Seekrankheit: Unterschied zwischen den Versionen

aus SkipperGuide, dem Online-Revierführer über die Segelreviere der Welt.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
'''Seekrankheit''' resultiert aus der Irritation des Körpers, wenn Gleichgewichtssinn und optische Wahrnehmung nicht zusammen passen. Typischerweise ist das der Fall, wenn das Boot schwankt, während man unter Deck auf feststehende Objekte schaut.
Die '''Seekrankheit''' kann den schönsten Törn zur Qual werden lassen. Mit etwas Sachkenntnis ist das Problem jedoch zu handhaben und plötzlich ist alles nur noch halb so wild. Viele Segler werden regelmäßig zu Beginn eines Törns seekrank und genießen ihr Hobby dennoch.
Psychologische Aspekte können das Auftreten zusätzlich verstärken oder auch abschwächen. Seekrankheit kann ein Risiko werden, das Auftreten sollte im Vorfeld verhindert werden. Als probates Mittel hat das Rudergehen erwiesen: bei ersten Symptomen des Unwohlseins sollte der Betroffene ans Steuerrad. Der Blick auf den Horziont hilft dem Gehirn, mit den Schaukelbewegungen umzugehen. Wichtig ist auch, nicht zu lange zu warten und bei ersten Anzeichen zu handeln.
 
== Ursachen und Symptome==
 
 
Die Seekrankheit gehört zu der Gruppe der Bewegungskrankheiten (Kinetosen) und resultiert aus der Irritation des Körpers, wenn Gleichgewichtssinn und optische Wahrnehmung nicht zusammen passen. Typischerweise ist das der Fall, wenn das Boot schwankt, während man unter Deck auf feststehende Objekte schaut.
 
Nicht alle Menschen sind gleich empfindlich gegen Seekrankheit. Am meisten gefährdet sind Kinder von 2-12 Jahre. Jenseits des 50. Lebensjahres lässt die Neigung zur Seekrankheit deutlich nach.
 
Die ersten Symptome sind Müdigkeit, häufiges Gähnen, später kommen verstärkter Speichelfluß und zwanghaftes Schlucken dazu. Die Haut wird blaß und kalt. Schließlich führt die Erkrankung typischerweise zu heftigem Erbrechen.
Schwindel, Kopfschmerzen, sowie Funktionsstörungen von Herz und Kreislauf können sich ebenfalls dazugesellen.
 
Psychologische Aspekte können das Auftreten zusätzlich verstärken (vor allem Angst) oder auch abschwächen. Seekrankheit kann ein Risiko werden, das Auftreten sollte im Vorfeld verhindert werden. Als probates Mittel hat sich das Rudergehen erwiesen: bei ersten Symptomen des Unwohlseins sollte der Betroffene ans Steuerrad. Der Blick auf den Horziont hilft dem Gehirn, mit den Schaukelbewegungen umzugehen. Wichtig ist auch, nicht zu lange zu warten und bei ersten Anzeichen zu handeln.
 
Die meisten Seeleute berichten übereinstimmend, daß nach zwei bis drei Tagen mit entsprechendem Seegang ein Gewöhnungseffekt eingetreten ist. Das Thema Seekrankheit ist dann für den Rest des Törns erledigt. Wenn es die Törnplanung und das Wetter zulassen, ist es also sinnvoll die Gewöhnung an die Schiffbewegungen mit einzuplanen.
Wie sehr sich das Geichgewichtssystem an die Bewegung angepasst hat, merkt man dann abends beim Landgang, wenn der Boden im Restaurant zu sehr schwankt.
 


== Mittel gegen Seekrankheit ==
== Mittel gegen Seekrankheit ==


=== Medikamente ===
=== Medikamente ===
Gängige Mittel gegen Seekrankheit sind
Gängige, rezeptfreie Mittel gegen Seekrankheit sind:
* '''Scopolamin''' - Als Pflaster (Scopoderm) appliziert. Hat den Vorteil, dass keine orale Einnahme erforderlich ist und dass der Wirkstoff sukzessive über die Zeit dosiert wird
* '''Scopolamin''' - Als Pflaster (Scopoderm) appliziert. Hat den Vorteil, dass keine orale Einnahme erforderlich ist und dass der Wirkstoff sukzessive über die Zeit dosiert wird
* '''Cinnarizin''' - Soll wirkungsvoll gegen Seekrankheit sein
* '''Dimenhydrinat'''- Standartpräparat gegen Kinetosen als Saft, Tablette oder Zäpfchen. Markenname Vomex, oder Generika.
* '''Cinnarizin''' - Soll wirkungsvoll gegen Seekrankheit sein  
 
Rezeptpflichtig:
* '''Metoclopramid'''- wirkt gut gegen Erbrechen, nicht jedoch gegen Schwindel, als Tablette, Tropfen oder Zäpfchen. Markenname Paspertin oder Generika (MCP).
 
