Benutzer:Paros 2020

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Törninfos

Zeitraum: Kykladen, 29. Aug. - 05. Sep. 2020

Schiff: Blue Moon I, Dufour 430, Poseidon Yachtcharter

Revierinfos: wird noch ergänzt

Kykladen
Bericht Paros

Liebe Ägais-Segel-Maniacs!

„Η φωνή του λαού είναι βαριά και επικίνδυνη όταν κυριαρχείται από θυμό.“ (Aischylos)

„Die Stimme des Volkes hat Gewicht und ist gefährlich, wenn sie wütend gemacht ist.“

Ja, es ist immer gut, zu den Dingen des Daseins ein bißchen physischen und emotionalen Abstand zu gewinnen und nicht immer gleich drauf los zu „posten“ …. und das Gute und weniger Gute ein bißchen setzen zu lassen. So hat es nun etwas gedauert mit unserem vorliegenden Bericht von unserem einwöchigen Kykladen-Trip von Anfang September 2020.

Wir, dass sind Mischel (El Capitan), Kurt, Panos und Maggus. Bereits in 2019 (also der Zeitrechnung nach noch weit vor Corona) hatten wir eine nagelneue (Baujahr 2019!) Dufour 430 (siehe anhängendes Bild unserer „Blue Moon I“) von Paros aus vom 29.08 bis 05.09. 2020 über die Poseidon Yachtcharter mit einem Büro in München in der Ungererstr. 25 gebucht. Die Poseidon Yachtcharter https://www.poseidon-yacht-charter.com ist wiederum lt. impressum eine Marke der Nikolas Yachting Ltd. einer Gesellschaft mit Sitz in Dublin.

Aber bevor wir ausführlich berichten, möchten wir es gleich vorwegnehmen:

Wir erlebten einen wundervollen, ereignisreichen und für uns alle unvergesslichen Törn!

Mit Mischel, der auf viele Jahre Aufenthalt in Griechenland und über 30 Jahre Segelerfahrung in der Ägäis zurückblickt, sowie Panagiotis (Panos) als rechtsgelehrten Aborigine und Kurt als ehemaligen Profi-Touristiker, sowie Maggus als Schiffslibero und Mannschaftsbetreuer, hatten wir ja schon fast alles gesehen und erlebt, … so dachten wir zumindest.

Wenn wir Euch also heute diesen Post bzw. die nachfolgenden Hinweise senden, so tun wir dies nicht nur, um Euch ein paar oder besser eine ganze Menge an Enttäuschungen zu ersparen, sondern insbesondere auch, um Euch auf Sicherheitsrisiken bei einem Yachtcharter in Griechenland aufmerksam zu machen. Alles, was wir hier nachfolgend schreiben, haben wir leider so tatsächlich erlebt und erfahren. Es folgen die gekürzten Aufzeichnungen bzw. Eintragungen des Skippers:


