Benutzer:Rumpf/Törnbericht 2019 Ostschweden via Dänemark

aus SkipperGuide, dem Online-Revierführer über die Segelreviere der Welt.
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8. Mai – Vagabunden


So viele Jahre hatten wir immer irgendein Ziel: Oslo, Helsinki, Höga Kusten, Gotland usw. usw. Diesen Winter reifte der Entschluss: Wir lassen uns treiben! Nicht nur vom Wind, auch von Gesprächen mit anderen Seglern, von Touri-Büros und allem, was einem Ideen geben kann. Auf geht's! Heute.

Noch geht's nur um den Endspurt beim Ausrüsten. Segel sind an Bord und angeschlagen, Schlauchboot ist verstaut, alle Klamotten an Bord (Musto Unterwäsche zuoberst). Kalt ist es, und es regnet. Aber jetzt noch die ganzen Lebensmittel!



Und morgen geht es ab nach Dänemark. Kappeln adieu!


9. Mai - Schleimünde


Von wegen Dänemark!

Ablegen, Segel setzen - und das neue Groß geht nicht hoch. Der prüfende Blick zeigt, dass die Reffleinen der Einleinenreffs zu Blocks stehen und weiteres Vorheißen nicht mehr möglich ist. Unser altes Groß hatte drei Reffreihen, jetzt haben wir nur noch zwei, die natürlich höher liegen als früher Reff I und II. Der Segelmacher hatte heilige Eide geschworen, dass er alles super ausgemessen hätte und dass man keinesfalls längere Reffleinen bräuchte und so weiter. Also los, Leinen gekauft, Reff I und II längere Leinen eingeschoren. Probeweises Setzen des Groß am Steg: Jetzt klappt alles. Aber der Vormittag ist rum. Also nur ein kurzes Flautenrutschen nach Schleimünde.

Unterwegs: "Schalt doch mal die Funke ein". - "Die geht gar nicht". - "Hast Du auch den Hauptschalter an?" - "Klar doch. Geht aber trotzdem nicht". Die Funke ist tot. Mucksmäuschenstill. Letztes Wochenende ging die noch. Also steckt Männe jetzt tief in der Elektrik, ruft manchmal "Schalt mal ein - und jetzt wieder aus". Das ist unser Nachmittag.

Nee, war! Er hat's gefunden! Tatsächlich war nur ein einziger Stecker lose. Wie sich sowas lösen kann?


10. Mai - … und wo heute? Schleimünde!


Früh ging's los heute, Richtung Faaborg. Und dann wieder Notstop: Der erste echte Toilettengang auf dem Bordklo zeigte, dass man trotz offener Ventile gegen einen massiven Widerstand anpumpte. Das war mit keinen Tricks zu beheben. Also kehrt und wieder zurück auf die Werft. Ein Detail um das andere wurde gecheckt, alles in Ordnung. Pumpe selbst. Wasserzufluss, Seeventil und Tankventil, alles OK. Schließlich einen Schlauch um den anderen demontiert, und im letzten fand sich des Rätsels Lösung: Die Innenbeläge des Schlauchs zur Ventilarmatur waren im Winter so durchgetrocknet, dass sie geplatzt waren und heruntergebröselt. Und da lagen sie nun im untersten, horizontalen Bereich und sammelten sich vor den Ventilen wie ein Biberdamm. Sowas staut hervorragend. Neuer Schlauch rein, fertig, Alles funktioniert wieder. Nur der Tag ist fast rum, also wieder nur nach Schleimünde.

Jetzt haben wir wenigstens Gelegenheit, die "Neue" Giftbude auszuprobieren. Die hat nämlich jetzt schon Freitag / Samstag / Sonntag geöffnet. Betrieben wird sie seit letztem Jahr durch ein Projekt der Schleswiger Werkstätten, als Personal Leute mit Handicap. Die Karte ist wieder deutlich gestrafft. Neben Currywurst und Matjes gibt es auch den "Fang des Tages". Wir bestellten Scholle, und die war erstklassig. Was weiter auffällt in der Giftbude jetzt: Der Geruch nach altem Fritteusenfett ist weg. Insgesamt aus unserer Sicht eine positive Entwicklung. So macht das dort Spaß.


