AIS - Automatic Identification System: Unterschied zwischen den Versionen

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(Beschreibung der Datentelegramme, Sendefrequenzen und Typos)
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Das Automatic Identification System ist ein Funknavigationsverfahren. Es basiert auf einem selbstorganisierenden Datenaustausch der beteiligten Schiffe. Man unterscheidet ausrüstungspflichtige Schiffe, die einen Klasse-A-Transponder haben und betreiben '''müssen''' von nicht ausrüstungspflichtigen Schiffen (z.B. Sportboote), die einen Klasse-B-Transponder haben und betreiben '''können'''. Daneben gibt es für Sportboote noch reine AIS-Empfänger (ohne Klasseneinteilung), die nur Signale empfangen und in elektr. Karten darstellen können.
Das '''Automatic Identification System''' ist ein Funknavigationsverfahren. Es basiert auf einem selbstorganisierenden Datenaustausch der beteiligten Schiffe. Man unterscheidet ausrüstungspflichtige Schiffe, die einen Klasse-A-Transponder haben und betreiben '''müssen''' von nicht ausrüstungspflichtigen Schiffen (z.B. Sportboote), die einen Klasse-B-Transponder haben und betreiben '''können'''. Daneben gibt es für Sportboote noch reine AIS-Empfänger (ohne Klasseneinteilung), die nur Signale empfangen und in elektr. Karten darstellen können.


AIS-Transponder senden in regelmäßigen Abständen ihre Position als Datenpakete auf einem von zwei AIS-Kanälen im UKW-Band (AIS1 / UKW-Kanal 87B entspricht 161,975MHz, AIS 2 / UKW-Kanal 88B entspricht 162,025MHz). Wie oft sie senden, hängt von der Schiffsgeschwindigkeit ab: Alle 3 min bei Schiffen vor Anker bis zu alle 2 sec bei Fahrt über 23 kn. Der Empfänger dekodiert die Pakete und stellt sie auf einem Bildschirm als Symbol mit Positionsangabe und Richtungs- bzw. Fahrtvektor dar. Die Länge des Fahrtvektors ist geschwindigkeitsabhängig. Ein GPS-Empfänger ist erforderlich, um am Bildschirm die eigene Schiffsposition darzustellen. Durch Überlagerung der Daten auf einer elektronischen Seekarte erhält man somit alle navigationsrelevanten Informationen.
AIS-Transponder senden in regelmäßigen Abständen ihre Position als Datenpakete auf einem von zwei AIS-Kanälen im UKW-Band (AIS1 / UKW-Kanal 87B entspricht 161,975MHz, AIS 2 / UKW-Kanal 88B entspricht 162,025MHz). Wie oft sie senden, hängt von der Schiffsgeschwindigkeit ab: Alle 3 min bei Schiffen vor Anker bis zu alle 2 sec bei Fahrt über 23 kn. Der Empfänger dekodiert die Pakete und stellt sie auf einem Bildschirm als Symbol mit Positionsangabe und Richtungs- bzw. Fahrtvektor dar. Die Länge des Fahrtvektors ist geschwindigkeitsabhängig. Ein GPS-Empfänger ist erforderlich, um am Bildschirm die eigene Schiffsposition darzustellen. Durch Überlagerung der Daten auf einer elektronischen Seekarte erhält man somit alle navigationsrelevanten Informationen.


Klasse-A-Dekoder können per Softwarebefehl Signale von Klasse-B-Transpondern ausblenden. Das ist z.B. üblich, wenn ein Handelsschiff die Schleuse Holtenau in Kiel an einem schönen Samstagmittag ansteuert. Vor lauter Signalen der Sportboote und Angelkutter könnte der seine Seekarte nicht mehr sehen. Das muß man wissen, wenn man als Sportbootskipper einen Klasse-B-Transponder hat.
Klasse-A-Dekoder können per Softwarebefehl Signale von Klasse-B-Transpondern ausblenden. Das ist z.B. üblich, wenn ein Handelsschiff die Schleuse Holtenau in Kiel an einem schönen Samstagmittag ansteuert. Vor lauter Signalen der Sportboote und Angelkutter könnte der seine Seekarte nicht mehr sehen. Das muss man wissen, wenn man als Sportbootskipper einen Klasse-B-Transponder hat.


