Törnbericht 2014 Ostschweden - Bottensee - Finnland - Aaland: Unterschied zwischen den Versionen

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7. Juli Lustholmen
'''7. Juli     Lustholmen'''
 
Jetzt müssen wir aber wirklich mal wieder Lebensmittel haben. Bald gibt es nichts mehr zu essen. Auf dem Weg liegt Härnösand, was uns schon mehrfach von Schweden als Versorgungshafen empfohlen wurde. Also dort hin. Die Stadt hat drei Häfen, durch Klappbrücken getrennt, die nur zu wenigen Stunden öffnen. Man kann da also auch in der Falle sitzen.
Jetzt müssen wir aber wirklich mal wieder Lebensmittel haben. Bald gibt es nichts mehr zu essen. Auf dem Weg liegt Härnösand, was uns schon mehrfach von Schweden als Versorgungshafen empfohlen wurde. Also dort hin. Die Stadt hat drei Häfen, durch Klappbrücken getrennt, die nur zu wenigen Stunden öffnen. Man kann da also auch in der Falle sitzen.
Und weil der Wind entgegen der Vorhersage (0 – 2 Bft) tatsächlich 4 Bft. Liefert, machen wir einen grandiosen Segeltag mit Kreuzschlägen bis in den Nordhafen. Der entpuppt sich allerdings als Flop. Es gibt ein Klo, sonst nichts. Für alles andere wird auf den Nachbarhafen verwiesen, ca. 800 m weg. Einziger Vorteil: Über die Brücke rüber ist ein großer Lidl-Markt, wo es wirklich alles gibt. Das mit dem Verproviantieren klappt also.
Und weil der Wind entgegen der Vorhersage (0 – 2 Bft) tatsächlich 4 Bft. Liefert, machen wir einen grandiosen Segeltag mit Kreuzschlägen bis in den Nordhafen. Der entpuppt sich allerdings als Flop. Es gibt ein Klo, sonst nichts. Für alles andere wird auf den Nachbarhafen verwiesen, ca. 800 m weg. Einziger Vorteil: Über die Brücke rüber ist ein großer Lidl-Markt, wo es wirklich alles gibt. Das mit dem Verproviantieren klappt also.
Und danach schnellstens wieder ablegen, und 2 ½ Meilen weiter im Norden den Außenhafen des Härnösand-Segelclubs angesteuert: Lustholmen. Das ist eine komplett geschützte Bucht mit einem festen und einem Schwimmsteg. Dort gibt es alles: Strom, Wasser, Sauna (Holz zum Selberhacken), Clubhaus mit Küche, Sandstrand, Beach-Volley-Feld. Sogar UMTS-Verbindung kriegt man hier. Hier kann man sich’s gut gehen lassen. Machen wir.
Und danach schnellstens wieder ablegen, und 2 ½ Meilen weiter im Norden den Außenhafen des Härnösand-Segelclubs angesteuert: Lustholmen. Das ist eine komplett geschützte Bucht mit einem festen und einem Schwimmsteg. Dort gibt es alles: Strom, Wasser, Sauna (Holz zum Selberhacken), Clubhaus mit Küche, Sandstrand, Beach-Volley-Feld. Sogar UMTS-Verbindung kriegt man hier. Hier kann man sich’s gut gehen lassen. Machen wir.
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8. Juli Hummelviken am Anker
 
'''8. Juli Hummelviken am Anker'''
 
In Lustholmen hat sich einiges geändert, eigentlich so ziemlich alles. Es ist nicht mehr eine oder zwei Stunden warm am Tag, sondern dauernd, immer über 20° C. Und nachts auch. Also werden jetzt die Daunendecken weggepackt und die Sommerausrüstung hervorgekramt, super-dünne Seidendecken. Man muss sich trotzdem nachts oft freistrampeln. Das Wasser hat neuerdings draußen 20° C und in Buchten 23°. Vor drei Tagen waren es noch 14°. Also wird neuerdings viel geschwommen. Feststellung dabei: Wir sind in Süßwasser. Das bekommt unseren Seepocken überhaupt nicht, denn wir haben keine. Pullover kommen ins Schapp, kurze Hosen und T-Shirts raus – Jetzt ist Sommer.
In Lustholmen hat sich einiges geändert, eigentlich so ziemlich alles. Es ist nicht mehr eine oder zwei Stunden warm am Tag, sondern dauernd, immer über 20° C. Und nachts auch. Also werden jetzt die Daunendecken weggepackt und die Sommerausrüstung hervorgekramt, super-dünne Seidendecken. Man muss sich trotzdem nachts oft freistrampeln. Das Wasser hat neuerdings draußen 20° C und in Buchten 23°. Vor drei Tagen waren es noch 14°. Also wird neuerdings viel geschwommen. Feststellung dabei: Wir sind in Süßwasser. Das bekommt unseren Seepocken überhaupt nicht, denn wir haben keine. Pullover kommen ins Schapp, kurze Hosen und T-Shirts raus – Jetzt ist Sommer.
Und dann ein schöner Kurs platt vor’m Laken nach Norden. Wir kommen an in Hummelviken, einer klitzekleinen Bucht mit einigen Häusern. Sehr schön zum Ankern und außerordentlich ruhig, nachdem ein schätzungsweise 70 Jahre alter Mann mit seiner wohl ebenso alten Frau fertig ist mit Herumheizen auf seinem Wasserscooter.
Und dann ein schöner Kurs platt vor’m Laken nach Norden. Wir kommen an in Hummelviken, einer klitzekleinen Bucht mit einigen Häusern. Sehr schön zum Ankern und außerordentlich ruhig, nachdem ein schätzungsweise 70 Jahre alter Mann mit seiner wohl ebenso alten Frau fertig ist mit Herumheizen auf seinem Wasserscooter.
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9. Juli Trysunda
 
'''9. Juli Trysunda'''
 
