Straße von Gibraltar

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Blick Tarifa-Tanger
Blick Tanger-Tarifa
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Allgemein

Die Straße von Gibraltar ist eine der am dichtest befahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt. Es ist ein Verkehrstrennungsgebiet eingerichtet.

Der Verkehr wird von der Küstenfunkstelle in Tarifa (Tarifa Traffic VHF 10) überwacht. Alle größeren Verkehrsteilnehmer müssen sich hier anmelden und Angaben über den letzten Hafen, den Zielhafen, die Anzahl der Crewmitglieder und die Ladung machen. Yachten können ebenfalls Tarifa Traffic in Anspruch nehmen, z.B. als Hilfe zur Navigation bei Nebel.

Yachten sollen für die Durchquerung der Straße die Bereiche zwischen dem Verkehrstrennungsgebiet und der Küstenlinie im Norden und Süden verwenden.

Wegen Flüchtlingsproblematik und Drogenhandel ist mit Kontrollen durch die Küstenwache auf beiden Seiten der Straße zu rechnen.


Wetter

Das Tor zum Atlantik wird bestimmt durch die Düsenwirkung in der Strasse von Gibraltar. Vorherrschende Winde werden um bis zu 2 Beaufort verstärkt, so dass häufig Starkwind anzutreffen ist.


Die Straße von Gibraltar ist vielleicht eine der Wasserstraßen, in der meistens Wind herrscht, mit einer Besonderheit, dass die Windrichtung unregelmäßig von einer Richtung in die andere schwingt. Es kommt vor, dass der Wind 3-4 Tage lang in eine Richtung weht, dann innerhalb weniger Stunden abnimmt und danach für 3-4 Tage aus der entgegengesetzten Richtung kommt, oder „abstirbt“ um danach weiter in die gleiche Richtung zu blasen. Dieses „Verhalten“ hängt damit zusammen, dass die Straße von Gibraltar zwischen 2 großen Wasserkörpern liegt, dem Atlantik im Westen und dem Mittelmeer im Osten, beide mit ihrem eigenen Wettersystem. Das Atlantikwasser tendiert kühler, die Luftmassen darüber verhalten sich unbeständiger, während das Mittelmeerwasser wärmer und die Luftmassen stabiler sind. Zieht man eine imaginäre Linie von Süd nach Nord durch die Straße, dann dominiert das Wettersystem das den höheren Luftdruck hat. Der Wind bläst dann vom höheren in Richtung des niederen Drucks, durch die Straße, meistens rechtwinklig zu den Isobaren. Die Ursache liegt in den Gebirgszügen auf beiden Seiten, südlich und nördlich der Straße. In der Strasse wird aus einem 4 er–Wind windseits, am Ende der Straße oft ein 6 er – Wind, dies gilt für beide Windrichtungen. Es wird abgeraten mit dem Spinnacker durch die Straße zu fahren. Ein zahmer 3 er, 4 er – Wind bei Gibraltar wird sehr wahrscheinlich bei Tarifa zu einem 6 – 7 er. Das Ansteigen der Windstärke geschieht so allmählich, dass es keine Alarmzeichen gäbe, und schon sei es zu spät. Reff 2 oder Reff 3 im Hauptsegel und eine periodische Reduzierung der Genua sei die Taktik des weisen Mannes. Seebrisen können sich besonders an heißen sonnigen Tagen entwickeln. Ein lokales Tief in Mitte der Straße verändert die Situation in ganz kurzer Zeit.

Nebel

Mit Nebel muss man in der Straße von Juni bis September rechnen, gerade in der Zeit, in der viele kleine Fahrzeuge unterwegs sind. Wenn feucht warme Luftmassen über relativ kaltes Wasser (Wasser aus dem Atlantik) strömen steigt die Nebelwahrscheinlichkeit. Es kommt vor, das vor Ceuta eine Nebelbank liegt, bei (ostsetzender Strömung), in Straßenmitte (bei westsetzender Strömumg) klare Sicht herrscht und auf der Nordseite (bei ostsetzender Strömung) wieder Nebelbänke liegen.


