Ankern: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Ankerplatz sollte einen geeigneten '''Ankergrund''' aufweisen, d.h. vom Grund her so beschaffen sein, dass sich der Anker gut eingraben kann. Guter Halt ist bei festem Sand und bei lehmigem Grund gegeben. Unterwasserbewuchs wie Seegras kann die Haltekraft deutlich reduzieren, weil sich der Anker nicht so gut eingraben kann. Das selbe gilt natürlich für Steine und Felsen. Diese Untergründe sind ohnehin ungeeignet, da hier oft Hänger auftreten. Aus Naturschutzgründen strengstens verboten sind Korallen und auch die Posidonia - Rasen im Mittelmeer sollten geschont werden. Der Ankergrund ist in der Regel in den Seekarten angegeben, geeignete Ankerplätze sind dort oft explizit gekennzeichnet oder in Revierführern beschrieben.
Der Ankerplatz sollte einen geeigneten '''Ankergrund''' aufweisen, d.h. vom Grund her so beschaffen sein, dass sich der Anker gut eingraben kann. Guter Halt ist bei festem Sand und bei lehmigem Grund gegeben. Unterwasserbewuchs wie Seegras kann die Haltekraft deutlich reduzieren, weil sich der Anker nicht so gut eingraben kann. Das selbe gilt natürlich für Steine und Felsen. Diese Untergründe sind ohnehin ungeeignet, da hier oft Hänger auftreten. Aus Naturschutzgründen strengstens verboten sind Korallen und auch die Posidonia - Rasen im Mittelmeer sollten geschont werden. Der Ankergrund ist in der Regel in den Seekarten angegeben, geeignete Ankerplätze sind dort oft explizit gekennzeichnet oder in Revierführern beschrieben.


Die optimale '''Wassertiefe''' ist abhängig von den Faktoren Windstärke, Seegang in Hinblick auf die nötige [[#Länge der Ankerkette]]. 5-10m haben sich als gut geeignet erwiesen. Bei Seegang muss die Wassertiefe so gewählt werden, dass auch im tiefsten Wellental immer noch "eine Handbreit" Wasser unter dem Kiel bleibt. Bei Tidengewässern ist der Sicherheitsabstand zum Grund immer mit dem niedrigsten Pegel zu rechnen. Für die Länge der Ankerkette sollte sowohl der maximale Pegel und Gezeitenströmungen mit berücksichtigt werden.
Die optimale '''Wassertiefe''' ist abhängig von den Faktoren Windstärke, Seegang in Hinblick auf die nötige [[#Länge der Ankerkette]]. 5-10 m haben sich als gut geeignet erwiesen. Bei Seegang muss die Wassertiefe so gewählt werden, dass auch im tiefsten Wellental immer noch "eine Handbreit" Wasser unter dem Kiel bleibt. Bei Tidengewässern ist der Sicherheitsabstand zum Grund immer mit dem niedrigsten Pegel zu rechnen. Für die Bestimmung der benötigten [[#Länge der Ankerkette]] sollte erstens der maximale Pegel und zweitens die maximale Gezeitenströmungen mit berücksichtigt werden.


'''Wind und Strom''': Es sollte stets bei ablandigem Wind und mit ausreichend Abstand zur Lee-Küste geankert werden. Bricht der Anker mal aus, dann besteht nicht gleich die Gefahr einer Strandung.  
'''Wind und Strom''': Es sollte stets bei ablandigem Wind und mit ausreichend Abstand zur Lee-Küste geankert werden. Bricht der Anker mal aus, dann besteht nicht gleich die Gefahr einer Strandung.  
Der Wind/Strom sollte nicht zu stark sein, eine gut geschützte Bucht ist einer weit offenen natürlich vorzuziehen. Diese Vorgaben können selbstverständlich nicht immer eingehalten werden.
Der Wind/Strom sollte nicht zu stark sein, eine gut geschützte Bucht ist einer weit offenen natürlich vorzuziehen. Diese Vorgaben können selbstverständlich nicht immer eingehalten werden.
Vorsicht ist an der Lee-Seite steiler Klippen angebracht: hier besteht die Gefahr von Fallböen, also plötzlich auftretenden, starken Böen, die von den Klippen herabwehen.