Trysunda ist eine größere Insel an der Höga Kusten, früher ein Fischerdorf. Und sie scheint sehr berühmt zu sein, weil der Hafen rappelvoll ist, als wir kurz vor 14:00 h einbiegen. Eine völlig neue Erfahrung in diesem Jahr. Und vor allem: Die Hälfte der Boote sind riesige Motorboote, wie wir sie sonst nur vom Skagerrak kennen.
Trysunda ist eine größere Insel an der Höga Kusten, früher ein Fischerdorf. Und sie scheint sehr berühmt zu sein, weil der Hafen rappelvoll ist, als wir kurz vor 14:00 h einbiegen. Eine völlig neue Erfahrung in diesem Jahr. Und vor allem: Die Hälfte der Boote sind riesige Motorboote, wie wir sie sonst nur vom Skagerrak kennen.
Aber, kein Problem! Man klärt uns auf, dass hier auch in zweiter Reihe angelegt wird. Und so liegen wir kurze Zeit später mit der Heckboje an der Springklampe und mit den Vorleinen am Achtersteven einer HR 37 aus Umea mit dem Enkel eines deutschen Auswanderers als Skipper, und einer Dufour aus Stockholm. Das Ganze ähnelt sehr der Anlegesituation in Schleimünde oder Anholt zur Hochsaison.
Aber, kein Problem! Man klärt uns auf, dass hier auch in zweiter Reihe angelegt wird. Und so liegen wir kurze Zeit später mit der Heckboje an der Springklampe und mit den Vorleinen am Achtersteven einer HR 37 aus Umea mit dem Enkel eines deutschen Auswanderers als Skipper, und einer Dufour aus Stockholm. Das Ganze ähnelt sehr der Anlegesituation in Schleimünde oder Anholt zur Hochsaison.
Der Hafen ist international. Man kann nicht genau sagen, ob hier mehr Schweden sind oder Finnen. Jedenfalls sind auch noch Briten da, Holländer und ein Schweizer. Und wir natürlich. Ziemlich bekannt offensichtlich, der Hafen.  
Der Hafen ist international. Man kann nicht genau sagen, ob hier mehr Schweden sind oder Finnen. Jedenfalls sind auch noch Briten da, Holländer und ein Schweizer. Und wir natürlich. Ziemlich bekannt offensichtlich, der Hafen.  
Die Infrastruktutr hier ist erstklassig. Tolles Servicegebäude mit edlen Duschen, überall Strom und Wasser, sogar einen Fischhändler gibt es. Und dann sehen wir das kleine Schild an der Tür zum Servicegebäude: „Gefördert von der EU“. Aha, jetzt wissen wir endlich, was die so machen. Das letzte derartige Schild – sehr viel größer – haben wir vor 13 Jahren gesehen in Ecuador an einer Brücke in einem Seitental.
Die Infrastruktutr hier ist erstklassig. Tolles Servicegebäude mit edlen Duschen, überall Strom und Wasser, sogar einen Fischhändler gibt es. Und dann sehen wir das kleine Schild an der Tür zum Servicegebäude: „Gefördert von der EU“. Aha, jetzt wissen wir endlich, was die so machen. Das letzte derartige Schild – sehr viel größer – haben wir vor 13 Jahren gesehen in Ecuador an einer Brücke in einem Seitental.
Die Insel selber ist absolut sehenswert, nicht nur das Dörfchen. Durch den großen Wald führen schöne Wege, auf die enorm hohen Felsgipfel kann man zwecks Sundowner gut hochsteigen, und überall gibt es regelrechte Sandbuchten. Hier kann man gut eine Weile bleiben.
Die Insel selber ist absolut sehenswert, nicht nur das Dörfchen. Durch den großen Wald führen schöne Wege, auf die enorm hohen Felsgipfel kann man zwecks Sundowner gut hochsteigen, und überall gibt es regelrechte Sandbuchten. Hier kann man gut eine Weile bleiben.
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10. Juli Trysunda (noch immer)
 
'''10. Juli Trysunda (noch immer)'''
 
Bei angesagtem NE um die 3-4 Bft wollten wir eigentlich nach Järnäshamn. Das versprach das eine interessante Kreuz entlang dieser tollen Küste mit ihren beruhigenden Wassertiefen zu werden. Bei allerbestem Wetter in Trysunda abgelegt - aber leider ist das eine extrem geschützte Bucht. Kaum waren wir um die Ecke dieser enormen Felsen, ging die Refferei los, erst das erste, dann das zweite, und zum dritten hatten wir keine Lust mehr. Voll gerefft und mit kleiner Fock ist das Kreuzen nur ein übles Gebolze. Unser Windy zeigte beständig 6 und in Böen 7 Bft. Also wieder zurück und Insel erkundet.  
Bei angesagtem NE um die 3-4 Bft wollten wir eigentlich nach Järnäshamn. Das versprach das eine interessante Kreuz entlang dieser tollen Küste mit ihren beruhigenden Wassertiefen zu werden. Bei allerbestem Wetter in Trysunda abgelegt - aber leider ist das eine extrem geschützte Bucht. Kaum waren wir um die Ecke dieser enormen Felsen, ging die Refferei los, erst das erste, dann das zweite, und zum dritten hatten wir keine Lust mehr. Voll gerefft und mit kleiner Fock ist das Kreuzen nur ein übles Gebolze. Unser Windy zeigte beständig 6 und in Böen 7 Bft. Also wieder zurück und Insel erkundet.  
   
   
Dabei haben wir nochmal tolle Ausblicke entdeckt und eine wunderhübsche und erstklassig erhaltene alte Holzkirche.
Dabei haben wir nochmal tolle Ausblicke entdeckt und eine wunderhübsche und erstklassig erhaltene alte Holzkirche.
   
   
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11. Juli Järnäshamn
'''11. Juli Järnäshamn'''
 
Heute dann aber los bei inzwischen SE und 3 -4 Windstärken. Und fast an der selben Stelle wie gestern die Windüberraschung kommt heute die Sichtüberraschung: Nebel, und zwar in Minuten und pottendicht. Also, volles Programm: AIS an, Posis an, Nebelsignale geben. Glücklicherweise liefen wir nur etwa 3 kn. Sonne knallte von oben.
Heute dann aber los bei inzwischen SE und 3 -4 Windstärken. Und fast an der selben Stelle wie gestern die Windüberraschung kommt heute die Sichtüberraschung: Nebel, und zwar in Minuten und pottendicht. Also, volles Programm: AIS an, Posis an, Nebelsignale geben. Glücklicherweise liefen wir nur etwa 3 kn. Sonne knallte von oben.
Dann ein Blick nach hinten: So etwas hatten wir noch nie gesehen – ein Nebelbogen!  
Dann ein Blick nach hinten: So etwas hatten wir noch nie gesehen – ein Nebelbogen!  
   
