Ankern

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Seemannschaft

Manöver

Ankeridylle - Ankerlieger in einer Bucht auf Chalki

Ankern ist ein wichtiger Bestandteil des Fahrtensegelns. Abgesehen davon, dass in manchen Revieren aufgrund geringer Marina-Dichte oder großen Überfüllung das gelegentliche Ankern unumgänglich ist, kann das Ankern in einer unberührten, einsamen Bucht eines der schönsten Erlebnisse eines Urlaubs werden.

Ankerplatz

Der Ankerplatz sollte einen geeigneten Ankergrund aufweisen, d.h. vom Grund her so beschaffen sein, dass sich der Anker gut eingraben kann. Guter Halt ist bei festem Sand und bei lehmigem Grund gegeben. Unterwasserbewuchs wie Seegras kann die Haltekraft deutlich reduzieren, weil sich der Anker nicht so gut eingraben kann. Das selbe gilt natürlich für Steine und Felsen. Diese Untergründe sind ohnehin ungeeignet, da hier oft Hänger auftreten. Aus Naturschutzgründen strengstens verboten sind Korallen und auch die Posidonia - Rasen im Mittelmeer sollten geschont werden.

Der Ankergrund ist in der Regel in den Seekarten angegeben, geeignete Ankerplätze sind dort oft explizit gekennzeichnet oder in Revierführern beschrieben.

Die optimale Wassertiefe ist abhängig von den Faktoren Windstärke, Seegang und Kettenlänge. 5-10m haben sich als gut geeignet erwiesen. Bei Seegang muss die Wassertiefe so gewählt werden, dass auch im tiefsten Wellental immer noch "eine Handbreit" Wasser unter dem Kiel bleibt. Bei Tidengewässern ist immer mit dem niedrigsten Pegel zu rechnen

Wind und Strom: Es sollte stets bei ablandigem Wind geankert werden. Bricht der Anker mal aus, dann besteht nicht gleich die Gefahr einer Strandung. Der Wind/Strom sollte nicht zu stark sein, eine gut geschützte Bucht ist einer weit offenen natürlich vorzuziehen. Diese Vorgaben können selbstverständlich nicht immer eingehalten werden. Vorsicht ist an der Lee-Seite steiler Klippen angebracht: hier besteht die Gefahr von Fallböen, also plötzlich auftretenden, starken Böen, die von den Klippen herabwehen.

Platz: Die Ankerbucht muss selbstverständlich über hinreichend Platz verfügen. Zu beachten ist, dass das Schiff sich um 360° um den Anker drehen kann (schwojen). Das muss bei der Wahl des Ankerplatzes mit einbezogen werden, innerhalb des Schwojkreises muss also an jedem Punkt genügend Wassertiefe sein. In Tidengewässern vergrössert sich der Schwojkreis bei fallendem Wasser, bei steigendem Wasser verringert sich die Haltekraft des Ankers (steilerer Kettenwinkel) - also ggf. Kettenlänge anpassen oder Ankerplatz wechseln.

Prinzip des Ankers

Prinzip eines Pflugscharankers

Moderne, auf Yachten geläufige Anker sind Pflugscharanker (auch CQR genannt) oder vergleichbare Anker nach selben Funktionsprinzip. Diese Anker graben sich ähnlich eines Pflugs in den Grund. Dadurch wird eine optimale Haltekraft im Bezug auf das Ankergewicht erreicht. Ein noch besseres Leistungsgewicht haben Delta-Plattenanker, auch Danforth-Anker, für die allerdings die meisten Bughalterungen auf Segelyachten nicht ausgelegt sind. Auf großen Schiffen sind sie fast nur noch anzutreffen.

Die von historischen Zeichnungen und Symbolen bekannten Stockanker haben im Vergleich dazu meist zwei Flunken, von denen sich jeweils nur einer eingraben kann. Damit erreicht man nur die halbe Effizienz im Vergleich zu einem Pflugscharanker, dafür kann man ihn aber auch auf steinigen und bewachsenen Grund einsetzen.

