Törnbericht 2014 Ostschweden - Bottensee - Finnland - Aaland: Unterschied zwischen den Versionen

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Ansonsten ist Figeholm wie immer: Ein sehr, sehr angenehmer Hafen.
Ansonsten ist Figeholm wie immer: Ein sehr, sehr angenehmer Hafen.
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24. August Sandvik auf Öland
 
'''24. August Sandvik auf Öland'''
 
Schöner Wind ist heute angesagt: Südwest so um die 4 Bft. Das passt ganz prima für Sandvik an der Westküste von Öland. Mal kurz an einigen Tönnchen vorbei in der Einfahrt zu Figeholm, dann ist man draußen, und mit 150° geht's an der Blauen Jungfrau vorbei nach Sandvik. Das Ganze entpuppt sich als Anlieger und ist sehr schnell.
Schöner Wind ist heute angesagt: Südwest so um die 4 Bft. Das passt ganz prima für Sandvik an der Westküste von Öland. Mal kurz an einigen Tönnchen vorbei in der Einfahrt zu Figeholm, dann ist man draußen, und mit 150° geht's an der Blauen Jungfrau vorbei nach Sandvik. Das Ganze entpuppt sich als Anlieger und ist sehr schnell.
Na ja, immer nur Schärensegeln ist auch nicht gut. Hin und wieder mal ein Stück geradeaus wie heute geht auch.
Na ja, immer nur Schärensegeln ist auch nicht gut. Hin und wieder mal ein Stück geradeaus wie heute geht auch.
Sandvik ist fast leer. Der Hafen ist recht groß, aber bei westlichen Winden stark schwellbelastet. Und an der Mole, an der das am wenigsten ausmacht, ist jede Boje besetzt. An Land, wo das Dörfchen sehr touristisch ausgerichtet ist, sind bereits alle kleinen Geschäfte dicht. Nur die Hälfte der Gastronomie hat noch offen. Es wird Herbst.
Sandvik ist fast leer. Der Hafen ist recht groß, aber bei westlichen Winden stark schwellbelastet. Und an der Mole, an der das am wenigsten ausmacht, ist jede Boje besetzt. An Land, wo das Dörfchen sehr touristisch ausgerichtet ist, sind bereits alle kleinen Geschäfte dicht. Nur die Hälfte der Gastronomie hat noch offen. Es wird Herbst.
   
   
Öland selber bietet ja nicht sehr viel. Im Wesentlichen ist das karge Ebene mit vereinzelten Steinbrüchen, deshalb bleiben die Fahrräder drin und wir machen Lesetag. Bald soll die Tiefdruckzugbahn so werden, dass nördliche Winde kommen. Dann machen wir Strecke. Inzwischen haben wir immer mal wieder einen kleinen Schnack mit zwei Schweizern auf einer HR 29 nebenan, die nach 12 Jahren Ostsee jetzt den Landtransport des Bootes in den Genfer See organisieren. Die Örtlichkeiten zum Kranen variieren stündlich zwischen Västervik, Kalmar, Greifswald und Flensburg (Nein, wir nehmen keine Wetten an).
Öland selber bietet ja nicht sehr viel. Im Wesentlichen ist das karge Ebene mit vereinzelten Steinbrüchen, deshalb bleiben die Fahrräder drin und wir machen Lesetag. Bald soll die Tiefdruckzugbahn so werden, dass nördliche Winde kommen. Dann machen wir Strecke. Inzwischen haben wir immer mal wieder einen kleinen Schnack mit zwei Schweizern auf einer HR 29 nebenan, die nach 12 Jahren Ostsee jetzt den Landtransport des Bootes in den Genfer See organisieren. Die Örtlichkeiten zum Kranen variieren stündlich zwischen Västervik, Kalmar, Greifswald und Flensburg (Nein, wir nehmen keine Wetten an).
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25. August Borgholm
 
'''25. August Borgholm'''
 