   
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Ja, und nach Rauschefahrt gen Nordost dann Ankunft in Järnäshamn, ungefähr in der Mitte zwischen Örnsköldsvik und Umea. Der winzige alte Lotsenhafen beherbergt nur einen Mast. Klasse! Und wie wir um die Ecke biegen ist er komplett voll, voll mit Motorbooten. Da bleibt nur eins: Weiter in die Bucht und an der Boje des SXK festmachen. Geht auch nicht, denn die ist nicht da. Also Ankern, was hier endlich mal wieder erstklassig geht. Die Bucht hat nur 4 m Tiefe, Sandboden. Überhaupt ist hier die Höga Kusten schon wieder zu Ende. Alle Hügel sind wieder schwedentypisch flach, die Wassertiefen geringer.  
Ja, und nach Rauschefahrt gen Nordost dann Ankunft in Järnäshamn, ungefähr in der Mitte zwischen Örnsköldsvik und Umea. Der winzige alte Lotsenhafen beherbergt nur einen Mast. Klasse! Und wie wir um die Ecke biegen ist er komplett voll, voll mit Motorbooten. Da bleibt nur eins: Weiter in die Bucht und an der Boje des SXK festmachen. Geht auch nicht, denn die ist nicht da. Also Ankern, was hier endlich mal wieder erstklassig geht. Die Bucht hat nur 4 m Tiefe, Sandboden. Überhaupt ist hier die Höga Kusten schon wieder zu Ende. Alle Hügel sind wieder schwedentypisch flach, die Wassertiefen geringer.  
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12. Juli Klubbskat (Finnland)
 
'''12. Juli Klubbskat (Finnland)'''
 
Abendnebel hatten wir noch in unserer Ankerbucht, aber für den nächsten Tag war Südost-Wind angesagt, also bestens geeignet für den Sprung nach Finnland, und kein Nebel! Allerdings sollte es nur wenig blasen, langsame Fahrt also, und nach Vaasa sind es runde 60 sm. Das kann dauern.
Abendnebel hatten wir noch in unserer Ankerbucht, aber für den nächsten Tag war Südost-Wind angesagt, also bestens geeignet für den Sprung nach Finnland, und kein Nebel! Allerdings sollte es nur wenig blasen, langsame Fahrt also, und nach Vaasa sind es runde 60 sm. Das kann dauern.
Für Zwischenstationen gibt es nicht viel Auswahl, Gästehäfen in den weit westlich liegenden Mustasaaret gibt es fast nicht. Also beschließen wir, einen Fischereihafen anzulaufen, Klubbskat. Das liegt westlich von Waasa weit draußen und verkürzt die Reise auf 40 Meilen. Die Einfahrt dorthin ist perfekt ausgetonnt und mit Peilmarken versehen. Obwohl links und rechts äußerst unangenehmes Unterwassergestein liegt kommt man deswegen sicher rein.
Für Zwischenstationen gibt es nicht viel Auswahl, Gästehäfen in den weit westlich liegenden Mustasaaret gibt es fast nicht. Also beschließen wir, einen Fischereihafen anzulaufen, Klubbskat. Das liegt westlich von Waasa weit draußen und verkürzt die Reise auf 40 Meilen. Die Einfahrt dorthin ist perfekt ausgetonnt und mit Peilmarken versehen. Obwohl links und rechts äußerst unangenehmes Unterwassergestein liegt kommt man deswegen sicher rein.
Man biegt um die Ecke, und da liegen tatsächlich respektable Hecktrawler an der Pier. Von Yachten weit und breit nichts zu sehen, nur ein paar Motorboote. Wir tuckern zum zweiten Hafenbecken im Süden, wo nicht die großen Schiffe liegen. Ein Zuruf an Leute auf der Mole, ob wir wohl festmachen können? „Sicher!“. Festgemacht wird an einem riesigen, schweren Schwimmsteg, der sicher für mehr als unsere 6 Tönnchen gemacht ist.  
Man biegt um die Ecke, und da liegen tatsächlich respektable Hecktrawler an der Pier. Von Yachten weit und breit nichts zu sehen, nur ein paar Motorboote. Wir tuckern zum zweiten Hafenbecken im Süden, wo nicht die großen Schiffe liegen. Ein Zuruf an Leute auf der Mole, ob wir wohl festmachen können? „Sicher!“. Festgemacht wird an einem riesigen, schweren Schwimmsteg, der sicher für mehr als unsere 6 Tönnchen gemacht ist.  
Gleichzeitig kommt ein kleiner Fischkutter rein. Wir sprinten rüber, und auf unsere finnisch radebrechende Frage „Onko sinulle kala? (Hast Du Fisch)“ kommt die klare und deutliche Antwort des alten Fischers: „Klar, jede Menge. Was braucht ihr, Weißfisch oder Lachs?“ Der Mann war jahrelang auf einem DDR-Trawler gefahren. Und der Fisch war lecker! Hat auch nur zwei Bier gekostet.
Gleichzeitig kommt ein kleiner Fischkutter rein. Wir sprinten rüber, und auf unsere finnisch radebrechende Frage „Onko sinulle kala? (Hast Du Fisch)“ kommt die klare und deutliche Antwort des alten Fischers: „Klar, jede Menge. Was braucht ihr, Weißfisch oder Lachs?“ Der Mann war jahrelang auf einem DDR-Trawler gefahren. Und der Fisch war lecker! Hat auch nur zwei Bier gekostet.
Da liegt man nun als einziges Lustboot, wird ein wenig belächelt, und fühlt sich ein bisschen wie damals in Dänemark längsseits am Kutter, weil es noch gar keine Yachthäfen gab und der Begriff „Marina“ irgendetwas Mediterranes hatte. Obwohl kein Hafenmeister kommt und niemand Geld will, steht das Servicehaus offen: Dusche, WC, Sauna, Fernsehraum – alles kostenlos. Nur Wasser und Strom gibt’s nicht am Steg. Toll, solche Fischereihäfen.
Da liegt man nun als einziges Lustboot, wird ein wenig belächelt, und fühlt sich ein bisschen wie damals in Dänemark längsseits am Kutter, weil es noch gar keine Yachthäfen gab und der Begriff „Marina“ irgendetwas Mediterranes hatte. Obwohl kein Hafenmeister kommt und niemand Geld will, steht das Servicehaus offen: Dusche, WC, Sauna, Fernsehraum – alles kostenlos. Nur Wasser und Strom gibt’s nicht am Steg. Toll, solche Fischereihäfen.
   
