hätten wir heute Nacht genügend Möglichkeiten gehabt. Auf dem Vorschiff lebt sie gefährlich – die nächstbeste, größere Welle würde sie wegspülen. Zum Glück ist die See momentan ruhig.

Position: Luftlinie nach Brunsbüttel: 209 sm, zurückgelegte Entfernung bisher ca. 270 sm.

Wetter: See ruhig (max. 0.5 Meter), Wind einigermaßen, Temperatur unter aller Sau, Himmel bewölkt.

1900: Position: Irgendwo zwischen Niederlande, Belgien und England. Kurs 220°. Wenn alles glattläuft, sollten wir morgen früh bei Dover sein und segeln dann direkt weiter Richtung Plymouth. Bis Dover sind es noch ca. 100 sm.

Taube: Sitzt jetzt auf der Sprayhood, nachdem sie zuvor ganz vorne am Bugkorb saß - um zu verhindern, dass sie durch eine Welle weggerissen wird, haben wir versucht sie einzufangen, woraufhin sie auf die Sprayhood geflogen ist.

Wetter: ca. 4 Bft, See flach.

Temperatur: relativ warm - auch ohne Ölzeug mit 2 Pullovern erträglich.

Essen: Penne mit Zuccini-Tomaten-Sauce.

Es wird Zeit zum Schlafen...

Sa, 04.05.02 (4. Seetag)

0200: Taube ist weg! Irgendwann gegen 2200 wurde sie aufgescheucht und ist losgeflogen. Nach einem mißlungenem Landeversuch auf der Saling ist sie in unbestimmte Richtung abgedüst. Wir alle hoffen, dass sie es bis zu einer Küste oder einem anderem Schiff schafft.

Wetter: wie sonst auch: Wolken, unzählig viele Sterne, Wind aus NO 4-5 zunehmend.

Temperatur: wie immer

Position: 50 sm vor Dover, freuen uns schon heftig auf Duschen und die englischen Pubs.

1230: Wachwechsel, endlich mal wieder schlafen. Haben gerade Dover passiert.

Zeitweise scheint heute sogar die Sonne. Es tut gut, ihre wärmenden Strahlen auf den Handflächen zu spüren, die Hände waren bereits steifgefroren. Ich spüre, wie viel beweglicher die Finger werden, wenn sie von den Sonnenstrahlen berührt werden. Nett von Rasmus, uns gerade jetzt Sonne zu gönnen und die weißen Felsen von Dover in warmen Sonnenlicht zu präsentieren.

Die weißen Felsen von Dover querab

In den Stunden zuvor gab es Wolken und Regen. In der Koje habe ich mich bereits gewundert, warum es sich so kalt anfühlt, ich hatte sogar das Gefühl, meinen Atem zu sehen. Ein Blick auf die Innentemperatur erklärte es: 11°C.

Dover liegt in Sichtweite querab. Wir segeln bei raumen bis achterlichem Wind Falmouth entgegen. Zwei Tage werden wir voraussichtlich brauchen. Der Landkontakt hat jedoch bereits eine leichte Sehnsucht nach Land geweckt: Dort gibt es Duschen und Pubs! Die Nähe zum Land brachte auch die Zivilisation in Form des Mobilfunknetzes: Schnell wurden Telefonate geführt und SMS abgeschickt.

Wetter: Die Wellen sind ruppig - zwar nicht hoch (max. vielleicht 1-2m), aber kurz und steil von achtern. Schaukelt gut und macht Spaß!

2220: Schlafenszeit (bis immerhin 2 Uhr Nachts) Gerade einen wunderschönen Sonnenuntergang gehabt. Die Sonne tauchte den Himmel in orange-farbenes Licht, welches fantastische Kontraste zu dem flaschengrünem Wasser des Ärmelkanals brachte. Andächtiges Schweigen bei der gesamten Crew während dem Naturschauspiel.

Die See ist sehr ruhig, nur eine sanfte Winddünung. Wir segeln mit halben Wind der Stärke 3, die Fahrt beträgt 5.5 Knoten. Gegen 2045 haben wir den Meridian überquert. Seltsam, dass ab jetzt die Längengrade "rückwärts" gezählt werden.