Vorsicht ist an der Lee-Seite steiler Klippen angebracht: Hier besteht die Gefahr von Fallböen, also plötzlich auftretenden, starken Böen, die von den Klippen herabwehen und im Lee der Klippen u.U. plötzlich die Windrichtung vollständig umkeheren können.


'''Platz''': Die Ankerbucht muss selbstverständlich über hinreichend Platz verfügen. Zu beachten ist, dass das Schiff sich um 360° um den Anker drehen kann (schwojen). Das muss bei der Wahl des Ankerplatzes mit einbezogen werden, innerhalb des Schwojkreises muss also an jedem Punkt genügend Wassertiefe sein. In Tidengewässern vergrössert sich der Schwojkreis bei fallendem Wasser, bei steigendem Wasser verringert sich die Haltekraft des Ankers (steilerer Kettenwinkel) - also ggf. Kettenlänge anpassen oder Ankerplatz wechseln.
'''Platz''': Die Ankerbucht muss selbstverständlich über hinreichend Platz verfügen. Zu beachten ist, dass das Schiff sich um 360° um den Anker drehen kann (schwojen). Das muss bei der Wahl des Ankerplatzes mit einbezogen werden, innerhalb des Schwojkreises muss also an jedem Punkt genügend Wassertiefe sein. In Tidengewässern vergrössert sich der Schwojkreis bei fallendem Wasser, bei steigendem Wasser verringert sich die Haltekraft des Ankers (steilerer Kettenwinkel) - also ggf. Kettenlänge anpassen oder Ankerplatz wechseln.
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Zur erforderlichen Länge der Ankerkette gibt es sehr unterschiedliche Hinweise. Einige Lehrbücher enthalten Hinweise auf sehr kurze Längen der Ankerkette (z.B. 3-5-fache Wassertiefe), die ursprünglich eher auf große Schiffe und tiefe Ankergründe bezogen zu sein scheinen. Diese sind nach Meinung und Erfahrung vieler Skipper auf Yachten in der Praxis nicht oder nur bei sehr schwachen Winden ausreichend. Bei der Berücksichtigung von stärkeren Winden und möglichen Böen werden deshalb meist deutlich höhere Faktoren und andere Methoden zur Bestimmung der Länge der Ankerkette empfohlen.  
Zur erforderlichen Länge der Ankerkette gibt es sehr unterschiedliche Hinweise. Einige Lehrbücher enthalten Hinweise auf sehr kurze Längen der Ankerkette (z.B. 3-5-fache Wassertiefe), die ursprünglich eher auf große Schiffe und tiefe Ankergründe bezogen zu sein scheinen. Diese sind nach Meinung und Erfahrung vieler Skipper auf Yachten in der Praxis nicht oder nur bei sehr schwachen Winden ausreichend. Bei der Berücksichtigung von stärkeren Winden und möglichen Böen werden deshalb meist deutlich höhere Faktoren und andere Methoden zur Bestimmung der Länge der Ankerkette empfohlen.  


Die Zugkräfte vom Schiff werden über die ggf. gestreckte Kette auf den Anker im Meeresboden übertragen. Dabei können folgende wichtige '''Einflüsse auf die Kräfte, die am Anker wirken''', mit Auswirkungen auf seine Haltekraft genannt werden. Die Entscheidung für einen Ankerplatz und die Länge der Ankerkette sollte neben der räumlichen Situation vor Ort diese Faktoren für die wirkenden Kräfte berücksichtigen:
Die Zugkräfte vom Schiff werden über die ggf. gestreckte Kette auf den Anker im Meeresboden übertragen. Dabei können folgende wichtige '''Einflüsse auf die Kräfte''' genannt werden, '''die am Anker wirken''' und Auswirkungen auf seinen Halt im Meeresgrund haben. Die Entscheidung für einen Ankerplatz sollte neben der Situation vor Ort und der Länge der Ankerkette diese Faktoren für die wirkenden Kräfte berücksichtigen:


* '''Windgeschwindigkeit:''' Die Kräfte durch den Widerstand des Schiffs im Wind nehmen im Prinzip mit steigender Windgeschwindigkeit quadratisch zu. Bei doppelter Windgeschwindigkeit sollte mit einer vierfachen Kraft gerechnet werden.