Eigentlich wollten wir gar nicht los, aber dann passt am Mittag die Windrichtung plötzlich so gut, und so sind wir mal schnell die 15 sm nach Borgholm runter.  
Eigentlich wollten wir gar nicht los, aber dann passt am Mittag die Windrichtung plötzlich so gut, und so sind wir mal schnell die 15 sm nach Borgholm runter.  
Dieses Städtchen hatten wir gar nicht in so guter Erinnerung, weil wir hier mal zur Hochsaison waren, und das auch noch am Samstag. Damals war der Hafen ziemlich leer, und das fand meine Frau schon beim Einlaufen komisch. Nee, ist doch gut, so viel Liegeplatzauswahl!.
Dieses Städtchen hatten wir gar nicht in so guter Erinnerung, weil wir hier mal zur Hochsaison waren, und das auch noch am Samstag. Damals war der Hafen ziemlich leer, und das fand meine Frau schon beim Einlaufen komisch. Nee, ist doch gut, so viel Liegeplatzauswahl!.
Aber am frühen Abend ging es dann los: Ein Motorboot nach dem anderen jeder Größe rauschte herein, spuckte eine Unmenge Leute aus, und an Land ging die Party los. Im nahegelegenen Hotel, unter Zelten im Park, in Restaurants und an Imbissbuden - überall wurden die Verstärker aufgedreht, Techno und dröhnende Bässe bis in den frühen Morgen.  
Aber am frühen Abend ging es dann los: Ein Motorboot nach dem anderen jeder Größe rauschte herein, spuckte eine Unmenge Leute aus, und an Land ging die Party los. Im nahegelegenen Hotel, unter Zelten im Park, in Restaurants und an Imbissbuden - überall wurden die Verstärker aufgedreht, Techno und dröhnende Bässe bis in den frühen Morgen.  
Heute (Montag, Nachsaison) ist hier absolut nichts los. Alles schlendert gemächlich herum, der eine oder andere Segler läuft ein, und in dem Städtchen ist es richtig gemütlich. Wer sagt's denn. Borgholm ist in der Nebensaison also ein echter Tip.
Heute (Montag, Nachsaison) ist hier absolut nichts los. Alles schlendert gemächlich herum, der eine oder andere Segler läuft ein, und in dem Städtchen ist es richtig gemütlich. Wer sagt's denn. Borgholm ist in der Nebensaison also ein echter Tip.
Das Hafenmeisterbüro ist zu, man soll sich im Hotel "Strand" anmelden. Gesagt, getan. Kostet SEK 180,-- Nachsaisonpreis incl. Strom, Sauna, Schwimmbad, Whirlpool und Fitnessraum im Hotel. Das ist angemessen. Abends in der Sauna kommen wir uns etwas verloren vor. Das ist ein Riesen-Ding mit drei Etagen und hochmodernem Auto-Aufguss-System ohne Steine. Plötzlich klappert die Tür wie im Taubenschlag und Einer nach dem Anderen kommen rund 20 junge Leute rein (die passen rein!), alle Mädels mit Traumfigur, die Jungens breitschultrig mit Waschbrettbauch: Das sind die Teilnehmer an einem Casting für eine Modezeitschrift hier im Hotel. Und ich sitz da ohne Haare, der Rest hellgrau, knappe 90 kg auf der Waage. Na ja, wenigstens sehen die trotz ihrer Solarien gegen uns recht blass aus.
Das Hafenmeisterbüro ist zu, man soll sich im Hotel "Strand" anmelden. Gesagt, getan. Kostet SEK 180,-- Nachsaisonpreis incl. Strom, Sauna, Schwimmbad, Whirlpool und Fitnessraum im Hotel. Das ist angemessen. Abends in der Sauna kommen wir uns etwas verloren vor. Das ist ein Riesen-Ding mit drei Etagen und hochmodernem Auto-Aufguss-System ohne Steine. Plötzlich klappert die Tür wie im Taubenschlag und Einer nach dem Anderen kommen rund 20 junge Leute rein (die passen rein!), alle Mädels mit Traumfigur, die Jungens breitschultrig mit Waschbrettbauch: Das sind die Teilnehmer an einem Casting für eine Modezeitschrift hier im Hotel. Und ich sitz da ohne Haare, der Rest hellgrau, knappe 90 kg auf der Waage. Na ja, wenigstens sehen die trotz ihrer Solarien gegen uns recht blass aus.
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26. August Kalmar again
 
'''26. August Kalmar again'''
 