Das Funktionsprinzip von Pflugscharankern hat jedoch auch zur Folge, dass die Zugkraft aus einer bestimmten Richtung, waagerecht angreifen muss. Eine senkrechte Zugrichtung oder eine Zugrichtung aus der falschen Richtung kann den Anker ausbrechen lassen. Eine plötzliche Winddrehung kann die Ursache für einen Zug aus der falschen Richtung sein. Zwar hilft auch hier die Kette, ein plötzlichen Zugrichtungswechsel lässt sich aber nur schwer verhindern. Eine entsprechende Ankerwache ist bei drehenden Winden zu empfehlen.

Für die waagerechte Zugkomponente ist die Ankerkette verantwortlich. Durch das hohe Gewicht der Kette bleibt ihr Ende bei mäßigem Zug auf dem Grund liegen. Besonders bei stärkeren Winden muss genug Kette ausgebracht worden sein, damit die Kraft aus der Ankerkette möglichst parallel zum Meeresboden oder mit einem sehr kleinen Winkel am Anker ansetzt. Die Länge der Ankerkette ist somit ein wichtiger Sicherheitsaspekt.

Ankergewicht Wieviel Anker braucht das Boot? Nach einer Faustregel gilt für den CQR: Länge des Bootes in Fuß = Gewicht des Ankers in (engl.) Pfund. Demnach wäre für ein 40 ft. Boot ein 40lbs. Anker ausreichend (1lbs=0,45..kg). Abhängig vom Wirkprinzip sind die Herstellerempfehlungen dann sehr unterschiedlich. Plattenanker können eher leichter sein, Stockanker dagegen sehr viel schwerer. Beim beliebten Bügelanker wird gar nicht die Bootslänge zugrundegelegt, sondern das Gewicht des Bootes. Generell hält der Anker natürlich umso besser, je schwerer er ist. Da die Tendenz zu immer größeren Booten ungebrochen ist, kommt man für das Ankergewicht schnell in einen Bereich, in dem man den Anker nicht mehr ohne weiteres von Muskelkraft ohne Hilfsmittel bewegen kann.

Länge der Ankerkette

Hinweise zur Länge der Ankerkette, auch auf Englisch Notes on length of anchor chain

Ankermanöver

1. Anker klar machen und Crew einweisen
Ein oder zwei Crewmitglieder gehen nach vorn an den Anker. Sie lösen den Anker, so dass er frei hängen kann. Auf Kommando lassen sie den Anker bis zum Grund fallen und fieren anschließend die Kette auf, dass sie möglichst gerade zum Liegen kommt. Sie müssen die Kettenlänge abschätzen und Bescheid geben, wenn hinreichend Kette gegeben wurde.

Wenn die Kette über Markierungen verfügt, sollen Sie die Länge anhand der Länge zählen und nicht nur schätzen. Übliche Markierungen sind direkt am Anker 1 mtr, ab 5 mtr werden 2,5 mtr markiert, ab 10-20 mtr werden dann 5 mtr markiert. Ist Ihre Kette länger als 50 mtr, finden Sie alle 10 - 25 mtr Markierungen, je nach Schiffsbetrieb.

Ein PI x Daumenwert reicht grundsätzlich. Kettenlänge auslaufen lassen sollen Sie bei ruhigen Gewässern 3-5fache Tiefe, in Tidengewässern je nach Tidenhub 5-7fach der Länge oder mehr bei grossem Tidenhub. Die Grundregel lautet: "Je mehr Kette, desto besser". Der Rudergänger teilt ihnen daher die aktuelle Wassertiefe und notwendige Kettenlänge mit.

2. Ankerplatz erkunden
Es empfiehlt sich, den möglichen Schwojkreis vor dem Ankermanöver mit Blick auf das Echolot abzufahren, um sicherzugehen, dass rund um den Ankerpunkt die Wassertiefe hinreichend ist. So kann man sichergehen, dass das Boot auch einen 360°-Kreis um den Anker drehen kann, ohne zu stranden.


