Ostseewetter

aus SkipperGuide, dem Online-Revierführer über die Segelreviere der Welt.
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WETTERREGELN FÜR DIE OSTSEE // WETTERROUTING // Wind, Wetter und die Jahreszeit

Die Wetter- und Klimabedingungen der Nord- und Ostsee sind vergleichsweise einheitlich. Kein Monat ist frei von Starkwind oder Sturmgefahr. Kein Monat ist regenfrei und die Hochsommermonate sind die regenreichsten. Auch im Sommer gibt es Tage an denen man eine Heizung braucht. Die Fahrtsaison ist deshalb nicht lang: normalerweise von Mitte Mai bis Ende September. Seit den 90er Jahren erleben wir in Norddeutschland und der westlichen Ostsee eine Serie sehr warmer Sommer. Seit März 2006 ist jeder Monat in den Segelrevieren Norddeutschlands „zu warm“ ausgefallen. Der aktuelle Klima-Trend beschert in den ersten Segelmonaten einen meist angenehmen Saisonstart für die Monate April und Mai. Weniger Sonne im Mai und August, dazwischen häufiger Flaute und deutlich seltener Idealbedingungen. In Schleswig-Holstein stieg die Niederschlagsmenge in den letzten Jahren um 12%. Westwinde bringen eindeutig mehr Regenwolken nach Norddeutschland. Das zeigen die Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes. Es wird feuchter in Deutschland und in Skandinavien. Dabei gab es im Winter gut 20% mehr Niederschläge, während die Sommer tendenziell gleich blieben.


April

Der April ist meist ein sehr kalter und wechselhafter Monat. Noch kein richtiger Segelmonat. Etwa 10% der Winde sind Bft. 6 und mehr. Die Windrichtungen sind gleichmäßig verteilt. Winde mit Ostanteil machen fast 35% aus und sind sehr viel häufiger als später im Sommer. Nebel ist häufig, etwa 4 Tage im Monat. Das Wasser und meist auch die Luft sind kalt.


Mai

Der Mai gilt als sehr trockener regenarmer Monat. Stabile Hochdrucklagen mit anhaltendem Ostwindanteil sind möglich. Starkwinde sind seltener als in jedem anderen Monat, Sturm kommt praktisch nicht vor. Zwar sind Luft und Wasser noch kalt, doch es ist ein insgesamt sonnenreicher Monat, so das man tagsüber die Kälte kaum spürt. Der Mai ist sehr nebelreich. Im Mai werden insbesondere die optimalen Segelwinde von 2 bis 3 Bft. häufiger, zu ungunsten der Starkwinde von 5 Bft. Dieser positive Trend wird getrübt duch weniger Sonnenstunden im Mai und mehr Regenstunden. Der Mai büßt etwas von seinen Ruf als besonders sonnenreicher Monat ein, dafür werden die Schwachwindsituationen seltener, Ostwindlagen sind im Mai weniger ausgeprägt als früher.


Juni

Der Juni ist der Monat der langen, hellen Tage und kurzen Nächte. Etwa 7% der Winde sind Bft. 6 und mehr. Winde mit Westkomponente machen 50% der Windrichtung aus. Die Wetterlage wird aber besonders im zweiten Teil des Juni unruhiger. Tiefs wirken sich aus. Das bedeutet diesige Tage mit Südwestwind und viel sehr kalte Starkwindtage mit Sturmböen und Nordwest. Winde mit Ostkomponente machen im Juni nur noch 20% aus. Wasser und Luft werden wärmer, Gewitter sind möglich. Der Juni wird tendenziell noch schwachwindiger die Sonnenscheindauer nimmt hingegen etwas zu. Tendenz für den Juni, weniger Wind und mehr Sonne. Juni und Juli tendieren zu wind-schwachen Wetterlagen, wobei der Juni zu freundlicheren Bedingungen neigt. Es herrscht ein bunter Mix der Windrichtungen.