Wer aus Borgholm raus will nach Süden, der muss erst mal einen Bogen nach West fahren. Eng stehende gelbe Tonnen unterhalb der Festung Borgholm signalisieren ein Sperrgebiet, zwei unauffällige, aber starke weiße Motoryachten fahren darin ziellos herum. Da wohnt der König, der hat dort sein Sommerhaus.
Wer aus Borgholm raus will nach Süden, der muss erst mal einen Bogen nach West fahren. Eng stehende gelbe Tonnen unterhalb der Festung Borgholm signalisieren ein Sperrgebiet, zwei unauffällige, aber starke weiße Motoryachten fahren darin ziellos herum. Da wohnt der König, der hat dort sein Sommerhaus.
Aber danach hat man freie Fahrt und wir auch und eigentlich war das richtig schönes Segeln. Doch dann: Wind weg, dräuende Wolken, und nix war's mit einem langen schlag gen Süden, sondern, weil gerade in der Nähe, gleich hinter der Ölandsbron Verkrümeln in Kalmar.  
Aber danach hat man freie Fahrt und wir auch und eigentlich war das richtig schönes Segeln. Doch dann: Wind weg, dräuende Wolken, und nix war's mit einem langen schlag gen Süden, sondern, weil gerade in der Nähe, gleich hinter der Ölandsbron Verkrümeln in Kalmar.  
   
   
Und schon ging das Gepladder los, garniert mit etwas Gewitter und permanenten Winddrehungen.
Und schon ging das Gepladder los, garniert mit etwas Gewitter und permanenten Winddrehungen.
In Kalmar trifft sich der ganze Zug der "Graugänse". Das sind ergraute Segler, die im Frühjahr nach Norden ziehen und im Herbst wieder zurück. Viele Deutsche, Holländer, Briten, vereinzelt auch Franzosen. In der Sauna wird dann erzählt, wo man so war: Haparanda und zurück, "Einmal um den Ententeich", was bedeutet Polen, Baltikum, Finnland und retour, Saimaa-See usw. Gemeinsamkeit: Jetzt erst mal nach Hause und Boot wieder in Ordnung bringen. Es gibt ja so manchen Verschleiß.
In Kalmar trifft sich der ganze Zug der "Graugänse". Das sind ergraute Segler, die im Frühjahr nach Norden ziehen und im Herbst wieder zurück. Viele Deutsche, Holländer, Briten, vereinzelt auch Franzosen. In der Sauna wird dann erzählt, wo man so war: Haparanda und zurück, "Einmal um den Ententeich", was bedeutet Polen, Baltikum, Finnland und retour, Saimaa-See usw. Gemeinsamkeit: Jetzt erst mal nach Hause und Boot wieder in Ordnung bringen. Es gibt ja so manchen Verschleiß.
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30. August Ystad
'''30. August Ystad'''
 
Von Kalmar aus ging’s in bekannte Gegenden. Zuerst in rauschender Fahrt voll und bei den Kalmarsund runter bis nach Utklippan. Hier waren überraschenderweise große Motoryachten in der Überzahl: 4 :3. Erst mal waren die Segler aber noch unter sich.
Von Kalmar aus ging’s in bekannte Gegenden. Zuerst in rauschender Fahrt voll und bei den Kalmarsund runter bis nach Utklippan. Hier waren überraschenderweise große Motoryachten in der Überzahl: 4 :3. Erst mal waren die Segler aber noch unter sich.
   
   
Laut war es dann am Nachmittag auch noch. Erst der Donner schwerer Geschütze, dann Flugabwehr – Das ist eben die Hanöbucht mit ihren verschiedenen Schießplätzen und dem großen Marinehafen Karlskrona. Draußen konnte man Fregatten hin- und herrauschen sehen, beim Einlaufen nach Utklippan hatten wir Nahkontakt mit einem U-Boot.  
Laut war es dann am Nachmittag auch noch. Erst der Donner schwerer Geschütze, dann Flugabwehr – Das ist eben die Hanöbucht mit ihren verschiedenen Schießplätzen und dem großen Marinehafen Karlskrona. Draußen konnte man Fregatten hin- und herrauschen sehen, beim Einlaufen nach Utklippan hatten wir Nahkontakt mit einem U-Boot.  
Den nächsten Tag mit strahlender Sonne haben wir komplett auf den Felsen verdöst.  
Den nächsten Tag mit strahlender Sonne haben wir komplett auf den Felsen verdöst.  
   
