Leitfaden Chartern

aus SkipperGuide, dem Online-Revierführer über die Segelreviere der Welt.
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Anmerkung: dieser Artikel ist eine Rohfassung und sollte irgendwie mit dem Artikel Törnvorbereitung zusammengebracht werden. Bitte beachtet die Diskussionsseite Diskussion:Leifaden_Chartern

Irgendwann, oftmals nach Erhalt des ersten Segelscheins, kommt bei vielen der Wunsch auf, auch selber einmal Skipper zu sein. Oft ergibt es sich auch, oder nichtsegelnde Freunde drängen auf einen Segeltörn. Abhängig von der bisherigen Erfahrungen erfordert Bareboat-Charter einiges an Vorbereitung und Entscheidungen, allerdings macht es auch große Freude und vergrößert die Vorfreude auf den Törn.

Praxis

Ein SKS-Schein alleine garantiert noch nicht die Fähigkeit, ein Boot sicher in allen Situationen führen zu können. Zwar werden grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten geprüft, aber oftmals ist eigene Erfahrung notwendig. Diese Erfahrungen kann man als Skipper in weniger anspruchsvollen Revieren sammeln oder auf Mitsegeltörns und Skippertrainings. Welcher Neuling weiß schon, wie man sich verhalten soll, wenn schwarze Wolken aufziehen oder heftige Böen durch das Rigg streichen. Wer wurde nicht beim Anblick seiner ersten 5m-Welle nervös? Da ist es hilfreich, solche Situationen als Mitsegler unter einem erfahrenen Skipper schon erlebt zu haben.

Sehr sinnvoll kann auch ein Skippertraining sein. Skippertrainings werden von vielen Segelschulen angeboten und umfassen vertiefende Übung von Manövern und Schiffsführung. Dazu gehört auch ein intensives Hafenmanövertraining. Oft ähneln Skippertrainings SSS-Ausbildungstörns, allerdings ohne abschließende Prüfung.

Ebenso können erste Erfahrungen beim Kojenchartern gesammelt werden. Unter Anleitung eines erfahren Skippers können auch hier die notwendigen Manöver geübt werden.

Wichtig Manöver sind an- und ablegen im Hafen (in Boxen, an Mooringleine oder römisch-katholisch), ankern, Segeln bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen, Segelmanöver, Nachttörns u.s.w.

Revier

Die Wahl eines geeigneten Reviers ist vielfältig. Es gibt verschiedene "best-practices". Einige empfehlen bereits bekannte Reviere für den ersten Chartertörn. Natürlich sollte das Revier angemessen sein, d.h. nicht zu anspruchvoll sein. Das erste Mal Skippern ist eine Herausforderung - es gibt so viele Dinge, auf die man achten muss, so dass man sich nicht auch noch mit Gezeitennavigation oder schwierigen Wetterverhältnissen belasten muss.

Das Revier muss natürlich auch zu geeigneter Jahreszeit bereist werden. So kann im Herbst das ansonsten ruhige Mittelmeer durchaus anspruchsvoll werden.

Ein weiterer Aspekt für ein geeignetes Revier ist die Infrastruktur. Reviere, in denen die Marinas nur in großen Abständen vorhanden sind und die Marinas möglicherweise über schlechte Infrastruktur verfügen, sind nicht so gut geeignet, wie Reviere mit vielen und guten (sicheren) Liegeplätzen.

Vercharterer oder Charter-Agentur

Eine Yacht chartert man üblicherweise bei kommerziellen Vercharterern. Diese sind vor Ort und unterliegen der dortigen Gerichtsbarkeit. In Deutschland sind diverse Charter-Agenturen angesiedelt. Ähnlich wie ein Reisebüro verfügen sie über ein Netz von Vercharterern vor Ort und vermitteln die Boote. Damit hat man den Vorteil, einen (deutschsprachigen) Ansprechpartner zu haben, der Zugriff auf unterschiedliche Angebote und Reviere hat. Oft wird von Charter-Agenturen noch weiterer Zusatzservice angeboten.

Die Zahl der in Frage kommenden Vercharterer ist üblicherweise recht groß. Hier gibt es in bestimmten Regionen Platzhirsche und eine Reihe kleinerer Anbieter. Für wen man sich entscheidet, ist Geschmackssache. Große Anbieter haben den Vorteil, dass sie problemlos Ersatzschiffe stellen können, wenn das gebuchte Boot aufgrund technischer Mängel ausfällt. Kleinere Anbieter sind hingegen oftmals preisgünstiger und die Boote sind möglicherweise (nicht generell!) liebevoller gepflegt.

