Ankern: Unterschied zwischen den Versionen

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Zur erforderlichen Länge der Ankerkette gibt es sehr unterschiedliche Hinweise. Einige Lehrbücher enthalten Hinweise auf sehr kurze Längen der Ankerkette (z.B. 3-5-fache Wassertiefe), die ursprünglich eher auf große Schiffe und tiefe Ankergründe bezogen zu sein scheinen. Diese sind nach Meinung und Erfahrung vieler Skipper auf Yachten in der Praxis nicht oder nur bei sehr schwachen Winden ausreichend. Bei der Berücksichtigung von stärkeren Winden und möglichen Böen werden deshalb meist deutlich höhere Faktoren und andere Methoden zur Bestimmung der Länge der Ankerkette empfohlen.  
Zur erforderlichen Länge der Ankerkette gibt es sehr unterschiedliche Hinweise. Einige Lehrbücher enthalten Hinweise auf sehr kurze Längen der Ankerkette (z.B. 3-5-fache Wassertiefe), die ursprünglich eher auf große Schiffe und tiefe Ankergründe bezogen zu sein scheinen. Diese sind nach Meinung und Erfahrung vieler Skipper auf Yachten in der Praxis nicht oder nur bei sehr schwachen Winden ausreichend. Bei der Berücksichtigung von stärkeren Winden und möglichen Böen werden deshalb meist deutlich höhere Faktoren und andere Methoden zur Bestimmung der Länge der Ankerkette empfohlen.  


Die Zugkräfte vom Schiff werden über die ggf. gestreckte Kette auf den Anker im Meeresboden übertragen. Dabei können folgende wichtige '''Einflüsse auf die Kräfte, die am Anker wirken''', mit Auswirkungen auf seine Haltekraft genannt werden:
Die Zugkräfte vom Schiff werden über die ggf. gestreckte Kette auf den Anker im Meeresboden übertragen. Dabei können folgende wichtige '''Einflüsse auf die Kräfte, die am Anker wirken''', mit Auswirkungen auf seine Haltekraft genannt werden. Die Entscheidung für einen Ankerplatz und die Länge der Ankerkette sollte neben der räumlichen Situation vor Ort diese Faktoren für die wirkenden Kräfte berücksichtigen:


* '''Windgeschwindigkeit:''' Die Kräfte durch den Widerstand des Schiffs im Wind nehmen im Prinzip mit steigender Windgeschwindigkeit quadratisch zu. Bei doppelter Windgeschwindigkeit sollte mit einer vierfachen Kraft gerechnet werden.
* '''Windgeschwindigkeit:''' Die Kräfte durch den Widerstand des Schiffs im Wind nehmen im Prinzip mit steigender Windgeschwindigkeit quadratisch zu. Bei doppelter Windgeschwindigkeit sollte mit einer vierfachen Kraft gerechnet werden.
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* '''Elastizität''' der Verbindung vom Bug zum Anker: Eine straffe Kette hat nur sehr geringe Elastizität. Kraftspitzen vom Bug übertragen sich deshalb sehr direkt auf den Anker. Eine zusätzliche Ankertrosse zwischen Bug und Ankerkette kann durch ihre Elastizität einen Teil der dynamischen Kräfte und ihre Energie aufnehmen und dadurch die Kraftspitzen die am Anker wirken verringern. Die Minderung der Kraftspitzen in einer Ankertrosse kann besonders bei stürmischem Wind oder starker Bewegung des Schiffs durch Seegang oder Schwojen wichtig werden.
* '''Elastizität''' der Verbindung vom Bug zum Anker: Eine straffe Kette hat nur sehr geringe Elastizität. Kraftspitzen vom Bug übertragen sich deshalb sehr direkt auf den Anker. Eine zusätzliche Ankertrosse zwischen Bug und Ankerkette kann durch ihre Elastizität einen Teil der dynamischen Kräfte und ihre Energie aufnehmen und dadurch die Kraftspitzen die am Anker wirken verringern. Die Minderung der Kraftspitzen in einer Ankertrosse kann besonders bei stürmischem Wind oder starker Bewegung des Schiffs durch Seegang oder Schwojen wichtig werden.


Die Entscheidung für einen Ankerplatz und die Länge der Ankerkette sollte neben der räumlichen Situation die Faktoren für die wirkenden Kräfte berücksichtigen. In der Praxis ist heirfür meist eine einfache '''Faustformel zur Einschätzung einer minimalen Länge der Ankerkette''' hilfreich.  
In der Praxis ist meist eine einfache '''Faustformel zur Einschätzung einer minimalen Länge der Ankerkette''' hilfreich.  


Für typische Segelyachten kann eine erste Orientierung aus dem Produkt '''  Tiefe ab Bug zum Anker (m)  x  maximale Windstärke inklusive möglicher Böen (Bft)  '''  gewonnen werden. Hierbei werden die Windgeschwindigkeit als Quelle der Energie und der Winkel am Anker hinsichtlich der Haltekraft als zwei wichtige Faktoren berücksichtigt. Zusätzlich sollte die '''doppelte Schiffslänge (m)''' als weiteres Minimum gelten, um die Hebelkräfte des Schiffsrumpfs zu begrenzen. Diese einfache Einschätzung kann grafisch in Bezug auf Tiefe, Windstärke, Winkel und Länge dargestellt werden. Hier als PDF und '''Beispiel für eine 15 m Segelyacht''': [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_DE.pdf Hinweise zur Länge der Ankerkette], auch auf Englisch [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_EN.pdf Notes on length of anchor chain]. Erst bei sehr langen Ankerketten, im Beispiel ab der vierfachen Schiffslänge, gewinnt das Eigengewicht der Kette und ihr Durchhang auf dem Weg vom Bug zum Anker eine leicht dämpfende Wirkung. Solange die Kräfte nicht ausreichen, um eine lange und schwere Kette zu strecken, verringert sich auch der Winkel am Anker und sorgt für eine etwas erhöhte Haltekraft, so dass etwas geringe Faktoren zur Bestimmung der Länge angesetzt werden können.
Für typische Segelyachten kann eine erste Orientierung aus dem Produkt '''  Tiefe ab Bug zum Anker (m)  x  maximale Windstärke inklusive möglicher Böen (Bft)  '''  gewonnen werden. Hierbei werden die Windgeschwindigkeit als Quelle der Energie und der Winkel am Anker hinsichtlich der Haltekraft als zwei wichtige Faktoren berücksichtigt. Zusätzlich sollte die '''doppelte Schiffslänge (m)''' als weiteres Minimum gelten, um die Hebelkräfte des Schiffsrumpfs zu begrenzen. Diese einfache Einschätzung kann grafisch in Bezug auf Tiefe, Windstärke, Winkel und Länge dargestellt werden. Hier als PDF und '''Beispiel für eine 15 m Segelyacht''': [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_DE.pdf Hinweise zur Länge der Ankerkette], auch auf Englisch [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_EN.pdf Notes on length of anchor chain]. Erst bei sehr langen Ankerketten, im Beispiel ab der vierfachen Schiffslänge, gewinnt das Eigengewicht der Kette und ihr Durchhang auf dem Weg vom Bug zum Anker eine leicht dämpfende Wirkung. Solange die Kräfte nicht ausreichen, um eine lange und schwere Kette zu strecken, verringert sich auch der Winkel am Anker und sorgt für eine etwas erhöhte Haltekraft, so dass etwas geringe Faktoren zur Bestimmung der Länge angesetzt werden können.
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