   
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2 Bft raumschots können 6 Tonnen nicht bewegen, aber wenn die Schraube ein klein bisschen mitschiebt, so 1.200 U/min, und so ein klein bisschen Fahrtwind erzeugt und so den scheinbaren Wind ein klein bisschen verstärkt und vorlicher kommen lässt, ja dann kommen eben doch 4 ½ Knoten zustande.
2 Bft raumschots können 6 Tonnen nicht bewegen, aber wenn die Schraube ein klein bisschen mitschiebt, so 1.200 U/min, und so ein klein bisschen Fahrtwind erzeugt und so den scheinbaren Wind ein klein bisschen verstärkt und vorlicher kommen lässt, ja dann kommen eben doch 4 ½ Knoten zustande.
Simrishamn ist um diese Jahreszeit schon fast ausgestorben, selbst der Hafenmeister ist weg.
Simrishamn ist um diese Jahreszeit schon fast ausgestorben, selbst der Hafenmeister ist weg.
Und schließlich mit ständig hinterher drehendem Wind rund um Sandhammaren nach Ystad. In dem Hafen hat sich allerhand getan. Die alten, halb abgesoffenen Schwimmstege mit ihren Heckpfählen aus Eisenbahnschienen sind einer modernen Schwimmsteganlage gewichen mit verschieden breiten Auslegerboxen. Hier kann man jetzt sehr komfortabel liegen, allerdings quietschen die Ausleger mächtig, wenn Schwell in den Hafen kommt. Und Schwell ist bei Südwinden in Ystad eigentlich immer.
Und schließlich mit ständig hinterher drehendem Wind rund um Sandhammaren nach Ystad. In dem Hafen hat sich allerhand getan. Die alten, halb abgesoffenen Schwimmstege mit ihren Heckpfählen aus Eisenbahnschienen sind einer modernen Schwimmsteganlage gewichen mit verschieden breiten Auslegerboxen. Hier kann man jetzt sehr komfortabel liegen, allerdings quietschen die Ausleger mächtig, wenn Schwell in den Hafen kommt. Und Schwell ist bei Südwinden in Ystad eigentlich immer.
Einen besonderen Gag enthält die Gebührengestaltung: Sauna ist kostenlos in der Liegegebühr enthalten. Toll! Aber die Dusche nach der Sauna geht nur mit Tally-Card. Schlau, nicht? Ähnelt ein bisschen dem alten Witz aus der Schulzeit über die billigste Disko der Stadt: Eintritt frei! Wer raus will, zahlt DM 5,--.
Einen besonderen Gag enthält die Gebührengestaltung: Sauna ist kostenlos in der Liegegebühr enthalten. Toll! Aber die Dusche nach der Sauna geht nur mit Tally-Card. Schlau, nicht? Ähnelt ein bisschen dem alten Witz aus der Schulzeit über die billigste Disko der Stadt: Eintritt frei! Wer raus will, zahlt DM 5,--.
Macht nix. Ystad ist sehr schön, lädt zum gemütlichen Bummeln ein in den Gassen zwischen den alten Häusern.
Macht nix. Ystad ist sehr schön, lädt zum gemütlichen Bummeln ein in den Gassen zwischen den alten Häusern.
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2. September Skanör
'''2. September Skanör'''
 
Großartiger Segeltag! Die ganze Zeit Nordost, zum Schluss Ost, immer so mit 4 oder 5 Bft, dazu Sonne satt. Und die Wetterkarte sagt, dass das jetzt erst mal so bleibt. Also ist ein kleiner Umweg über Skanör fällig.  
Großartiger Segeltag! Die ganze Zeit Nordost, zum Schluss Ost, immer so mit 4 oder 5 Bft, dazu Sonne satt. Und die Wetterkarte sagt, dass das jetzt erst mal so bleibt. Also ist ein kleiner Umweg über Skanör fällig.  
Skanör ist ein sehr schönes Plätzchen. Freie Aussicht auf den Öresund bis zur Brücke und runter bis Mön, draußen nur noch wenige Segler, dafür Massen von Frachtschiffen.  
Skanör ist ein sehr schönes Plätzchen. Freie Aussicht auf den Öresund bis zur Brücke und runter bis Mön, draußen nur noch wenige Segler, dafür Massen von Frachtschiffen.  


