Benutzer:Dm/Törnbericht 2019-08 IJsselmeer

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Im August 2019 sind wir zu dritt von Lemmer aus eine Woche lang im IJsselmeer unterwegs gewesen.

Törndaten

Allgemeines

Ziel des Törns war das Sammeln von Segel- und IJsselmeererfahrung. Das Touristische stand daher nicht im Vordergrund. Hinterher haben wir uns allerdings schon gefragt, warum wir angesichts dieses Vorhabens doch immer direkt zum Zielhafen gefahren sind, ohne zwischendurch mal einfach zum Spaß Manöver einzubauen. Offenbar haben wir unterbewusst vor allem daran gefeilt, schnell ans Ziel zu segeln. ;)

Da alle Mitglieder der Crew die gleichen Scheine und grob die gleiche Erfahrung haben und wir durch mehrere gemeinsame Törns auch ein sehr eingespieltes Team sind, wurde die Position des "Skippers of the Moment" immer vom momentanen Rudergänger ausgefüllt und die verschiedenen Manöver durchgewechselt, so dass jeder alles mal machen konnte. Der formale Skipper als Träger der Verantwortung hatte ein Vetorecht, das allerdings nicht in Anspruch genommen werden musste.

Etappen

Wir hatten das Schiff für eine Woche von Freitag Abend bis Freitag Morgen gechartert und damit die Zeit von Samstag morgen bis Donnerstag Abend für den eigentlichen Törn zur Verfügung. Der eigentliche Wunsch war, in dieser Zeit nach Amsterdam und wieder zurück zu segeln. Der Wind hat allerdings nicht mitgespielt (aus Südwest während der ersten Tage, dann auf Nordwest bis Nord drehend), so dass wir stattdessen einmal "rund IJsselmeer" gesegelt sind.

Die Tagesplanung war dabei dank der kurzen Entfernungen auf dem IJsselmeer dann immer relativ spontan: Abends auf den Wetterbericht gucken, auf Pläne A und B einigen und am Morgen vor dem Ablegen anhand des aktuellen Wetterberichts nochmal bestätigen.

Tag 0: Ankunft in Lemmer

Die Anreise nach Lemmer wurde vom Ruhrgebiet aus mit dem Auto erledigt. Unsere Yacht lag im Werfthaven Maronier/Yachthafen Lemsterbaai, praktischerweise in Einkaufswagen-Schiebe-Entfernung vom Jumbo-Supermarkt.

Die Übernahme unserer Yacht war eigentlich ziemlich gründlich, was die Beurteilung des Schiffszustands angeht. Dazu später noch mehr...

Nachdem die Formalitäten erledigt, die Einkäufe eingeräumt und die Kabinen bezogen waren, begingen wir den Auftakt unseres Urlaubs mit einem ekzellenten Abendessen im Restaurant Centrum.

Tag 1: Lemmer - Medemblik

  • Distanz: 23 sm (unter Segeln: 14 sm)
  • Wetter: Trocken, S 4-5, auf SW drehend

Bei frischer Brise aus Süd bis Südwest ist die Abfahrt aus Lemmer natürlich nicht besonders entspannend. Wir entschlossen uns, den Süd-Anteil unseres Kurses möglichst gering zu halten und peilten daher Medemblik am gegenüberliegenden Ufer des IJsselmeers als Zielhafen an.

Die Ausfahrt aus dem Heimathafen war schon die erste Herausforderung. Selbst mit einer vergleichsweise niedlichen 32"-Yacht ist der Yachthafen Lemsterbaai ziemlich eng. Die in Dreierpäckchen beidseitig der Ausfahrt liegenden Plattbodenschiffe, deren Bugspriete auch noch in unsere Fahrrinne hereinragten, erhöhten die Schwierigkeit zusätzlich. Genau das, was man sich für sein erstes Manöver mit einem fremden Schiff wünscht! Wir haben es aber geschafft, unseren Mast zwischem allem hindurchzuzwängen.

Nach dem Queren des Fahrwassers südlich der Prinses Margrietsluis haben wir die Segel in Reff 2 gesetzt und uns auf möglichst direktem Weg Richtung Medemblik aufgemacht. Die Legerwallsituation hat uns allerdings massiv behindert, so dass wir noch fast eine Stunde lang den Motor mitlaufen ließen. Kurz nach Mittag konnten wir dann aber endlich die seglerische Ruhe genießen. Der weitere Törnverlauf führte uns dann südlich an De Kreupel vorbei.

Vor Ankunft in Medemblik haben wir wie im Revierführer empfohlen den dortigen Hafenmeister angerufen und bekamen einen Platz im Pekelharinghaven zugewiesen, was uns das Anlegen am Meldesteg erspart hat. Der Liegeplatz war günstig gelegen und wir als erstes Schiff am Steg, so dass das Einparken einfach längsseits an Steuerbord möglich war.

Nach dem obligatorischen Anlegergetränk etablierten wir dann unsere Nachmittags-/Abendroutine aus Stadtbesichtigung verbunden mit kleineren Einkäufen, Abendessen, angeregten Gesprächen mit mehr oder weniger Tiefgang und der Planung für den nächsten Tag. Medemblik ist eine sehenswerte kleine Stadt; leider war die Innenstadt schon im Schließen begriffen.

