Gibraltar

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Allgemein

Gibraltar ist eine Kronkolonie der Queen, gehört nicht zum United Kingdom und auch nicht zur Europäischen Union.

Die geografische Lage ist an der Südost-Ecke der Bucht von Algeciras. Gibraltar bildet somit den nördlichen Teil des Eingangs zur gleichnamigen Meerenge, wenn man von Osten kommt.

Schon Homer beschrieb die Straße als die Säulen des Herkules , wobei der Felsen von Gibraltar die europäische und gegenüber der Jebel Musa im marokkanischen Rif-Gebirge die afrikanische Säule bildet.

Der Wirtschaftsmotor für Gibraltar liegt in der weitgehenden Steuerfreiheit. Waren, die in der EU hoch besteuert werden, sind hier teilweise lächerlich billig. Das betrifft beispielsweise Zigaretten, Spirituosen und vor allem Mineralölprodukte. Von der Raffinerie in Algeciras holen die Bunkerschiffe von Gibraltar Schweröl und betanken die vorbeikommenden Dickschiffe, die alle kurz Halt machen, wenn sie noch etwas Platz in den Tanks haben. Deswegen ist die Bucht von Algeciras und die Ostseite von Gibraltar auch ständig mit Ankerliegern belagert. Oft sind die Ankerplätze belegt und die Dickschiffe müssen außerhalb der 12-Meilenzone auf Drift warten, bis sie bunkern können.

Für Yachties gilt das gleiche: Im September 2013 kostete der Diesel 0,82 Euro/Liter. Da kann man nicht einfach dran vorbei...


Die Stadt

Kommt man von Spanien (also von La Linea de la Concepción), dann ist da zunächst diese Grenze mit Grenzpolizei, Zoll, Schranken - so wie man das noch von früher kennt. Es ist eben eine kleine EU-Aussengrenze auf diesem Stück Sand, das den Fels mit Spanien verbindet.

Täglich fahren zahlreiche Spanier über diese Grenze, um dort zu arbeiten - überwiegend wohl in Niedriglohnjobs - die Arbeitslosigkeit in Spanien ist hoch. (16sm weiter in Ceuta scheinen die Vorzeichen umgekehrt: da kommen täglich die Marokkaner, um bei den Spaniern zu arbeiten.)

Gibralter hat aufgrund seiner uralten Geschichte eine große Zahl historischer Bauwerke und Einrichtungen: Angefangen von einer maurischen Burg (Alcazaba) bis hin zum Friedhof für die Gefallenen bei der Schlacht von Trafalgar. Hier kann man tagelang auf Entdeckungsreise gehen.

Absolutes Muß: Eine Fahrt mit dem Cable-Car hinauf auf den Berg zu den Affen. Von oben ist die Aussicht atemberaubend: Über die gesamte Bucht von Algeciras und auf der anderen Seite bis zum marokkanischen Rif-Gebirge.

Kurios ist die Verquickung von traditionellem britischem Lifestyle und mediterraner Kultur (schon mal Fish&Chips mit Churros als Dessert gegessen?).



Wetter

Das Tor zum Atlantik wird bestimmt durch die Düsenwirkung in der Strasse von Gibraltar. Vorherrschende Winde werden um bis zu 2 Beaufort verstärkt, so dass häufig Starkwind anzutreffen ist.


Die Straße von Gibraltar ist vielleicht eine der Wasserstraßen, in der meistens Wind herrscht, mit einer Besonderheit, dass die Windrichtung unregelmäßig von einer Richtung in die andere schwingt. Es kommt vor, dass der Wind 3-4 Tage lang in eine Richtung weht, dann innerhalb weniger Stunden abnimmt und danach für 3-4 Tage aus der entgegengesetzten Richtung kommt, oder „abstirbt“ um danach weiter in die gleiche Richtung zu blasen. Dieses „Verhalten“ hängt damit zusammen, dass die Straße von Gibraltar zwischen 2 großen Wasserkörpern liegt, dem Atlantik im Westen und dem Mittelmeer im Osten, beide mit ihrem eigenen Wettersystem. Das Atlantikwasser tendiert kühler, die Luftmassen darüber verhalten sich unbeständiger, während das Mittelmeerwasser wärmer und die Luftmassen stabiler sind. Zieht man eine imaginäre Linie von Süd nach Nord durch die Straße, dann dominiert das Wettersystem das den höheren Luftdruck hat. Der Wind bläst dann vom höheren in Richtung des niederen Drucks, durch die Straße, meistens rechtwinklig zu den Isobaren. Die Ursache liegt in den Gebirgszügen auf beiden Seiten, südlich und nördlich der Straße. In der Strasse wird aus einem 4 er–Wind windseits, am Ende der Straße oft ein 6 er – Wind, dies gilt für beide Windrichtungen. Es wird abgeraten mit dem Spinnacker durch die Straße zu fahren. Ein zahmer 3 er, 4 er – Wind bei Gibraltar wird sehr wahrscheinlich bei Tarifa zu einem 6 – 7 er. Das Ansteigen der Windstärke geschieht so allmählich, dass es keine Alarmzeichen gäbe, und schon sei es zu spät. Reff 2 oder Reff 3 im Hauptsegel und eine periodische Reduzierung der Genua sei die Taktik des weisen Mannes. Seebrisen können sich besonders an heißen sonnigen Tagen entwickeln. Ein lokales Tief in Mitte der Straße verändert die Situation in ganz kurzer Zeit.

