Ankern: Unterschied zwischen den Versionen

2 Bytes hinzugefügt ,  23. Februar 2020
K
Zeile 46: Zeile 46:
* '''Seegang:''' Bei hohem Seegang am Ankerplatz und je nach Wirkung auf den Schiffsrumpf kann nach einer Aufwärtsbewegungen die Ankerkette sehr plötzlich steifkommen, das Schiff mit hohen Kraftspitzen in die Kette einrucken und den Anker nach oben ausreißen. In der Aufwärtsbewegung des Schiffs vergrößert sich gleichzeitig der Winkel am Anker. Kräftige vertikale Bewegungen stellen deshalb eine besondere Gefahr für den Halt des Ankers dar. Der Seegang kann im Prinzip nur durch die Wahl des Ankerplatzes klein gehalten werden. Ein guter Ankerplatz sollte Abdeckung gegen die Windsee bieten und möglichst wenig Schwell aus anderen Richtungen aufweisen. Hierbei sollten auch die mögliche Umlenkung von Wellen an Kaps, am Eingang einer Bucht oder die mögliche Reflektion von Wellen an steilen Ufern sowie die Bug- und Heckwellen von vorbeifahrenden großen Schiffen oder Fähren mit bedacht werden.
* '''Seegang:''' Bei hohem Seegang am Ankerplatz und je nach Wirkung auf den Schiffsrumpf kann nach einer Aufwärtsbewegungen die Ankerkette sehr plötzlich steifkommen, das Schiff mit hohen Kraftspitzen in die Kette einrucken und den Anker nach oben ausreißen. In der Aufwärtsbewegung des Schiffs vergrößert sich gleichzeitig der Winkel am Anker. Kräftige vertikale Bewegungen stellen deshalb eine besondere Gefahr für den Halt des Ankers dar. Der Seegang kann im Prinzip nur durch die Wahl des Ankerplatzes klein gehalten werden. Ein guter Ankerplatz sollte Abdeckung gegen die Windsee bieten und möglichst wenig Schwell aus anderen Richtungen aufweisen. Hierbei sollten auch die mögliche Umlenkung von Wellen an Kaps, am Eingang einer Bucht oder die mögliche Reflektion von Wellen an steilen Ufern sowie die Bug- und Heckwellen von vorbeifahrenden großen Schiffen oder Fähren mit bedacht werden.
* '''Schwojen:''' Das Schwojen und die daraus entstehenden Kraftspitzen beim Abbremsen und Einfahren in die Ankerkette sollten möglichst klein gehalten werden. Die Tendenz zum Schwojen hängt von vielen Faktoren wie der Position des Masts, der Bauform des Kiels und des Schiffs ab. Schwojen lässt sich verringern, in dem der Windwiderstand auf dem Vorschiff verkleinert wird, z.B. durch Abnehmen einer Rollgenua. Außerdem sollte das Schiff achtern im Wasser durch ein festgestelltes Ruder stabilisiert werden. Bei Bedarf kann auch eine kleine achterliche Tuchfläche den Bug im Wind stabilisieren.   
* '''Schwojen:''' Das Schwojen und die daraus entstehenden Kraftspitzen beim Abbremsen und Einfahren in die Ankerkette sollten möglichst klein gehalten werden. Die Tendenz zum Schwojen hängt von vielen Faktoren wie der Position des Masts, der Bauform des Kiels und des Schiffs ab. Schwojen lässt sich verringern, in dem der Windwiderstand auf dem Vorschiff verkleinert wird, z.B. durch Abnehmen einer Rollgenua. Außerdem sollte das Schiff achtern im Wasser durch ein festgestelltes Ruder stabilisiert werden. Bei Bedarf kann auch eine kleine achterliche Tuchfläche den Bug im Wind stabilisieren.   
* '''Elastizität''' der Verbindung vom Bug zum Anker: Eine straffe Kette hat nur sehr geringe Elastizität. Kraftspitzen vom Bug übertragen sich deshalb sehr direkt auf den Anker. Eine zusätzliche Ankertrosse zwischen Bug und Ankerkette kann durch ihre Elastizität einen Teil der dynamischen Kräfte und ihre Energie aufnehmen und dadurch die Kraftspitzen die am Anker wirken verringern. Die Minderung der Kraftspitzen in einer Ankertrosse kann besonders bei stürmischem Wind oder starker Bewegung des Schiffs durch Seegang oder Schwojen wichtig werden. Hierzu werden [https://www.ibn-online.de/artikel/2046/Radolfzell-Sicher-fest Trossen mit hoher Dehnngsfähigkeit] aus Polyamid oder geschlagenem Polyester zwischen dem Ende der Ankerkette und dem Bug des Schiffs eingesetzt. Die Möglichkeit zur Energieaufnahme wächst entsprechend der Dehnungsfähigkeit mit zunehmender Länge.
* '''Elastizität''' der Verbindung vom Bug zum Anker: Eine straffe Kette hat nur sehr geringe Elastizität. Kraftspitzen vom Bug übertragen sich deshalb sehr direkt auf den Anker. Eine zusätzliche Ankertrosse zwischen Bug und Ankerkette kann durch ihre Elastizität einen Teil der dynamischen Kräfte und ihre Energie aufnehmen und dadurch die Kraftspitzen die am Anker wirken verringern. Die Minderung der Kraftspitzen in einer Ankertrosse kann besonders bei stürmischem Wind oder starker Bewegung des Schiffs durch Seegang oder Schwojen wichtig werden. Hierzu wird eine [https://www.ibn-online.de/artikel/2046/Radolfzell-Sicher-fest Trosse mit hoher Dehnngsfähigkeit] aus Polyamid oder geschlagenem Polyester zwischen dem Ende der Ankerkette und dem Bug des Schiffs eingesetzt. Die Möglichkeit zur Energieaufnahme wächst entsprechend der Dehnungsfähigkeit mit zunehmender Länge.


