Norwegen

aus SkipperGuide, dem Online-Revierführer über die Segelreviere der Welt.
Version vom 6. April 2021, 10:49 Uhr von 161.4.82.9 (Diskussion) (→‎Geld / Sprache / Infrastruktur)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Blick auf den Lysefjord in der Nähe von Stavanger

Norwegen bietet mit seiner extrem langen Küstenlinie ein abwechslungsreiches, aber auch anspruchsvolles Segelrevier. Die Länge der Küste beträgt circa 3000 km und reicht vom Skagerrak über das Nordmeer bis in die Barentsee im hohen Norden. Im Westen ist die Küste durch die Eiszeiten mit vielen Fjorden eingeschnitten und von einem Schärengürtel umgeben. Misst man die Küste mit allen Fjorden, kommt man auf eine Küstenlänge von über 25.000 km.

Die Bevölkerungsdichte Norwegens ist extrem gering - Norwegen hat aktuell 4,6 Mio. Einwohner. Allerdings ist diese Bevölkerungsdichte auch auf die vielen unwegsamen und schwer zu besiedelnden Landschaften zurückzuführen. Die fünf größten Städte (gleichzeitig die einzigen mit über 100.000 Einwohnern) sind Oslo, Bergen, Trondheim, Stavanger und Bærum. In Norwegen wird die Seenotrettung durch die staatliche und freiwillige Institutionen durchgeführt, Näheres auf der Seite "Hilfe im Seenotfall".

Essen und Trinken

Norwegen ist durch seine Ölvorkommen sehr wohlhabend, was sich auch in den allgemeinen Preisen zeigt. Nicht nur Alkohol und Nikotin ist - wie in den skandinavischen Ländern üblich - sehr teuer, sondern nahezu alles. Wenn möglich, sollte man Proviant in Deutschand einkaufen und beispielsweise per Mietwagen nach Norwegen bringen. Hierbei muss man sich aber bewusst sein, dass die Fahrt durch Norwegen langwierig ist: aufgrund der zerfurchten Küstenlinie muss man unter Umständen einige Fähren in Anspruch nehmen. Auch sind die Strassen oft eng und erlauben keine hohe Reisegeschwindigkeit.

Essen gehen ist in Norwegen - wenig überraschend - ebenfalls sehr teuer. Einfache Speisen fangen bei umgerechnet € 10 an, für ein Bier werden zwischen 50 und 60 NOK fällig, was etwa € 8 sind. Günstiger zu haben sind Hotdogs (Pølse), die es für 25-30 NOK fast überall gibt. Hier sollte man keine allzu "hohen" kulinarischen Höheflüge erwarten, aber mit Krabbensalat (Rekkesalat) durchaus ein leckerer Zwischensnack.

Die Möglichkeit den Törn schön und gleichzeitig etwas preiswerter zu gestalten, bietet ein Zwischenstop in der Deutschen Bucht auf Helgoland, um dort mehrwertssteuerfrei zu tanken und ggf. zollfreie Spirituosen und Tabakwaren innerhalb der gesetzlichen Mengen (!) einzukaufen.

Die Gewässer Norwegens, insbesondere innerhalb des Schärengürtels, gelten als ausgesprochen fischreich. Oft reicht es bei langsamer Fahrt die Angel wenige Minuten auszubringen, bis ein Fisch anbeißt.

Anreise

Fähren sind das wichtigste Transportmittel in Norwegen. Die Straßen sind oft nicht sehr ausgebaut und häufig durch Fährstellen unterbrochen.

Neben der Anreise per Fähre kann man auch bequem mit dem Flugzeug anreisen. Norwegen verfügt über zahlreiche Flughäfen (unter anderem in Oslo (OSL), Stavanger (SVG), Haugesund (HAU), Bergen (BGO), Tromsø (TOS)). Sehr günstige Flüge bietet beispielsweise Norwegian (http://www.norwegian.no), aber auch andere Fluglinien offerieren attraktive Flugpreise.