Tag 2: Medemblik - Enkhuizen

  • Distanz: 15 sm (unter Segeln: 13 sm)
  • Wetter: Trocken, W 2

Für diesen Tag entschlossen wir uns zu einem kurzen Schlag nur mal eben nach Enkhuizen, da dies angesichts des weiteren Törnverlaufs die beste Gelegenheit würde, Enkhuizen anzulaufen. Der Plan war, diesmal nördlich um De Kreupel herumzufahren und dann grob dem Fahrwasser südlich nach Enkhuizen zu folgen.

Nachdem wir den Hafen verlassen hatten, setzten wir sofort Segel - das heißt, wir versuchten es, bis das Groß klemmte. Das Schiff hatte nämlich nicht nur ein offensichtliches Einleinen-Reffsystem (dessen Reffleinen lose waren), sondern zusätzlich auch noch ein bis zu dem Zeitpunkt (zur Erinnerung: bisher waren wir nur in Reff 2 gefahren) von uns nicht bemerktes klassisches Bindereff (dessen Reff-2-Reffkausch eingehakt war). Die Lektion, bei Übernahme des Schiffs die Segel auch mal rauszuholen, haben wir somit gelernt. Als dieses Hindernis dann überwunden war und die Segel vollständig draußen waren, konnten wir dann gemütlich erst mit raumem, nach Rundung der "Regattaboje" De Kreupel dann mit halbem Wind nach Enkhuizen segeln. Hierbei merkten wir dann zum ersten Mal, dass unser Boot, schon bei Gewichtsverlagerung durch Umhergehen im Hafen recht stark schwankend, bei Böeneinfall ziemlich schnell und stark krängte.

Als Zielhafen hatten wir uns den Compagnieshaven ausgesucht, den wir tatsächlich sehr empfehlen können. Nachdem wir erst gaaaaaanz nach hinten durch zum Meldesteg und von dort dann wieder den halben Weg zurück zu unserem Liegeplatz in einer Box fahren mussten, haben wir uns dann natürlich noch Enkhuizen angeschaut.

Man merkt, die Stadt ist größer als alles andere am IJsselmeer und somit im positiven Sinne belebt. Das Abendessen fand im "Royal Siam" statt und war sehr lecker. Offenbar ist das Restaurant aber inzwischen geschlossen.

Tag 3: Enkhuizen - Den Oever

  • Distanz: 17 sm (unter Segeln: 16 sm)
  • Wetter: Schauer, W 3

Es wurde am dritten Tag Zeit, nach Norden aufzubrechen. Der Wind passte dazu auch, also setzten wir Kurs auf Den Oever, wobei wir De Kreupel wiederum am Steuerbord liegen ließen (dass wir das tatsächlich jedesmal taten, fällt mir gerade erst beim Schreiben auf), weil wir wenig Lust auf Fetch hatten und daher den Kurs nahe der Westküste des IJsselmeeres wählten. An diesem Tag kam auch die mitgeschleppte Segelbekleidung zum Einsatz, da Petrus ein paar Schauer für uns in petto hatte.

Aufgrund des leicht böigen Windes und der schon erwähnten... Agilität der Yacht bei variabler Windstärke etablierte sich an diesem Tag das geflügelte Wort vom "Heliumkiel", mit dem unser Schiff ausgestattet sei. Nähere Nachforschungen ergaben, dass dieses Exemplar tatsächlich eine gute Tonne leichter war als andere Bavaria 32. Dadurch genügte zwar wenig Wind für ansehnliche Geschwindigkeiten, aber die Herausforderung wächst mit steigender Windstärke mehr als gewohnt. Wer zum Teufel legt sich ein Leichtwindboot ans IJsselmeer?

Insgesamt aber auch hier ein vergnüglicher Segeltag. Im Fahrwasser vor Den Oever mussten wir noch Frachtschiffverkehr überholen lassen, dann ging es in die Marina Den Oever. Bei etwa Windstärke 3 von West konnten wir bequem gegen den Wind am Meldesteg längsseits gehen und auf das Ende der Mittagspause des Hafenmeisters warten. Danach umparken in eine Box, bei immer noch so starkem Seitenwind. Danach noch ein bisschen Hafenkino, da manche Leute es sich gern schwieriger machen als notwendig - aber davon möchte ich mich auch nicht grundsätzlich freisprechen. Mal guckt man, mal wird man beguckt. ;)

Wenn man schonmal da ist, will man sich ja auch den Ort und vor allem das Wattenmeer angucken. Leider liegt die Marina jwd und der Fußmarsch nach Den Oever dauert eine gute halbe Stunde. Wir nahmen den Weg trotzdem auf uns und stärkten uns in Den Oever noch mit einem Snack beim Viscentre 't Wad. Sonst hatte da auch nichts geöffnet - naja, eigentlich gab es da sonst schlichtweg nichts.

