Törnplanung im Gezeitenrevier

aus SkipperGuide, dem Online-Revierführer über die Segelreviere der Welt.
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Diese Seite soll eine Checkliste für die sichere Fahrt im Gezeitenrevier sein. Hierbei geht es darum, dass vor Törnantritt es nicht versäumt wurde, wichtige Informationen zu erfassen, zu bewerten und für alle Mitsegler zu dokumentieren. Dieses gilt insbesondere für Fahrten bei Nacht oder bei schlechtem Wetter.

Die für diese Checkliste notwendigen Daten werden aus den Seekarten, Hafen- und Seegebietshandbüchern ermittelt. Auch der Hafenmeister als Informationsquelle ist wichtig.

=Allgemeines

SEEMANNSCHAFT IM GEZEITENREVIER

Die meisten Küstengewässer der Erde sind Gezeitenreviere, hier in Nordeuropa insbesondere die Nordsee, der englische Kanal, die Gewässer rund England und die Biskaya. In der Deutschen Bucht an der Nordseeküste lebt man mit der Tide. Im Küstenbereich setzt der Flutstrom bei steigendem Wasser (bezogen auf HELGOLAND) zur Küste hin oder halbwegs parallel zu ihr nach Süd bzw. Südwest. Der Ebbstrom läuft generell von der Küste weg oder nach Nord bzw. Nordwest. Der jährliche erscheinende Gezeitenkalender des BSH ist die wichtigste Informationsquelle für Angaben zum Hochwasser HW. und Niedrichwasser NW. und muß unbedingt an Bord sein.

In den großen Strömen der Flüsse wie Elbe, Weser, Ems, Eider und der Seegatten in Nordfriesland, ist der Gezeitenstrom vor allen an der Mündung stark. Oberhalb zwischen den Watten verlangsamt sich der Gezeitenstrom sehr schnell. In den großen Strömen der Flüsse wie Elbe, Weser, Ems, Eider und der Seegatten in Nordfriesland, ist der Gezeitenstrom vor allen an der Mündung stark. Oberhalb zwischen den Watten verlangsamt sich der Gezeitenstrom sehr schnell.

In der Deutschen Bucht fehlt bei Starkwind oder Sturm der offene Seeraum zum sturmgerechten Verhalten wie Beiligen, Ablaufen vor dem Wind oder Treiben vor Top und Takel. Die meisten Stürme sind hier auflandig und freier Seeraum ist nicht vorhanden. Hieraus folgt: Dichter als etrwa 70 sm vor der Küste Nordfrieslands und Jütlands darf man sich von einem Sturm nicht erwischen lassen. Der einzige Tiefwasserhafen der bei stürmischen Starkwind noch anzulaufen wäre ist HELGOLAND.

Anders im Bereich der Wattenfahrwasser. Hier ist der Seegang der Nordsee nicht mehr dierkt zu spüren, er wird von den Inseln oder Sänden weitgehend abgehalten. Nur weiter Draußen, im Bereich der Seegatten spürt man den recht groben Seegang. In den großen Gezeitenströmen und der Elbe, Weser und Ems kann sehr grober Seegang entstehen wenn Strom gegen den Wind läuft, dann hat man mit einen Sportboot hier nichts zu suchen. Die Wattbrandung, die bei Sturm auf den Sänden steht, kann mit ihren Strudeln in den Prielen nur dann zur Gefahr werden, wenn das Boot festkommt und strandet. Die Wellenhöhe ist bei Starkwind in den Prielen und Wattenfahrwassern selten höher als ½ bis ¾ Meter.

An der deutschen Nordseeküste ist der Einfluß des Windes auf die Höhe des Wasserstandes außerordentlich groß. Schon mittlere Windstärken können einen Unterschied von ½ Meter ausmachen und alle Angaben des Gezeitenkalenders über den Haufen werfen. Östliche Winde von 5 Bft können den Wasserstand um etwa ½ Meter senken. Wind aus Südwest von 5 Bft. erhöht ihn um etwa ¼ Meter. West- oder Nordwest 5 Bft. erhöht den Wasserstand um etwa ½ Meter oder sogar ein wenig mehr. Bei starken östlichen Winden über mehrere Tage, wie er bei Schönwetterperioden vorkommt, kann die Senkung des Wasserstandes bis zu 1 oder sogar 1 ½ Meter ausmachen.

Im Gezeitenrevier muß die Fahrt mit kleinen Booten nach dem Wasserstand und der Stromrichtung geplant weden. Man muß den Gesetzen der Natur gehorchen und sie sich möglichst zu nutze machen. Die Ansteuerung der Gezeitenströme und Seegatten der Halligen erfordert einige Vorausplanung und entsprechende Kenntnisse des Reviers.