3. Anker fallen lassen
der Ankermann signalisiert guten Ankergrund, der Rudergänger stoppt das Schiff in den Wind auf. Wenn das Schiff steht (oder leicht rückwärts läuft), gibt er das Kommando "Fallen Anker". Er teilt dem Ankermann auch die Wassertiefe mit, damit dieser weiß, wieviel Kette er geben soll. Fallen Anker kann man gut steuern, indem die Kette aus der Bremse des Spills gefahren wird. Also nicht die Kette elektrisch wegfieren (Batteriekapa, Motorbelastung etc) sondern kontrolliert aus der Bremse.

Am Ende sollte der Anker auch wirklich im Mittelpunkt des zuvor abgefahrenen Schwojkreises zum Fassen kommen. Das regelt der Ankermann, indem er den Rudergänger anweist, wo er den Mittelpunkt notiert hat und vermutet.


4. Anker ausbringen
Kettenlänge mindestens 5-fache Wassertiefe !
Boot rückwärts laufen lassen (bei Bedarf Maschine rückwärts einkuppeln), die Kette wird kontinuierlich nachgegeben. Ggf. Kettenlauf stoppen und die Kette etwas straffen lassen. Ziel ist es, sie möglichst gerade auszulegen. Achtung: Das Boot darf keine große Geschwindigkeit beim Rückwärtsfahren erreichen! Wenn dann der Anker plötzlich faßt, hat sich schon so mancher die Winsch aus dem Deck geholt!
5. Anker kontrollieren / einfahren
ist die notwendige Kettenlänge ausgebracht, muss der Ankerhalt kontrolliert werden. In der Regel reicht es, mit eingekuppeltem Rückwärtsgang im Leerlauf die Ankerkette anzuspannen und über Peilung zweier Objekte an Land den Sitz des Ankers sicherzustellen (siehe #Ankerwache, bzw. Ankerpeilung). Besser noch ist es, die Maschinenleistung rückwärts zu steigern, sobald die Kette stramm gekommen ist. Der Ankermann fühlt mit der Hand oder dem Fuß auf der Kette, ob sich Rucke oder Vibrationen zeigen - dann slippt der Anker. Bei reinem Leerlaufzug kann sich der Anker z.B. in Kraut festhalten, kommt aber bei größerer Last wieder los. Ein eingefahrener Anker gibt ruhigeren Schlaf!

Achtung:

  • Kette nicht ausrauschen lassen - sie ist im schlimmsten Fall am Ende nicht mit dem Schiff verbunden! Auf möglichst senkrechtes Hochlaufen der Kette zur Winsch achten, sonst springt sie leicht ab, was vor allem auf Charteryachten passieren kann.
  • Bei elektrischen Winden aufpassen, dass diese nicht überhitzen. Besser in Schüben arbeiten
  • Bei elektrischen Ankerwinschen die Kette beim Anker aufholen im Kettenkasten in Kreisen legen. Wenn sich ein unkontrollierten Haufen bildet kann die Kette von der Winsch springen und unkontrolliert ausrauschen.

Die Kette im Ankerkasten am Besten mit einer Stange (z.B. dem Handgriff für die Winsch) im Kasten ordnen, niemals mit der Hand, da erhebliche Verletzungsgefahr.

Rauscht die Kette aus, kann es helfen, mit dem Fuß vorsichtig von oben die Kette leicht anzutippen, damit diese wieder in die Winsch einrastet. Im Zweifel die Kette aber ausrauschen lassen. Das Ankermanöver niemals Barfuß durchführen.


Tipps:

  • Der Ankermann sieht den Grund am besten. Wenn der Boden stellenweise Steine oder Bewuchs aufweist, kann er Bescheid geben, wenn die aktuelle Stelle frei ist
  • Je mehr Kette man ausbringt, umso besser ist der Halt des Ankers. Durch das Gewicht der Kette und durch das horizontale Angreifen am Ankerstock reisst der Anker nicht so schnell aus.