Geld / Sprache / Infrastruktur

Norwegen gehört nicht zur Europäischen Union und nimmt ebenso wenig an der Europäischen Währungsunion teil. Daher ist die Norwegische Krone (NOK) offizielles Zahlungsmittel, 10 NOK sind ungefähr 1 Euro. Es bestehen zum Teil sehr rigide Einfuhrrestriktionen.

Norwegen ist im Rahmen der Nordischen Passunion als sogenanntes assoziiertes Schengen-Mitglied dem Schengener Durchführungsabkommen beigetreten mit der Folge, daß an seinen Schengen-Binnengrenzen seit 2001 keine Paßkontrollen mehr stattfinden. Offiziell gilt dies nur für die Grenzen nach Schweden und Finnland, da Seegrenzen prinzipiell Schengen-Außengrenzen sind. In der Praxis wird generell wenig kontrolliert und ein formelles Ein- und Ausklarieren ist zumindest im Norden Norwegens schwierig und unüblich.

Fast alle Norweger sprechen sehr gut englisch, so dass die Kommunikation unproblematisch ist.

Das Internet genießt in Norwegen eine große Verbreitung. In vielen Marinas und anderen Einrichtungen gibt es WLAN-Hotspots, die kostenlos genutzt werden können.

Wetter und Klima

Eine einheitliche Wetterbeschreibung ist für dieses Land mit seiner großen Ausdehnung nicht möglich. Grundsätzlich ist das Wetter aufgrund des Golfstroms vergleichsweise mild. Bekleidung gegen Regen und Kälte sollte aber unbedingt eingepackt werden.

Mit stärkerem Wind sollte gerechnet werden. Innerhalb der Schärengürtel herrschen jedoch meist sehr spezielle Windverhältnisse - so sind Windabschattungen durch die vorgelagerten Berge ebenso möglich, wie Düseneffekte, Windablenkungen und Fallböen. Unbedingt sollte man aber auf Wetterveränderung achten.

Ströme und Gezeiten

Die Gezeiten sind aufgrund der unterschiedlichen Küstenformen sehr unterschiedlich ausgeprägt. So beträgt der Tidenhub im Süden Norwegens weniger als einen halben Meter, in den Fjorden kann er deutlich größer sein. Entsprechend gibt es auch keine einheitlichen Gezeitenströme. Auf Stromnavigation kann größtenteils verzichtet werden, jedoch sollte man sich vorher über spezielle lokale Begebenheiten informieren.

Ströme im Skagerrak

Im Skagerrak, zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen findet man zwei entgegengesetzte Ströme: an der norwegischen Küste gibt es einen Strom entlang der Küste in Richtung Nordsee, südlich, bei Jütland setzt der Jütlandstrom in Richtung Kattegat und Ostsee.

Die Ströme sind relativ schwach. Bei der Navigation ist es daher nicht unbedingt erforderlich, die Ströme einzubeziehen.

Navigation

Der Anspruch an die Navigation ist je nach Küstenabschnitt sehr unterschiedlich.

Navigation im Schärengürtel

Schären sind in Norwegen im Süden (um Kristiansand), aber auch an der Westküste, wie beispielsweise zwischen Haugesund bis Bergen zu finden.

Insbesondere im Schärengürtel erfordert die Navigation viel Aufmerksamkeit. Obwohl die Wassertiefe vom Ufer meist sehr schnell zunimmt, gibt es zahlreiche Steine über und unter Wasser. Die Durchfahrten sind häufig eng. Man muss außerdem aufgrund der zahlreichen Inseln ständig seine Position im Auge behalten. Nachts ist das Befahren der Schären teilweise problematisch und nicht zu empfehlen. Es muss unbedings vorher geprüft werden, ob das gewünschte Ziel über hinreichend gute Ansteuerungstonnen (Sektorenfeuer, Richtfeuer) verfügt.