Flaschengrünes Wasser im englischem Kanal

Zur Zeit liegt Brighton querab, es sind noch 186 sm nach Falmouth. Bereits jetzt ist in Sichtweite der Küste das Licht von Pubs und Duschen zu sehen. Susanne - unsere Skipperin – versichert uns aber, dass es hier keine schönen Duschen gibt, während in Falmouth die besten Duschen der Welt zu finden sind.

Das Wetter ist gut, die Sonne scheint bereits seit Mittag, trotzdem ist es kalt. Unter Deck: 15°C, auf Deck: 2 Pullover, Ölzeug und kalte Finger. Ich hoffe, dass die Wache ab 0200 erträglich wird.

Essen: Risotto mit Naturreis und Käse-Schinken-Sauce.

So, 05.05.02 (5. Seetag)

0600: Schlafenszeit, die Hundewache ist überstanden.

Wieder gab es eine sternenklare Nacht. Ob der Tag "trotzdem" sonnig wird? Bisher gab es fast jede Nacht wolkenlosen Himmel, der jedoch rechtzeitig im Morgengrauem zugezogen ist. War wieder recht kalt: 3 Pullover, trotzdem Frösteln. Eiskalte Hände und Füße, wie so oft.

Passieren gerade die Isle of Wight in Sichtweite. Viel Schiffsverkehr. Parallel zu uns führt eine Schifffahrtsstraße entlang. Einige Schiffe verlassen diese in Richtung Isle of Wight. Auslaufende Schiffe sind zudem schwer von den Lichtern der Insel zu unterscheiden.

1130: Noch 115 sm bis Falmouth. Langsam wird es Zeit für einen Hafentag: wir sind auf dem letzen Trinkwassertank (von insgesamt dreien mit 500 Litern), auch die Vorräte an Cola-Light und Süssigkeiten gehen zur Neige.

Ebene Wasserflächen - das soll die Nordsee sein?

Zur Zeit dümpeln wir bei schwachen umlaufenden Winden. Gerade wurde der Flautenschieber angeschmissen. Die Sonne kämpft sich langsam durch eine dichtere, hohe Schicht von Wolken, es könnte sonnig werden. Urlaubsstimmung, die letzte Wache gönnt sich gerade eine Dose Bier als Betthupferl. Zuvor gab es selbstgebackene Brötchen zum Frühstück.

Es wird wärmer: mit 2 Pullovern ohne Ölzeug friere ich nicht.

1800: Das Meer ist glatt. Kaum zu glauben, dass das der englische Kanal sein soll. Von dem vorhergesagtem N 3-4, auffrischen 5 ist nicht viel zu spüren. Wie eine unebene Betonpiste zieht sich das Meer dahin. Kein Verkehr, kein Wind.

Wir sind mittlerweile 90 sm vor Falmouth, der Motor schiebt uns in Richtung Pubs. Der Himmel ist grau/türkis, leichte Wolken verdecken die Sonne. Ist das die Nordsee?

Die Wende brachte ein Opfer an Rasmus: Ein Schluck Bier, paar Salzstangen und Erdnüsse; kurz vor Wachwechsel setzte ein leichter Nord ein. Unter Groß und Genua 4 kn! Zusätzlich kam die Sonne hervor. Inspiriert durch die Wache heute morgen gönne ich mir zum Wachwechsel auch eine Dose Bier, als Einstimmung auf England und aus Freude über das besser werdende Wetter.

Erstaunlich, wie schnell das Opfer für den Meeresgott gewirkt hatte - warum haben wir es nicht schon vorher gemacht? Susanne - erfahrene Atlantik-Seglerin - hatte die Erfahrung gemacht, dass Rasmus besonders gerne Schokokekse mag - wir dürfen keinesfalls vergessen, in England welche zu kaufen.

2000: Essen: Bratkartoffeln mit Schinken & Ei. Draußen scheint die Sonne, wir segeln(!) mit 5 Knoten. Das Opfer hat offenbar gewirkt.

Mo, 06.05.02. (6. Seetag)

0200: Bei leichtem NW und extrem ruhiger See geht‘s mit 5 Knoten gemächlich in Richtung Falmouth. Im ruhigem Wasser ist deutlich das grüne Glitzern des Planktons zu sehen. Was die Evolution wohl dazu veranlaßt hat, phosphoreszierendes Plankton entstehen zu lassen?

Falmouth ist noch 40 sm entfernt, Start Point liegt hinter uns, Plymouth querab. Am Vormittag dürfte es soweit sein.