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Dahinter gibt es dann auch noch eine Menge merkwürdig herumlaufende Menschen: ein Golfplatz. Und ganz im Süden beim Leuchtturm dann eine größere Zahl merkwürdig herumstehender Menschen mit starrem Blick gen Norden: Vogelliebhaber in Erwartung der Zugvögel, bewaffnet mit enormen Spektiven auf Stativ und den entsprechenden Fotoapparaten.
Dahinter gibt es dann auch noch eine Menge merkwürdig herumlaufende Menschen: ein Golfplatz. Und ganz im Süden beim Leuchtturm dann eine größere Zahl merkwürdig herumstehender Menschen mit starrem Blick gen Norden: Vogelliebhaber in Erwartung der Zugvögel, bewaffnet mit enormen Spektiven auf Stativ und den entsprechenden Fotoapparaten.
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4. September Stubbeköbing
 
'''4. September Stubbeköbing'''
 
Super Wetter heute. Keine Wolke, 5 Bft aus Ost. Da wird das ursprüngliche Ziel Klintholm rasch verworfen, weil wir dort schon 13:00 festmachen würden. Stattdessen geht es gleich mit fast ständig 8 kn rüber in den Grönsund und nach Stubbeköbing.
Super Wetter heute. Keine Wolke, 5 Bft aus Ost. Da wird das ursprüngliche Ziel Klintholm rasch verworfen, weil wir dort schon 13:00 festmachen würden. Stattdessen geht es gleich mit fast ständig 8 kn rüber in den Grönsund und nach Stubbeköbing.
Dort aber warten die Überraschungen: Eine Box nach der anderen im Yachthafen erweist sich als versandet. Wir bleiben jeweils in der Mitte der Box stecken, und zwar in den Hafengebieten, die mit 2,30 m Tiefe ausgewiesen sind (wir haben 1,90m). Das wird hier nix, also rüber in den Fischereihafen, aber auch dort sitzt man in den paar Gästeplätzen mit Heckpfählen auf. OK, dann eben längsseits an die innere Kaje.  
Dort aber warten die Überraschungen: Eine Box nach der anderen im Yachthafen erweist sich als versandet. Wir bleiben jeweils in der Mitte der Box stecken, und zwar in den Hafengebieten, die mit 2,30 m Tiefe ausgewiesen sind (wir haben 1,90m). Das wird hier nix, also rüber in den Fischereihafen, aber auch dort sitzt man in den paar Gästeplätzen mit Heckpfählen auf. OK, dann eben längsseits an die innere Kaje.  
Dort steht ein Typ mit Fahrrad, der sich als Hafenmeister entpuppt, meint, dass das hier nicht für uns wäre und schickt uns an die Kaje an der Mole vor einen Fischer. Machen wir. Und wie wir da längsseits stoppen, böse Überraschung: Keine Ringe, keine Klampen, keine Poller, nichts. Erst mal also das Schiff sozusagen in der Hand halten. Festmacheringe waren dann doch da, aber unter größeren Müll- und Gerümpelhaufen. Und schon steht der Hafenmeister da, begrüßt uns und hält ein EC-Karten-Lesegerät in der Hand. Du kriegst die Krise: Wir haben noch nicht alle Leinen fest, der Motor läuft noch, die Fender sitzen nicht an der richtigen Stelle, und der Herr will kassieren.
Dort steht ein Typ mit Fahrrad, der sich als Hafenmeister entpuppt, meint, dass das hier nicht für uns wäre und schickt uns an die Kaje an der Mole vor einen Fischer. Machen wir. Und wie wir da längsseits stoppen, böse Überraschung: Keine Ringe, keine Klampen, keine Poller, nichts. Erst mal also das Schiff sozusagen in der Hand halten. Festmacheringe waren dann doch da, aber unter größeren Müll- und Gerümpelhaufen. Und schon steht der Hafenmeister da, begrüßt uns und hält ein EC-Karten-Lesegerät in der Hand. Du kriegst die Krise: Wir haben noch nicht alle Leinen fest, der Motor läuft noch, die Fender sitzen nicht an der richtigen Stelle, und der Herr will kassieren.
Also, das ist jetzt unser Geheimtip: Unbedingt nach Stubbeköbing. Spitzenservice! Aber immerhin sind wir schon in Dänemark. Es ist nicht mehr weit bis zur Schlei.
Also, das ist jetzt unser Geheimtip: Unbedingt nach Stubbeköbing. Spitzenservice! Aber immerhin sind wir schon in Dänemark. Es ist nicht mehr weit bis zur Schlei.
5. September Omø
 