* '''Windgeschwindigkeit:''' Die Kräfte durch den Widerstand des Schiffs im Wind nehmen im Prinzip mit steigender Windgeschwindigkeit quadratisch zu. Bei doppelter Windgeschwindigkeit sollte mit einer vierfachen Kraft gerechnet werden.
* '''Strömung:''' Die Strömung und ggf. auch wechselnde Tiedenströme wirken durch den Widerstand des Schiffs im Wasser als zusätzliche Kraft auf das Schiff. Im Prinzip addieren sich die Kraftvektoren. Für Segeljachten ergibt sich aus einem Knoten Strömungsgeschwindigkeit schätzungsweise oft eine ähnliche Kraft wie aus einer Windstärke.   
* '''Strömung:''' Die Strömung und ggf. auch wechselnde Tiedenströme wirken durch den Widerstand des Schiffs im Wasser als zusätzliche Kraft auf das Schiff. Im Prinzip addieren sich die Kraftvektoren. Für Segeljachten ergibt sich aus einem Knoten Strömungsgeschwindigkeit schätzungsweise oft eine ähnliche Kraft wie aus einer Windstärke.   
* '''Zugwinkel am Anker:''' Die Tiefe vom Bug zum Anker und die Länge der Ankerkette bestimmen, in welchem vertikalen Winkel die Kräfte auf den Anker wirken. Im Prinzip ist die Haltekraft bei einem parallelen Verlauf der Ankerkette zum Meersboden am größten. Bei zunehmender Kraft und gestreckter Kette stellt sich ein Winkel ein abhängig von der Tiefe vom Bug zum Anker und der Länge der Ankerkette. Je größer der Winkel zwischen Ankerschaft und Meeresboden wird, desto geringer ist die Haltekraft des Ankers und desto eher droht er aus dem Grund zu brechen. Schon kleine Winkel von ca. 10 Grad veringern die Haltekraft deutlich um ca. 30 %. Hierbei sollte ein stark abfallender Meersboden in seinem schrägen Verlauf mit berücksichtigt werden.
[[Datei:Winkel_Ankerschaft_Meeresgrund_klein.jpg|mini|513px|Die Haltekraft des Ankers bei Belastung ist Abhängig vom Winkel zwischen Ankerschaft und Meeresgrund]]
* '''Zugwinkel am Anker:''' 1. Die '''Tiefe vom Bug''' zum Anker und 2. die '''Länge der Ankerkette''' und 3. der '''Verlauf des Meeresgrunds''' bestimmen, in welchem vertikalen Winkel die Kräfte auf den Anker wirken. Im Prinzip ist die Haltekraft bei einem parallelen Verlauf der Ankerkette zum Meersboden am größten. Bei zunehmender Kraft und gestreckter Kette stellt sich ein Winkel ein abhängig von der Tiefe vom Bug zum Anker und der Länge der Ankerkette. Je größer der Winkel zwischen Ankerschaft und Meeresboden wird, desto geringer ist die Haltekraft des Ankers und desto eher droht er aus dem Grund zu brechen. Schon kleine Winkel von ca. 10 Grad veringern die Haltekraft deutlich um ca. 30 % (siehe [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_DE.pdf Winkel und Haltekraft bei horizontalem Meeresgrund]). Zusätzlich muss ein [http://www.nautisches-lexikon.de/b_seem/ankermanoever/c.html#grundverlauf abfallender Meersgrund] in seinem schrägen Verlauf mit berücksichtigt werden. Nahe am Ufer kann man mit Leinen zum Land ankern, um einen ansteigenenden Grundverlauf für sich nutzen zu können. Der Anker sollte dazu möglichst in tieferem Wasser liegen als das Schiff, nie in deutlich flacherem.  
* '''Länge des Schiffs:''' Die Kraftspitzen, die vom Bug auf die Ankerkette übertragen werden, hängen bei Seegang und Schwojen ganz wesentlich vom Abstand zwischen dem Bug und der vertikalen und horizontalen Drehachse des Schiffs ab. Dieser Abstand wirkt bei gespannter Kette als Hebel an der Ankerkette. Bei einem Abstand zwischen Bug und Kiel von ca. 40 % der Schiffslänge ergibt sich für eine Ankerkette von mindestens doppelter Schiffslänge ein Hebel des Schiffrumpfs von 1:5 an der gespannten Kette. Ab vierfacher Schiffslänge betägt der Hebel nur noch 1:10 und zusätzlich zum Anker gewinnt die Kette bei leichtem Durchhängen durch ihre eigene Masse eine geringe dämpfende Wirkung.  