Auch wenn es tagsüber recht warm war, jetzt in der Nacht ist es ziemlich kalt. Ich freue mich, mich endlich in die Koje zu legen.

Gegen 1045 machen wir in Falmouth fest. Seltsames Gefühl, plötzlich wieder am Steg zu liegen, aber schön. Von der Marina aus sieht man die Stadt, doch irgendwie ist es irritierend – alles wirkt ausgestorben, kaum Menschen, kaum Verkehr (Später erfahren wir, dass der heutige Tag in England ein Feiertag ist).

Das obligatorische Anlegerbier wird eingenommen, die Anspannung der letzten Tage löst sich. Die Kombination aus Schlafmangel, Alkohol und Mittagszeit tut ihre Wirkung. Rückblickend war es kalt & anstrengend gewesen, 709 sm liegen hinter uns (649 sm seit Brunsbüttel), eine gewisse Freude, endlich im Hafen zu sein läßt sich nicht leugnen.

Anschließend geht’s unter die lang ersehnten Duschen. Welche Wohltat! Objektiv betrachtet waren die Duschen zwar nicht so toll, wie versprochen (weder regulierbarer Wasserstrahl noch regulierbare Temperatur), aber subjektiv gesehen fantastisch und ohne Duschzeitbegrenzung.

Falmouth

Falmouth ist ein nettes kleines, typisch englisches Urlaubsstädchen mit vielen Pubs und Ramschläden. Es macht Spaß, durch den Ort zu ziehen und die Schaufenster voller Kitsch zu betrachten. Zum Mittag essen wir original englische Fish&Chips. Zu meinem Erstauen ist es gar nicht so eklig, wie ich es von meinem letzten England-Aufenthalt in Erinnerung habe – der Fisch ist richtig frisch, die Chips nicht übermäßig fett-triefend.

Gegen abend ist die Erkundung der Pubs angesagt. Tapfer halten wir bis zur Last-Order durch, fallen aber anschließend ins Bett, respektive Koje und schlafen bis 0900 Uhr durch.

Die Planung für die nächsten Tage: Dienstag Hafentag, Wäsche waschen, Einkaufen und relaxen. Auslaufen frühestens Mittwoch.

Di, 07.05.02 (Falmouth)

Heute ist Regen angesagt: Dicke, kalte Tropfen aus einer geschlossenen, tiefhängenden Wolkendecke. Nach einem ausgiebigen Frühstück an Deck setzt er ein. Auch das sonstige Wetter in Europa ist nicht sehr vielversprechend: Cornwall 12°C, Lissabon 20°C, Faro 22°C. Wollen wir hoffen, dass es besser wird.

Die Crew verteilt sich. Jeder braucht ein bischen Zeit für sich. Der kommende Schlag über die Biskaya wird voraussichtlich 5 Tage dauern, so dass etwas Alleinsein guttut. Das erste Mal während des Urlaubs komme ich dazu, ein Buch zu lesen.

Gegen abend wird dann nochmal gemeinsam die Stadt erkundet. In einem Pub namens „Spanish Fly“ nehmen wir unser Abendessen ein und versacken dort bei der Gelegenheit. Ein gemütlicher Laden, der im Kneipenbereich bequeme Couchen hat. Nach der Last-Order setzt sich noch der Besitzer zu uns und zeigt uns Fotos von einem Racer, den er vor 2 oder 3 Jahren von Falmouth nach Kiel überführt hatte. Imposantes Schiff mit 4 Salingspaaren am 39,5 m hohen Mast. Leider war die Regattateilnahme nicht vom Erfolg gekrönt, weil sich direkt bei dem Start eine HR (?) in die Seite gebohrt hatte – mit einem sauberen, V-förmigen Loch in der Seite zur Folge.

Wetteraussichten: Für kommenden Sonntag ist am Kap Finisterre S7, Böen 8-9 vorhergesagt. Wir werden voraussichtlich Sonntag dort sein und müssen dort genau nach Süden. Sieht nicht gut aus, bei diesem Wind haben wir schlechte Karten. Warten wir die nächste Vorhersage ab, aber falls es sich nicht ändert, macht es keinen Sinn, morgen auszulaufen.

Mi, 08.05.02 (Ablegen Richtung Bayona)

Die langfristige Wetteraussicht bessert sich – für Sonntag werden nur noch S3-4 fürs Kap Finisterre vorhergesagt. Nach langem Ausschlafen legen wir gegen 1200 ab.