Die Aussendung von AIS-Signalen ist sowohl für Schiffe, als auch Bojen und Landmarken, wie z.B. Leuchtfeuer vorgesehen. Zu beachten ist jedoch, dass nur AIS-Teilnehmer dargestellt werden können, welche ihre Position aktiv senden. Ein Segelschiff nur mit einem AIS Dekoder ohne Sendefunktion oder ein Schiff mit einem defekten AIS-Gerät sind nicht sichtbar, daher ist dieses System ebenfalls nur eine Ergänzung zu anderen elektronschen Verfahren, wie z.B. [[RADAR]]
Die Aussendung von AIS-Signalen ist sowohl für Schiffe, als auch Bojen und Landmarken, wie z.B. Leuchtfeuer vorgesehen. Zu beachten ist jedoch, dass nur AIS-Teilnehmer dargestellt werden können, welche ihre Position aktiv senden. Ein Segelschiff nur mit einem AIS Dekoder ohne Sendefunktion oder ein Schiff mit einem defekten AIS-Gerät sind nicht sichtbar, daher ist dieses System ebenfalls nur eine Ergänzung zu anderen elektronischen Verfahren, wie z.B. [[RADAR]]


Für reinen AIS-Empfang zwecks Darstellung in der elektr. Seekarte genügt ein Splitter in der UKW-Antenne, um den Empfänger anzuschließen. Will man selbst Signale senden, braucht man einen Klasse-B-Transponder. Der kommt dann nicht mehr mit der bestehenden UKW-Antenne mit Splitter aus, sondern braucht eine eigene!
Für reinen AIS-Empfang zwecks Darstellung in der elektr. Seekarte genügt ein Splitter in der UKW-Antenne, um den Empfänger anzuschließen. Will man selbst Signale senden, braucht man einen Klasse-B-Transponder. Der kommt dann nicht mehr mit der bestehenden UKW-Antenne mit Splitter aus, sondern braucht eine eigene!
==Inhalt der Datentelegramme==
Es werden vier Arten von AIS-Datentelegrammen unterschieden.
===Statische Daten===
* IMO-Nummer (sofern vorhanden)
* Rufzeichen und Name des Schiffes
* Länge und Breite des Schiffes
* Art des Schiffes
* Montageort der Antenne des Positonsbestimmungssystems (z.B. GPS-Antenne)
===Dynamische Daten===
* Position des Schiffes mit Hinweisen auf die Genauigkeit der Position
* Uhrzeit in UTC (Das Datum wird vom Empfänger ermittelt)
* Kurs über Grund
* Geschwindigkeit über Grund
* Gesteuerter Kurs (Kielrichtung)
* Steuer-Status des Schiffs (vor Anker, manuelle Steuerung, Auopilot aktiv, usw.)
* Drehgeschwindigkeit (wenn verfügbar)
* Krängungswinkel ''Angle of Heel (wenn verfügbar, im Basis-Telegramm nicht vorgesehen)
* Rollen und Stampfen ''Pitch and Roll'' (wenn verfügbar, im Basis-Telegramm nicht vorgesehen)
===Reisedaten===
* Tiefgang
* Gefahrengüter (Art)
* Zielhafen und geschätzte Ankunftszeit (Nach ermessen des Kapitäns)
* Optional: Route (Wegpunkte, im Basis-Telegramm nicht vorgesehen)
===Nachrichten===
* Kurze sicherheitsrelevante Nachrichten
==Frequenz der Aussendungen==
Die Statischen Daten werden alle 6 Minuten und auf Anfrage gesendet.
Die Reisedaten werden alle 6 Minuten, nach Änderung und auf Anfrage gesendet.
Nachrichten werden bei Bedarf gesendet.
Die dynamischen Daten werden in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit des Schiffes versendet:
{|{{Prettytable}}
! Fahrt des Schiffes            || Sendefrequenz
|-
| Vor Anker                    || alle 3 Minuten
|-
| 0-14 Knoten                  || alle 12 Sekunden
|-
| 0-14 Knoten bei Kursänderung  || alle 4 Sekunden
|-
| 14-23 Knoten                  || alle 6 Sekunden
|-
| 14-23 Knoten bei Kursänderung || alle 2 Sekunden
|-
| > 23 Knoten                  || alle 3 Sekunden
|- 
| > 23 Knoten bei Kursänderung  || alle 2 Sekunden
|}


[[Category:Seemannschaft]]
[[Category:Seemannschaft]]
[[Category:Navigation]]
[[Category:Navigation]]
[[Category:elektronische Navigation]]
[[Category:elektronische Navigation]]

Version vom 10. Juni 2007, 18:09 Uhr

Das Automatic Identification System ist ein Funknavigationsverfahren. Es basiert auf einem selbstorganisierenden Datenaustausch der beteiligten Schiffe. Man unterscheidet ausrüstungspflichtige Schiffe, die einen Klasse-A-Transponder haben und betreiben müssen von nicht ausrüstungspflichtigen Schiffen (z.B. Sportboote), die einen Klasse-B-Transponder haben und betreiben können. Daneben gibt es für Sportboote noch reine AIS-Empfänger (ohne Klasseneinteilung), die nur Signale empfangen und in elektr. Karten darstellen können.