   
Also: Wer nicht die Runde über Haparanda machen will und trotzdem Finnland „mitnehmen“ will, der findet hier im Quarken die wohl denkbar kürzeste Distanz zwischen zwei Häfen am West- und am Ostufer, nämlich Järnäshamn – Klubbskat.
Also: Wer nicht die Runde über Haparanda machen will und trotzdem Finnland „mitnehmen“ will, der findet hier im Quarken die wohl denkbar kürzeste Distanz zwischen zwei Häfen am West- und am Ostufer, nämlich Järnäshamn – Klubbskat.
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13. Juli Vaasa
 
'''13. Juli Vaasa'''
 
Heute ist "Umkehrpunkt" unserer Reise. Von nun an geht es nicht mehr nach Norden. Entlang der finnischen Küste wollen wir runter nach Turku.  
Heute ist "Umkehrpunkt" unserer Reise. Von nun an geht es nicht mehr nach Norden. Entlang der finnischen Küste wollen wir runter nach Turku.  
Navigatorisch ist das eine ganz schön anspruchsvolle Sache. Völlig anders als in Schweden, wo man in den Schären so oder so oder auch anders fahren kann, wo hier und da mal eine Tonne steht und wo man meist auch genug Platz zum Kreuzen hat, ist man hier auf ganz wenige enge, akribisch und reichhaltig ausgetonnte Fahrwasser angewiesen.
Navigatorisch ist das eine ganz schön anspruchsvolle Sache. Völlig anders als in Schweden, wo man in den Schären so oder so oder auch anders fahren kann, wo hier und da mal eine Tonne steht und wo man meist auch genug Platz zum Kreuzen hat, ist man hier auf ganz wenige enge, akribisch und reichhaltig ausgetonnte Fahrwasser angewiesen.
Man glaubt in der Realität und auf der Karte große Wasserflächen zu sehen – Fehlanzeige! Der zweite Blick zeigt Wassertiefen zwischen 1 und 3 Metern. Nun gut, 3 m geht doch! Ja, aber nur, wenn da nicht überall unten große Findlinge rumliegen. Und die liegen da rum. Die Finnen und früher die Russen haben es irgendwann aufgegeben, das alles zu vermessen und zu kartieren. Sie haben sich auf die wesentlichen Fahrwasser beschränkt, und die kann man bedenkenlos fahren. Aber: Da stehen die Tonnen schon oft in 100 m Abstand und möchten beachtet werden. Zudem gibt es zwar Gästehäfen, aber meist nur mit 1,50 m Tiefe. Für uns befahrbare liegen dann schon mal in 40 sm-Abstand. Das ist also nicht das Revier für einen schönen Segelurlaub, aber da müssen wir durch, wenn wir in eines unserer Lieblingsreviere wollen, die Turku-Schären oder „Saaristomeri“. Dort wird alles besser. Andere müssen ja auch über den Atlantik, wenn sie auf eigenem Kiel nach Antigua wollen. Ist ja auch nicht der Hit.
Man glaubt in der Realität und auf der Karte große Wasserflächen zu sehen – Fehlanzeige! Der zweite Blick zeigt Wassertiefen zwischen 1 und 3 Metern. Nun gut, 3 m geht doch! Ja, aber nur, wenn da nicht überall unten große Findlinge rumliegen. Und die liegen da rum. Die Finnen und früher die Russen haben es irgendwann aufgegeben, das alles zu vermessen und zu kartieren. Sie haben sich auf die wesentlichen Fahrwasser beschränkt, und die kann man bedenkenlos fahren. Aber: Da stehen die Tonnen schon oft in 100 m Abstand und möchten beachtet werden. Zudem gibt es zwar Gästehäfen, aber meist nur mit 1,50 m Tiefe. Für uns befahrbare liegen dann schon mal in 40 sm-Abstand. Das ist also nicht das Revier für einen schönen Segelurlaub, aber da müssen wir durch, wenn wir in eines unserer Lieblingsreviere wollen, die Turku-Schären oder „Saaristomeri“. Dort wird alles besser. Andere müssen ja auch über den Atlantik, wenn sie auf eigenem Kiel nach Antigua wollen. Ist ja auch nicht der Hit.
Gestern sind wir in Vaasa angekommen, einer recht angenehmen Großstadt mit bester Versorgungslage. Nur eines haben die hier nicht: Hafenhandbücher. Crazy.
Gestern sind wir in Vaasa angekommen, einer recht angenehmen Großstadt mit bester Versorgungslage. Nur eines haben die hier nicht: Hafenhandbücher. Crazy.
Die Stadt hat drei Häfen, wovon der größte ein Motorboothafen ist (Sehr beliebter Bootstyp hier. Hat wenig Tiefgang.) Wir haben im südlichsten davon festgemacht, der eine komplette Gästebrücke hat mit ca. 30 Heckbojen, wovon 4 belegt sind. Hochsaison in Skandinavien? Hier nicht.
Die Stadt hat drei Häfen, wovon der größte ein Motorboothafen ist (Sehr beliebter Bootstyp hier. Hat wenig Tiefgang.) Wir haben im südlichsten davon festgemacht, der eine komplette Gästebrücke hat mit ca. 30 Heckbojen, wovon 4 belegt sind. Hochsaison in Skandinavien? Hier nicht.
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16. Juli Skagelbadan
 
'''16. Juli Skagelbadan'''
 