Wird man bei der Ansteuerung eines großen Wattenstroms bei ungünstiger Strömungsrichtung überrascht, z.B. Strom gegen den Wind, oder starken Gegenstrom, so muß man einplanen das die Fahrtzeit sich stark verlängert. Die Durchlässe zwischen den Inseln und Sänden zu den Watten-fahrwassern werden Seegatten genannt. Diese großen Wattenströme sind oft bis zu 10 metern tief und bis zu 15 sm lang.

Die Ansteuerung in die Seegatten von See ist navigatorisch oft schwierig. Es gibt so gut wie keine landseitigen Ansteuerungsmarken. Es ist wichtig die richtige Ansteuerungstonne zu finden und zu identifizieren. Dazu braucht man, auch mit GPS-Navigator, die genau Positionen der Ansteuerungstonne, d.h. die Seekarten müssen auf den neuesten Stand und berichtigt sein. Die weiter Betonnung der Wattenfahrwasser ist meist recht gut. Die flachste Stelle der Fahrwasserrinne wird „Barre“ genannt, sie liegt meist seewärtig gleich nach der Ansteuerung und ist ein kritischer Teil der Ansteuerung, da hier starker brechender Seegang stehen kann.

Bei höherem, auflandigem Seegang sollte man die Barre eines Seegates nur mit auflaufendem Wasser und mehr als halber Tide befahren. – Bei Sturm ist jedes Seegat unbefahrbar, und zwar auch nicht bei hohem Wasserstand und einlaufender Strömung.

Warnung vor den Tonnen! Fahrwassertonnen in Strömungsgewässern sind für ein Sportboot unglaublich gefähliche Hindernisse. Sie kommen wie von einem starken Motor getrieben mit rauschender Bugwelle auf das Boot zugefahren (jedenfalls sieht es so aus). Also Freihalten, mit Abstand passieren, die Gefahr eines Zusammenstoßes frühzeitig erkennen.

Die Wattenfahrwasser sind sehr stark veränderlich und die Tonnen werden oft verlegt und dem Verlauf neu angepasst. Neueste Seekarten sind gut aber nicht immer zu 100% aktuell. Die Lage der Fahrwassertonnen in einem Seegat wird in den Seekarten heute nicht mehr berichtigt, mit Ausnahme der Rot-Weißen Ansteuerungstonne. Hier muß man nach optischer Sicht von Tonne zu Tonne navigieren. Liegen die Tonnen mehr als 1 sm auseinander muß man den Kompass zu hilfe nehmen. In Gezeitenströmen ist es nicht notwendig den Kompaßkurs auf einen Grad genau auszurechnen. Ein grober Überschlag von Kurs und Stromversetzung reichen aus zur Kursangabe mit gerundeter 5° Gradeinteilung.


  • Bestimmung der Bezugszeit für alle Zeiten in der Checkliste, meist UTC
  • Datum
  • Starthafen
  • ETD (Estimated Time of Departure)
  • via
  • Zielhafen
  • ETA (Estimated Time of Arrival)
  • Sonnenauf- und Sonnenuntergangszeit
  • Mondauf- und Monduntergangszeit
  • Liste der notwendigen Karten in der Reihenfolge des Gebrauchs
  • Dokumente, Zoll, Hafengebühren
  • Funkcheck
  • Nahrung und Wasser
  • Treibstoff
  • Wettervorhersage

Abfahrtshafen

  • UKW(VHF)-Kanal und Telefonnummer des Hafenmeisters / Port Control
  • Brückenzeiten
  • Schleusen- oder Torzeiten
  • Zeiten zur Überquerung der Barre
  • Zeitfenster für die Abfahrt
  • Abfahrtsablauf (z.B. ab Ausgang der Marina bei Port Control melden, Warteposition in..., bei der Ausfahrt Tonne XY hart backbord,...)
  • Name und VHF-Kanal der Verkehrsleitzentrale / Küstenwachzentrale
  • Sendezeiten Verkehrsleitzentrale / Küstenwachzentrale für Warnnachrichten und Wetter
  • Nipp- oder Springzeit

Für den Bezugshafen (Standard Port):

  • Hoch- und Niedrigwasserzeiten um die Abfahrtszeit herum
  • Hoch- und Niedrigwasserstände zu diesen Zeiten

Für den Abfahrtshafen:

  • Hoch- und Niedrigwasserzeiten um die Abfahrtszeit herum
  • Hoch- und Niedrigwasserstände zu diesen Zeiten
  • Zu erwartende Wasserstände bei der Abfahrt

Für den Bezugshafen der Strömungen in der Seekarte:

  • Hoch- und Niedrigwasserzeiten am Tag des Törns
  • Hoch- und Niedrigwasserstände zu diesen Zeiten


  • Beschreibung der erwarteten Strömungen oder Gefahren (z.B. Grundseen) bei der Abfahrt

Auf der Route

Analyse der zu erwartenden Strömungen

  • Bestimmung der eigenen möglichen Geschwindigkeit (durchs Wasser) je nach Wind und Welle und Schiff.
  • Zu welcher Uhrzeit herrscht auf der Route ein Gezeitenstrom?
  • Wie stark ist dieser und welche Richtung hat er?
  • Erstellen einer Liste über die gesammte Törnzeit (Beispiel: 10:00 2kn NO, 11:00 1,5kn NO, ....)
  • Welches Zeitfenster erlaubt einen mitlaufenden Strom?
  • Wann kentert der Strom?
  • Unter Berücksichtigung der o.a. Punkte wird die Position der Yacht wann erwartet?
  • Lage von gefährlichen Strömungen (Races) und Abstand dazu


  • Verkehrstrennungsgebiete (TSS)
  • Verbotene Gebiete / Gefahren
  • Wichtige Tonnen und Leuchtürme (Position und Kennung), markante Punkte
  • Namen und VHF-Kanäle der Verkehrsleitzentralen / Küstenwachzentralen (bei langen Törns)
  • Sendezeiten Verkehrsleitzentralen / Küstenwachzentralen für Warnnachrichten und Wetter

Wegepunkteliste

  • gleichlautende Wegepunkte in Karte und GPS eintragen
  • Wegepunktliste in folgender Form:

von WP1 (GPS-Pos.) nach WP2 (GPS-Pos.), Kurs, Abstand, Bemerkungen

  • Gegenprüfung der Wegepunkliste GPS <-> Karte

Zielhafen

  • UKW(VHF)-Kanal und Telefonnummer des Hafenmeisters / Port Control
  • Brückenzeiten
  • Schleusen- oder Torzeiten
  • Zeiten zur Überquerung der Barre
  • Zeitfenster für die Ankunft
  • Ansteuerungsablauf (z.B. ab Wegepunkt XY bei Schleuse melden, Warteposition in..., bei der Einfahrt von Tonne XY freihalten, Lichtzeichen, ...)
  • Name und VHF-Kanal der Verkehrsleitzentrale / Küstenwachzentrale


Für den Bezugshafen (Standard Port):

  • Hoch- und Niedrigwasserzeiten um die Ankunftszeit herum
  • Hoch- und Niedrigwasserstände zu diesen Zeiten

Für den Zielhafen:

  • Hoch- und Niedrigwasserzeiten um die Ankunftszeit herum
  • Hoch- und Niedrigwasserstände zu diesen Zeiten
  • Zu erwartende Wasserstände bei der Ankunft


  • Beschreibung der erwarteten Strömungen oder Gefahren (z.B. Grundseen) bei der Ankunft

Alternativer Zielhafen

  • UKW(VHF)-Kanal und Telefonnummer des Hafenmeisters / Port Control
  • Brückenzeiten
  • Schleusen- oder Torzeiten
  • Zeiten zur Überquerung der Barre
  • Zeitfenster für die Ankunft
  • Ansteuerungsablauf (z.B. ab Wegepunkt XY bei Schleuse melden, Warteposition in..., bei der Einfahrt von Tonne XY freihalten, Lichtzeichen, ...)
  • Name und VHF-Kanal der Verkehrsleitzentrale / Küstenwachzentrale


Für den Bezugshafen (Standard Port):

  • Hoch- und Niedrigwasserzeiten um die Ankunftszeit herum
  • Hoch- und Niedrigwasserstände zu diesen Zeiten

Für den Zielhafen:

  • Hoch- und Niedrigwasserzeiten um die Ankunftszeit herum
  • Hoch- und Niedrigwasserstände zu diesen Zeiten
  • Zu erwartende Wasserstände bei der Ankunft


  • Beschreibung der erwarteten Strömungen oder Gefahren (z.B. Grundseen) bei der Ankunft

Hinweise und Tipps

  • Bei langen Törns sollten die Hochwasserzeiten, die für die Ermittlung der Strömungen verwendet werden, auch über das erwartete Törnende hinaus ermittelt werden, da ein Stromatlas die Ströme 6 Stunden vor und 6 Stunden nach dem Hochwasser beschreibt.

Beispiel für eine Hochwassertabelle:

24.08. 25.08. 25.08. 25.08. 25.8.
HW LW HW LW HW
23:11 04:54 11:08 17:45 23:47
5,0m 1,3m 5,3m 1,1m 5,5m