* '''Länge des Schiffs:''' Die Kraftspitzen, die vom Bug auf die Ankerkette übertragen werden, hängen bei Seegang und Schwojen ganz wesentlich vom Abstand zwischen dem Bug und der vertikalen und horizontalen Drehachse des Schiffs ab. Dieser Abstand wirkt bei gespannter Kette als Hebel an der Ankerkette. Bei einem Abstand zwischen Bug und Kiel von ca. 40 % der Schiffslänge ergibt sich für eine Ankerkette von mindestens doppelter Schiffslänge ein Hebel des Schiffrumpfs von 1:5 an der gespannten Kette. Ab vierfacher Schiffslänge betägt der Hebel nur noch 1:10 und zusätzlich zum Anker gewinnt die Kette bei leichtem Durchhängen durch ihre eigene Masse eine geringe dämpfende Wirkung.  
* '''Geschwindigkeit und Masse des Schiffs:''' Beim Einfahren in die Ankerkette und Abbremsen einer Bewegung des Schiffs bestimmen die Geschwindigkeit der Bewegung und die Masse des Schiffs aufgrund ihrer Trägheit die Kraft, die auf die Ankerkette wirkt. Die Geschwindigkeit hat hierbei den größten (quadartischen) Einfluss: Bewegungsenergie = 1/2 x Masse x Geschwindigkeit². Deshalb sollt ruckartiges Steifkommen und schnelles "Surfen" an der Ankerkette durch Stabilisierung im Wind und in den Wellen möglichst unterbunden werden.  
* '''Geschwindigkeit und Masse des Schiffs:''' Beim Einfahren in die Ankerkette und Abbremsen einer Bewegung des Schiffs bestimmen die Geschwindigkeit der Bewegung und die Masse des Schiffs aufgrund ihrer Trägheit die Kraft, die auf die Ankerkette wirkt. Die Geschwindigkeit hat hierbei den größten (quadartischen) Einfluss: Bewegungsenergie = 1/2 x Masse x Geschwindigkeit². Deshalb sollt ruckartiges Steifkommen und schnelles "Surfen" an der Ankerkette durch Stabilisierung im Wind und in den Wellen möglichst unterbunden werden.  
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* '''Elastizität''' der Verbindung vom Bug zum Anker: Eine straffe Kette hat nur sehr geringe Elastizität. Kraftspitzen vom Bug übertragen sich deshalb sehr direkt auf den Anker. Eine zusätzliche Ankertrosse zwischen Bug und Ankerkette kann durch ihre Elastizität einen Teil der dynamischen Kräfte und ihre Energie aufnehmen und dadurch die Kraftspitzen die am Anker wirken verringern. Die Minderung der Kraftspitzen in einer Ankertrosse kann besonders bei stürmischem Wind oder starker Bewegung des Schiffs durch Seegang oder Schwojen wichtig werden. Hierzu wird eine [https://www.ibn-online.de/artikel/2046/Radolfzell-Sicher-fest Trosse mit hoher Dehnngsfähigkeit] aus Polyamid oder geschlagenem Polyester zwischen dem Ende der Ankerkette und dem Bug des Schiffs eingesetzt. Die Möglichkeit zur Energieaufnahme wächst entsprechend der Dehnungsfähigkeit mit zunehmender Länge. Für Ankersituationen mit starkem Seegang und stürmischem Wind sollten effektive Trossenlängen von zumindest 15 bis 20 m hinzugefügt werden, um eine deutliche Elastizität zu erzielen. Diese elastische Länge kann auch erreicht werden, indem die Trosse über den Bugbeschlag weiter über Deck zu einer Mittschiffsklampe geführt wird. Wichtig ist dabei, die Trosse am Bugbeschlag und allen möglichen Scheuerstellen z.B. mit einem Stück Schlauch gegen Durchscheuern zu schützen.  