 
'''5. September Omø'''
 
So viele Jahre in der westlichen Ostsee gesegelt, und noch nie in Omø gewesen. Aber jetzt! Von Stubbeköbing liegt das genau in der richtigen Distanz. Unterwegs schiebt der Strom noch ganz gewaltig mit, zeitweise mit 2,5 kn.
So viele Jahre in der westlichen Ostsee gesegelt, und noch nie in Omø gewesen. Aber jetzt! Von Stubbeköbing liegt das genau in der richtigen Distanz. Unterwegs schiebt der Strom noch ganz gewaltig mit, zeitweise mit 2,5 kn.
Wir finden ein ausgesprochen nettes Inselchen vor. Original dänisch. Der Hafen ist vielleicht etwas nichtssagend, aber gut einen Kilometer weiter das Dorf strahlt die typische dänische Hyggeligkeit aus. Hunde liegen auf der Straße in der Sonne, Hühner flattern im Sand herum und ein alter Mann füttert Enten, das alles zwischen mehr oder weniger gut erhaltenen Fachwerkhäusern mit Reetdach.
Wir finden ein ausgesprochen nettes Inselchen vor. Original dänisch. Der Hafen ist vielleicht etwas nichtssagend, aber gut einen Kilometer weiter das Dorf strahlt die typische dänische Hyggeligkeit aus. Hunde liegen auf der Straße in der Sonne, Hühner flattern im Sand herum und ein alter Mann füttert Enten, das alles zwischen mehr oder weniger gut erhaltenen Fachwerkhäusern mit Reetdach.
Im Süden kann man weit laufen bis zum Leuchtturm, in dessen Umgebung die Leute hier tatsächlich Deiche gebaut haben. Manchmal kann also offenbar auch in diesen geschützten Gewässern die Ostsee die Zähne zeigen.
Im Süden kann man weit laufen bis zum Leuchtturm, in dessen Umgebung die Leute hier tatsächlich Deiche gebaut haben. Manchmal kann also offenbar auch in diesen geschützten Gewässern die Ostsee die Zähne zeigen.
   
   
Nochmal zum Hafen: Der ist etwas anders zum Anlegen. Erstens gibt es pro Boot nur einen Pfahl, und die stehen sehr weit auseinander (Prinzip „Schleimünde“), und zweitens stehen die Pfähle höchstens 9 m vom Steg weg. Das heißt, Achterleine reicht nicht, man muss auch schon eine Spring parat haben.
Nochmal zum Hafen: Der ist etwas anders zum Anlegen. Erstens gibt es pro Boot nur einen Pfahl, und die stehen sehr weit auseinander (Prinzip „Schleimünde“), und zweitens stehen die Pfähle höchstens 9 m vom Steg weg. Das heißt, Achterleine reicht nicht, man muss auch schon eine Spring parat haben.
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6. September Marstal
'''6. September Marstal'''
 