Juli

Der Juli ist ein Hochsommermonat, doch auch sehr unbeständig. Warm genug ist es jetzt, doch es gibt viele Regenschauer. Der Westwindanteil beträgt ca.50%, die Häufigkeit von Starkwind und Sturm liegt bei ca. 9%. Bei anhaltender Nordwestwindlage kann es sehr kalt werden. Gewitter und damit Gewitterböen sind im Juli häufig, Nebel ist selten. Der Juli neigt tendenziell zu weniger Wind bei sonnigem Wetter. Flautentage mit 1 und 2 Bft. sind besonders häufig. Dem Trend des Hochsommermonats Juli läßt sich segeltechnisch nichts positives abgewinnen, die Regenmenge steigt. Westwindlagen sind weiterhin vorherrschend.


August

Der August ist in seiner ersten Hälfte ein Hochsommermonat, die zweite Hälfte ist schon sehr wechselhaft. Die Temperaturen sind zwar noch hoch, aber es regnet auch sehr viel. Westwinde sind mit ca. 70% sehr häufig. Es gibt viele Flautentage aber auch häufige Gewitter. In der zweiten Hälfte des August werden die Tage schon spürbar kürzer. Gegen Ende des Monats kann es schon mal das erste Herbstief mit starken Sturm geben. Der August wird tendenziell was die guten Segelwinde angeht besser, Flauten werden seltener, Starkwinde nehmen nicht zu. Die Sonne macht sich rar im August, der trübe Himmel überwiegt. Der August beschert seltener Flauten und öfter günstige Winde als früher. Allerdings nimmt gleichzeitig die Zahl der sonnigen Tage ab die Regenmenge steigt. Westwindlagen sind vorherrschend.


September

Der Spätsommer im September bietet noch annehmbare Temperaturen. Es gibt noch Perioden überaus schönen, friedlichen Spätsommerwetters (Altweibersommer). Doch es dunkelt früh. Der Ostwindanteil steigt wieder bis auf 30% an, der Anteil der Westwinde geht auf weniger als 50% zurück. Oft ist die Sicht schlecht, diesig und neblig. Die ersten Staffeln von Tiefdruckgebieten mit anhaltenden Nordwestwind können durchziehen. Das dauert dann 6 - 8 Tage mit ersten Kälteeinbrüchen. Der September ist in jeder Beziehung vielversprechend, weniger Flaute, gute Segelwinde, weniger Starkwinde. Die Spätphase der Saison gewinnt zunehmend an Attraktivität.


Oktober

Im Oktober werden die Tage schon merklich kürzer und die Temperaturen sinken. Lange Segeltörns werden sehr anstrengend. Die Luft wird jetzt sehr kalt, die Sonne wärmt nicht mehr. Kräftige Tiefs bringen die ersten schweren Nordweststürme.


Der Trend:

Der rückblickende Trend deckt sich in etwa mit den Zukunftsszenarios der Klimaforscher. Für Norddeutschland wurde vor allem der Herbst wärmer (+1,1°). Die Erwärmung wird sich weiter fortsetzen, die Niederschlagsmengen werden zunehmen. Im Sommer werden insgesamt die Starkwinde etwas abnehmen und im Winter stark zunehmen, die Temperaturen sind im Sommer eher milde als heiss, der Himmel ist bedeckt und es regnet häufiger. In den Sommermonaten mehr Regen, etwas höhere Durchschnittstemperaturen bei weniger Sonnenstunden. Wenn es um die klimatologisch günstigste Segelzeit geht, müsste man normalerweise im Mai / Juni auf Nord- und Ostsee segeln. Doch statistisch ergeben sich bei einer Langzeitprognose die Monate Juli / August.

Statistische Starkwind- und Sturmwindprognosen:

Echter Sturm tritt in den Sommermonaten in der Segelsaison nur sehr selten auf. Viel häufiger kommt es zu Starkwind von 6 bis 7 Beaufort mit stürmischen Böen z.B. in Gewitterfronten. Eine Starkwindwarnung in den Windvorhersagen ist deshalb ernst zu nehmen – sie bedeutet, daß in Böen Sturmstärke möglich ist.