* '''Elastizität''' der Verbindung vom Bug zum Anker: Eine straffe Kette hat nur sehr geringe Elastizität. Kraftspitzen vom Bug übertragen sich deshalb sehr direkt auf den Anker. Eine zusätzliche Ankertrosse zwischen Bug und Ankerkette kann durch ihre Elastizität einen Teil der dynamischen Kräfte und ihre Energie aufnehmen und dadurch die Kraftspitzen die am Anker wirken verringern. Die Minderung der Kraftspitzen in einer Ankertrosse kann besonders bei stürmischem Wind oder starker Bewegung des Schiffs durch Seegang oder Schwojen wichtig werden. Hierzu wird eine [https://www.ibn-online.de/artikel/2046/Radolfzell-Sicher-fest Trosse mit hoher Dehnngsfähigkeit] aus Polyamid oder geschlagenem Polyester zwischen dem Ende der Ankerkette und dem Bug des Schiffs eingesetzt. Die Möglichkeit zur Energieaufnahme wächst entsprechend der Dehnungsfähigkeit mit zunehmender Länge. Für Ankersituationen mit starkem Seegang und stürmischem Wind sollten effektive Trossenlängen von zumindest 15 bis 20 m hinzugefügt werden, um eine deutliche Elastizität zu erzielen. Diese elastische Länge kann auch erreicht werden, indem die Trosse über den Bugbeschlag weiter über Deck zu einer Mittschiffsklampe geführt wird. Wichtig ist dabei, die Trosse am Bugbeschlag und allen möglichen Scheuerstellen z.B. mit einem Stück Schlauch gegen Durchscheuern zu schützen.  


In der Praxis ist meist eine einfache '''Faustformel zur Einschätzung einer minimalen Länge der Ankerkette''' hilfreich. Für typische Segelyachten kann eine erste Orientierung aus dem Produkt aus der  '''  Tiefe ab Bug zum Anker (m)  x  maximaler Windstärke inklusive möglicher Böen (Bft)  '''  abgeleitet werden. Dadurch werden 1. der Winkel am Anker hinsichtlich der Haltekraft und 2. die Windgeschwindigkeit als Quelle der Energie als zwei wichtige Faktoren berücksichtigt. Als Optimum und gerade noch ausreichend für Starkwindböen bis Windstärke 7 wird zunächst eine Länge der Ankerkette entsprechend der 7-fache Tiefe ab Bug eingeschätzt.  
In der Praxis ist meist eine einfache '''Faustformel zur Einschätzung einer minimalen Länge der Ankerkette''' hilfreich. Für typische Segelyachten kann eine erste Orientierung aus dem Produkt aus der  '''  Tiefe ab Bug zum Anker (m)  x  maximaler Windstärke inklusive möglicher Böen (Bft)  '''  abgeleitet werden. Dadurch werden 1. der Winkel am Anker hinsichtlich der Haltekraft und 2. die Windgeschwindigkeit als Quelle der Energie als zwei wichtige Faktoren berücksichtigt. Als Optimum und gerade noch ausreichend für Starkwindböen bis Windstärke 7 wird zunächst eine Länge der Ankerkette entsprechend der 7-fache Tiefe ab Bug eingeschätzt. Hierbei ist allerdings ein ungünstiger abfallender Verlauf des Meeresgrundes zustäzlich zu berücksichtigen, da sich der Winkel am Anker dadurch erhöhen und die Haltekraft abnehmen kann.


Zusätzlich zu der einfachen Faustformel sollte für die Windstärke der '''Faktor 5 und die doppelte Schiffslänge (m) als Minimum''' berücksichtigt werden, um die Hebelkräfte des Schiffsrumpfs zu begrenzen.
Zusätzlich zu der einfachen Faustformel sollte für die Windstärke der '''Faktor 5 und die doppelte Schiffslänge (m) als Minimum''' berücksichtigt werden, um die Hebelkräfte des Schiffsrumpfs zu begrenzen.
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Die anfängliche Einschätzung einer minimalen Länge der Ankerkette kann grafisch in Bezug auf Tiefe, Windstärke, Winkel, relative Haltekraft des Ankers und die Länge der Ankerkette dargestellt werden, hier als '''Beispiel für eine 15 m Segelyacht''': [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_DE.pdf Hinweise zur Länge der Ankerkette], auch auf Englisch [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_EN.pdf Notes on length of anchor chain].  