[KOMMENTAR: Der Halt des Ankers ist durch den Untergrund bestimmt auf den er fällt. Die Länge der anschließend ausgebrachten Kette ist davon erst mal unabhängig. Es dauert nur länger, bis das Boot auf Drift geht, da die Kette bei großer ausgebrachter Länge ein entsprechendes Gewicht hat, bis der Anker dann, wenn er nicht hält, über den Grund zieht. --> Trügerische Sicherheit: viel hilft nicht immer viel!]

  • Um sicher zu gehen, wie der Anker liegt und ob er sich gut eingegraben hat, sollte der Anker abgetaucht oder mit einem Sichtkasten oder ähnlichem überprüft werden.
  • Die Ankerkette sollte beim Auslegen in gerader Linie gelegt werden. Bei zuviel Kette am gleichen Ort kann ein Kettenwuhling entstehen.
  • Beim Einfahren des Ankers kann der Ankermann mit der Hand oder Fuß an der Kette fühlen, ob die Kette ruckt. Hierzu wird die stehende Kette leicht von oben berührt. Schleift der Anker über den Grund, sind entsprechende Vibrationen bzw. ein Rucken zu spüren.
  • Die Ankerwinsch ist nicht geeignet, den Zug der Kette aufzunehmen. Sie muss mit einem Kettenstopper entlastet werden. Dafür gibt es spezielle Kettenklauen, die ausserbord über die Kette geschoben und die Leinen durch die Bugklüse geführt an der Vorschiffklampe belegt werden. Ersatzweise hilft auch ein durch die Kette gezogener Festmacher oder eine Leine mit Stopperstek (achtung: geringere Zugfestigkeit bei dünnem Material!). Dadurch werden gleichzeitig störende Kettengeräusche reduziert. . Durch eine leicht asymmetrische Ausrichtung des Boots zur Kette läßt sich mitunter auch das Schwojen reduzieren. Dazu befestigt man einen Festmacher mitttels Stopperstek an der Kette und führt die Leine über die mittlere oder hintere Klüse auf eine Klampe.
  • Manche Ankertypen graben sich besser ein, wenn bei "Fallen Anker" leichte Fahrt rückwärts gemacht wird. Sie "fliegen" dann mit der Flunke nach unten dem Boden zu. Zu hohe Fahrt kann aber auch im Gegenteil das Eingraben verhindern, weil der Anker über den Grund "hüpft".
  • In solchen Fällen hilft nur ein Gewichtsanker oder ein Leichtanker (Stockanker, Bruceanker, Bügelanker, Plattenanker, Fortressanker. Es gibt noch sndere Typen).
  • Viele Ankerwinden verfügen über eine Kupplung, die es erlaubt, auch bei defekter Elektrik den Anker fallen zu lassen. Da diese Kupplung mitunter zum Festbacken neigt, empfiehlt es sich, die Ankerwinsch regelmässig zu warten und die Kupplung immer mal wieder zu lösen.
  • Sollte ein Anker im Sturm stark belastet werden, so daß die Gefahr des Ausbrechens des Ankers befürchtet wird, kann man ihn auch entlasten, indem man die Maschine mitlaufen läßt. Hierbei sollte man sich darauf beschränken, lediglich den Gang einzulegen und mit niedriger Drehzahl zu fahren. Eine Erhöhung der Drehzahl benötigt nur mehr Sprit, was die Laufdauer reduziert und bietet mitunter sogar weniger Effekt, weil die Schraube ihre Traktion im Wasser verliert - "die Schraube strudelt nur noch".