Yacht

Die Wahl eines geeigneten Schiffs ist eher eine Philosophie, als eine Vernunftsentscheidung. Es gibt jedoch einige Aspekte, die man berücksichtigen sollte:

Schiffsgröße
Je länger das Schiff, desto schwieriger das Handling.
Kojenanzahl/Komfort
Jedes Schiff hat üblicherweise eine bestimmte Zahl von Kojen, sowie 1-2 Schlafplätze im Salon. Man sollte sich fragen, wieviel Komfort man braucht. Räumliche Enge kann zu Stress im Urlaub führen, es ist aber auch eine Frage des Geldbeutels. Gewöhnlich ist es auch eine Frage der Lebensumstände: Während man als Student noch Spaß daran hatte, mit 8 Leuten auf 36 Fuß zu verbringen, kann es später angenehmer sein, maximal 6 Personen auf 4 Kabinen zu verteilen, so dass noch Platz für Gepäck und Schnarcher ist.
Schiffstyp
Während der Segeleinsteiger vermutlich noch nicht den Unterschied zwischen einer schlichten Serienyacht und dem besonderen oder sportlichen Modell zu schätzen weiß, hat der Profi möglicherweise klare Präferenzen für ein Schiff.
Besegelung
Rollreff einrichtungen bei Fock (Genua9 und groß sind sichrlich ein Sicherheitsvorteil, gehen aber zu lasten der Geschwindigkeit. Beim erstmaligen Chartern sind sie sicher vorzuziehen.

Der Preis ist natürlich ein wichtiges Kriterium, es sollte aber auch auf andere Dinge geachtet werden:

  • Wie alt ist das Schiff? Charteryachten, älter als 5 Jahre haben es oftmals schon hinter sich. Zumindest kann mit gehäuftem Auftreten von Problemen gerechnet werden. Ein paar Macken im Gelcoat stören vielleicht nicht, aber eine defekte Maschine kann der Törn unangenehm verkürzen. Dies kann aber auch nicht als allgemeine Aussage gelten.
  • Wie hoch ist die Kaution? Für jedes Schiff ist eine Kaution als Selbstbehalt zu hinterlegen. Die Kaution liegt typischerweise bei 1000-2000 Euro. Je höher der Selbstbehalt, desto günstiger ist natürlich die Versicherungsprämie und damit der Wochenpreis. Vermeidliche Schnäppchen haben oftmals Kautionssummen von über 4000 Euro. Man sollte genau prüfen, ob bei paar gesparte Euros hohe Zahlungen im Schadensfall wert sind.
  • Sicherheitsausstattung Während in Deutschland der Standard für Sicherheitsausstattung sehr hoch ist, verfügen viele Schiffe im Ausland oft nur über Feststoff-Westen. Bei anspruchsvolleren Revieren kann dies ein Sicherheitsrisiko werden. Je schwieriger das Revier, desto umfangreicher und besser sollte die Sicherheitsaustattung sein.

Versicherungen

Versicherungen sind ein weites Feld. Es gibt eine Vielzahl von Versicherungen rund ums Chartern. Jeder muss letzendlich für sich selbst entscheiden, welches Risiko er absichern möchte.

Skipperhaftpflicht

Die Skipperhaftpflicht-Versicherung deckt Forderungen gegen den Skipper, sofern diese nicht von der Kasko der Yacht abgedeckt werden. Da der Schiffsführer grundsätzlich haftbar gemacht werden kann und die private Haftpflicht typischerweise Haftung im Zusammenhang mit Wassersport ausschließt, ist eine Skipperhaftpflicht dringend zu empfehlen. Unterschiedliche Versicherer bieten sehr verschiedene Konditionen, so schließen einige die Haftung bei grober Fahrlässigkeit mit ein, einige Haften auch bei Schäden von Crewmitgliedern untereinander. Es lohnt sich auf alle Fälle, das Kleingedruckte zu lesen. Der Preis sollte dabei nicht das entscheidende Kriterium sein.

Kautionsversicherung

Eine Kautionsversicherung kann Sinn machen. Typischerweise sind 1000-2000 Euro Kaution zu hinterlegen, welche den Selbstbehalt im Schadensfall darstellen. Das sind 200-300 Euro pro Mitsegler. Eine Kautionsversicherung erspart die Mehrkosten, allerdings sind dann in jedem Fall die Versicherungsprämien zu zahlen. Nicht vergessen: der Papierkram im Schadensfall bleibt sowieso am Skipper hängen.