Jetzt waren wir doch tatsächlich drei Tage in Vaasa. Nichts gegen die Stadt und den Hafen einzuwenden, aber dass die jedesmal eine Gewitterfront drüberschicken, wenn wir gerade ablegen wollen, ist doch dreist.  
Jetzt waren wir doch tatsächlich drei Tage in Vaasa. Nichts gegen die Stadt und den Hafen einzuwenden, aber dass die jedesmal eine Gewitterfront drüberschicken, wenn wir gerade ablegen wollen, ist doch dreist.  
Jetzt aber ab nach Süden! Entgegen der Vorhersage kommt der Wind sogar aus einer Richtung, die wir gerade noch als Anlieger bewältigen können. In diesen engen Fahrwassern ist das eine Zitterpartie. Nicht etwa, weil etwas passieren könnte, aber ein bisschen schralender Wind, und der Motor ist an. War aber nicht so. Prima.
Jetzt aber ab nach Süden! Entgegen der Vorhersage kommt der Wind sogar aus einer Richtung, die wir gerade noch als Anlieger bewältigen können. In diesen engen Fahrwassern ist das eine Zitterpartie. Nicht etwa, weil etwas passieren könnte, aber ein bisschen schralender Wind, und der Motor ist an. War aber nicht so. Prima.
Dann laufen wir in Skagelbadan ein, einem kleinen Fischerhafen mit verzwickter Einfahrt, in dem aber nur ein kleiner „Quasi“-Fischkutter liegt. Da kann man prima längsseits festmachen. Strom und Wasser gibt es nicht, auch keinen Hafenmeister.
Dann laufen wir in Skagelbadan ein, einem kleinen Fischerhafen mit verzwickter Einfahrt, in dem aber nur ein kleiner „Quasi“-Fischkutter liegt. Da kann man prima längsseits festmachen. Strom und Wasser gibt es nicht, auch keinen Hafenmeister.
Am Nachmittag kommt ein schönes Vollholz-Schiff rein unter finnischer Flagge und steuert direkt auf uns zu. Wir vermuten, der will ins Päckchen, aber wir werden schon von weitem von einer Frau auf dem Vorschiff ohne Gruß angeschnauzt: „Go away. This is our place. You are not allowed here“. Sorry, aber dies ist ein ausgewiesener Gästehafen. Wo steht denn etwas von „gesperrt“ oder „privat“? Da schaltet sich der Skipper ein, ein Mann Ende 70, und zwar auf Deutsch: „Verschwinden Sie! Sie müssen auf die andere Seite.“ Da ist tatsächlich noch ein weiteres, winziges Hafenbecken. Aber wie tief? Unsere Frage wird nicht beantwortet, stattdessen: „Verschwinden Sie! Verschwinden Sie!“ Und wir verschwinden, verlegen nach nebenan. Dort ist tatsächlich 3 m. Auf der Mole dann noch ein Gespräch auf Deutsch über Höflichkeit unter Seeleuten, was den alten Herrn enorm in Rage bringt, und er schließlich ausruft „Deutschland, Deutschland über alles!“ Von wem er das wohl hat? Schade!
Am Nachmittag kommt ein schönes Vollholz-Schiff rein unter finnischer Flagge und steuert direkt auf uns zu. Wir vermuten, der will ins Päckchen, aber wir werden schon von weitem von einer Frau auf dem Vorschiff ohne Gruß angeschnauzt: „Go away. This is our place. You are not allowed here“. Sorry, aber dies ist ein ausgewiesener Gästehafen. Wo steht denn etwas von „gesperrt“ oder „privat“? Da schaltet sich der Skipper ein, ein Mann Ende 70, und zwar auf Deutsch: „Verschwinden Sie! Sie müssen auf die andere Seite.“ Da ist tatsächlich noch ein weiteres, winziges Hafenbecken. Aber wie tief? Unsere Frage wird nicht beantwortet, stattdessen: „Verschwinden Sie! Verschwinden Sie!“ Und wir verschwinden, verlegen nach nebenan. Dort ist tatsächlich 3 m. Auf der Mole dann noch ein Gespräch auf Deutsch über Höflichkeit unter Seeleuten, was den alten Herrn enorm in Rage bringt, und er schließlich ausruft „Deutschland, Deutschland über alles!“ Von wem er das wohl hat? Schade!
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17. Juli Kristiinankaupunki
 
'''17. Juli Kristiinankaupunki'''
 
Jetzt sind wir in einer wirklich schönen alten Kleinstadt angekommen nach langer Fahrt nach Süden entlang einer unwirtlichen Küste. Überall liegen riesige Steine im Wasser rum, nur die eng betonnten Fahrwasser leiten einen da durch. An Land sieht man nichts, nur steinige Ufer und Bäume. Keine Häuser, kein Kirchturm, kein rauchender Schornstein. Und auf See sage und schreibe 6 Boote, denen wir auf 50 sm begegnen.  
Jetzt sind wir in einer wirklich schönen alten Kleinstadt angekommen nach langer Fahrt nach Süden entlang einer unwirtlichen Küste. Überall liegen riesige Steine im Wasser rum, nur die eng betonnten Fahrwasser leiten einen da durch. An Land sieht man nichts, nur steinige Ufer und Bäume. Keine Häuser, kein Kirchturm, kein rauchender Schornstein. Und auf See sage und schreibe 6 Boote, denen wir auf 50 sm begegnen.  
Dann plötzlich sind die Steine weg, man sieht wieder gewachsenen Fels, und da ist auch schon die Stadt. Zwar noch gesegnet mit einer komplizierten Einfahrt, aber gut machbar. Die Seekarte zeigt das scheußlicher, als es ist, es gibt jede Menge zuverlässige, inoffizielle Tonnen.
Dann plötzlich sind die Steine weg, man sieht wieder gewachsenen Fels, und da ist auch schon die Stadt. Zwar noch gesegnet mit einer komplizierten Einfahrt, aber gut machbar. Die Seekarte zeigt das scheußlicher, als es ist, es gibt jede Menge zuverlässige, inoffizielle Tonnen.
Der Liegeplatz ist mitten in der Stadt, 100 m von einer Fontäne entfernt. Man liegt direkt vor einem etwas heruntergekommenen Hotel, in dem auch Hafengebühren zu zahlen sind und wo man Duschen und Sauna nutzen kann. was nicht geht: Bootstankstelle benutzen. Die gibt es zwar direkt in dem 3 m tiefen Hafen, aber die Anlegepier hat nur1,50 m, selbst wenn er Tankwart etwas anderes behauptet. Wir sind da kurz vor dem Festmachen mit dem Kiel regelrecht gegen eine Sandböschung gefahren. Anlaufen für Segler nicht möglich.  
Der Liegeplatz ist mitten in der Stadt, 100 m von einer Fontäne entfernt. Man liegt direkt vor einem etwas heruntergekommenen Hotel, in dem auch Hafengebühren zu zahlen sind und wo man Duschen und Sauna nutzen kann. was nicht geht: Bootstankstelle benutzen. Die gibt es zwar direkt in dem 3 m tiefen Hafen, aber die Anlegepier hat nur1,50 m, selbst wenn er Tankwart etwas anderes behauptet. Wir sind da kurz vor dem Festmachen mit dem Kiel regelrecht gegen eine Sandböschung gefahren. Anlaufen für Segler nicht möglich.  
   
   
Das Städtchen ist absolut super. In der Innenstadt ist man irgendwie in die Zarenzeit zurückversetzt. Massenweise alte Holzhäuser, riesige Kaufmannshöfe, breite Straßen mit vielen Bäumen – absolut Klasse. Der Besuch hier lohnt sich wirklich.
Das Städtchen ist absolut super. In der Innenstadt ist man irgendwie in die Zarenzeit zurückversetzt. Massenweise alte Holzhäuser, riesige Kaufmannshöfe, breite Straßen mit vielen Bäumen – absolut Klasse. Der Besuch hier lohnt sich wirklich.
   