11. Mai - Strynö


Uff, geschafft! Grüne Wiesen, Steilküsten, Rapsfelder - wir sind in Dänemark. Unter der Steuerbordsaling weht der Dannebrog, backbords die EU- Flagge.



Und alles funktioniert! Sogar das Wetter spielt mit: Keine Wolke, 3 - 8 m/s aus Nodwest, nur a...kalt. Die Gesamtbekleidung besteht bei mir aus 6 Schichten, bei Männe aus 5. So rauschen wir nach Aerö, an Marstal vorbei, und sind schon 14:00 h in Strynö. Ein sehr nettes, verschlafenes Inselchen. Und jetzt ist noch kaum jemand da, nur ein einziger dänischer Segler. Man liest ja in den Hafenhandbüchern viel Unterschiedliches über die Wassertiefe dort. Von 1,60 m bis 3,00 m wird alles geboten. Wir hatten bei ganz leicht erhöhtem Wasserstand in der Einfahrt 2,40 und am Liegeplatz 2,70 m



Zum Tee ist dann allerdings plötzlich Einlaufverkehr: Drei Einhandsegler aus Eckernförde. Bootsgröße zwischen 37 und 42 Fuß - Platz genug für Einen.


13. Mai - Birkholm


Birkholm - was für eine schöne Insel! Von überall sieht man die See, am Horizont immer irgendeine andere Insel. Wir alleine im Hafen.



Kein Mensch zu sehen so früh im Jahr, nur am Nachmittag kommt mal das Postboot, der Postbote schließt einen Schuppen auf, holt sein Dienstfahrrad raus, macht seine Runde und ist nach 1/2 Stunde schon wieder weg. Im Dorfteich klagen die Singfrösche, ein Hase hoppelt quer durchs Dorf und fast über unsere Füße - herrlich.

Am Hafen selbst gibt's ja kein Süßwasser, deshalb steht im Dorf hinter der "Butik" ein Duschhäuschen. Funktioniert einwandfrei. Und in der Butik gibt es noch (eingefrorenes) Brot und Eis - lecker. Geld einfach in die Schale legen.

Den kurzen Stropp von Strynö hatten wir nur die Genua oben. Es blies schon wieder mit 10 m/s, und in dem engen Fahrwasser trauten wir uns nicht, zu schnell zu fahren. Aber blauer Himmel, und in der Windabdeckung ist es schon richtig warm.


14. Mai - Dyreborg


Whow! 15 sm in 6 Stunden - das war vielleicht ein Höllenritt. Wind zwischen 1 und 3 m/s, aber viel, viel Sonne. Wir gleiten durch die dänischen Inseln, nur am Horizont manchmal ein Mast oder ein Segel. Begegnen tut uns niemand. Die ersten Schweinswale patroullieren an den Flachwassergrenzen, schwimmen auch mal unter unserem Schiff durch, nehmen aber sonst keinerlei Notiz. Wir sind wohl zu langsam.

In Dyreborg ist der allerbeste Platz, der vorne an der Mole frei - wie fast alle anderen Gästeplätze auch. Wir sind ja auch das einzige Gastschiff im Hafen. Sonst nur Fischerbootchen.



Jetzt geht's zum Dorfrundgang. Die haben ja so hübsche Häuser hier.


15. Mai - Årø


Alle Wetterberichte hatten für heute angesagt: Nordost, zunehmend. Also machten wir uns frohen Mutes auf nach Årø. Eine schöne Halbwindstrecke schwebte uns vor. Was passierte wirklich? Ein schlapper, manchmal etwas aufbrisender Nordwest, alsio genau gegenan. Kreuzen, kreuzen, kreuzen. Aber die Luft ist schon ein bisschen wärmer und die Sonne scheint den ganzen Tag. Angenehmes Schlappsegeln also. Auf dem letzten Kreuzschlag plötzlich Totalflaute, und dann schlagartig 12 m/s direkt aus Nord - dorther, wo wir hinwollten. Diese letzte Meile sind wir dann motort, und: Fest in Årø.