Nebel

Mit Nebel muß man in der Straße von Juni bis September rechnen, gerade in der Zeit, in der viele kleine Fahrzeuge unterwegs sind. Wenn feucht warme Luftmassen über relativ kaltes Wasser (Wasser aus dem Atlantik) strömen steigt die Nebelwahrscheinlichkeit. Es kommt vor, das vor Ceuta eine Nebelbank liegt, bei (ostsetzender Strömung), in Straßenmitte (bei westsetzender Strömumg) klare Sicht herrscht und auf der Nordseite (bei ostsetzender Strömung) wieder Nebelbänke liegen.


Statistik und Aufkommenswahrscheinlichkeit

Windstärke

                       Windstille		1-3		4-5		6-7		8+

                          0,014 %		43 %		49 %		7 %		0 %


Windrichtung

                             nördlich      östlich      südlich      westlich
  
                                1 %         46 %          4 %          49 %


Strömungsgeschwindigkeit des Wassers in Abhängigkeit der Windstärke

                             Bf     4        5        6        7        8	
                             Kn    0,3      0,4      0,5      0,6      0,8


Niederschlagsmenge ( mm ) Sonnenschein Anzahl Tage

                         Gesamt      max.     Gesamt h   klarer Himmel   Nebel

               Mai         38,9      19,9       305,8          2           3
              Juni          5,2       4,2       357,9          9           0
              Juli          1,8       1,4       363,3         14           1
             August         1,0       0,6       318,3         11           2


Strömungsverhältnisse

Eine unterseeische Schwelle zwischen Sizilien und Tunesien teilt das Mittelmeer in ein östliches und ein westlichen Becken, eine weitere Schwelle erstreckt sich zwischen Spanien und Marokko am Ausgang des Mittelmeeres. Nur ca. 300 m tief, behindert diese Schwelle die Wasserzirkulation durch die Straße von Gibraltar und reduziert die Schwankungsbreite der Gezeiten. In Verbindung mit der hohen Verdunstungsrate ist das Mittelmeer mit 3,8 %o (im Mittel) viel salziger als der Atlantik mit 3,5 %o.

Hydrologische Strömung, geringe Niederschlagsmengen und wenige Zuflüsse ersetzen nur etwa 1/3 der Verdunstungsmenge und so wird ein permanenter Zustrom vom Atlantik ausgelöst. Ca. 1 Million m³/s Atlantikwasser fließen mit einer Strömungsgeschwindigkeit von ca. 1 kn von der Oberfläche bis zu einer Tiefe von 150 m Richtung Osten. Das wegen dem höheren Salzgehalt schwerere Wasser sinkt nach unten und schwappt über die mit 300 m unter dem Meeresspiegel relativ flache Schwelle, die sich quer zur Straße von Gibraltar erstreckt, Richtung Atlantik und verursacht unterhalb der Tiefe von 150 m bis zum Meeresboden eine Westströmung. U-Boote berücksichtigen diese entsprechend.

Gut zu sehen sind die "internal waves", die in einer Tiefe von ca. 100m als Turbulenzen der gegenläufigen Strömungen entstehen.

Was für uns interessanter ist und in unsere „Berechnungen“ mit einfließen muß, ist die hydrologische Strömung in der Straße, die im engsten Abschnitt bis knapp 2 kn stark ist, aber auch noch in beachtlicher Entfernung jenseits davon wirkt.

Die Gezeitenstromdaten beziehen sich auf das HW von Gibraltar. Zur Springzeit erreicht der Tidenstrom 3 kn, zur Nippzeit ca. 1,5 kn, er wechselt alle 6 h 20 min die Richtung, aber mit einer Besonderheit : Die Strömung besteht aus 3 verschiedenen Einzelströmen, dem Hauptstrom in Straßenmitte und aus zwei Gegenströmungen entlang der beiden, der nördlichen (spanischen) und südlichen (marokkanischen) Küsten.

Bezogen auf das HW Gibraltar fließen die Tidenströme wie folgt:

Nördlicher Gegenströmumg

           Ost-setzend   zwischen     - 3 h  und  + 3 h
           West–setzend  zwischen     + 3 h  und  – 3 h


Zentralstrom

           Ost–setzend   zwischen        HW  und  + 6 h
           West–setzend  zwischen     – 6 h  und     HW


Südlicher Gegenströmung

           Ost-setzend   zwischen     - 4 h  und  + 2 h
           West–setzend  zwischen     + 2 h  und  – 4 h


Literatur

Deutschsprachige Literatur ist rar zu diesem Fahrtgebiet. Evtl. wird man auf englischsprachige ausweichen müssen.

  • Colin Thomas -  Straits Sailing Handbook 2013
    Genaue Anleitung zur Strategie der tidenabhängigen Gibraltar-Passage, erhältlich bei HanseNautic