AIS-Transponder senden in regelmäßigen Abständen ihre Position als Datenpakete auf einem von zwei AIS-Kanälen im UKW-Band (AIS1 / UKW-Kanal 87B entspricht 161,975MHz, AIS 2 / UKW-Kanal 88B entspricht 162,025MHz). Wie oft sie senden, hängt von der Schiffsgeschwindigkeit ab: Alle 3 min bei Schiffen vor Anker bis zu alle 2 sec bei Fahrt über 23 kn. Der Empfänger dekodiert die Pakete und stellt sie auf einem Bildschirm als Symbol mit Positionsangabe und Richtungs- bzw. Fahrtvektor dar. Die Länge des Fahrtvektors ist geschwindigkeitsabhängig. Ein GPS-Empfänger ist erforderlich, um am Bildschirm die eigene Schiffsposition darzustellen. Durch Überlagerung der Daten auf einer elektronischen Seekarte erhält man somit alle navigationsrelevanten Informationen.

Klasse-A-Dekoder können per Softwarebefehl Signale von Klasse-B-Transpondern ausblenden. Das ist z.B. üblich, wenn ein Handelsschiff die Schleuse Holtenau in Kiel an einem schönen Samstagmittag ansteuert. Vor lauter Signalen der Sportboote und Angelkutter könnte der seine Seekarte nicht mehr sehen. Das muss man wissen, wenn man als Sportbootskipper einen Klasse-B-Transponder hat.

Die Aussendung von AIS-Signalen ist sowohl für Schiffe, als auch Bojen und Landmarken, wie z.B. Leuchtfeuer vorgesehen. Zu beachten ist jedoch, dass nur AIS-Teilnehmer dargestellt werden können, welche ihre Position aktiv senden. Ein Segelschiff nur mit einem AIS Dekoder ohne Sendefunktion oder ein Schiff mit einem defekten AIS-Gerät sind nicht sichtbar, daher ist dieses System ebenfalls nur eine Ergänzung zu anderen elektronischen Verfahren, wie z.B. RADAR

Für reinen AIS-Empfang zwecks Darstellung in der elektr. Seekarte genügt ein Splitter in der UKW-Antenne, um den Empfänger anzuschließen. Will man selbst Signale senden, braucht man einen Klasse-B-Transponder. Der kommt dann nicht mehr mit der bestehenden UKW-Antenne mit Splitter aus, sondern braucht eine eigene!

Inhalt der Datentelegramme

Es werden vier Arten von AIS-Datentelegrammen unterschieden.

Statische Daten

  • IMO-Nummer (sofern vorhanden)
  • Rufzeichen und Name des Schiffes
  • Länge und Breite des Schiffes
  • Art des Schiffes
  • Montageort der Antenne des Positonsbestimmungssystems (z.B. GPS-Antenne)

Dynamische Daten

  • Position des Schiffes mit Hinweisen auf die Genauigkeit der Position
  • Uhrzeit in UTC (Das Datum wird vom Empfänger ermittelt)
  • Kurs über Grund
  • Geschwindigkeit über Grund
  • Gesteuerter Kurs (Kielrichtung)
  • Steuer-Status des Schiffs (vor Anker, manuelle Steuerung, Auopilot aktiv, usw.)
  • Drehgeschwindigkeit (wenn verfügbar)
  • Krängungswinkel Angle of Heel (wenn verfügbar, im Basis-Telegramm nicht vorgesehen)
  • Rollen und Stampfen Pitch and Roll (wenn verfügbar, im Basis-Telegramm nicht vorgesehen)

Reisedaten

  • Tiefgang
  • Gefahrengüter (Art)
  • Zielhafen und geschätzte Ankunftszeit (Nach ermessen des Kapitäns)
  • Optional: Route (Wegpunkte, im Basis-Telegramm nicht vorgesehen)

Nachrichten

  • Kurze sicherheitsrelevante Nachrichten

Frequenz der Aussendungen

Die Statischen Daten werden alle 6 Minuten und auf Anfrage gesendet.

Die Reisedaten werden alle 6 Minuten, nach Änderung und auf Anfrage gesendet.

Nachrichten werden bei Bedarf gesendet.

Die dynamischen Daten werden in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit des Schiffes versendet:

Fahrt des Schiffes Sendefrequenz
Vor Anker alle 3 Minuten
0-14 Knoten alle 12 Sekunden
0-14 Knoten bei Kursänderung alle 4 Sekunden
14-23 Knoten alle 6 Sekunden
14-23 Knoten bei Kursänderung alle 2 Sekunden
> 23 Knoten alle 3 Sekunden
> 23 Knoten bei Kursänderung alle 2 Sekunden