Ankern

aus SkipperGuide, dem Online-Revierführer über die Segelreviere der Welt.
Version vom 22. Juni 2006, 11:46 Uhr von Roman (Diskussion | Beiträge) (Tipps und Ankerwache ergänzt)
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Ankeridylle - Ankerlieger in einer Bucht auf Chalki

Ankern ist ein wichtiger Bestandteil des Fahrtensegelns. Abgesehen davon, dass in manchen Revieren aufgrund geringer Marina-Dichte oder großen Überfüllung das gelegentliche Ankern unumgänglich ist, kann das Ankern in einer unberührten, einsamen Bucht eines der schönsten Erlebnisse eines Urlaubs werden.

Ankerplatz

Der Ankerplatz sollte einen geeigneten Ankergrund aufweisen, d.h. vom Grund her so beschaffen sein, dass sich der Anker gut eingraben kann. Guter Halt ist bei festem Sand und bei lehmigem Grund gegeben. Unterwasserbewuchs wie Seegras kann die Haltekraft deutlich reduzieren, weil sich der Anker nicht so gut eingraben kann. Das selbe gilt natürlich für Steine. Felsen sind ungeeignet, Korallen sind aus Naturschutzgründen strengstens verboten.

Der Ankergrund ist in der Regel in den Seekarten angegeben, geeignete Ankerplätze sind dort oft explizit gekennzeichnet oder in Revierführern beschrieben.

Die optimale Wassertiefe ist abhängig von den Faktoren Windstärke, Seegang und Kettenlänge. 5-10m haben sich als gut geeignet erwiesen. Bei Seegang sollte eine größere Wassertiefe gewählt werden.

Wind und Strom: Es sollte stets bei ablandigem Wind geankert werden. Bricht der Anker mal aus, dann besteht nicht gleich die Gefahr einer Strandung. Der Wind/Strom sollte nicht zu stark sein, eine gut geschützte Bucht ist einer weit offenen natürlich vorzuziehen. Diese Vorgaben können selbstverständlich nicht immer eingehalten werden. Vorsicht ist an der Lee-Seite steiler Klippen angebracht: hier besteht die Gefahr von Fallböen, also plötzlich auftretenden, starken Böen, die von den Klippen herabwehen.

Platz: Die Ankerbucht muss selbstverständlich über hinreichend Platz verfügen. Zu beachten ist, dass das Schiff sich um 360° um den Anker drehen kann (schwojen). Das muss bei der Wahl des Ankerplatzes mit einbezogen werden.

Prinzip des Ankers

Prinzip eines Pflugscharankers

Moderne, auf Yachten geläufige Anker sind Plugscharanker oder vergleichbare Anker nach selben Funktionsprinzip. Diese Anker graben sich ähnlich eines Pflugs in den Grund. Dadurch wird eine optimale Haltekraft im Bezug auf das Ankergewicht erreicht.

Die von historischen Zeichnungen und Symbolen bekannten Stockanker haben im Vergleich dazu meist zwei Flunken, von denen sich jeweils nur einer eingraben kann. Damit erreicht man nur die halbe Effizienz im Verglich zu einem Pflugscharanker, dafür kann man ihn aber auch auf steinigen und bewachsenen Grund einsetzen.

Das Funktionsprinzip von Pflugscharankern hat jedoch auch zur Folge, dass die Zugkraft aus einer bestimmten Richtung, waagerecht angreifen muss. Eine senkrechte Zugrichtung oder eine Zugrichtung aus der falschen Richtung kann den Anker ausbrechen lassen. Für die waagerechte Zugkomponente ist die Ankerkette verantwortlich. Durch das hohe Gewicht der Kette bleibt ihr Ende auch bei stärkstem Zug auf dem Grund liegen. Es muss natürlich genug Kette ausgebracht worden sein (daher ist die Kettenlänge ein wichtiger Sicherheitsaspekt).

Eine plötzliche Windrehung kann die Ursache für einen Zug aus der falschen Richtung sein. Zwar hilft auch hier die Kette, ein plötzlichen Zugrichtungswechsel lässt sich aber nur schwer verhindern. Eine entsprechende Ankerwache ist bei drehenden Winden zu empfehlen.