Hier sind wir nicht mehr alleine. Schon zwei Deutsche (davon ein EU-Bürger laut Flagge), zwei Dänen und der erste Holländer dieses Jahres. Trotzdem fühlten sich die Möven hier auf "ihrem" Steg noch nicht gestört, wie man sieht:



Nach dem Abendessen noch ein kleiner Spaziergang ins Dorf. Nach wie vor ist Brummers Neubausiedlung immer noch nicht in die Gänge gekommen. Ansonsten alles beim Alten: Hübsch verschlafen. Die Touristen sind noch nicht da.



17. Mai - Middelfart


Es regnet und regnet und ist saukalt. Wir sitzen in der Middelfart Marina im Salon und machen gemütliche Lesestunde. Heute jedenfalls fahren wir nirgends mehr hin.

Gestern sind wir den kurzen Stropp von Årø hierher nur mit Genua gefahren, immer hoch am Wind. Das macht die Kleine ganz gut, schafft 30° am Wind. Kein Wolkenloch war zu sehen, die Temperaturen wieder gut geeignet für Musto-Unterwäsche. Kaum in Middelfart angekommen legte das richtig los mit 12 - 14 m/ s aus Nord. Brrrr!

Das ist ja eine riesige Marina. Perfekt organisiert und in Schuss, aber auch ziemlich unpersönlich. Kaum einer grüßt den Anderen. So ne Art Massentierhaltung.

Mal sehen, wo es morgen hingeht.


18. Mai - Lyö


Panik beim Aufwachen: Draußen ist Pottennebel. Den Hafen sieht man gerade noch, Fänö nicht mehr. Also erst mal gaaanz geruhsam frühstücken. Und dann mal kucken. So gegen 10 kommen dann die ersten Details raus, die weiter weg sind als eine Meile. Also: Boot klar machen und los.

Nach Norden wollen wir nicht mehr, obwohl wir das erst vorhatten. Irgendwie passen die Windrichtungen der kommenden Tage nicht dazu. Stattdessen wieder nach Süden, vielleicht nach Faldsled oder Lyö. Der Wind ist gut, kommt richtig schön halb rein mit 6 - 8 m/s. Und dann kommt auch noch die Sonne durch, nur bleibt es unglaublich diesig. Kurz nach Mittag kommt Helnaes in Sicht und der Wiund frischt auf.



Kurze Zeit später sind wir bei 13 m/s, da müssen zwei Reffs rein. Ist übrigens das erste Mal, dass wir unser dieses Jahr neu angeschafftes Großsegel reffen. Läuft super mit dem Einleinenreff und das Segel lässt sich gerefft perfekt trimmen. Wir sind zufrieden.

Dann fahren wir doch, weil wir so schön schnell sind, nach Lyö. Dort ist es schon recht voll - ist ja Wochenende. Der Mittlere Steg ist komplett neu gemacht, die Pfähle auch. Entlang der alten Mole arbeiten sie noch, da kann man noch nicht festmachen. Sonst alles beim Alten.

Im Dorf ist überall schon der Rasen gemäht, aber im Teich quaken noch keine Frösche. Beim Köbmand schaut ein kleiner Junge interessiert zu, wie die Männer eine leere Kiste Bier nach der anderen verladen. Sonst nix. Lyö eben.



20. Mai - Drejø



"Drei Tage war der Frosch so krank, jetzt lacht er wieder! Gott sei Dank."



Unglaublich, wie fertig so ein Mann sein kann, wenn er erkältet ist. Segelunfähig, sozusagen. Da sind wir lieber noch in Lyö geblieben.

Heute ging's aber wieder besser, und wir sind losgefahren. Losgeschlichen! Mit sagenhaften 3 m/s gen Südost.. Der Dunst war morgens fast schon wieder ein Nebel und ging den ganzen Tag nicht richtig weg. Sah aber schön aus.



In Drejø wird gerade das Sanitärhäuschen umgebaut, soll Ende Juni fertig sein (!). Daneben steht ein piekfeiner Sanitärcontainer, der jede Hafendusche in den Schatten stellt. Geht doch.