Tag 4: Den Oever - Makkum

  • Distanz: 18 sm (unter Segeln: 13 sm)
  • Wetter: zu Beginn leichte Schauer, dann trocken, W 3-4

Der Tag ging vom Wetter her zunächst so weiter wie der Vortag aufgehört hatte: Leicht regnerisch und windig. Das Ablegen glückte trotzdem problemlos. Wir fuhren dann unter Motor ein Stück nach Süden durch das Fahrwasser, bis wir an Tonne 6 nach Osten abdrehen konnten. Dort setzten wir auch die Segel, und dann war ich als Dritter und Letzter dran, am Ruder stehend die Vorliebe für plötzliche Krängung zu spüren: Mitten in der Vorbereitung einer Halse bekamen wir ein Bö ab, die aus 6-8 kn Wind plötzlich 18-20 kn machte und unser Boot zumindest gefühlt fast auf die Seite legte. Ich steuerte instinktiv in den Wind und wir erholten uns erstmal von dem Schreck.

Danach hatten wir aber umso mehr Spaß auf dieser Etappe, denn auf Raumwind- bis Vorwindkurs, teilweise sogar Schmetterling segelnd, ritten wir die Wellen und bewegten uns mit guten 7 kn auf Makkum zu.

Noch bevor wir das Fahrwasser zur Schleuse Kornwerderzand kreuzten, bargen wir die Segel und tuckerten dann den Kanal nach Makkum bis zum Stadthafen durch, wo wir einen schönen Liegeplatz noch gerade so im Windschatten der riesigen Werfthalle fanden.

Am Nachmittag fanden wir dann noch einen Supermarkt und ein nettes Café für einen Kuchensnack. Und einen Schleusengang konnten wir auch beobachten. Insgesamt ein netter kleiner Ort - aber beim dritten oder vierten netten kleinen Ort am IJsselmeer sieht halt doch irgendwann alles gleich aus. ;)

Tag 5: Makkum - Stavoren

  • Distanz: 19 sm (unter Segeln: 12 sm)
  • Wetter: Trocken, S 2, erst drehend auf SSW, dann abnehmend auf Flaute

Am nun vorletzten Tag unseres Törns wurde es Zeit, wieder Richtung Lemmer aufzubrechen. Die zur Auswahl stehenden Zwischenziele für die letzte Nacht "unterwegs" waren neben Stavoren noch Lelystad und De Kreupel. Die wurden aber als zu ambitioniert bzw. aus Windgründen verworfen - was im Fall von De Kreupel auch ein großes Glück war.

Aufgrund des Südwindes mussten bzw. durften wir kreuzen (am Wind ist eigentlich unser liebster Kurs :D ). So brauchten wir fast vier Stunden, bis wir dann gute 3 sm nördlich von Stavoren wegen des mittlerweile eingeschlafenen Windes aufgaben und den Motor starteten. Immerhin ersparte uns die Flaute eine schwierige Hafeneinfahrt in die Marina Buitenhaven, so dass wir nach einer Fender-raushäng-Runde im Vorhafen den Meldesteg der Marina anlaufen konnten.

Nach dem Ablegen zwecks Umparken in die zugewiesene Box weiter hinten im Hafen passierte es dann: Der Gashebel ging plötzlich kaputt und erschwerte unsere Hafenmanöver deutlich, da sich im Vorwärtsgang das Umschalten zwischen Standgas und wirklichem Schub nur noch mit zunehmender Gewalt bewerkstelligen ließ.

Nach diesem dann auch etwas rumpligen Anleger genossen wir unsere wohlverdienten Anlegergetränke und berieten die Lage. Ich beschloss, das Schiff in diesem Zustand als manövrierunfähig einzustufen, und rief bei der Charterfirma an, um den Defekt zu melden. Die Vercharterer reagierte tadellos professionell und beauftragte einen Schiffsmechaniker vor Ort mit der Reparatur. Der kam dann am nächsten Morgen und tauschte kurzerhand den gesamten Gas-/Kupplungshebel aus. Wir konnten letztlich sogar zu unserer normalen Zeit gegen 10 Uhr ablegen.

Im Nachhinein ist mir schnell klargeworden, dass ich besser mit der noch voll funktionsfähigen Rückwärtsfahrt wieder am Meldesteg hätte längsseits gehen sollen, anstatt mit aller Macht "unsere" Box anzusteuern. Schließlich hätte es so kommen können, dass der Hebel endgültig in Vorwärtsfahrt festgehangen hätte. Nun, es ging gut, aber die Lektion werde ich behalten.

Angesichts des Defekts am Schiff waren wir aber sehr froh, nicht nach De Kreupel gesegelt zu sein. Dort gibt es nichts, erst recht keine Mechaniker und keine Ersatzteile.

Den Tag in Stavoren ließen wir mit einem Spaziergang zum Supermarkt ausklingen, um unseren Heißhunger auf Eis zu stillen und ein paar letzte Vorräte für's Abendessen einzukaufen. Der Weg entlang der innerstädtischen Kanäle ist auch sehr schön.

Tag 6: Stavoren - Lemmer

  • Distanz: 19 sm (unter Segeln: 16 sm)
  • Wetter: Trocken, S 3

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Tag 7: Abreise aus Lemmer

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