Reiserücktritt

Normale Reiserücktrittsversicherungen sind für einen Törn ungeeignet. Insbesondere, wenn auch Flüge gebucht werden, kann der Skipperausfall für die Crew sehr ärgerlich werden, da sie kein Geld sehen. Hierzu gibt es spezielle Reiserücktrittsversicherungen, welche den Gesamtpreis bei Skipperausfall übernehmen.

Flüge

Sind Flüge erforderlich, steigt der Planungsaufwand. Einen einzelnen Flug zu bekommen, ist einfach. Bei 6 oder mehr Personen wird es hingegen schon komplizierter. Besonders schwierig wird es, wenn der eine es noch nicht genau sagen kann, der andere es mit seinem Chef abklären muss, der dritte im Prinzip interessiert ist und so weiter.

Timing

Schwierig wird es, weil oft unklar ist, ob man einen geeigneten Flug und ein geeignetes Schiff zum richtigen Termin organisieren kann.

Ein mögliches Vorgehen ist folgendes: Charter-Agenturen können Yachten für etwa eine Woche reservieren. Zuerst aber braucht man das okay der Mitsegler. Da man oft erste Anzahlungen bei der Buchung leisten muss, kann man ein okay der Mitsegler gut mit einer Anzahlung verbinden. Wenn alle dabei sind, kann man die Wunschyacht vor-reservieren. Ist sie geblockt, können die Flüge verbindlich gebucht werden und anschließend die Yachtbuchung vollzogen werden.

Crew

Die Auswahl der Crew ist jedem selbst überlassen. Tipps zu geben, ist schwierig. Es hängt auch sehr von dem eigenem Erfahrungshorizont und der Persönlichkeit ab. Gerade für Neueinsteiger kann es aber sehr wichtig sein, jemanden mitzunehmen, der ebenfalls Segeln kann. Es muss nicht (und sollte auch nicht) ein erfahrener Seebär sein, aber Grundverständnis sollte vorhanden sein. Ein alter Hase kann schwierig sein, weil er unter Umständen alles besser weiß. Besonders herausfordernd ist es, ein Boot mit mehreren "Profiskippern" zu führen: Jede Sache kann auf mindestens 50 Arten erledigt werden und jeder wird garantiert eine andere Art bevorzugen und dieses auch kommunizieren; das Chaos ist perfekt ;-)

Vorbesprechungen / Planung

Die Crew in die Planung mit einzubeziehen hat mehrere Vorteile:

  1. Teamgeist: durch einen gemeinsamen Planungsworkshop kann schon vor Törnbegin der notwendige Teamgeist entstehen.
  2. Verbindlichkeit: Jeder ist Teil der Planung. Jeder fühlt frühzeitig eine gewisse Verantwortung für dieses gemeinschaftliche Projekt.
  3. Verantwortlichkeit: Geht etwas schief, ist niemand alleine Schuld. Wenn morgens die Nutella fehlt, war es nicht die Schuld des Skippers, schließlich haben alle die Einkaufsliste besprochen.
  4. Transparenz: Häufig gehen mit dem Wort "Segeltörn" falsche Erwartungen einher (weiße Segel, Luxusleben). Jeder sollte ungefähr wissen, was ihn erwartet.
  5. Vorfreude

Das alles kann auf ein oder zwei Vorbesprechungen und Planungsworkshops behandelt werden. Es hilft auch, das Team etwas "einzuschwören" und eine übersteigerte Erwartungshaltung (ich habe gebucht und erwartet daher...) abzubauen. Oft zeigen sich bei solchen Workshops auch eventuelle Spannungen zwischen einzelnen Crewmitgliedern, denen man im weiteren Verlauf die notwendige Beachtung schenken sollte, um eine Eskalation zu vermeiden.

Folgende Themen können auf so einer Vorbesprechung behandelt werden:

  • Infos zum Revier und dem Boot
  • Zeitplan (Flüge, Zeitraum, ...)
  • Organisation (Treffpunkte, Fahrgemeinschaften)
  • Einkausliste (gemeinsames erstellen einer Einkaufsliste und klären, was vor Abreise zu beschaffen ist)
  • Knoten lernen und üben

Als positiv haben sich entsprechende, nett aufgemachte Hand-Outs erwiesen, welche die relevanten Informationen zusammenfassen.