22. Mai - Wo? Drejø!


Gestern sollte es eigentlich nach Bagenkop gehen. Segelpersenninge waren schon weg, Schoten angeschlagen, da fällt mein Blick in Richtung Marstal. "Kuck doch mal dort die Wolken. Da könnte Regen kommen." Kurz abwarten und beobachten, und dann in den ersten Tropfen das ganze Boot wieder auf Null gesetzt und ab unter Deck. Kurze Zeit später pladdert's - und ich bin doch wasserscheu. Nochmal die Wetterberichte ausgekramt, und siehe da: plötzlich erzählen Windfinder und DMI was von "Gewitter möglich". Na, wenn das mal stimmt. Aber am frühen Nachmittag hören wir es ttsächlich in der Ferne grummeln. Also: hierbleiben.

Als es aufklart, gelingt dann doch noch eine Radtour über die ganze Insel. Die ist nicht besonders aufregend, auch so schöne Häuser wie in Lyö oder Avernakö gibt es hier nicht. Der Gamle Havn im Norden ist aber richtig nett. Alles sehr liebevoll hergerichtet, vom Sanitärhäuschen bis zur Seglerhütte mit kleinem Museum - schnuckelig. Leider ist der Hafen viel zu flach für uns.

Demgegenüber der Fährhafen, in dem wir liegen, ein ziemliches Provisorium, das muss man schon sagen. Das Wasser muss man sich mit einem 50 m-Schlauch holen (Wie lange stand denn da wohl das Wassser schon drin?), einer der beiden Strompfosten ist außer Betrieb, das Sanitärhäuschen hab ich schon erwähnt. Auch der Hafengeldautomat war am ersten Tag kaputt, seit heute morgen geht er. Dafür ist das Schild weg, wo DKR 180,-- stand weg, und der Automat will jetzt DKR 220,-- für ein 10 m-Schiff. Sportlich.

Wir sind wieder mal alleine hier, beobachten drei Reiher, die sich ständig Revierkämpfe liefern.



Heute sind wir immer noch hier, weil es beim Aufwachen mit Kübeln schüttete und bis jetzt noch nicht aufhört. Hoffentlich reichen die Bücher für den ganzen Sommer.


23. Mai - Orth


Heute ist es uns gelungen, dem Sog der dänischen Südsee zu entkommen. Bei gutem Wind vorbei an Marstal und Bagenkop nach Fehmarn. Ein herrlicher Tag auf See! Etwas störend war auf der Funke das permanente Gequatsche von Todendorf Radio. Man fragt sich, ob die so gerne funken, oder ob wirklich so viele Yachties sich einen Dreck um die Schießzeiten scheren. Egal, wir kamen ja von Nordwest und hatten keinen Stress mit den gelben Tonnen.

Ab jetzt geht es nun wirklich nach Osten. In Orth waren wir schon lange nicht mehr, hat sich aber nicht viel geändert. Abendessen im Piratennest musste schon mal sein. Voll war es noch nicht, aber die Gespräche der Chartercrews an den Nebentischen waren interessant.

Zum Absacker an Bord war dann der Wind komplett weg, ein fabelhafter Sonnenuntergang. Also nix an Bord, stattdessen auf der Bank vor dem Bug.



24. Mai - Klintholm


Es sollte heute einen schönen, kräftigen Südwest geben, und so war es auch "Go east, old woman!". Gedser oder Hesnaes hatten wir angepeilt, je nachdem, wie schnell wir wohl wären.



Bei strahlender Sonne und Rauschefahrt ging's völlig von der Großschiffahrt unbehelligt über das VTG. Viel zu früh waren wir bei der Einfahrt nach Gedser. Also weiter nach Hesnaes. Das lief bestens, aber im Süden bezog sich der Himmel. Wird das was? Nee, zog vorbei. Und dann, 3 Meilen vor Hesnaes kachelt es plötzlich los: 10 m/s, 12, 13, 14! Und das auch noch aus Süd! Nee, das ist ja nun gar nichts für Hesnaes. Großsegel geborgen, und unter Genua alleine in irrer Fahrt nach Klintholm. Da dann noch ein paar Regenschauerchen mitgenommen vor dem Anlegen, und - puuh! Hier sind wir fest, und jetzt gibt es lecker Abendessen: Lammlachse mit Gorgonzolanudeln und Zucchinigemüse.