   
19. Juli Krookka
'''19. Juli Krookka'''
 
So eine Gemeinheit. Kaum haben wir noch bei schönstem Sonnenschein gefrühstückt und abgelegt, da bildet sich über Land ein Wärmegewitter und folgt uns auf dem Weg nach Süden wie ein treues Hündchen, immer mal blitzend und donnernd, sonst nichts. Nach 30 Meilen müssen wir aber ein Fahrwasser landeinwärts nehmen, und da lauert uns das Ding auf mit Massen Regen, glücklicherweise keine Böen.
So eine Gemeinheit. Kaum haben wir noch bei schönstem Sonnenschein gefrühstückt und abgelegt, da bildet sich über Land ein Wärmegewitter und folgt uns auf dem Weg nach Süden wie ein treues Hündchen, immer mal blitzend und donnernd, sonst nichts. Nach 30 Meilen müssen wir aber ein Fahrwasser landeinwärts nehmen, und da lauert uns das Ding auf mit Massen Regen, glücklicherweise keine Böen.
Na ja, wenigstens ist die Einfahrt hervorragend betonnt und mit Peilmarken ausgestattet, also kein Problem. Über den Hafen wissen wir fast nichts, nur dass er 3 m Wassertiefe hat. Wir sind gespannt. Als wir um die Ecke kommen ist der Hafen buchstäblich leer, kein einziges Boot welcher Art auch immer. Und das am Wochenende. Alle Bojen sind leer. Der ganze Hafen für uns alleine. Krookka liegt gar nicht weit nördlich von Pori, einer Großstadt.
Na ja, wenigstens ist die Einfahrt hervorragend betonnt und mit Peilmarken ausgestattet, also kein Problem. Über den Hafen wissen wir fast nichts, nur dass er 3 m Wassertiefe hat. Wir sind gespannt. Als wir um die Ecke kommen ist der Hafen buchstäblich leer, kein einziges Boot welcher Art auch immer. Und das am Wochenende. Alle Bojen sind leer. Der ganze Hafen für uns alleine. Krookka liegt gar nicht weit nördlich von Pori, einer Großstadt.
Dafür tobt an Land das pralle finnische Landleben. In dem Hafenrestaurant wird eine Hochzeit gefeiert, vor dem Kiosk sitzen ein paar alte Männer und tratschen, ein vollpubertärer Mopedfahrer kommt alle 20 min, dreht seine Runde und zieht wieder ab. Später hat er dann doch noch einen Zweiten gefunden, dann einen Dritten - weg sind sie. An einer Wasserzapfstelle nahe der Hafenkante füllt ein Autofahrer nach dem anderen einen oder mehrere Wasserkanister und fährt wieder weg. Es geht wohl ins Sommerhaus.
Dafür tobt an Land das pralle finnische Landleben. In dem Hafenrestaurant wird eine Hochzeit gefeiert, vor dem Kiosk sitzen ein paar alte Männer und tratschen, ein vollpubertärer Mopedfahrer kommt alle 20 min, dreht seine Runde und zieht wieder ab. Später hat er dann doch noch einen Zweiten gefunden, dann einen Dritten - weg sind sie. An einer Wasserzapfstelle nahe der Hafenkante füllt ein Autofahrer nach dem anderen einen oder mehrere Wasserkanister und fährt wieder weg. Es geht wohl ins Sommerhaus.
Die deutsche Flagge zeigt in dieser Gegend Reaktionen. Gleich drei Passanten, teils mit Motorboot, sprechen uns an, fragen woher, wohin, und wundern sich, was Deutsche wohl hier wollen. Und dann kommt der junge Mann vom Touribüro, ein Job zwischen Abitur und Studium, und spricht uns in perfektem Deutsch an, ob wir noch etwas brauchen, ob wir klarkommen usw. Nein, Hafengebühren gebe es nicht, nein, Toiletten und Duschen seien kostenlos. Hat man da noch Worte?
Die deutsche Flagge zeigt in dieser Gegend Reaktionen. Gleich drei Passanten, teils mit Motorboot, sprechen uns an, fragen woher, wohin, und wundern sich, was Deutsche wohl hier wollen. Und dann kommt der junge Mann vom Touribüro, ein Job zwischen Abitur und Studium, und spricht uns in perfektem Deutsch an, ob wir noch etwas brauchen, ob wir klarkommen usw. Nein, Hafengebühren gebe es nicht, nein, Toiletten und Duschen seien kostenlos. Hat man da noch Worte?
Das war eine Super Idee, den Hafen hier anzulaufen. Machen wir wieder, wenn wir mal wieder hier sind.
Das war eine Super Idee, den Hafen hier anzulaufen. Machen wir wieder, wenn wir mal wieder hier sind.
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20. Juli Laitakari
 
'''20. Juli Laitakari'''
 
Jetzt werden die Fahrwasser navigatorisch einfacher: Breiter, öfters mal einige Zeit geradeaus, weniger Tonnen, und manchmal sogar 2 – 3 Meilen tiefes Wasser um einen herum. An Land sieht man immer wieder einige Häuser, die Zahl der Boote nimmt zu. Eindeutig: Wir nähern uns den Turku-Schären.
Jetzt werden die Fahrwasser navigatorisch einfacher: Breiter, öfters mal einige Zeit geradeaus, weniger Tonnen, und manchmal sogar 2 – 3 Meilen tiefes Wasser um einen herum. An Land sieht man immer wieder einige Häuser, die Zahl der Boote nimmt zu. Eindeutig: Wir nähern uns den Turku-Schären.
Die großen Städte lassen wir links liegen, insbesondere Pori, wo gerade das Jazz-Festival tobt. Da findet keine Maus einen Platz. Unser Ziel ist ein kleiner Yachthafen (tatsächlich, so etwas gibt es wieder) etwas weiter südlich: Laitakari. Das ist ein sehr netter kleiner Hafen mit zwei Schwimmstegen und Heckbojen.  
Die großen Städte lassen wir links liegen, insbesondere Pori, wo gerade das Jazz-Festival tobt. Da findet keine Maus einen Platz. Unser Ziel ist ein kleiner Yachthafen (tatsächlich, so etwas gibt es wieder) etwas weiter südlich: Laitakari. Das ist ein sehr netter kleiner Hafen mit zwei Schwimmstegen und Heckbojen.  
   
   
Die Beschreibung in der finnischen Hafenliste „Vierassatamat“ stimmt aber in keiner Hinsicht. Angeblich sind beide Stege Gästestege, in Wirklichkeit ist es nur der hinterste vor dem Pub. Angeblich sind hier 2,0 m Wassertiefe, in Wirklichkeit sind es 2,60 m. Angeblich gibt es kein Wasser am Steg, gibt es aber doch.
Die Beschreibung in der finnischen Hafenliste „Vierassatamat“ stimmt aber in keiner Hinsicht. Angeblich sind beide Stege Gästestege, in Wirklichkeit ist es nur der hinterste vor dem Pub. Angeblich sind hier 2,0 m Wassertiefe, in Wirklichkeit sind es 2,60 m. Angeblich gibt es kein Wasser am Steg, gibt es aber doch.
Außer schöner Landschaft gibt es hier aber sonst nix. Zur Erkundung des Hinterlandes braucht man Fahrräder, direkt am Hafen findet außer Clubleben nichts statt.
Außer schöner Landschaft gibt es hier aber sonst nix. Zur Erkundung des Hinterlandes braucht man Fahrräder, direkt am Hafen findet außer Clubleben nichts statt.
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21. Juli Kylmäpihlaja
 