Das war ein Segel-Abschiedsgeschenk vom Feinsten vom sonst so launischen Wetter. Zwar schlechte Sicht, aber Südost 4 Bft, und ab ging die Post Nord um Langeland rum und dann runter nach Rudköbing.  
Das war ein Segel-Abschiedsgeschenk vom Feinsten vom sonst so launischen Wetter. Zwar schlechte Sicht, aber Südost 4 Bft, und ab ging die Post Nord um Langeland rum und dann runter nach Rudköbing.  
Dort allerdings wurde das genau in der engen Rinne beim Rifbjerg Grund zum Anlieger. Entgegen kam eine Hanse 420 raumschots auf Backbordbug, allerdings auf der westlichen (aus seiner Sicht also linken) Fahrwasserseite. Ich konnte gerade meine rechte Seite halten und zwar auf Steuerbordbug, und so fuhren wir aufeinander zu. Noch hatte ich das Vertrauen, dass der mein Kneifen erkennt und auch ein bisschen was weiß über die Regelungen der KVR in engen Fahrwassern, also zog ich immer noch ein bisschen weiter nach StB, er aber nach Bb. OK, Manöver des letzten Augenblicks: Aufschießer. Da stehe ich mit killenden Segeln im Wind und quer im Fahrwasser, hinter mir rauscht die Hanse durch, am Ruder ein grinsender Skipper. OK, der hatte es gerade dem Tolpatsch mal so richtig gezeigt. Backbordbug vor Steuerbordbug, gell? Kein Däne übrigens, Deutscher.
Dort allerdings wurde das genau in der engen Rinne beim Rifbjerg Grund zum Anlieger. Entgegen kam eine Hanse 420 raumschots auf Backbordbug, allerdings auf der westlichen (aus seiner Sicht also linken) Fahrwasserseite. Ich konnte gerade meine rechte Seite halten und zwar auf Steuerbordbug, und so fuhren wir aufeinander zu. Noch hatte ich das Vertrauen, dass der mein Kneifen erkennt und auch ein bisschen was weiß über die Regelungen der KVR in engen Fahrwassern, also zog ich immer noch ein bisschen weiter nach StB, er aber nach Bb. OK, Manöver des letzten Augenblicks: Aufschießer. Da stehe ich mit killenden Segeln im Wind und quer im Fahrwasser, hinter mir rauscht die Hanse durch, am Ruder ein grinsender Skipper. OK, der hatte es gerade dem Tolpatsch mal so richtig gezeigt. Backbordbug vor Steuerbordbug, gell? Kein Däne übrigens, Deutscher.
Weiter nach Marstal, Dort sehen wir von Norden in Richtung Hafen laufend mit richtig Brassfahrt unter Segeln, wie eine Bavaria, die vorher gemütlich nur unter Motor die Rinne von Südosten hochgedackelt kam, plötzlich eine schäumende Bugwelle kriegte. Offenbar hatte der ein Wettrennen zur Hafeneinfahrt beabsichtigt, das wir aber um etwa 4 Bootslängen gewannen. Das war für unseren Bavaria-Freund aber nix, so hinter uns her in den Hafen zu fahren. Hebel auf den Tisch, und mit sage und schreibe 6 kn und einem Abstand von tatsächlich nur 2 m zu unserem Heck im Hafen Marstal hinter uns hergebrettert. Das war zu gefährlich: Wir Genua eingerollt, Groß dichtgenommen, rechts ran - der Herr (ein Deutscher) durfte vor uns anlegen.
Weiter nach Marstal, Dort sehen wir von Norden in Richtung Hafen laufend mit richtig Brassfahrt unter Segeln, wie eine Bavaria, die vorher gemütlich nur unter Motor die Rinne von Südosten hochgedackelt kam, plötzlich eine schäumende Bugwelle kriegte. Offenbar hatte der ein Wettrennen zur Hafeneinfahrt beabsichtigt, das wir aber um etwa 4 Bootslängen gewannen. Das war für unseren Bavaria-Freund aber nix, so hinter uns her in den Hafen zu fahren. Hebel auf den Tisch, und mit sage und schreibe 6 kn und einem Abstand von tatsächlich nur 2 m zu unserem Heck im Hafen Marstal hinter uns hergebrettert. Das war zu gefährlich: Wir Genua eingerollt, Groß dichtgenommen, rechts ran - der Herr (ein Deutscher) durfte vor uns anlegen.
Wir dann aber auch, traditionsgemäß am Rondell an Steg 10 - ein herrlicher Platz mit toller Aussicht auf die Strandhäuschen und extrem kurzem Weg zum Strand. Bin gerade noch beim Regulieren und Festmachen der Luvvorleine, da schiebt sich ein Hintern in mein Blickfeld, zu dem zwei Beine gehören, die über meiner Leine grätschen. Ich blicke auf, und da fummelt einer an seinem E-Stecker, der in dem Pfosten direkt neben meiner Klampe steckt. Ob er nicht warten könne, bis ich mein Boot festgemacht habe? Nein, meint er, er müsse sein Kabel retten, weil das sonst durch meine Leine beschädigt würde. Sprach‘s, und zog sein ganzes Kabel durch die Klampe, während ich da stand und mein Schiff frei in der Hand hielt. Super nett! Hatte übrigens denselben Clubstander wie wir in der Saling.
Wir dann aber auch, traditionsgemäß am Rondell an Steg 10 - ein herrlicher Platz mit toller Aussicht auf die Strandhäuschen und extrem kurzem Weg zum Strand. Bin gerade noch beim Regulieren und Festmachen der Luvvorleine, da schiebt sich ein Hintern in mein Blickfeld, zu dem zwei Beine gehören, die über meiner Leine grätschen. Ich blicke auf, und da fummelt einer an seinem E-Stecker, der in dem Pfosten direkt neben meiner Klampe steckt. Ob er nicht warten könne, bis ich mein Boot festgemacht habe? Nein, meint er, er müsse sein Kabel retten, weil das sonst durch meine Leine beschädigt würde. Sprach‘s, und zog sein ganzes Kabel durch die Klampe, während ich da stand und mein Schiff frei in der Hand hielt. Super nett! Hatte übrigens denselben Clubstander wie wir in der Saling.
Willkommen in Deutschland also. Drei Erlebnisse an einem Tag, die wir so in 4 Monaten nirgends hatten. Wir haben dazu übrigens vor einiger Zeit mal einen Nachtrag zu dem großen zoologischen Nachschlagewerk „Brehm’s Tierleben“ erdacht:
Willkommen in Deutschland also. Drei Erlebnisse an einem Tag, die wir so in 4 Monaten nirgends hatten. Wir haben dazu übrigens vor einiger Zeit mal einen Nachtrag zu dem großen zoologischen Nachschlagewerk „Brehm’s Tierleben“ erdacht:
Gemeines graues See-Ekel
 