Die anfängliche Einschätzung einer minimalen Länge der Ankerkette kann grafisch in Bezug auf Tiefe, Windstärke, Winkel, relative Haltekraft des Ankers und die Länge der Ankerkette dargestellt werden, hier als '''Beispiel für eine 15 m Segelyacht''': [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_DE.pdf Hinweise zur Länge der Ankerkette], auch auf Englisch [https://www.skipperguide.de/mediawiki/images/Min_anchor_chain_length_2019_10_20_EN.pdf Notes on length of anchor chain].  


Bei stürmischen Windböen sollten zur Steigerung der Haltekraft längere Ankerketten und zusätzliche Maßnahmen zur Begrenzung der Kraftspitzen genutzt werden. Denn tatsächlich steigt die Windenergie sogar quadratisch mit der Windgeschwindigkeit und zunehmender Seegang und Schwojen können zu kritischen Kraftspitzen an der Ankerkette führen.  
Bei stürmischen Windböen sollten zur Steigerung der Haltekraft längere Ankerketten und zusätzliche Maßnahmen zur Begrenzung der Kraftspitzen am Anker durch zusätzlichen Einsatz einer elastischen Leine genutzt werden. Denn tatsächlich steigt die Windenergie sogar quadratisch mit der Windgeschwindigkeit und zunehmender Seegang und Schwojen können zu kritischen Kraftspitzen führen. [https://www.sfv-strongbow.com/images/Toernberater/MathAnkern.pdf Mathematik des Ankerns und Nutzung einer elastischen Leine]


Erst bei sehr langen Ankerketten, z.B. ab der vierfachen Schiffslänge, gewinnt das Eigengewicht der Kette und ihr Durchhängen auf dem Weg vom Bug zum Anker auch bei höheren Kräften eine leicht dämpfende Wirkung. Solange die Kette nicht gestreckt wird, bleibt die Haltekraft am Anker vollständiger erhalten, so dass für sehr lange Ankerketten etwas geringe Faktoren zur Bestimmung der Länge angesetzt werden können.  
Erst bei sehr langen Ankerketten, z.B. ab der vierfachen Schiffslänge, gewinnt das Eigengewicht der Kette und ihr Durchhängen auf dem Weg vom Bug zum Anker auch bei höheren Kräften eine leicht dämpfende Wirkung. Solange die Kette nicht gestreckt wird, bleibt die Haltekraft am Anker vollständiger erhalten, so dass für sehr lange Ankerketten etwas geringe Faktoren zur Bestimmung der Länge angesetzt werden können.  
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Viele GPS erlauben auch eine automatische Ankerwachfunktion zu aktivieren. Man kann einen Schwojkreis-Radius eingeben und wird geweckt, wenn das Schiff diesen Bereich verlassen sollte. Das ist bei uns Standard, auch wenn es etwas Strom braucht.
Viele GPS erlauben auch eine automatische Ankerwachfunktion zu aktivieren. Man kann einen Schwojkreis-Radius eingeben und wird geweckt, wenn das Schiff diesen Bereich verlassen sollte. Das ist bei uns Standard, auch wenn es etwas Strom braucht.
Andreas Dostmann, Tamins Schweiz
Andreas Dostmann, Tamins Schweiz
=== Literatur ===
* [https://www.yachtrevue.at/fahrtensegeln/richtig_ankern-3510 Richtig Ankern. Warum die Kettenlänge und Wassertiefe entscheidend sind und manche Lehrmeinung falsch ist. Harald Melwisch in Yachtrevue 5/2011, S. 52ff] und [https://esys.org/esys/anker-FahrlaessigesAnkern.pdf Fahrlässiges Ankern]
* [https://www.petersmith.net.nz/boat-anchors/catenary.php Kettenlinie und Längen-Tiefenverhältnis von Ankerketten (Englisch)]
* [http://www.nautisches-lexikon.de/b_seem/ankermanoever/c.html#grundverlauf Winkel bei abfallendem Meersgrund]
* [https://www.sfv-strongbow.com/images/Toernberater/MathAnkern.pdf Mathematik des Ankerns und Nutzung einer elastischen Leine]
* [https://www.ibn-online.de/artikel/2046/Radolfzell-Sicher-fest Trosse mit hoher Dehnngsfähigkeit]
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