In der Praxis ist meist eine einfache '''Faustformel zur Einschätzung einer minimalen Länge der Ankerkette''' hilfreich. Für typische Segelyachten kann eine erste Orientierung aus dem Produkt aus der  '''  Tiefe ab Bug zum Anker (m)  x  maximaler Windstärke inklusive möglicher Böen (Bft)  '''  abgeleitet werden. Dadurch werden die Windgeschwindigkeit als Quelle der Energie und der Winkel am Anker hinsichtlich der Haltekraft als zwei wichtige Faktoren berücksichtigt. Als Minimum sollte für die Windstärke der Faktor 5 in der Regel nicht unterschritten werden. Für Starkwindböen bis Windstärke 7 wird als Länge der Ankerkette die 7-fache Tiefe ab Bug zunächst als ausreichend eingeschätzt. Diese einfache Einschätzung kann grafisch in Bezug auf Tiefe, Windstärke, Winkel, relative Haltekraft des Ankers und Länge dargestellt werden. Hier als PDF und '''Beispiel für eine 15 m Segelyacht''': [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_DE.pdf Hinweise zur Länge der Ankerkette], auch auf Englisch [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_EN.pdf Notes on length of anchor chain].  
In der Praxis ist meist eine einfache '''Faustformel zur Einschätzung einer minimalen Länge der Ankerkette''' hilfreich. Für typische Segelyachten kann eine erste Orientierung aus dem Produkt aus der  '''  Tiefe ab Bug zum Anker (m)  x  maximaler Windstärke inklusive möglicher Böen (Bft)  '''  abgeleitet werden. Dadurch werden die Windgeschwindigkeit als Quelle der Energie und der Winkel am Anker hinsichtlich der Haltekraft als zwei wichtige Faktoren berücksichtigt. Als Minimum sollte für die Windstärke der Faktor 5 in der Regel nicht unterschritten werden. Für Starkwindböen bis Windstärke 7 wird als Länge der Ankerkette die 7-fache Tiefe ab Bug zunächst als ausreichend eingeschätzt. Diese einfache Einschätzung kann grafisch in Bezug auf Tiefe, Windstärke, Winkel, relative Haltekraft des Ankers und Länge dargestellt werden. Hier als PDF und '''Beispiel für eine 15 m Segelyacht''': [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_DE.pdf Hinweise zur Länge der Ankerkette], auch auf Englisch [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_EN.pdf Notes on length of anchor chain].  
686

Bearbeitungen