Vorkommen: deutsche Küstengewässer
'''Gemeines graues See-Ekel'''
Besondere Merkmale: Zeichnet sich durch ein durchgängig asoziales Verhalten aus und durch ausgeprägte Egozentrik.
''Vorkommen:'' deutsche Küstengewässer
''Besondere Merkmale:'' Zeichnet sich durch ein durchgängig asoziales Verhalten aus und durch ausgeprägte Egozentrik.
 
Nun aber Schluss mit Sarkasmus und nochmal zu Marstal: Ein tolles Städtchen mit einem sehr, sehr guten Hafen. Schöne, alte Gassen, Pubs, Eisdielen, ein super Strand. Man sollte sich aber auf den Besuch dort vorbereiten, und das geht am besten mit einem Buch: „Wir Ertrunkenen“ von Carsten Jensen. Das ist die romanhafte Geschichte von Marstal – toll.
Nun aber Schluss mit Sarkasmus und nochmal zu Marstal: Ein tolles Städtchen mit einem sehr, sehr guten Hafen. Schöne, alte Gassen, Pubs, Eisdielen, ein super Strand. Man sollte sich aber auf den Besuch dort vorbereiten, und das geht am besten mit einem Buch: „Wir Ertrunkenen“ von Carsten Jensen. Das ist die romanhafte Geschichte von Marstal – toll.
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7. September Kappeln (Schluss der Reise)
'''7. September Kappeln (Schluss der Reise)'''
 
Was für ein Nebel am Morgen beim ersten Kopf-aus-dem-Niedergang-stecken. Man kann gerade zwei Stege weit gucken. Also erst mal Kaffee kochen und wieder in die Koje. Gegen 9 wird es dann heller, und siehe da, man kann schon die Mole sehen und die Strandhäuser. Sieht mystisch aus.
Was für ein Nebel am Morgen beim ersten Kopf-aus-dem-Niedergang-stecken. Man kann gerade zwei Stege weit gucken. Also erst mal Kaffee kochen und wieder in die Koje. Gegen 9 wird es dann heller, und siehe da, man kann schon die Mole sehen und die Strandhäuser. Sieht mystisch aus.
   
   
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