Trippleine und Ankerboje

Die Trippleine
  • Generell sollte man immer eine Trippleine am Anker befestigen. Dies gilt insbesondere, wenn die Gefahr besteht, dass der Anker sich in fremden Murings verhakt, der Ankergrund unrein ist oder über Felsspalten verfügt. Dies umso mehr, wenn die Wassertemperaturen einen Taucheinsatz zur Bergung des Ankers aufwendig erscheinen lassen. Die Tripleine wird am entgegengesetzten Ende zum Kettenschäkel am Ankerstock befestigt, um den Anker notfalls quasi rückwärts auf dem Grund zu ziehen. Meist existiert eine entsprechende, eigene Öse. Die Trippleine sollte möglichst wenig Auftrieb haben und massiv genug sein, um einen Anker zu hieven.
  • Nach Lehrbüchern und Zubehörhandel wird die Trippleine an einer eigenen Markierungsboje befestigt. Eine kleine Ankerboje mit geringem Auftrieb und flexibler Länge der Trippleine kann aus einer PET-Flasche selbst hergestellt werden (Kleine Ankerboje, Anleitung als PDF). Eine kleine Rolle unterhalb der Ankerboje ermöglicht eine flexible Länge der Trippleine. Mit einem größeren Schäkel als Gewicht ergibt sich die richtige Einstellung der Trippleine auch bei veränderlichen oder nur ungefähr geschätzten Wassertiefen und die Positionierung der Ankerboje direkt über dem Anker.
  • In der Praxis hat sich ebenfalls bewährt, daß man die Trippleine einfach parallel zur Ankerkette zum Boot zurückführt und mit ausreichend Lose im Bugbereich befestigt. Auch eine kürzere Trippleine genügt, wenn sie direkt an der Kette mit einem Stopperstek befestigt wird (Länge = doppelte Wassertiefe). Notfalls kann man die Trippleine auch nachträglich tauchend befestigen (aber nicht jeder schafft 10 m Wassertiefe). Wer nicht zu lange ankert, kann mit Hilfe eines Blocks am Anker die Länge der Trippleine vom Boot so aus einstellen, dass die Ankerboje immer über dem Anker schwimmt.
  • Der Einsatz einer größeren Ankerboje kann insoferne riskant sein, da sie bei starkem Wind und Welle sie eine zusätzliche nahezu senkrechte nach oben wirkende Kraft am Ankerkopf verursacht und diesen u.U. lösen kann oder fremde Anfänger die Ankerboje mit einer Festmacherboje verwechseln und dann den eigenen Anker losbrechen können. Originaldialog in Kroatien: Neues Schiff: können wir an dieser Boje fest machen? Eigner: Nein, das ist eine Ankerboje! Neues Schiff: Aber wir bleiben nicht lange. Grrrrrrrrrrrrr!

Ankerwache

Ankerpeilung - schon eine leichte Positionsänderung führt zu einem deutlichem Auswandern der Peilung

Ankerwache ist angebracht bei

  • Wechselhaftem Wetter oder erwarteter Wetteränderung
  • Schlechtem Ankergrund
  • Starkem Wind oder Seegang
  • In Tidengewässern zu Zeiten stärksten Stroms und beim Kentern der Tide ein MUSS

Die Ankerwache dient der Kontrolle des Ankers und der Ankerbedingungen, aber auch der anderen Ankerlieger; Selbst wenn man selbst gewissenhaft ankert, kann es sein, dass andere ins driften kommen und das eigene Schiff gefährden.

Abhängig von den bestehenden und erwarteten Bedingungen kann die Ankerwache unterschiedlich gestaltet sein. Der typische Fall ist ein regelmäßiger Blick alle 1-2 Stunden auf das Wetter, um zu kontrollieren, ob sich die Windrichtung geändert und ob der Wind zugenommen hat (drehender Wind kann den Anker ausbrechen lassen). Bei starkem Wind kann eine häufige Kontrolle notwendig sein, ob man selbst oder andere ins slippen kommen. Extreme Formen der Ankerwachen können so aussehen, dass die Crew seeklar bereitsteht um ohne Verzögerung den Ankerplatz verlassen zu können.

Bei viel freiem Raum zu anderen Schiffen und/oder Land kann man die Tiefenwarnung des Lots und die GPS Warneinrichtung bei Positionsabweichung zur Überwachung mitbenutzen.

Varianten

Vermuren

Zwei Anker werden V-förmig ausgebracht, um den Schwojkreis zu begrenzen.