 
'''21. Juli Kylmäpihlaja'''
 
Das Skandinavienhoch hat sich wieder massiv verstärkt, die Isobaren liegen hunderte von Kilometern auseinander. Ergebnis: Bei bestem Wetter wenig Wind. Und deswegen verhungern wir dann auf dem Weg nach Süden am Nachmittag draußen vor Rauma.
Das Skandinavienhoch hat sich wieder massiv verstärkt, die Isobaren liegen hunderte von Kilometern auseinander. Ergebnis: Bei bestem Wetter wenig Wind. Und deswegen verhungern wir dann auf dem Weg nach Süden am Nachmittag draußen vor Rauma.
Wohin jetzt? Doch nicht in diese große Hafenstadt. Aber da gibt es draußen eine kleine Insel mit einem riesigen Leuchtturm: Kylmäpihlaja. Und dort zeigt die Karte einen winzigen, sehr tiefen, rechteckigen Hafen. Das sieht aus wie ein alter Lotsenhafen, die Zufahrtstiefen passen auch. Mehr Informationen gibt es wie üblich nicht.
Wohin jetzt? Doch nicht in diese große Hafenstadt. Aber da gibt es draußen eine kleine Insel mit einem riesigen Leuchtturm: Kylmäpihlaja. Und dort zeigt die Karte einen winzigen, sehr tiefen, rechteckigen Hafen. Das sieht aus wie ein alter Lotsenhafen, die Zufahrtstiefen passen auch. Mehr Informationen gibt es wie üblich nicht.
Also fahren wir rein. Toll!! Das Ganze wirkt ein wenig wie Utklippan, nur etwas besser ausgestattet. In das Hafenbecken passen um die 20 Boote, festgemacht wird an Heckbojen und längsseits. Um den Leuchtturm herum gibt es ein Kaffee, zugleich Hafenmeister, ein Museum, und im Leuchtturm ein regelrechtes Restaurant. Allerdings ist hier alles noch viel teurer als in Finnland üblich. Hafengebühr 20,-- €, allerdings incl. Strom, Dusche, Sauna.
Also fahren wir rein. Toll!! Das Ganze wirkt ein wenig wie Utklippan, nur etwas besser ausgestattet. In das Hafenbecken passen um die 20 Boote, festgemacht wird an Heckbojen und längsseits. Um den Leuchtturm herum gibt es ein Kaffee, zugleich Hafenmeister, ein Museum, und im Leuchtturm ein regelrechtes Restaurant. Allerdings ist hier alles noch viel teurer als in Finnland üblich. Hafengebühr 20,-- €, allerdings incl. Strom, Dusche, Sauna.
   
   
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22. Juli Uusikaupunki
'''22. Juli Uusikaupunki'''
 
Vom Land ab in die Stadt. Jetzt sind die Fahrwasser breiter, auch daneben fast keine Untiefen mehr, die Betonnung wird sparsamer. Und die Bevölkerung auf dem Wasser wächst sprunghaft an. Ständig hat man mindestens 5 Boote im Blickfeld, die irgendwo hinfahren, allerdings immer noch recht wenige Segler.
Vom Land ab in die Stadt. Jetzt sind die Fahrwasser breiter, auch daneben fast keine Untiefen mehr, die Betonnung wird sparsamer. Und die Bevölkerung auf dem Wasser wächst sprunghaft an. Ständig hat man mindestens 5 Boote im Blickfeld, die irgendwo hinfahren, allerdings immer noch recht wenige Segler.
Die Einfahrt nach Uusikaupunki ist unattraktiv. Lange Zeit hat man die großen Industrieanlagen im Blick, fährt dabei aber an todschicken Sommerhäusern vorbei, deren Standort so geschickt gewählt ist, dass die Bewohner von Industrie nichts sehen.  
Die Einfahrt nach Uusikaupunki ist unattraktiv. Lange Zeit hat man die großen Industrieanlagen im Blick, fährt dabei aber an todschicken Sommerhäusern vorbei, deren Standort so geschickt gewählt ist, dass die Bewohner von Industrie nichts sehen.  
Dicht beim Fahrwasser dann zwei kleinere, unbewohnte Inseln, auf denen mal Bäume gestanden haben. Von denen sind nur noch kahle Gerippe übrig geblieben. Was ist passiert? Kormorane! Beide Inseln haben sich diese Vögel als Standort ausgeguckt und sitzen zu Hunderten in den Ästen. Ja, und da kacken sie auch – Bäume und der Untergrund darunter sind mit einer dicken weißen Schicht überzogen, es weht ein leichter Ammoniakduft herüber. Kormorane können tatsächlich Waldsterben verursachen.
Dicht beim Fahrwasser dann zwei kleinere, unbewohnte Inseln, auf denen mal Bäume gestanden haben. Von denen sind nur noch kahle Gerippe übrig geblieben. Was ist passiert? Kormorane! Beide Inseln haben sich diese Vögel als Standort ausgeguckt und sitzen zu Hunderten in den Ästen. Ja, und da kacken sie auch – Bäume und der Untergrund darunter sind mit einer dicken weißen Schicht überzogen, es weht ein leichter Ammoniakduft herüber. Kormorane können tatsächlich Waldsterben verursachen.
Der Yachthafen in Uusikaupunki beim Pakkahuone (Packhaus) ist schön gelegen und macht einen angenehmen Eindruck. Er ist schon recht voll, aber nicht überfüllt. Auch hier merkt man nicht viel von Hochsaison. Hier ist übrigens der erste Hafen, der wieder im deutschen Hafenhandbuch steht – und falsch! In der aktuellsten Ausgabe werden mit Foto zwei Silos als Ansteuerungsmarke angegeben, nur die Silos gibt es gar nicht mehr. Und natürlich stimmt die Telefonnummer des Hafenbüros nicht.
Der Yachthafen in Uusikaupunki beim Pakkahuone (Packhaus) ist schön gelegen und macht einen angenehmen Eindruck. Er ist schon recht voll, aber nicht überfüllt. Auch hier merkt man nicht viel von Hochsaison. Hier ist übrigens der erste Hafen, der wieder im deutschen Hafenhandbuch steht – und falsch! In der aktuellsten Ausgabe werden mit Foto zwei Silos als Ansteuerungsmarke angegeben, nur die Silos gibt es gar nicht mehr. Und natürlich stimmt die Telefonnummer des Hafenbüros nicht.
Die Stadt selbst wird viel gerühmt wegen ihrer alten Holzhäuser, aber wenn man zweie davon gesehen hat, hat man eigentlich alle gesehen. Der alte Kern ist eine Kunststadt gewesen, vom König so gewollt, nur eben vor 250 Jahren. Aber etwas ganz tolles haben die: Eine Buchhandlung, wo man tatsächlich nautische Literatur bekommt, Hafenführer, Seekarten, einfach alles. Na also! Geht doch.  
Die Stadt selbst wird viel gerühmt wegen ihrer alten Holzhäuser, aber wenn man zweie davon gesehen hat, hat man eigentlich alle gesehen. Der alte Kern ist eine Kunststadt gewesen, vom König so gewollt, nur eben vor 250 Jahren. Aber etwas ganz tolles haben die: Eine Buchhandlung, wo man tatsächlich nautische Literatur bekommt, Hafenführer, Seekarten, einfach alles. Na also! Geht doch.  
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23. Juli Kaurissalo am Anker
 