25. Mai - Klintholm


Und immer noch Klintholm. Heute ist das perfekte Wetter für die Strandspaziergänge, die man hier so gut machen kann. Weiter nach Ystad wollen wir erst, wenn es ein bisschen mehr bläst, damit der Trip nicht ewig dauert. Klintholm ist ja auch schön. Leider hat der Brugsen zugemacht und ist abgerissen, stattdessen gibt es jetzt einen Mini-Brugsen mit drei Regalen und einer Tiefkühltruhe. Groß verproviantieren kann man sich da nicht.

Aber bei den Fischern gibt es immer noch Fisch, dieser hier vor 5 Stunden aus dem Wasser gezogen:



Also gibt's heute Abend Dorschfilet in Meerettichsoße mit Pellkartoffeln. Mmmmh!


28. Mai - Ystad


Das war doch mal ein richtiger Segeltag! Morgens früh los in Klintholm, noch eine Stunde ein bisschen Abdeckung von den Kreidefelsen, und dann mit Nordwest 6 - 9 m/s nach Schweden gebritzt. Nicht viel Sonne, aber trocken. So hätte es eigentlich schon vorgestern und gestern sein sollen, aber es hat permanent geregnet. Habe ich schon erwähnt, dass ich wasserscheu bin?

Hier in Ystad ist noch gar nicht viel los.



International ist es trotzdem schon. Neben der obligatorischen deutschen Hallberg-Rassy-Flotte gibt es die ersten Holländer, Norweger, Polen, Briten und, siehe da, auch Schweden! Die Abendsonne wärmt noch nicht richtig, aber sie reicht, um nicht zu frieren.



Die Wassertemperatur ist übrigens jetzt wieder bei 9° C. Brrrr!!


31. Mai - Ystad


Das waren schöne Tage hier in Ystad.

"Spinnst Du? Es hat zwei Tage geregnet, war lausig kalt, und noch heute Vormittag Pottennebel" "Ja, aber es war saugemütlich mit Windlicht unter der Kuchenbude, einem Glas Rotwein und den Büchern, schön warm auf unseren Schaffellen. Und außerdem hast Du im Skeppshandel endlich deine Unterlegscheibe für den Lümmelbolzen gekriegt." "Ja, stimmt ja auch wieder. Und außerdem war es ja in der Stadt ziemlich windgeschützt und warm."

So isses, alles hat mehrere Seiten.

Der berühmte Skeppshandel scheint unter neuer Leitung zu sein. Die haben jetzt nicht mehr nur Krimskrams (haben sie immer noch), sondern ein richtig gutes Sortiment von Ersatzteilen und Ausrüstung. Der Laden scheint wieder zu funktionieren.





In der Stadt macht immer wieder das Flanieren zwischen den alten Häusern großen Spaß. Hier hat fast niemand Eile.



Aber das gibt es dann eben auch:



Alles vorbei heute Abend. Es ist wärmer, es gibt mehr Löcher als Wolken, und morgen geht's nach Bornholm.


1. Juni - Christiansö


Von wegen Bornholm! Nach Frühstart im Dunst kam dann ein richtig schöner Südwest und scheuchte uns nach Osten. Also Christiansö, wo wir schon 15:00 h waren




Und dann kam Christiansö in Sicht. Ich war dort noch nie, Männe zuletzt als Student, also vor 45 Jahren. Der hatte die ganze Zeit einen Haufen Geschichten zu erzählen von Männern auf Booten ohne Motor und so .



Eine schöne Insel. Haben Soldaten das früher gut gehabt! Herrliche Blumen und ein höllenlauter Froschteich - Paarungszeit.




Wir haben's auch gut. Zum Abendessen Porree in Wermutsauce mit Räucherlachs, und das zum ersten mal im Freien an der Mole!!! Ist das der Sommer?


2. Juni - Utklippan


Morgens werden wir geweckt von Eiderenten, die sich unmittelbar neben der Bordwand unterhalten: "Waaak, wack, wack, waaak ...." An Weiterschlafen nicht zu denken. Also ablegen und los, von nun an Generalrichtung Nord. Ein ziemlich raumer Raumschotskurs, der sich aber noch mit der Genua bewältigen ließ. Und dann taucht Utklippan auf:



Es ist ja allgemein bekannt, dass Utklippan häufig überfüllt ist. Wir finden aber trotzdem ein Plätzchen.