Wärme! Bei Sonnenschein geht es in Richtung Biskaya. Zwei Pullover und Jeans reichen, kein Ölzeug, keine Handschuhe, keine kalten Füße! Das Vorschiff wird zum Sonnendeck.

Das Wasser hat sich verändert, die flaschengrüne Farbe des Ärmelkanals ist einem Tiefblau gewichen. Man spürt den Atlantik: Eine sehr lange, flache Dünung kommt aus West. Sie wird von kürzeren Wellen aus Ost überlagert, ein angenehmes Schaukeln setzt ein.

Aus dem angesagten N3-4 ist nur ein N2 geworden. Nach einigen Stunden motoren stehen gegen Abend wieder die Segel. Die Genau flattert, die Blöcke schlagen laut aufs Schiffsdeck. Die Zeit, rechtzeitig über die Biskaya zu kommen, ist wetterbedingt knapp. Notfalls müssen wir weiter unter Motor laufen. Wir haben Diesel für ca. 28 Stunden, 3.5 Stunden sind davon bereits verbraucht. Plan B sieht einen „Boxenstop“ irgendwo in Frankreich Nähe Brest vor, um zu tanken. Damit müssten wir aber viel zu weit nach Osten, der gesamte West-Vorteil wäre verschenkt. Mal abwarten.

Die Wachen sind jetzt viel lockerer: jeweils nur 2 Leute werden auf Wache gehen, so dass 4 Stunden Wache von 6 Stunden Freiwache gefolgt werden.

Do, 09.05.02 (2. Seetag)

0815: Wachende. Die Nacht war kalt, aber erträglich. Die gesamte Nacht dümpelten wir mit 4-5 Knoten und Wind aus Nord. Mittlerweile trennen uns bereits 95 sm von Falmouth.

Der Morgen ist vielversprechend. Die Sonne ließ alle Wolken verschwinden, der Wind nahm auf 3-4 zu. Mit über 7 Knoten geht es Bayona entgegen, 430 sm liegen vor uns.

1800: Schönwettersegeln! Blauer Himmel, Sonne, schätzungsweise 18°C. Die kurzen Hosen wurden bereits ausgepackt. Ein guter NNW 3-4, Fahrt 5-7 Knoten, zum Teil unter Schmetterling. Bei allen ist sichtliche Freude über das Wetter zu erkennen. Wachegehen mit Jogginghose und einem Pullover – Traumhaft! Zur Krönung gibt es einen aufwändigen Reisauflauf zum Essen. Mittlerweile liegt Falmouth 155 sm hinter uns.

Zwischendurch gab es noch einen leichten Adrenalin-Kick. Vom Vorschiff aus rief jemand, dass recht voraus etwas im Wasser treibt. „Hol‘ mal jemand den Bootshaken“. Während ich auf der Suche nach dem Bootshaken die Backskiste durchwühlte, kam plötzlich ein aufgeregtes „Abdrehen! Abdrehen!!“. Knapp 3 Meter entfernt trieb etwas an uns vorbei, was die Form einer Fliegerbombe hatte, vielleicht 50 cm lang und blau-orange. Übungsmunition? Immerhin sind Kanal und Biskaya U-Boot-Übungsgebiet. Was auch immer es war, es war wohl besser, es nicht zu rammen.

Fr. 10.05.02 (3. Seetag)

Was für eine Nachtwache! Mit 7 Knoten bei raumen Wind (Stärke 4) durch die dunkle, mondlose Nacht. Es wird wärmer. Zwar bin ich immer noch in voller Montur, jedoch habe ich keine kalten Füße und Hände mehr.

Kurz nach Mitternacht sieht man plötzlich drei Objekte im Wasser, die sich schnell in einem Bogen auf unser Schiff zubewegen. Sie hinterlassen einen phosphoreszierenden Schweif. Nach dem seltsamen Treibgut am Tage schießen einem Fragen durch den Kopf – nach einer Treibgut-Bombe jetzt ein U-Boot-Angriff mit Lenktorpedos? Doch statt des Einschlages passiert nichts. Plötzlich sieht man auf der anderen Seite des Schiffes etwas im Wasser, was einen phosphoreszierenden Schweif erzeugt. Es dämmert mir: Delfine! Fast 1.5 Stunden leisten sie uns Gesellschaft. 8 Tiere sind auszumachen, wie sie von der Seite anschwimmen, in der Bugwelle das Schiff begleiten und plötzlich unter und wieder auftauchen. Alles umgeben von dem gespenstischen grünlichem Schimmer. Das Meer lebt! Etwas später sind ganze Teppiche eines leichten Schimmerns auszumachen. Fischschwärme, die durch ihre Bewegung das Plankton zum Leuchten bringen? Irgendwann leuchtet das ganze Meer unter uns. In dem leichten Schimmer sind zusätzlich hellere Blitze auszumachen. Wie mit einer Röntgenbrille kann man in das Wasser sehen. Stundenlang könnte ich diesem Naturschauspiel zusehen.