Statistik und Aufkommenswahrscheinlichkeit

Windstärke

                       Windstille		1-3		4-5		6-7		8+

                          0,014 %		43 %		49 %		7 %		0 %


Windrichtung

                             nördlich      östlich      südlich      westlich
  
                                1 %         46 %          4 %          49 %


Strömungsgeschwindigkeit des Wassers in Abhängigkeit der Windstärke

                             Bf     4        5        6        7        8	
                             Kn    0,3      0,4      0,5      0,6      0,8


Niederschlagsmenge ( mm ) Sonnenschein Anzahl Tage

                         Gesamt      max.     Gesamt h   klarer Himmel   Nebel

               Mai         38,9      19,9       305,8          2           3
              Juni          5,2       4,2       357,9          9           0
              Juli          1,8       1,4       363,3         14           1
             August         1,0       0,6       318,3         11           2


Strömungsverhältnisse

Eine unterseeische Schwelle zwischen Sizilien und Tunesien teilt das Mittelmeer in ein östliches und ein westlichen Becken, eine weitere Schwelle erstreckt sich zwischen Spanien und Marokko am Ausgang des Mittelmeeres. Nur ca. 300 m tief, behindert diese Schwelle die Wasserzirkulation durch die Straße von Gibraltar und reduziert die Schwankungsbreite der Gezeiten. In Verbindung mit der hohen Verdunstungsrate ist das Mittelmeer mit 3,8 ‰ (im Mittel) viel salziger als der Atlantik mit 3,5 ‰.

Hydrologische Strömung, geringe Niederschlagsmengen und wenige Zuflüsse ersetzen nur etwa 1/3 der Verdunstungsmenge und so wird ein permanenter Zustrom vom Atlantik ausgelöst. Ca. 1 Million m³/s Atlantikwasser fließen mit einer Strömungsgeschwindigkeit von ca. 1 kn von der Oberfläche bis zu einer Tiefe von 150 m Richtung Osten. Das wegen dem höheren Salzgehalt schwerere Wasser sinkt nach unten und schwappt über die mit 300 m unter dem Meeresspiegel relativ flache Schwelle, die sich quer zur Straße von Gibraltar erstreckt, Richtung Atlantik und verursacht unterhalb der Tiefe von 150 m bis zum Meeresboden eine Westströmung. U-Boote berücksichtigen diese entsprechend.

Gut zu sehen sind die "internal waves", die in einer Tiefe von ca. 100m als Turbulenzen der gegenläufigen Strömungen entstehen.

Was für uns interessanter ist und in unsere „Berechnungen“ mit einfließen muß, ist die hydrologische Strömung in der Straße, die im engsten Abschnitt bis knapp 2 kn stark ist, aber auch noch in beachtlicher Entfernung jenseits davon wirkt.

Die Gezeitenstromdaten beziehen sich auf das HW von Gibraltar. Zur Springzeit erreicht der Tidenstrom 3 kn, zur Nippzeit ca. 1,5 kn, er wechselt alle 6 h 20 min die Richtung, aber mit einer Besonderheit : Die Strömung besteht aus 3 verschiedenen Einzelströmen, dem Hauptstrom in Straßenmitte und aus zwei Gegenströmungen entlang der beiden, der nördlichen (spanischen) und südlichen (marokkanischen) Küsten.

Bezogen auf das HW Gibraltar fließen die Tidenströme wie folgt:

Nördlicher Gegenströmumg

           Ost-setzend   zwischen     - 3 h  und  + 3 h
           West–setzend  zwischen     + 3 h  und  – 3 h


Zentralstrom

           Ost–setzend   zwischen        HW  und  + 6 h
           West–setzend  zwischen     – 6 h  und     HW


Südlicher Gegenströmung

           Ost-setzend   zwischen     - 4 h  und  + 2 h
           West–setzend  zwischen     + 2 h  und  – 4 h

nautische Literatur

Deutschsprachige Literatur ist rar zu diesem Fahrtgebiet. Evtl. wird man auf englischsprachige ausweichen müssen.