Auf den Inseln haben noch die Vögel das Sagen, im Wasser die Seehunde. Der Gesang der jungen Heuler ist überall bis spät in die Nacht zu hören.



Missachtung der Territorialhoheit der Möven löst augenblickliche Sturzkampfattacken aus. Man geht dann besser wieder - schnell.



Und noch eine Überraschung: Männe hat heimlich einen Cobb-Grill gekauft (Er weiß, dass ich das Grill-Brimborium nicht mag). Aber jetzt werden eben die Steaks heute aben gegrillt. Schmeckt toll, hätte ich nicht gedacht. Ich habe ihm verziehen.


4. Juni - Kristianopel


In der letzten Nacht noch ein schönes Gewitter, aber ohne Wind. Das macht sich am Morgen bezahlt: Spiegelglatte See. Da reichen 4 m/s aus West, und das Bootchen rennt mit 6 kn los - leider nur bis auf Höhe Sandhamn, und dann dreht der Wind allmählich auf Nord. Kreuzen! Das geht aber in dem glatten Wasser. Und es wird langsam richtig warm, sogar für T-Shirts reicht das.

In Kristianopel ist schon verhältnismäßig viel los, aber alles beim Alten. Der Hafenmeister, angetrunken wie immer, bringt nur 5 Worte zustande. Später ist das Hafenbüro zu, der Hafenmeister stattdessen beim Kaufmann. Kauft zwei Sixpacks.

Abends ist der wenige Wind völlig weg, keine Welle kräuselt sich.



5. Juni - Stora Rör


Das ist einsamer Rekord: 28 Meilen unter Motor! Den ganzen Tag regte sich kein Lüftchen, Spitzenwindgeschwindigkeit 1,9 m/s. Und so schraubte sich dann ein Pulk sogenannter Segelyachten, zeitweise 8 Boote, gemeinsam gen Norden. Kalmar kam in Sicht, und hier bogen alle ab.



Sollen sie sich doch im Ölandshamn um die Liegeplätze kloppen. Uns ist es dort zu voll und vor allem zu laut. Wir fahren weiter unter der Ölandsbro durch, jetzt tatsächlich doch mit Wind und unter Segeln,



nach Stora Rör. Den Tipp hatten wir von Holländern auf Bornholm mal bekommen. Angeblich soll das sehr ruhig und gemütlich sein. Die Einfahrt jedenfalls ist erst mal ausgezeichnet markiert.



Und innen ist wirklich alles sehr nett. Gute Steganlage mit Heckbojen, aber Toiletten etwas heruntergekommen, und Duschen mit Codeschloss und weit und breit kein Hafenmeister. Also duschen auf der Badeplattform, denn: Es ist super warm, es ist Sommer, Wassertemperatur 16° C !! Hurra !!

Und abends geht's dann auf die Bank am Ufer mit Blick über den Kalmar Sund zum Sundowner.



6. Juni - Kiddeholmen


Kiddeholmen ist eine kleine Bucht südlich Oskarshamn. Wir waren hier früher schon mal und waren gespannt auf die sehr enge und trickreiche Einfahrt. Aber erst mal ging's bei mäßig Wind diagonal über den Kalmarsund, vorbei am alten Leuchtfeuer Dämman, das heute ein Luxusrestaurant ist.



Und dann am Ziel DIE Überraschung: Kein vorsichtiges Hereintasten mehr in die Bucht, sondern ganz komfortable kardinale Betonnung der beiden wesentlichen Untiefen und dann noch ein laterales Törchen, durch das man nur durch muss - drin ist man. Sehr schön gemacht.

Damals waren wir in der Bucht alleine, heute sind hier vier Anker- und Bojenlieger. Wassertemperatur 18° C !!. Das artet in einer gewaltigen Bademimik aus.



Und hier ein hochaktueller Nachtrag zu Kiddeholmen. Die erwähnte Betonnung ist nämlich vom SXK ausgelegt worden, und zwar vor drei (!!!) Wochen. Jetzt haben sie den Plan dazu veröffentlicht. Hier isser:



8. Juni - Figeholm


Figeholm ist unser Standardhafen für die Umrüstung des Schiffes. Abgesehen davon ist es ausgesprochen hübsch.