1500: Mittagessen: Nudeln mit Thunfischsauce. Gelassen geht es mit 4-5 Knoten bei Westwind dahin. Noch 245 sm bis nach Bayona. Der Himmel ist bewölkt, vereinzelt gibt es Schauer, es ist jedoch nicht kalt. Mit zwei Pullovern ohne Ölzeug ist es angenehm.

Die See hat heute ein tiefes Blau, eine leichte Dünung kommt aus West, ansonsten gibt es kaum Welle. Rasmus wurde bereits einer der besonders guten Schokokekse – die eigens als Opfergabe gekauft wurden – geopfert. Bisher jedoch ohne Erfolg. In den vergangenen Tagen hat sich gezeigt, dass etwa ein Schokokeks alle 6 Stunden für einen gleichmäßig guten Wind sorgt. Hinter Falmouth haben wir wegen der Flaute geopfert, was das Zeug hielt: Himbeergeist, Kekse, Erdnüsse, Cola, Cola-Light. Aber auch da hatte es eine Weile gedauert, bis das Opfer angenommen wurde. Also heißt es warten.

Kurz besuchen uns ein paar Delfine, sie haben jedoch offenbar nicht die Muße, uns länger zu begleiten und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind.

Die Biskaya

2000: wieder Sonne bei leichter Bewölkung. Mit 6-7 Knoten Fahrt geht es in Richtung Bayona. Offenbar hat das Opfer von heute Nachmittag gewirkt. Leider ist der Wind nicht beständig und schläft zur Nacht hin komplett ein.

Sa, 11.05.02 (4. Seetag)

1500: Strahlend blauer Himmel, Sonne, spiegelglatte See ... und Eiseskälte. Den Versuch eines Sonnenbades auf dem Vorschiff habe ich frühzeitig abgebrochen – zur Vermeidung schwerwiegender Unterkühlung. Schade, vom windgeschütztem Cockpit aus sah das Vorschiff sehr einladend aus.

Wir sind jetzt unweit von Kap Finisterre, in den nächsten Stunden dürften wir es passieren. Die Wettervorhersage verheißt jedoch nichts Gutes: S-SW 5-6, später 7! Das kann Lustig werden, insbesondere weil SW denkbar ungünstig ist, wenn man nach Süden will und sich dabei noch möglichst weit von der Küste im Osten freihalten will. Plan A: Fahrt zu den Azoren antäuschen und dann rein nach Bayona. Das „antäuschen“ hatte schon oft Einfluß auf das Wetter, beispielsweise sorgte ein „angetäuschtes“ Frühstück für Regen, ein „angetäuschtes“ Essenkochen für günstigen Wind zum Ablegen etc.

2000: Der Wind hat gedreht, der angekündigte Südwind ist da. Neuer Kurs: hart am Wind Richtung Südwesten. Das Boot schiebt Lage wie lange nicht mehr. Trotz blauem Himmel scheint das Schönwettersegeln erstmal vorbei zu sein. Irgendwie habe ich mir Südwind auch immer wärmer vorgestellt.

Noch ist die See glatt, aber irgendwann wird sich die Welle aufbauen – dann wird es lustig in der Vorschiff-Koje. Es sind noch 110 sm bis nach Bayona, mit Kreuzschlägen 150 sm.

2200: Die erwartete Welle ist da. Schlafen wird anstrengend. Ständig hebt man von der Koje ab um kurz danach wieder zu landen. Durch die Krängung wird man gegen die Schiffswand gedrückt. Man spürt die Vibration des Rumpfes und dessen Verformung bei jedem Eintauchen in die Welle. Lautstark knarrt der gesamte Innen-Ausbau. Allen Widrigkeiten zum Trotz schlafe ich irgendwann ein.