'''Achtung - die meisten Mittel gegen Seekrankheit machen müde'''


=== Psychologie ===
=== Psychologie ===
Zeile 16: Zeile 37:
Um die Verbindung zwischen leichter Übelkeit und echter Seekrankheit (Erbrechen, Lethargie, Schläfrigkeit) geistig zu unterbrechen, kann man seinen Mitseglern ruhig klarmachen, dass echte Seekrankheit recht selten ist. Bei Seegang ist aber eine leichte Übelkeit durchaus normal - das ist aber keine Seekrankheit und muss sich nicht dazu entwicklen. Auch kann man persönlich gute Ergebnisse erzielen, in dem man sich nicht zu stark auf eine eventuell vorhandene Übelkeit konzentriert.
Um die Verbindung zwischen leichter Übelkeit und echter Seekrankheit (Erbrechen, Lethargie, Schläfrigkeit) geistig zu unterbrechen, kann man seinen Mitseglern ruhig klarmachen, dass echte Seekrankheit recht selten ist. Bei Seegang ist aber eine leichte Übelkeit durchaus normal - das ist aber keine Seekrankheit und muss sich nicht dazu entwicklen. Auch kann man persönlich gute Ergebnisse erzielen, in dem man sich nicht zu stark auf eine eventuell vorhandene Übelkeit konzentriert.


=== Weitere Mittel ===
=== Weitere Maßnahmen ===
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlichster Mittel gegen Seekrankheit (Akkupressurbänder, Brillen, pflanzliche Mittel). Ohne Frage werden einige Mittel von denen somatisch nachweisbare Wirkung haben, andere möglicherweise nicht.
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlichster Mittel gegen Seekrankheit (Akkupressurbänder, Brillen, pflanzliche Mittel). Ohne Frage werden einige Mittel von denen somatisch nachweisbare Wirkung haben, andere möglicherweise nicht.
Ob ihr Nutzen nun im Doppelblindversuch nachgewiesen werden konnte oder nicht - der psychologische Einfluss ist nicht zu unterschätzen.
Ob ihr Nutzen nun im Doppelblindversuch nachgewiesen werden konnte oder nicht - der psychologische Einfluss ist nicht zu unterschätzen.


Viele Segler glauben, daß ein gut gefüllter Magen eine gute vorbeugende Maßnahme sei.
Zumindest ist es sicher von Vorteil, wenn der Köper schon vor Eintreten der Seekrankheit gut mit Nährstoffen und vor allem Flüssigkeit versorgt ist. Wenn später Übelkeit und Erbrechen auftreten, trocknet der Körper sehr schnell aus. Schwächezustände und Kopfschmerzen sind die Folge. Wenn die Tagesetappe ruppig zu werden verspricht, sollte man sich vorher einen ausreichenden Vorrat an heißen, gezuckerten Getränken zulegen (Thermoskannen).
Von Alkohol, sowie fetten oder einweißreichen, also schwer verdaulichen Speisen ist abzuraten.
Wie vor anderen sportlichen Herausforderungen auch, sollte die Nahrung vor allem auf der Basis von Kohlenhydraten aufgebaut sein.
Hier bieten sich Karoffeln, Getreideprodukte und Teigwaren an.
== Literatur==
Buchtipp: Histamin-Intoleranz, Histamin und Seekrankheit (Thieme Flexible Taschenbücher)
Buchtipp: Histamin-Intoleranz, Histamin und Seekrankheit (Thieme Flexible Taschenbücher)
ISBN-10: 3131053828
ISBN-10: 3131053828

Version vom 9. Dezember 2007, 19:12 Uhr

Die Seekrankheit kann den schönsten Törn zur Qual werden lassen. Mit etwas Sachkenntnis ist das Problem jedoch zu handhaben und plötzlich ist alles nur noch halb so wild. Viele Segler werden regelmäßig zu Beginn eines Törns seekrank und genießen ihr Hobby dennoch.

Ursachen und Symptome

Die Seekrankheit gehört zu der Gruppe der Bewegungskrankheiten (Kinetosen) und resultiert aus der Irritation des Körpers, wenn Gleichgewichtssinn und optische Wahrnehmung nicht zusammen passen. Typischerweise ist das der Fall, wenn das Boot schwankt, während man unter Deck auf feststehende Objekte schaut.

Nicht alle Menschen sind gleich empfindlich gegen Seekrankheit. Am meisten gefährdet sind Kinder von 2-12 Jahre. Jenseits des 50. Lebensjahres lässt die Neigung zur Seekrankheit deutlich nach.

Die ersten Symptome sind Müdigkeit, häufiges Gähnen, später kommen verstärkter Speichelfluß und zwanghaftes Schlucken dazu. Die Haut wird blaß und kalt. Schließlich führt die Erkrankung typischerweise zu heftigem Erbrechen. Schwindel, Kopfschmerzen, sowie Funktionsstörungen von Herz und Kreislauf können sich ebenfalls dazugesellen.