1. Im Vorfeld war seit Monaten mit den Kontaktpersonen Frau Ortolano und Frau Högner von Poseidon Yachcharter vereinbart, dass wir einen früheren Einchecktermin bekommen sollten, denn Einchecken Sa 17h und Auschecken Sa 09h ist definitiv 1 Tag weniger Segeln. Kurz vor dem Törn bekomme ich die Meldung von Frau H., dass Einchecken bereits Sa 13h möglich sei, zumal ich schon zwei Tage vor Ort bin. Auf Paros angekommen, stelle ich fest, dass das Boot schon seit 2 Tagen im Hafen liegt. Erhalte die Nachricht, dass ich mich mit dem örtlichen Operator Giorgios telephonisch in Verbindung setzen soll, doch der geht nie ans Telephon. Rückfrage bei der Gesellschaft ergibt, ich solle mich 13h im Hafen-Büro der Gesellschaft melden. Adresse und Namen des Büros gibt es nicht. Rückfragen bei benachbarten Einheimischen führen mich zu einem Büro auf einer Baustelle im ersten Stock, wo ich 1 Std. in der prallen Sonne Schlange stehe, kein Namensschild an der Tür. Zeige dann endlich mein Voucher, bekomme ein paar nichtssagende Papiere in die Hand, unterschreibe genervt diverse Formulare, incl. Kaution per Kreditkarte, soll um 15h zum Einchecken beim Boot sein. Meine Frage nach den Bootspapieren (Baujahr 2019) wird mit der Bemerkung abgetan, ich solle zum Hafenmeister gehen. Erfahre zufällig (nicht für meine Ohren bestimmt), dass Giorgios krank ist. Einchecken findet dann doch erst um 17h statt. 2. Eine junge Mitarbeiterin (Natalia) nimmt das Einchecken in einem stark eingefärbtem Englisch innerhalb einer Stunde im Eiltempo vor, keine Information, z.B., wie das Reff funktioniert, Großsegel wird noch nicht mal geöffnet, und ich habe zum Schluss das Gefühl, dass ich gar nichts weiß. Bei der Blitzeinweisung lässt sich das Abwasserventil der Toilette dann „überraschenderweise“ nicht mehr schliessen und der Abwassertank bleibt damit zwangsweise für die gesamte Reise ungenutzt. Strafen der Hafenbehörden sind ab jetzt unser Problem und nicht mehr das des Charterunternehmens. Das arme Mädchen wird von ihrem Chef (?) auch noch angetrieben, endlich Schluss zu machen, als wir noch dringende Fragen haben. Als Fallreep wird uns ein kriminelles Holzbrett zugemutet, so dass man bei jedem Benutzen Angst haben musste, ins Wasser zu fallen. Ans Auslaufen am Samstag ist nicht mehr zu denken. 3. Stellen am Sonntag fest, dass weder die Tank- noch die Stromanzeige funktioniert. Der Motor für den Außenborder funktioniert nicht. Wird angeblich repariert, wie sich später herausstellt. Können wegen der leeren Batterien wieder nicht auslaufen. 4. Am Montag geht es dann endlich los. Stellen fest, dass das Fockfall nicht durchgesetzt, die Fock überhaupt ein trauriger Selbstwender ist, von Genua und notwendigem Unterdruck am Wind kann also keine Rede sein. Schöne Überraschung! Die Videos für die gechartete Doufour 430 zeigen ein anderes Rigg! 5. Ankern vor Agios Prokopios auf Naxos. Landgang zur Taverne fällt aus, weil der Außenborder versagt und wir bei ablandigem Wind zu dritt mit letzter Kraft mit Paddeln verhindern können, in Richtung Paros abgetrieben zu werden. Jetzt stellen wir übrigens fest, dass das nur unzureichend aufgepumpte Beiboot lediglich für 1 Erwachsenen und 1 Kind zugelassen ist. 6. In Ios angelandet. Wir haben kein Wasser mehr! 2x Duschen und ein bisschen Wasser aus der Küche bringt uns in Schwierigkeiten. Wie sich herausstellt, zieht die Pumpe nur aus dem kleinen Tank Wasser; normalerweise müsste ein automatisches Ventil dann weiteres Wasser aus dem großen Tank ziehen, auch die manuelle Umschaltung lässt sich auf diesem Schiff – trotz mehrerer vergeblicher Anrufe (Verständigungsschwierigkeiten ausgeschlossen: wir hatten einen Griechen dabei!) - nicht finden! Also bunkern wir wieder Wasser für den kleinen Tank. Auch die Elektrik schwächelt schon (unsere Telefongeräte werden nicht mal mehr geladen), so dass wir auch da wieder an den "Tropf" müssen. Ein telefonisch vom Betreiber beauftragter Mechaniker holt den Außenborder zur Reparatur ab, also warten wir wieder. 5. Nächstes Ziel Santorin. Ankern außerhalb im Süden. Landgang war mit dem völlig untergerüsteten Beiboot sehr schwierig und kostete einige Opfer (Verlust von Schuhen, Kleidung, usw.) 6. Jetzt zwangsläufig wieder Ios, wegen Wasser, Strom und Diesel. 7. Teilweise Übergabe bereits am Freitag, das Personal hat (begreiflicher Weise) kein Verständnis für unsere Beschwerden, der Taucher kommt morgen.

Niemals hätte ich gedacht, dass eine neue Segelyacht (Ende 2019 gebaut!) solche Mängel aufzuweisen hätte, niemals jedenfalls wieder mit dieser Gesellschaft Poseidon Yachtcharter alias Nikolas Yachting Ltd., Dublin!!!