Eine Alternative ist das Anschäkeln des Zweitankers mit einer 5 bis 10 m langen Kette oder Ankertrosse an die Kette des Bugankers nach den ersten 5 bis 10 m. Dabei kann man nach dem Fallenlassen des Bugankers die Kette oder Trosse des Zweitankers anschäkeln und beim weiteren Fieren der Kette des Bugankers den Zweitanker in möglichst großer Entfernung zum Buganker fallenlassen bei gleichzeitig kurzer Kettendistanz zwischen den beiden Ankern. Anders gesagt, sollte die Kette des Zweitanker vor dem Fallenlassen möglichst auf Zug kommen. Danach läßt man noch weitere 5 bis 10 m Kette auslaufen. Die Anker sind dann quasi Y-förmig ausgebracht. Neben einem relativ kleinen Schwojkreis hat man damit eine Konfiguration, die auch bei wechselnden Wind- und Stromrichtungen erhöhten Halt bietet, weil die Anker nicht komplett um 180 Grad verdreht, sondern wechselweise belastet werden.

Allerdings erhöht diese Konfiguration die Lasten auf beiden Ankern, wodurch die Anker eher ausbrechen. Wenn es keinen zwingenden Grund zum Vermuren gibt (Schwojkreis, kenternder Strom) bietet ein Anker den besseren Halt.

Verkatten

Zwei Anker werden an einer einzelnen Ankerleine ausgebracht um die Haltekraft zu erhöhen. Hierzu wird der Zweitanker mit einer Trosse in der Länge der Wassertiefe plus Freibord vor den Hauptanker gehängt, so daß zuerst der Zweitanker im Wasser eintaucht und danach der Hauptanker geworfen wird. Am Grund liegen die beiden Anker in Linie mit dem Abstand der Trosse. Wenn der Hauptanker beim schwojen ausbricht, kann er sich durch den Halt des Zweitankers wieder leichter eingraben, weil die gespannte Trosse den Hauptanker nieder hält.

Ankern mit Landfeste

Beim Ankern mit Landfeste soll primär der Schwojkreis reduziert werden, indem das Boot zusätzlich mit einer langen Leine von 40 bis 50 m an Land festgemacht wird. Damit eignet sich diese Methode generell nur für Ankerplätze, bei denen der Grund zum Ufer hin relativ steil ansteigt und dort über geeignete Möglichkeiten zum Festmachen in unmittelbarer Ufernähe verfügt, also Felsbrocken, Spalten für Felshaken, von örtlichen Segelclubs eingelassene Ringe, notfalls auch Bäume. In einer Bucht, in der bereits Boote vor Anker liegen, sollte man sich eher nach deren Ankermethode richten, da ein unterschiedlicher Schwojkreis zu erhöhter Kollisionsgefahr der Ankerlieger untereinander führen kann. Die Ankermethode selber unterscheidet sich nur geringfügig vom Festmachen im Hafen vor Buganker mit Heckleinen zum Kai. Der Unterschied ist hauptsächlich, daß die Heckleine länger ist und mit dem Beiboot ausgebracht werden muß, weil man meist nicht so dicht ans Ufer fahren kann, daß dort ein Helfer aussteigen kann. Man ankert also zunächst ganz normal mit Buganker und bringt danach die Landfeste aus.

Die Landfeste kann statt mit dem Beiboot auch unkompliziert von einem Schwimmer ausgebracht werden (Flossen), vor allem eine schwimmende Polypropylen-Leine, oder man nimmt einen Fender als Auftriebshilfe mit. Wenn ein Beiboot und genügend Crew zur Verfügung steht, kann es sich empfehlen, ein Crewmitglied mit der späteren Landfeste schon vor Beginn des Ankermanövers zum Festmachen an Land zu schicken. Das Crewmitglied wartet dann mit der Landfeste im Beiboot und diese kann nach Einfahren des Bugankers zügig am Heck festgemacht werden. Die Gefahr, dass das Boot während des Ausbringens der Landleine vertreibt, wird verringert. Wird die Landfeste direkt an einem Fels befestigt, schützt ein Kettenring um den Fels vor dem Durchscheuern der Leine.