Schiffsführung und Psychologie

Rolle Skipper <-> Crew

Die Psychologie an Bord ist ein sehr schwieriges Thema, insbesondere, wenn man mit Partnern, Freunden oder Kollegen auf Törn ist. Zum einen gibt es eine direkte persönliche Beziehung zu den Mitseglern, zum anderen sollte klar sein, dass der Schiffsführer die Verantwortung trägt und üblicherweise über das weitergehende, notwendige Wissen verfügt, so dass seinen Anweisung folge zu leisten ist.

Ein gelegentlich beobachteter Fehler angehender Skipper ist, dass sie ich und ihre Rolle zu wichtig nehmen, die notwendige Authorität jedoch nicht von der Crew akzeptiert wird. Gerade, wenn man mit Freunden unterwegs ist, darf man nicht erwarten, das sie sich plötzlich alles sagen lassen. Ganz im Sinne des Führungsstils des 21. Jahrhunderts sollte man auch sich auch nicht als den authoritären Chef aufspielen. Anweisungen, die argumentativ begründet sind, stellt niemand in Frage.

Natürlich kann das Skippern - gerade bei den ersten Törns - den Skipper unter Stress setzen. Das ist ein gutes Training, in schwierigen Situationen die Selbstbeherrschung zu behalten.

Probleme innerhalb der Crew

Häufig kommt es zu Spannungen zwischen Crewmitgliedern. Das ist ganz normal, schließlich stellt die mangelnde Privatshpäre und räumliche Enge, sowie die Tatsache, dass man fast den ganzen Tag zusammenhockt eine besondere Extremsituation dar, in der unterschiedliche Charaktäre unterschiedlich reagieren.

Jedes Crewmitglied sollte daher geeignete Rückzugsmöglichkeiten haben (die individuelle Packliste sollte daher Bücher und MP3-Player beinhalten). Ferner sollten während des Törns gelegentliche Landgänge zur freien Gestaltung eingeplant werden, wo sich jeder individuell erholen kann.

Der Skipper sollte bei Spannungen unbedingt neutral bleiben und deeskalierend wirken. Emotionale Einmischung ist tödlich. Parteiergreifung kann zudem zu einer sehr schädlichen Grüppchenbildung führen. Besser ist es, Streitgespräche auf eine Sachebene zu bringen und Rückzugsoptionen aufzeigen. Man kann auch im Vorfeld Spannungen vermeiden, in dem man den Crewmitgliedern entsprechende Aufgaben zuteilt. So muss es nicht sein, dass zwei Personen gemeinsam Backschaft machen, obwohl erkennbar ist, dass sie nicht sehr gut miteinander können. Grundsätzlich sollte klar sein, dass jeder seinen individuellen Freiraum hat und diesen auch nutzen darf, sofern es nicht den Gruppeninteressen im Wege steht.

Törnplanung

Als Faustregel gilt: 2/3 der geplanten Strecke in der ersten Hälfte des Charterzeitraums absolvieren. So kann man sicherstellen, das Boot ohne Stress und termintreu zum Stützpunkt zurückzubringen. Bei der Törnplanung sollte man jedoch auch vorherrschende Winde und Strömungen einbeziehen: Wenn man 1/3 der Strecke vor sich hat, aber aufkreuzen muss, hat man nicht viel gewonnen.

Es ist absolut sinnvoll, vor Törnbeginn einen möglichen Plan zu skizzieren. An diesen sollte man sich jedoch nicht allzu sklavisch halten, weil man mit Blick in die Seekarten und Tipps vor Ort durchaus wichtige oder interessante Hinweise für eine bessere Törngestaltung bekommt.

Vor jedem Auslaufen sollte man sich überlegen, wo man abends hin möchte. Die Zeit ist großzügig zu planen, Flauten oder ungünstige Winde können die Zeit deutlich verlängern. Es ist auch nicht unbedingt empfehlenswert, bei Dunkelheit einen unbekannten Hafen anzulaufen, insbesondere, wenn man noch nicht sehr viel Erfahrung hat. Vor jedem Auslaufen sollte man auch einen Plan B oder Plan C haben für den Fall, dass man das ursprünglich anvisierte Ziel nicht erreichen kann (die Gründe können vielfältig sein: ungünstiges Wetter, Schäden am Schiff, Crewausfall durch Seekrankheit etc).