  • Colin Thomas -  Straits Sailing Handbook 2013
    Genaue Anleitung zur Strategie der tidenabhängigen Gibraltar-Passage, erhältlich bei HanseNautic


Yachthäfen, Ankerplätze

Die wichtigste Marina in diesem Bereich ist sicherlich die Alcaidesa Marina in La Linea de la Concepción. Gegenüber in Ceuta mit dem Boot zu liegen ist auch ein besonderes Erlebnis, die Zahl der Liegeplätze ist allerdings begrenzt. Für die Marinas in Gibraltar braucht man das nötige Kleingeld. Algeciras hat zwar Yachthäfen, diese nehmen jedoch leider keine Gastyachten auf. Prinzipiell wäre auch ein Aufenthalt in Tanger möglich. Allerdings wird in Marokko bei den meisten Boote die Haftpflichtversicherung ihre Gültigkeit verlieren, Zur Einreise nach Marokko wird der Reisepass benötigt.

Ankern lässt es sich gut in in Tarifa - westlich und östlich des Damms zur Insel Koordinaten: Tarifa Die folgende Koordinate wurde nicht erkannt: Tarifa.Die folgende Koordinate wurde nicht erkannt: Tarifa. und in der Cala de Getares in der Bucht von Algeciras Koordinaten: Cala de Getares Die folgende Koordinate wurde nicht erkannt: Cala de Getares.Die folgende Koordinate wurde nicht erkannt: Cala de Getares. . Letzteres wird zumindest häufig praktiziert. Möglicherweise ist es allerdings gar nicht zulässig, da das Gebiet bereits zum Parque Natural del Estrecho gehört. Alternativ kann man nördlich der Alcaidesa Marina in La Linea de la Concepción den Anker fallen lassen.

touristische Aspekte

Die Straße lediglich als nautisch anspruchsvolles Seegebiet zu betrachten, wäre jammerschade, denn Sie bietet auf zwei Kontinenten Attraktionen aus Kultur, Natur und Kulinarik.

Wer den europäischen Teil des Estrecho näher kennenlernen will, dem sei eine Fahrt auf der N-340 von Algeciras nach Westen empfohlen. Hier bieten sich wunderschöne Ausblicke hinüber nach Afrika an, insbesondere am Mirador del Estrecho.

Für Ornithologen ist die Region besonders interessant. In jedem Frühjahr und Herbst ziehen die Vögel, die auf der westlichen Route das Mittelmeer umfliegen hier vorbei. Es lassen sich wunderbare Beobachtungen von Gänsegeiern, Zwerg- u. Schlangenadlern, Rot- u. Schwarzmilanen, Bienenfressern und vielen anderen Arten machen. Die besten Beobachtungsstellen sind: Faro Punta Carnero bei Algeciras und die Cazalla Observatorio de Aves Planeadoras - COCN. & Ayto. de Tarifa

Bei Bolonia kann man eine ziemlich vollständig erhaltene alte Römerstadt bewundern: Baelo Claudia Damals schon wurde hier der Thunfisch gefangen und zu den wohlhabenden Bürgern nach Rom gebracht. Eher für "Otto Normalverbraucher" war die Herstellung von Fischsoße, dem Garum. Die dafür benötigten steinernen Kessel sind alle noch vorhanden.

Wenn man schon mal in der Region unterwegs ist, sollte man wenigstens einmal den dort nachhaltig gefangenen Thunfisch versuchen. Das geht besonders gut in Zahara de los Atunes, oder in Barbate - vielleicht im El Capitan

Natürlich lohnt es sich -wenn nicht mit dem eigenen Boot- einmal mit der Schnellfähre nach Afrika zu fahren. Am einfachsten geht es nach Ceuta, weil man hier immer noch in Spanien ist. Ein Stück weit exotischer ist es sicherlich in Tanger in Marokko, einfach von Tarifa aus zu erreichen. In Tarifa wird auch Whale Watching angeboten. In der Straße leben ständig Familien von Pottwalen, Grindwalen und Delphinen. Orcas kommen auch gelegentlich zu Gast. Zufällig begegnet man ihnen eher selten, sie haben ihre Lieblingsplätze, die nicht gerade im Bereich der Schifffahrtsrouten liegen.