'''23. Juli Kaurissalo am Anker'''
 
Von „Stadt“ hatten wir eigentlich genug. Nach umfangreichen Einkäufen, Wasser und auch mal wieder Diesel bunkern, geht es wieder ab nach draußen, weiter nach Süden.
Von „Stadt“ hatten wir eigentlich genug. Nach umfangreichen Einkäufen, Wasser und auch mal wieder Diesel bunkern, geht es wieder ab nach draußen, weiter nach Süden.
Hier wird man auf eine neue Art durch die Fahrwasser geleitet: Mit Richtlinienpeilung. Man muss sich eine hochkant gestellte spanische Flagge vorstellen, etwa 2 x 4 m groß, die an Land steht. Das ist die Unterpeilung. Und etwas weiter hinten und weiter oben steht dasselbe Ding nochmal. Wenn die beiden in Deckung sind, ist man auf richtigem Kurs und in tiefem Wasser.
Hier wird man auf eine neue Art durch die Fahrwasser geleitet: Mit Richtlinienpeilung. Man muss sich eine hochkant gestellte spanische Flagge vorstellen, etwa 2 x 4 m groß, die an Land steht. Das ist die Unterpeilung. Und etwas weiter hinten und weiter oben steht dasselbe Ding nochmal. Wenn die beiden in Deckung sind, ist man auf richtigem Kurs und in tiefem Wasser.
Ganz so einfach ist das aber doch nicht. Manchmal fährt man nicht auf so eine Peilung zu, sondern davon Weg. Ein Boot steuern mit Blick nach hinten? Anstrengend. Und manchmal stehen die Dinger mitten im Wald und damit im Schatten. Sowas ist nur mit Fernglas auszumachen, und dann auch nur mit Mühe. Und wann muss man abbiegen in die nächste Peilung? Dann steht an Land neben dem Kurs ein weißes „Kummel“, ein gemauerter Steinhaufen, weiß angestrichen. Manchmal besteht das auch aus Betonringen von Abwasserschächten, ebenfalls weiß.
Ganz so einfach ist das aber doch nicht. Manchmal fährt man nicht auf so eine Peilung zu, sondern davon Weg. Ein Boot steuern mit Blick nach hinten? Anstrengend. Und manchmal stehen die Dinger mitten im Wald und damit im Schatten. Sowas ist nur mit Fernglas auszumachen, und dann auch nur mit Mühe. Und wann muss man abbiegen in die nächste Peilung? Dann steht an Land neben dem Kurs ein weißes „Kummel“, ein gemauerter Steinhaufen, weiß angestrichen. Manchmal besteht das auch aus Betonringen von Abwasserschächten, ebenfalls weiß.
   
   
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Und jetzt Segel runter und ab in unsere Ankerbucht südlich Kaurissalo. Sehr schön, sehr ruhig, sehr guter Ankergrund (eine Art Klei). Auf einer Halbinsel wird gerade ein altes Haus renoviert. Die beiden Zimmerleute packen gerade ihre Sachen ins Boot und fahren weg. Eine Bucht für uns alleine. Wir schwimmen und schwimmen und schwimmen. Ach ja: Turku Radio hat eine Wetterwarnung herausgegeben, eine Hitzewarnung! Wir haben abends 21:30 MESZ 28° C, Wassertemperatur 24° C.
Und jetzt Segel runter und ab in unsere Ankerbucht südlich Kaurissalo. Sehr schön, sehr ruhig, sehr guter Ankergrund (eine Art Klei). Auf einer Halbinsel wird gerade ein altes Haus renoviert. Die beiden Zimmerleute packen gerade ihre Sachen ins Boot und fahren weg. Eine Bucht für uns alleine. Wir schwimmen und schwimmen und schwimmen. Ach ja: Turku Radio hat eine Wetterwarnung herausgegeben, eine Hitzewarnung! Wir haben abends 21:30 MESZ 28° C, Wassertemperatur 24° C.
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24. Juli Fiskö (jetzt wieder in Aaland)
 
'''24. Juli Fiskö (jetzt wieder in Aaland)'''
Fiskö ist ein Flop. Das war eine Empfehlung des Svenska Kryssarklubben, aber keine gute. Das Ganze liegt strategisch ziemlich günstig am Weg von Uusikaupunki oder Jurmo nach Süden, z.B. Kumlinge Aber die Zufahrt gestaltet sich schon schwierig. Angeblich sollen hier in der Einfahrt 3,50 m sein, unter unserem Kiel (1,90 m) zeigt das Echo nur 10 cm.  
Fiskö ist ein Flop. Das war eine Empfehlung des Svenska Kryssarklubben, aber keine gute. Das Ganze liegt strategisch ziemlich günstig am Weg von Uusikaupunki oder Jurmo nach Süden, z.B. Kumlinge Aber die Zufahrt gestaltet sich schon schwierig. Angeblich sollen hier in der Einfahrt 3,50 m sein, unter unserem Kiel (1,90 m) zeigt das Echo nur 10 cm.  
Der Schwimmsteg ist tatsächlich sehr stabil und gut verankert. Aber an Land ist nichts. Gut, Strom und Wasser war nicht versprochen, aber auch die Toilette ist nicht da und auch nicht der kleine Laden. Wir verbringen eine ruhige Nacht in einer etwas morbiden Umgebung und verschwinden am nächsten Morgen.
Der Schwimmsteg ist tatsächlich sehr stabil und gut verankert. Aber an Land ist nichts. Gut, Strom und Wasser war nicht versprochen, aber auch die Toilette ist nicht da und auch nicht der kleine Laden. Wir verbringen eine ruhige Nacht in einer etwas morbiden Umgebung und verschwinden am nächsten Morgen.
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