Was könnt Ihr daraus lernen und mitnehmen? Und – viel wichtiger - was solltet Ihr unbedingt beachten (Sicherheitsrisiken!):

Übernahme: Bei der Übernahme der Yacht sollten immer mindestens zwei Crew-Mitglieder (4 Ohren/Augen-Prinzip) anwesend sein und entsprechend bei allen Verständnis-Fragen/Unklarheiten diese Fragen sofort stellen. Tip: Wir empfehlen Euch dringend die Handy-Kamera mitlaufen zu lassen und Details über „Wo ist was und wie funktioniert es?“ entsprechend zum Zwecke des späteren „Wie und wo war das noch?“ zu dokumentieren. Glaubt uns, dies kann Euch viel Zeit und Nerven ersparen.

Abwassertank und zugehörige Ventile: Bei der Übernahme sollte die Funktionsweise der Abwasserventile der Toilette sowie des Abwassertanks erklärt, geprüft und vorgeführt werden. Ein funktionierendes Abwasserventil ist im Hafen Vorschrift und ein offenes Ventil (eiei, was schwimmt denn da?) wird von den Hafenbehörden bei Entdeckung richtigerweise mit empfindlichen Strafen gebüsst. Hier freut sich der Charterer sonst über die bereits bezahlten Entsorgungsgebühren des Abwassertanks ohne weitere eigene Kosten. Ein Schelm wer da Böses denkt.

Dinghi/Beiboot: Akzeptiert auf keinen Fall ein Dinghi/Beiboot, dass z.B. – wie in unserem Fall - nur für einen Erwachsenen und ein Kind zugelassen ist. Tip: Schaut hier auf die entsprechenden Angaben auf dem Beiboot bei der Übernahme. Das Dinghi muss(!) mindestens für zwei Erwachsene zugelassen sein! Sonst ist jede notwendige Überfahrt insbesondere bei Wellengang ein echtes (unversichertes) Risiko! Und jeder in der Crew sollte bei der Übernahme in der Lage sein, selbständig den Aussenborder ohne Probleme starten und stoppen zu können. Vermeidet den Vorführeffekt und probiert es selber praktisch aus. Es ist erstaunlich wie hier selbst Hochseecracks sich erst einmal wundern, dass nicht jeder Außenborder immer auf die gleiche Weise funktioniert oder eben nicht funktioniert.

Tanken Diesel: Ist die Tankanzeige auf einem Schiff (wie auf unserem ein Jahr altem Schiff) „zufällig“ kaputt und zeigt daher kontinuierlich einen unveränderlichen Höchststand an, so „könnte“ es auch daran liegen, dass die Chartergesellschaft bei der Rückkehr Euch völlig überteuerten Schiffsdiesel verrechnen will.

Tip: Fragt nach dem Verbrauch pro Stunde Laufzeit des Schiffdiesels (bei einer 40 – 50 Fuss Yacht ca. 3 – 4 Liter pro Stunde), damit ihr hier den Verbrauch abschätzen könnt und keine unangenehme Überraschung auf hoher See erlebt. Tankt voll im letzten Hafen vor der Rückkehr oder wenn möglich bei einem anderen Anbieter!

Vertragspartner: Die Chartergesellschaften treten häufig in Deutschland unter verschiedenen Markennamen auf, während die eigentlichen Chartergesellschaften als Vertragspartner oft aus steuerlichen aber insbesondere auch aus Haftungsgründen im Ausland sitzen. Tip: Schaut Euch daher immer genau an mit wem ihr eigentlich den Chartervertrag für eine Yacht macht. Hinter einem schönen „Markennamen“ kann (muss nicht) immer auch lediglich eine ausländische Briefkastengesellschaft mit kaum bis gar keinem Eigenkapital stehen. Im Schadensfall schauen die Geschädigten dann praktisch immer ins Leere, während eine neue „Ltd.“ etc. mit einen Euro Eigenkapital schnell wieder gegründet werden kann.

Zu guter Letzt: Lasst Euch von unseren Erfahrungen/Hinweisen bitte in keiner Weise davon abschrecken dieses wunderbare Land mit seinen tollen Menschen zu bereisen und zu erkunden! Aber wie immer im Leben gibt es bei viel Licht auch Schatten, den wir mit diesem Blog ein bißchen ausleuchten wollten.

Viele Menschen in Griechenland leben direkt oder indirekt von Segeltörns. Und natürlich die Mitarbeiter vor Ort (in unserem Fall in Paros) können für das Geschäftsgebahren und die Anweisungen Ihrer nicht in Erscheinung tretenden Chefs nichts.

Hier wollen und müssen wir solidarisch sein! Geniesst daher Euren Segeltörn (sicher) im nächsten Jahr!

Mischel, Kurt, Panos und Maggus

Blue Moon I