Das Revier von Belte & Sund sowie die Westliche Ostsee haben statistisch die wenigsten Starkwind und Sturm Tage. Erst ab den Mitte August steigt hier die Wahrscheinlichkeit an.

Vor allem zwei Wetterlagen bringen in der Segelsaison Schwerwetter:

  • Atlantiktiefs mit Sturmpotenzial bei Kerndruckwerten 985 bis 990 Hektopascal, von Irland über den englischen Kanal nach Süd-Norwegen/Schweden ziehend.
  • Sommerliche Gewitterstürme ausgehend von einen Gewittertief, das von Nordfrankreich und den Benelux-Staaten heranzieht.

Regel 1: Erkennen von Sturmgefahr in der Wetterkarte

Zieht ein stürmisches Atlantiktief von den britischen Inseln über die nördliche Nordsee ins südliche Norwegen, steigt vor allem an der deutschen Nordseeküste das Sturmrisiko. In der westlichen Ostsee drohen Stürme vor allem, wenn Nordmeertiefs von Island kommend, über Nordskandinavien auf Südostkurs in Richtung Baltikum ziehen.

Regel 2: Erkennen von Sturmgefahr mit dem Barometer

Das Barometer zeigt vor Stürmen Druckabfall, der sich beschleunigt. Bei Druckfall von 5 Hektopascal oder mehr in sechs Stunden braut sich was zusammen, also Vorsicht. Manche Stürme kommen erst auf der Rückseite eines abziehenden Tiefs richtig in Fahrt, besonders wenn ein starkes Hoch folgt. Das signalisiert rascher Druckanstieg von 5 oder mehr Hektopascal in sechs Stunden. In diesem Fall drohen oft heftige Nordweststürme.

Regel 3: Erkennen von Sturmgefahr am Himmelsbild

Vorboten eines aus Westen heranziehenden Tiefs sind hohe Schleierwolken, die sich später zu einer weißen Schicht vereinigen (Zirrostratus). Der Wind kommt aus Südost und frischt auf, jetzt setzt Druckabfall ein. Es verdichten sich die Schleierwolken, die Sonne verschwindet hinter einer grauen Wolkenmasse, kurze Zeit später setzt Regen ein. Der stark auffrischende Wind dreht auf Süd bis Südwest, der Luftdruck fällt weiter. Wenn dann Druckfall und Regen nachlassen kommt die Kaltfront, der Wind dreht auf Südwest bis West, es beginnt die Starkwind- oder Sturmphase.

Regel 4: Sommerliche Gewitterstürme

Gewitterzugbahnen sind nur schwer vorherzusehen. Besonders isolierte Gewitterzellen, die nachmittags von Land auf See wandern, schlagen in ihrer Zugbahn oft Haken. Symptome für ein heranziehendes Gewittertief sind beginnender Druckabfall, es wird sehr diesig, und der meist schwache Wind dreht auf Nordost bis Südost. Am Himmel tauchen zerrupft aussehende Schäfchenwolken auf, manchmal mit kleinen Türmchen. Kurz vor dem Gewitter wird wird der Himmel im Südwesten und Westen grau. Es ist die Tarnkappe des hellen Dunstes, der sich über die blauschwarze Gewitterwand legt und sie harmlos erscheinen läßt. Kurz vor Eintreffen der Sturmböen verfliegt der Dunstschleier und gibt den Blick auf die Böenwalze frei. Jetzt bleiben nur noch wenige Minuten. Wehe dem Segler, der jetzt erst überlegt zu reffen und wo das Ölzeug verstaut ist. Die schlimmsten Böen fallen gleich zu Beginn des Gewitters über das Revier her und zwar meist aus dem westlichen Quadranten. 7er- bis 8er- Böen sind für ein Sommergewitter normal, Stärke 9 bis 10 ist durchaus möglich.

  • Über folgenden Link kann man vom Deuschen Wetterdienst (DWD) erfahren, wie man an den aktuellen Seewetterbericht für die Ostsee gelangt.


Weitere Informationen auch auf Seite: Wetter im Internet