Meltemi

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Der Meltemi ist der Sommerwind in der Ägäis. Der Begriff stammt aus dem Türkischen, die Griechen nannten ihn früher auch Etesien (von etos - jährlich). Er ist ein gleichmäßiger, mit etwa 5 bis 7 Beaufort recht kräftiger, nördlicher Wind im östlichen Mittelmeer. Er tritt in den Sommermonaten Juli bis September in der Ägais mit einer Wahrscheintlichkeit von 70 % auf. Dieser Wind entsteht durch großflächige Druckverteilung, insbesondere durch ein kräftiges, thermisches Tief über Kleinasien.

Im Meltemi

Üblicherweise frischt der Wind am Vormittag (gegen 09:00 Uhr) innerhalb weniger Minuten kräftig auf, erreicht seinen Höhepunkt gegen 15:00 Uhr, um dann im weiteren Tagesverlauf wieder abzuflauen und in der Nacht womöglich gänzlich einzuschlafen. In Perioden von starkem Meltemi kann es aber auch sein, dass der Wind auch in der Nacht nur schwächer wird, aber nicht einschläft. Insbesondere im Meltemi-Kernland, in den Kykladen und auf Skyros, weht es in solchen Situationen am Höhepunkt durchaus mit 8 Bft und mehr, und in der Nacht noch immer mit 5 bis 6 Bft. Daraus leitet sich für die Meltemi-Regionen zur Saison die Strategie ab, möglichst zeitig am Morgen oder in der Nacht zu fahren und am Tage abzuwettern.

Der Meltemi führt immer zu wesentlicher Sichtverbesserung. Er ist ausgesprochen trocken, und das ist nicht nur für den unvergleichlich blauen Ägäis-Himmel verantwortlich, sondern führt auch zu Sicht "von Pol zu Pol". In manchen Gegenden, wie z.B. im Saronischen und Argolischen Golf, kann man auch noch zwischen "warmem" und "kaltem" Meltemi unterscheiden, wobei der warme Meltimi wesentlich böiger und intensiver ist als sein kühler Kollege. Wenn sich der Wind am Morgen also föhnig anfühlt, dann sollte man gleich ein Reff mehr einbinden/rollen.

Die Auswirkungen des Meltemi sind örtlich stark unterschiedlich. Durch die starke Gliederung der griechischen Küsten und Inseln kommt es zu allen möglichen Lee-, Luv- und Kapeffekten, wie Fallböen an Leeküsten und Staueffekten im Luv von Steilküsten. Es ist ohne weiteres möglich, praktisch übergangslos innerhalb weniger Meter von 35 kn Wind in eine Flaute und umgekehrt zu geraten. Daher ist es in der Meltemi-Saison grundsätzlich eine gute Idee,

  • von Steilküsten und Gebirgen Abstand zu halten, was aber auf Grund der Topografie nicht immer möglich ist, und
  • auf jeden Fall nur seeklar auszulaufen, auch wenn gerade Flaute ist.

Bleibt noch die Frage nach der Information. Abgesehen von all den technischen Wegen, wie man heutzutage an Wetterinformationen kommt (SMS, NAVTEX, Internet, etc.) ist eine sinnvolle Möglichkeit, die aktuelle Wettervorhersage zu erhalten, der Gang zur Hafenpolizei bzw. zum Hafenamt. Das kann tiefe Einblicke in die griechische Beamtenseele einbringen, aber nicht immer das gewünschte Ergebnis. Einiges informativer ist es dagegen, einen der - zugegeben nicht mehr allzu häufigen - Fischer zu fragen. Die sind überaus freundlich und geben gerne Auskunft, nicht nur über das Wetter - also den Wind, weil im Sommer beschränkt sich in Meltemi-Griechenland das Wetter überlicherweise auf den Wind - sondern auch über sonstige Aspekte ihres Reviers, wie Strömungen, Untiefen, Ankerplätze etc. Zum Wind ist es allerdings ausgesprochen hilfreich, wenn man auch die "Fachsprache" versteht. In Griechenland werden die Winde - wie in vielen anderen Gegenden auch - nach ihrer Richtung bezeichnet, aber anders als anderswo hat hier jede Richtung ihre Gottheit, und die wiederum gibt dem Wind den Namen:

Nord Boreas
Nordost Kaikias
Ost Apeliotes
Südost Euros
Süd Notos
Südwest Lips
West Zephyros
Nordwest Skiron

Wenn man also von einem Fischer auf Hydra die Antwort bekommt, dass der Kaikias kräftig wird, dann kann man sich auf einen ordentlichen Meltemi-Tag einstellen, wofür auf Samos oder Patmos aber der Skiron oder Zephyros sorgen würden.