Seemannschaft

Manöver

Beiliegen ist die stabile Lage eines Segelbootes, die sich aus dem Manöver Beidrehen ergibt. Beim Beiliegen liegt das Schiff unter voller Beseglung stabil und treibt quer über die Lee-Seite ab. Hierbei schiebt das Schiff kaum Lage und da es in das vom Bootsrumpf beruhigte Wasser hinein geschoben wird, sind auch die Wellenbewegungen gedämpft.

Die 3 Phasen des Beidrehens

Das Manöver läss sich (vorrausgesetzt die Besegelung stimmt), mit kleinster Crew oder alleine fahren.

Das Manöver eignet sich zum Reffen des Großsegels. In manchen Crews wird es auch gerne genutzt, um den Besuch der "Keramikabteilung" zu erleichtern.

Weitere Einsatzbereiche sind:

  • Durchführen von Reparaturen, bei denen eine ruhige Lage des Schiffes gewünscht ist.
  • Abwettern von Stürmen auf See, wenn genügend Leeraum vorhanden ist.
  • Man kann während des Beiliegens auch Manöverbesprechungen halten oder Kaffee trinken.

Das Manöver vollzieht sich in drei Phasen (siehe Skizze):

1. Phase:

Aus einem Am-Wind-Kurs heraus wird eine Wende eingeleitet. Dabei bleibt die Fock belegt. Die Drehung sollte nur bis in den Wind aktiv gefahren werden, dann das Schiff gegen den Wind halten, bis es von selbst durch die bachstehende Fock auf die neue Seite überlegt.

2. Phase:

Nachdem der Bug durch den Wind gedreht hat, steht die Fock nun back. Gleichzeitig wird während des Wendens die Großschot weit aufgefiert. Sobald die back-gestellte Fock anfängt zu drücken, wird hart Gegenruder in den Wind gelegt. Mit aufgefiertem Großsegel und ohne Fahrt durchs Wasser kommt es dann nicht zur erneuten Wende. Das Boot pendelt sich ein.

Hat man das Boot bereits gegen den Wind zum Stehen gebracht, kann das Großsegel (bei Kielbooten) auch dicht geholt werden. Insbesondere klassische Rümpfe, aber auch gemäßigte Kurzkieler liegen sehr gut mit dichtem Groß bei!

3. Phase:

Das Ruder kann jetzt mit Anschlag nach Luv festgelegt werden. Die Fock steht back und ist ebenfalls festgelegt. Die Großschot ist lose und das Großsegel weht im Wind. Damit es nicht schlägt kann es leicht dicht geholt werden.

In dieser Lage kann jetzt ein Reff ein oder ausgebunden werden. Beiliegend ist ein Schiff auch in der Schlussphase des Mann-über-Bord-Manövers in einer stabilen Position, um die Person wieder sicher an Bord zu nehmen.

Das Manöver funktioniert auch bei Starkwind zuverlässig.


Beenden des Manövers:

Zum Beenden des Beiliegens wird die back stehenden Fock freigegeben und auf der anderen Seite dichtgeholt. Die Großschot wird ebenfalls dichtgeholt, bis das Schiff wieder Fahrt aufnimmt und manövrierfähig wird. Danach kann der gewünschte Kurs angelegt werden.

Bei Kurzkielern kann auch das Großsegel für Vortrieb optimal eingestellt und abgefallen werden. Man dreht dann mit backstehender Fock bis durch die Halse. Vorteil dises Vorgehens ist, dass der Rudergänger das Manöver allein fahren kann, was vor allem bei kleinen Crews manchmal von Vorteil ist.

Hinweise

  • Das Beiliegen mit aufgefiertem Groß ist ursprünglich gedacht für Jollen. Richtig zum Stehen kommt man dabei kaum, eher driftet man auf einem Raumschotskurs etwa 45 Grad nach Lee.
  • Bei fast allen Kielbooten kann man das Groß auch dicht lassen.
  • Beiliegen funktioniert im Regelfall bei Kurzkielern nur mit kleinen Segeln gut, im Zweifel sollte man das Groß reffen. Als Vorsegel sollte eine Fock gewählt werden, die wenig Bauch hat. Bei Sturm sind natürlich die kleinsten Segel, d.h. Sturmfock und Tysegel, alternativ Groß im 3. Reff zu wählen.
  • Beiliegen hat große Vorteile gegenüber dem Ablaufen vor dem Wind bei Sturm, solange noch Besegelung möglich ist, da wengiger Leeraum benötigt wird.
  • Mit einer Selbstwendefock funktioniert das Manöver natürlich nicht ohne weiteres. Man kann sich helfen, in dem man (ein Crewmitglied an den Mast schickt, das) die Umlenkrolle der Fock an der Luvseite festbändselt. Wenn das auf Slip mit eine langen Leine geschieht, die ins Cockpit zurückgeführt wird, kann die Position, ohne das Cockpit zu verlassen, wieder aufgelöst werden. Einhandsegler könnten sich an Steuer- und Backbord je einen Beiholer riggen, der dann vom Cockpit aus bedient werden kann.