Navigation in Fahrwassern und Fjorden

In den Fjorden ist die Navigation meist vergleichsweise einfach. Probleme wegen Tiefgang sind selten, da das Wasser meist bis kurz vor der Felswand sehr tief ist und man muß hauptsächlich bei großen Segelbooten auf die Durchfahrtshöhen wegen Hochspannungsleitungen achten. Ansonsten kann man weitgehend terrestrisch nach festem Schema navigieren. Am Ende der meisten Fjord-Abschnitte steht jeweils ein Sektorenleuchtfeuer, das tagsüber als weißes Häuschen mit rotem Dach gut erkennbar ist. Einzelne Felsen im Fahrwasser sind umfangreich betonnt, eine durchgehende Fahrwasserbetonnung ist dagegen die Ausnahme. Auch wenn die Benutzung eines Radars nachts empfehlenswert ist, ist eine sichere, nächtliche Passage für eine routinierte Crew auch ohne Radar möglich. Aufgrund der niedrigen Hafendichte in diesem Gebiet ist es mitunter auch nötig, nachts weiterzufahren.

Außerhalb der Fjorde gibt es nur im Bereich der vorgelagerten Inseln, z. B. am Ausgang des Sognefjords für Segelyachten geeignete Häfen. Die Westküsten von Festland und Inseln sind durchgängig nicht zum Anlegen oder Ankern geeignet.

Durchgängiges Segeln mit großen Etmalen ist meist nur auf offener See möglich, in den Fjorden nur bei achterlichen Winden, zum sinnvollen Aufkreuzen sind die Fjorde zu schmal. Potentielle Seitenwinde werden meist durch die hunderte von Metern hohe Felswände abgehalten und äußern sich höchstens als Fallböen.

Ankern und Anlegen

Zwischen den Inseln an Norwegens Südküste kann an vielen Stellen der Anker geworfen werden, ein Ausweisen aller Ankerplätze wäre kaum möglich. Es ist Usus, dass man, wenn bereit ein Ankerlieger da ist, sich einen anderen Ankerplatz wählt.

Es gibt neben den zahlreichen Ankermöglichkeiten diverse Anlegestege. Viele davon sind privat, so dass man im Zweifelsfall um Erlaubnis fragen sollte. Üblicherweise wird die Erlaubnis auch erteilt.

Weiter nördlich gibt es deutlich weniger geeignete Ankerplätze wegen der großen Wassertiefe, allerdings auch weniger Interessenten. Mitunter kann man an einem der privaten Anleger festmachen, die allerdings eher für kleine Motorboote ausgelegt sind. Dies auch nur, wenn die Besitzer außer Haus ist - ansonsten pflegen Norweger eher die Einsamkeit ihrer Hütte genießen zu wollen.

Reviere

Südnorwegen

Als Südnorwegen wird häufig der Teil Norwegens südlich von Bergen bezeichnet. Damit wird die Küste von Bergen über Stavanger, Kristiansand bis hin nach Oslo umfasst. Landschaftlich bietet dieser Teil des Landes viel Abwechslung: im Westen, nördlich von Stavanger ist die Küste stark zerklüftet und verfügt über einen Schärengürtel. Im Schärengürtel kann man Segeln im Hochgebirge erleben - Hohe, teilweise über 1000 m hohe Berge und tiefe Fjorde, sowie unzählige kleine Inseln und Felsen im Wasser. Die Berge sind teilweise bewaldet.

Südlich von Stavanger wird die Küste ebener, bietet aber auch kaum Anlegemöglichkeiten. Es gibt hier keinen Schärengürtel, so dass man sich dem Seegang der Nordsee aussetzen muss. Erst an der Südspitze Norwegens fangen wieder Schären an, die Landschaft ist im Vergleich zu Bergen aber flacher, die Vegetation karger.

Küstenabschnitte

Nordnorwegen und Lofoten

Unter Nordnorwegen wird hier der Teil Norwegens nördlich von Bergen bis zum Nordkap verstanden.