So, 12.05.02 (5. Seetag)

0200: Wir liegen bei. Keine Chance, bei dem Wind sinnvoll Strecke zu machen. Als ich zu meiner Wache an Deck gehe, erwartet mich vergleichsweise warmer, aber durchgängiger Wind, Nieselregen und Dunkelheit. Irgendwie unheimlich sind die Gischtkämme auf den Wellen um uns herum. Man kann nur die Gischt erkennen, ansonsten ist es absolut dunkel, die Wellen lassen sich nur erahnen. Mittlerweile liegt die Windgeschwindigkeit bei 30-40 kn, also 7-8 Bft. Das Schiff liegt im 3ten Reff und ohne Genua bei. Laut GPS treibt es mit 1.5 kn, an Backbord ist der leuchtende Teppich unseres Kielwassers auszumachen.

Gegen morgen, nach 4 Stunden Wache bin ich froh über meine Koje, die Wärme und Trockenheit und den Schlaf.

Ein Frachter kämpft sich
in Richtung Kap Finisterre

1200: Die Entscheidung fällt: es macht keinen Sinn, weiter nach Bayona kommen zu wollen. Selbst wenn wir gut durchkommen, würde das anlegen nicht ganz unkritisch – die Einfahrt von Bayona ist nach SW offen, so dass die Ansteuerung bei SW Wind und Welle kritisch werden könnte. Neues Ziel ist La Coruna, ca. 90 sm östlich. Der Wetterbericht gibt uns recht: SW 6-7, später 8, Sturmwarnung.

Der Seegang nimmt zu

1930: Die See hat sich bereits gut aufgebaut. Laut DWD ist die Wellenhöhe bei 2.5 m, einzelne Wellen schätze ich auf mehr als 4 m. Im Abstand von wenigen hundert Metern passiert uns ein Frachter. Trotz des geringen Abstands war er zeitweise wegen den Wellen nicht zu sehen. Beeindruckend kämpft sich sein Bug durch die Wellen, die Gischt spritzt meterhoch.

Das Wasser und der Himmel sind stahlgrau. Irgendwann kommt aber auch die Sonne hervor – als matter, leuchtender Fleck in den Wolken. Erstaunlich, dass nur wenige Sonnenstrahlen genügen, das gesamte Szenario in einen freundlicherem Licht darzustellen.

Mo, 13.05.02 (La Coruna)

Um ca. 0600 machen wir fest in La Coruna. Seit Falmouth sind wir 639 sm vorangekommen, insgesamt haben wir 1345 sm im Kielwasser. Es regnet in Strömen und es ist noch stockdunkel. Das Anlegerbier wird während des Morgengrauen eingenommen und noch bewußter genossen als bei der Ankunft in Falmouth. Plötzlich wirkt alles friedlich und ruhig. Endlich ist erholsames Schlafen möglich.

Am Abend wird die Stadt erkundet und in einem kleinem, typisch spanischen Restaurant zu Abend gegessen. La Coruna ist eine im Stadtzentrum hübsche, spanische Stadt. Es gibt unzählige einheimische Restaurants und Bars, macht jedoch keinen touristischen Eindruck.

La Coruna

Zurück am Schiff gibt es dann eine Überraschung: Die Tide hat das Schiff weit abgesenkt, so dass zwischen Kai-Mauer und Schiff ca. 3 m liegen. Nach anfänglicher Ratlosigkeit klappt es dann, an einer Want entlangeführten Fallen herunterzuklettern um an Bord zu kommen.

Möglicherweise wird La Coruna der letzte Hafen dieser Reise sein: Der Wetterbericht sagt weiterhin S-W 6 und mehr voraus, das nächste Tief steht bereits in der Warteschlange und kommt voraussichtlich Donnerstag.

Di, 14.05.02 (La Coruna)
Der Landgang ist bei Niedrigwasser ein wenig beschwerlich

Kurz nach 9 Uhr morgens werden wir durch ein lautes Zischen geweckt: Durch die Feuchtigkeit unter Deck hat sich eine Rettungsweste geöffnet. Schön, dass es nicht schon unterwegs passiert ist. Insgesamt öffnen sich 4(!) Schwimmwesten.