Nachteil des Ankerns mit Landfeste ist, das das Boot sich anschließend nicht mehr eigenständig in Wind und Strom ausrichten kann. So bietet man etwaigen Seitenwind oder seitlichem Seegang die maximale Angriffsfläche.

Eine erprobte, aber wenig bekannte, alternative Methode, die dieses Problem umgeht, ist das Vermuren mit einer Landfeste. Hierbei wird die Landfeste nicht auf einer Heckklampe belegt, sondern ähnlich wie beim Vermuren zweier Anker direkt an der Kette des Bugankers befestigt. Man läßt also den Buganker fallen bis er auf Grund liegt, schäkelt die Landfeste an der Bugankerkette an, gibt die üblichen drei bis fünf Bootslängen an Kette und fiert dabei die Landfeste mit. Anschließend bringt man die Landfeste per Beiboot an Land und holt die Leine gut an, bevor man sie an einem geeigneten Punkt festmacht. Idealerweise verläuft nun die Landfeste über den Seegrund zum Anker samt Vorläufer und bildet somit auch kein Hindernis für andere Boote an der Wasseroberfläche. Insbesondere sorgt diese Methode aber auch für einen flachen Zugwinkel. Die Ankertrosse oder Ankerkette kann anschließend auch wieder etwas verkürzt werden. Der Schwojkreis ist etwas höher als bei der oben beschriebenen Methode, mit Landfeste zu ankern, bietet aber dafür den Vorteil, daß das Boot sich frei im Wind drehen kann und somit die minimale Windangriffsfläche von vorne bietet.

Ankern unter Segel

Das Manöver unterscheidet sich kaum vom Ankern unter Maschine, außer daß man das Großsegel stehen läßt und mit dessen Hilfe den Anker eingräbt. Die Vorsegel sollte man möglichst bergen, um ein freies Vordeck zu haben. Danach befestigt man einen Bullenstander an der Baumnock (so dieser nicht sowieso ständig gefahren wird) und führt ihn über einen Block nach achtern auf eine Winsch. Anschließend kreuzt man etwas über dem geplanten Ankerplatz, um ihn zu erkunden und fährt dann einen Aufschießer. Kurz vor Stillstand läßt man den Anker fallen und gibt langsam Kette. Manche Kielboote, insbesondere Langkieler tendieren dazu, nur wenig Rückwärtsfahrt zu machen und dann sollte man das Großsegel mittels Bullenstander backdrücken. Das Boot wird dann nach achtern abtreiben bis der Anker gefaßt hat.

Unter Segeln den Anker aufnehmen geht einfach, indem die Segel gesetzt werden, das Boot daher auf den Anker segelt, und die Kette/Leine leicht und schnell eingeholt werden kann. Ausbrechen des Ankers wie üblich durch Welle, sonst durch Krängung oder viel Kraft. Anschliessend einholen, verpacken und den Kurs abstecken. Das geht schnell und leise und stört die Nachbarn nicht.

Wichtig ist es, daß man einen Ankerplatz wählt, der ausreichend Raum zum Aufkreuzen bietet, um notfalls, also insbesondere bei slippenden Anker unter Segeln Anker auf zu gehen.

Ankerwache: Das GPS ist ebenfalls ein wichtiger Teil der Ankerwache. Im einfachsten Fall speichert man seine Ankerposition ab und kann mit einem GOTO konstant ermitteln, wie weit man Schwojt oder ob der Anker nicht mehr hält. Das ist besonders im nächtlichen Dusel oder bei aufkommender Nervosität hilfreich. Viele GPS erlauben auch eine automatische Ankerwachfunktion zu aktivieren. Man kann einen Schwojkreis-Radius eingeben und wird geweckt, wenn das Schiff diesen Bereich verlassen sollte. Das ist bei uns Standard, auch wenn es etwas Strom braucht. Andreas Dostmann, Tamins Schweiz