Ankermanöver

1. Anker klar machen und Crew einweisen
Ein oder zwei Crewmitglieder gehen nach vorn an den Anker. Sie lösen den Anker, so dass er frei hängen kann. Auf Kommando lassen sie den Anker bis zum Grund fallen und fieren anschließend die Kette auf, dass sie möglichst gerade zum liegen kommt. Sie müssen die Kettenlänge abschätzen und bescheid geben, wenn hinreichend Kette gegeben wurde. Der Rudergänger teilt ihnen daher die aktuelle Wassertiefe und notwendige Kettenlänge mit.
2. Ankerplatz erkunden
Es empfliehlt sich, den möglichen Schwojkreis vor dem Ankermanöver abzufahren, um sicherzugehen, dass rund um den Ankerpunkt die Wassertiefe hinreichend ist. So kann man sichergehen, dass das Boot auch einen 360°-Kreis um den Anker drehen kann, ohne zu stranden.
3. Anker fallen lassen
der Ankermann signalisiert guten Ankergrund, der Rudergänger stoppt das Schiff in den Wind auf. Wenn das Schiff steht (oder leicht rückwärts läuft) gibt er das Kommando "lass fallen Anker". Er teilt dem Ankermann auch die Wassertiefe mit, damit dieser weiß, wieviel Kette er geben soll.
4. Anker ausbringen
Boot rückwärts laufen lassen (bei Bedarf Maschine rückwärts einkuppeln), die Kette wird kontinuierlich nachgegeben. Ggf. Kettenlauf stoppen und die Kette etwas straffen lassen. Ziel ist es, sie möglichst gerade auszulegen
5. Anker kontrollieren
ist die notwendige Kettenlänge ausgebracht, muss der Ankerhalt kontrolliert werden. In der Regel reicht es, mit eingekuppeltem Rückwärtsgang die Ankerkette anzuspannen und über Peilung zweier Objekte an Land den Sitz des Ankers sicherzustellen.

Achtung:

  • Kette nicht ausrauschen lassen - sie ist im Worst-Case am Ende nicht mit dem Schiff verbunden!
  • Bei elektrischen Winden aufpassen, dass diese nicht überhitzen. Besser in Schüben arbeiten

Tipps:

  • Der Ankermann sieht den Grund am Besten. Wenn der Boden stellenweise Steine oder Bewuchs aufweist, kann er bescheid geben, wenn die aktuelle Stelle frei ist
  • Je mehr Kette man ausbringt umso besser ist der Halt des Ankers. Durch das Gewicht der Kette und durch das horizontale Angreifen am Ankerstock reisst der Anker nicht so schnell aus.
  • Um Sicher zu gehen wie der Anker liegt und ob er sich gut eingegraben hat sollte der Anker abgetaucht oder mit einem Sichtkasten oder ähnlichem überprüft werden.
  • Die Ankerkette sollte beim Auslegen in gerader Linie gelegt werden. Bei zuviel Kette am gleichen Ort kann ein Kettenwuhling entstehen.
  • Beim Einfahren des Ankers kann der Ankerman mit der Hand oder Fuß an der kette fühlen ob die Kette ruckt. Ruckt die Kette hält der Anker nicht.
  • Mit Hilfe eines durch die Kette gezogenen Tampens der am Bugbeschlag belegt wird kann die Ankerwinsch entlastet werden. auch sind die meist störenden Kettengeräusche reduziert.
  • manche Ankertypen graben sich besser ein, wenn bei "fallen Anker" leichte Fahrt rückwärts gemacht wird. Sie "fliegen" dann mit der Fluke nach unten dem Boden zu.

Ankerwache

Ankerpeilung - schon eine leichte Positionsänderung führt zu einem deutlichem Auswandern der Peilung

Ankerwache ist angebracht bei

  • Wechselhaftem Wetter oder erwarteter Wetteränderung
  • Schlechtem Ankergrund
  • Starkem Wind oder Seegang

Die Ankerwache dient der Kontrolle des Ankers und der Ankerbedingungen, aber auch der anderen Ankerlieger; Selbst wenn man selbst gewissenhaft ankert, kann es sein, dass andere ins driften kommen und das eigene Schiff gefährden.

Abhängig von den bestehenden und erwarteten Bedingungen kann die Ankerwache unterschiedlich gestaltet sein. Der typische Fall ist ein regelmäßiger Blick alle 1-2 Stunden auf das Wetter, um zu kontrollieren, ob sich die Windrichtung geändert und ob der Wind zugenommen hat (drehender Wind kann den Anker ausbrechen lassen). Bei starkem Wind kann eine häufige Kontrolle notwendig sein, ob man selbst oder andere ins slippen kommen. Extreme Formen der Ankerwachen können so aussehen, dass die Crew seeklar bereitsteht um ohne Verzögerung den Ankerplatz verlassen zu können.

Bei viel freiem Raum zu anderen Schiffen und/oder Land kann man die Tiefenwarnung des Lots und die GPS Warneinrichtung bei Positionsabweichung zur Überwachung mitbenutzen.

Varianten

Vermurren

Zwei Anker werden V-förmig ausgebracht, um den Schwojkreis zu begrenzen.

Verkatten

Zwei Anker werden an einer einzelnen Ankerleine ausgebracht um die Haltekraft zu erhöhen. Hierzu wird der Zweitanker mit einer Trosse vor den Hauptanker gehängt.