Tagsüber können wir die Seele baumeln lassen und La Coruna genießen. Der Sommer ist da: Mit T-Shirt und z.T. kurzer Hose ist es richtig angenehm. Auch das Klettern aufs Schiff bei Niedrigwasser wird Routine.

das alte Babystag tut's nicht mehr

Nebenbei sind ein paar Arbeiten am Schiff fällig: wie wir gestern festgestellt haben, ist irgendwann unterwegs das Babystag gebrochen. Eine Festmacherleine, geführt über einen Flaschenzug soll das Babystag ersetzen. Sie setzt zwar am Mast tiefer an und ist nicht so steif wie das vorherige Stag, ist aber besser, als gar nichts. Zusätzlich ist sie sogar ins Cockpit geführt. Wer hat sonst sowas: ein vom Cockpit trimmbares Babystag?!

Mi, 15.05.02 (La Coruna)

1200: Sonne, Sommer, 20°C und mehr. So läßt es sich aushalten. Wir machen uns klar zum Auslaufen. Vor dem Tief am Donnerstag müssen wir um das Kap Finisterre, oder wir können es vergessen. Unklar ist jedoch noch, wie der Wind in den nächsten Stunden dort sein wird.

unter Deck ist es recht wohnlich und dank des ganzen Ölzeugs ein wenig feucht - Vier Schwimmwesten sind bereits aufgegangen

1630: Nach intensiven Internet-Recherchen bzgl. Wetter und Studium anderer Wettervorhersagen ist die Lage unklar: von Flaute bis Süd 8 ist alles vorhergesagt. Die pessimistische Vorhersage scheint plausibler und so fällt die Entscheidung: Nicht mehr auslaufen! Zu dieser Entscheidung hat auch die Aussage des Riggers, der das Ersatzstag anfertig, beigetragen: Auch mit dem improvisierten Babystag sollten wir nicht gegen die Welle ansegeln oder motoren – am Kap Finisterre sind es laut DWD zur Zeit min. 1.5 m Welle mit Tendenz nach oben.

Ein Sturmtief zieht gerade westlich von Portugal in Richtung Norden. Maximal hätten wir ein Zeitfenster von 24h. Zuviel Risiko für zuwenig Nutzen.

Plan: Freitag abend Mietwagen nehmen und nach Faro durchfahren. Dort wird am Samstag die Ersatzcrew ankommen und den Wagen wieder nach La Coruna fahren. Bis dahin ist entspannen und Urlaub angesagt...

Kleiner, mehrgängiger Abendsnack aus der Bordküche
Schlußbemerkung

Anfangs war ich mir unsicher, ob ich diesen Törn buchen soll - mit mir bis dato unbekannten Leuten drei Wochen auf engsten Raum leben? Drei ganze Wochen?

Ich habe mich dafür entschieden und keine Sekunde diese Entscheidung bereut. Die Stimmung an Bord war ausgesprochen gut, der Törn ein Erlebnis wert!

Das eigentliche Ziel des Törns konnten wir leider nicht erreichen. Das "Sahnehäupchen" des Törns - Schönwettersegeln in der Algarve - blieb uns versagt. Das ist schade, aber zu verkraften. So hatten wir ein paar schöne Tage in La Coruna und auch wenn das Wetter uns nicht immer wohlgesonnen war, so hatten wir die meiste Zeit optimale Bedingungen... Seglerisch sind wir voll auf unsere Kosten gekommen.

Die MAUNA LUA war ein ausgesprochen gutes Schiff. Komplett anders als nach dem ersten Eindruck war sie extrem gut in Schuss. Sie lag perfekt im Ruder, so perfekt, dass man sich gelegentlich - aufgrund des geringen Widerstandes - fragen musste, ob das Ruder überhaupt noch dran ist. Mit Nässe gab es keine Probleme, selbst während des ständig überspülten Vorschiffs bei Kap Finisterre drangen nur einzelne Tropfen in den Innenraum. Seglerisch war es eine Freude, sie zu segeln: bei leichtesten Winden sprang sie an, schweres Wetter nahm sie gelassen dahin.

Auch, wenn ich unterwegs - insbesondere ausgelaugt durch Kälte und Schlafmangel - den Gedanken hatte, mein nächster Törn sollte relaxtes daysailing in Kroatien oder Inselhopping in Griechenland werden, so würde ich - wenn ich die Chance hätte - diesen Törn jederzeit nochmal machen - am Besten sofort.

(c) 2002 Peter Schrey