Die Lofoten sind eine Inselgruppe vor der Küste Norwegens, nördlich des Polarkreises zwischen dem 67. und 68. Breitengrad. Ein Segeltörn in diesem Revier offenbart ein unvergessliches Naturerlebnis. Voraussetzung sind allerdings gute navigatorische Fähigkeiten und die Bereitschaft, auf Marinakomfort zu verzichten. In der Regel liegt man in kleinen Fischerhäfen oder in Naturhäfen vor Anker. Der Tidenhub von bis zu 250 cm kann in engen Sunden und zwischen Inseln gezeitenabhängige Strömungen von bis zu 7 kn verursachen. Mit richtigem Timing kann man so z. B. im Raftsund gegen selbst schwachen Wind aber mit dem Strom herrlich kreuzen. Wer das Revier mal aus der Luft anschauen möchte, sollte über HVOR.NO [1] einsteigen - Google Maps hat noch keine zufriedenstellende Auflösung. Ausgangspunkt für einen Törn in die Lofoten ist die Regionalhauptstadt Bodoe, dort besteht auch die Möglichkeit zu chartern (2x gute Erfahrungen)([2]). Anreise über Norwegian Airlines zu Billigfliegerkonditionen macht zumindest die Anreise über Oslo zum Flughafen Bodoe relativ günstig. Ansonsten wegen der recht kurzen Saison von Juni bis August vergleichsweise kostspieliges Chartern. Trotzdem absolut lohnend!!

Einer der Höhepunkte ist das Ankern im Trollfjord. Hier laufen regelmäßig auch die großen "Passageier" u. a. der Hurtigruten-Fährlinie zu einem Fototermin für die Kreuzfahrer ein. Wer gerne frischen Fisch auf dem Speisezettel hat: Angel mitbringen - Dorsch, Makrelen und Seelachs im Überfluß.

Bilder

Svalbard und Jan Mayen

Svalbard ist eine Inselgruppe nördlich des norwegischen Festlandes, zwischen 74° und 81° nördlicher Breite. Zu diesen Inseln gehören Spitzbergen, Nordostland, die Barentsinsel, Edgeøya und Prinz-Karl-Vorland und die südlicher gelegene Bäreninsel.

Jan Mayen ist eine kleine Insel westlich des Nordkaps, nördlich von Island.

Tipps

Südnorwegen

  • Lysefjord - Der Lysefjord ist Norwegens "Vorzeigefjord" nahe Stavanger. Er kann von Stavanger aus mit einem Mietwagen oder per Boot erreicht werden. Empfehlenswert: Aufstieg am Preikestolen. 5km südlich vor Jørpeland gibt es einen Parkplatz und Wanderweg zu einer Felskanzel, die 600 m über dem Lysefjord liegt. Der Aufstieg dauert circa 2 h, festes Schuhwerk wird empfohlen. Leider ist diese Stelle so populär, dass man sich den Weg mit zahlreichen anderen Touristen teilen muss.
  • Folgefonn-Gletscher - Der drittgrößte Gletscher Norwegens liegt südlich von Bergen. An der Steganlage in Sunndal kann festgemacht werden. Ein Wanderweg führt zum unteren Teil einer Gletscherzunge.
  • Bergen - Bergen bietet neben sehr viel Kultur auch das UNESCO-Weltkulturerbe "Bryggen", alte, gut erhaltene Holzhäuser aus der Hansezeit im Hafen Vågen.

Bilder

Literatur

  • Georg Schuster -  100 Häfen in Norwegen
    Standardwerk von Norwegenseglern, wird häufig aktualisiert, vom Erscheinungsbild eher nüchtern: Mit Schreibmaschine geschriebene Seiten in Ringheftung. Zu beziehen beispielsweise bei HanseNautic in Hamburg [3] und online bei nauticspirit.com [4]
  • John Armitage, Mark Brackenbury -  Revierführer Norwegen, Pietsch Verlag (1999)
    Sollte in der Bordbibliothek nicht fehlen
    [Kauf bei nauticspirit] [Kauf bei Amazon] bei jedem Kauf über diese Links unterstützen Sie SkipperGuide
  • Judy Lomax -  Norway, Oslo to North Cape and Svalbard
    Bei Imray erschien im Juli 2007 dieser neue Revierführer mit zahlreichen Fotos und Karten in Farbe auf 230 Seiten.

Weblinks

  • http://www.feriehavner.no/ - Unter dem Link Havnr gibt es auf der Seite zahlreiche Hafenbeschreibungen mit Plänen und Fotos. Teilweise sogar mit kleinen Videos. (Seite nicht mehr abrufbar)


Törnberichte