Psychologische Aspekte können das Auftreten zusätzlich verstärken (vor allem Angst) oder auch abschwächen. Seekrankheit kann ein Risiko werden, das Auftreten sollte im Vorfeld verhindert werden. Als probates Mittel hat sich das Rudergehen erwiesen: bei ersten Symptomen des Unwohlseins sollte der Betroffene ans Steuerrad. Der Blick auf den Horziont hilft dem Gehirn, mit den Schaukelbewegungen umzugehen. Wichtig ist auch, nicht zu lange zu warten und bei ersten Anzeichen zu handeln.

Die meisten Seeleute berichten übereinstimmend, daß nach zwei bis drei Tagen mit entsprechendem Seegang ein Gewöhnungseffekt eingetreten ist. Das Thema Seekrankheit ist dann für den Rest des Törns erledigt. Wenn es die Törnplanung und das Wetter zulassen, ist es also sinnvoll die Gewöhnung an die Schiffbewegungen mit einzuplanen. Wie sehr sich das Geichgewichtssystem an die Bewegung angepasst hat, merkt man dann abends beim Landgang, wenn der Boden im Restaurant zu sehr schwankt.


Mittel gegen Seekrankheit

Medikamente

Gängige, rezeptfreie Mittel gegen Seekrankheit sind:

  • Scopolamin - Als Pflaster (Scopoderm) appliziert. Hat den Vorteil, dass keine orale Einnahme erforderlich ist und dass der Wirkstoff sukzessive über die Zeit dosiert wird
  • Dimenhydrinat- Standartpräparat gegen Kinetosen als Saft, Tablette oder Zäpfchen. Markenname Vomex, oder Generika.
  • Cinnarizin - Soll wirkungsvoll gegen Seekrankheit sein

Rezeptpflichtig:

  • Metoclopramid- wirkt gut gegen Erbrechen, nicht jedoch gegen Schwindel, als Tablette, Tropfen oder Zäpfchen. Markenname Paspertin oder Generika (MCP).

Achtung - die meisten Mittel gegen Seekrankheit machen müde

Psychologie

Während Medikamente entweder an der Reizwahrnehmung und -verarbeitung des Gleichgewichtssinns oder an der Unterdrückung von Überkeit ansetzen, kann man über die Psychologie gezielt versuchen, die Ursachen von Seekrankheit zu bekämpfen.

Häufig ist zu beobachten, dass sich Menschen unterbewußt in die Seekrankheit reinsteigern. Besonders deutlich wird dieses, wenn der erste erbricht und Auslöser für die anderen ist.

Um die Verbindung zwischen leichter Übelkeit und echter Seekrankheit (Erbrechen, Lethargie, Schläfrigkeit) geistig zu unterbrechen, kann man seinen Mitseglern ruhig klarmachen, dass echte Seekrankheit recht selten ist. Bei Seegang ist aber eine leichte Übelkeit durchaus normal - das ist aber keine Seekrankheit und muss sich nicht dazu entwicklen. Auch kann man persönlich gute Ergebnisse erzielen, in dem man sich nicht zu stark auf eine eventuell vorhandene Übelkeit konzentriert.

Weitere Maßnahmen

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlichster Mittel gegen Seekrankheit (Akkupressurbänder, Brillen, pflanzliche Mittel). Ohne Frage werden einige Mittel von denen somatisch nachweisbare Wirkung haben, andere möglicherweise nicht. Ob ihr Nutzen nun im Doppelblindversuch nachgewiesen werden konnte oder nicht - der psychologische Einfluss ist nicht zu unterschätzen.

Viele Segler glauben, daß ein gut gefüllter Magen eine gute vorbeugende Maßnahme sei. Zumindest ist es sicher von Vorteil, wenn der Köper schon vor Eintreten der Seekrankheit gut mit Nährstoffen und vor allem Flüssigkeit versorgt ist. Wenn später Übelkeit und Erbrechen auftreten, trocknet der Körper sehr schnell aus. Schwächezustände und Kopfschmerzen sind die Folge. Wenn die Tagesetappe ruppig zu werden verspricht, sollte man sich vorher einen ausreichenden Vorrat an heißen, gezuckerten Getränken zulegen (Thermoskannen). Von Alkohol, sowie fetten oder einweißreichen, also schwer verdaulichen Speisen ist abzuraten. Wie vor anderen sportlichen Herausforderungen auch, sollte die Nahrung vor allem auf der Basis von Kohlenhydraten aufgebaut sein. Hier bieten sich Karoffeln, Getreideprodukte und Teigwaren an.

Literatur

Buchtipp: Histamin-Intoleranz, Histamin und Seekrankheit (Thieme Flexible Taschenbücher) ISBN-10: 3131053828 ISBN-13: 978-3131053824