Der komische Katamaran auf dem Bild ist übrigens ein Behindertenboot, mit dem jeden Nachmittag Behinderte und alte Leute mit ihren Rollatoren in die Schären gefahren werden und zu den Seehunden.

Ab jetzt ist Schärensegeln angesagt. Also haben wir gestern erst mal die Genua abgeschlagen, sauber und vor allem schön trocken (ja, das war sie) in der Vorpiek verstaut. Stattdessen kam die Selbstwendefock dran. So, und außerdem der ganze Haushalt: Einkaufen in dem immer noch nicht besser gewordenen COOP-Laden, Wäsche waschen die Menge, Betten neu beziehen. Uff! Figeholm hat übrigens exzellente Waschmaschinen und Trockner.

Heute kam dann noch das Schlauchboot dran, das bisher unter den Vorschiffskojen schlummerte. Schwimmt jetzt tatenhungrig hinter unserem Heck. Wir waren übrigens nur eine von 4 Crews, die hier ihr Schlauchboot aufpumpten.



Also ab jetzt los in die Schären! Ankergeschirr ist klar, Heckanker auch, Bojenhaken - auf geht's!


9. Juni - Bredvik (Skavdö)


Heute soll's 9 - 13 m/s geben aus Süd. Da lassen wir mal schön die meisten Plünnen unten und laufen nur vor der Fock da hoch. Vorher aber bewundern wir noch die diesjährige Fruchtbarkeit der Gänse im Hafen:



Unterwegs gibt's dann erst mal wieder die vertraute Aussicht auf die Bla Jungfrun im Kalmarsund



und auf den ersten der ab jetzt so typischen kleinen Leuchttürme



Das hier ist übrigens nicht die Heckwelle eines Motorbootes. So sehen diese hundsgemeinen, nur handbreit überspülten Felsen in der Wasserlinie aus, die die Schweden "Bränning" nennen.



So, Ziel war eigentlich die Bucht bei Stora Vippholmen, wo es schöne Mooringbojen des SXK für seine Mitglieder gibt (was ich ja bin), aber wie wir da rein kommen, hat der Wind auf Südwest gedreht und aufgefrischt und steht jetzt mit vollen 12 m/s durch die zweite Einfahrt. Nee, das hier ist zu ungemütlich. Also fahren wir weiter zwei Meilen nach Norden und dort in die Bredvik zum Ankern. Die Bucht ist dreiseitig völlig zu und hat guten Ankergrund. Hier ist es nett. Ein Deutscher liegt noch vor Anker, ein Schwede auch und ein weiterer Schwede mit einem alten Motorsegler hat an Land festgemacht. Und als der Wind ein bisschen nachlässt, noch eine kleine Tümpelrunde mit dem Schlauchboot, Beine vertreten an Land - Jetzt gibt es Abendessen.


11. Juni - Västervik


Noch mal ein Rückblick auf die letzte Ankerbucht:



Und jetzt gemächlich nach Västervik. Das ist nicht weit und eigentlich müssen wir noch nicht wieder in eine Stadt. Aber bei uns zu Hause sind Bürgermeisterwahlen, und wir haben uns die Briefwahlunterlagen nach Västervik ins Tourist-Büro schicken lassen. Mal sehen, ob das geklappt hat.

Von weitem ist die Einsteuerung nach Västervik schon erkennbar an der monumentalen Sparö-Bake.



12. Juni - Västervik II


Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte:



Außentemperatur 12° C. NE 12 m/s.

"Krieg ich meinen Morgenkaffee an's Bett?"


13. Juni - Västervik III


Es kachelt nicht mehr, dafür Vollflaute, und rings um uns herum grummeln immer mal wieder ferne Gewitter.

Da gehen wir lieber mal der Frage nach, wo denn gestern Abend trotz Sturmgeheul die gute Rockmusik herkam. Schien von dem nahen Campingplatz zu kommen. Und beim Näherkommen wird das Donnern schwerer Motorräder immer lauter, weil - auf diesem Campingplatz an diesem Wochenende das größte schwedische Bikertreffen ist. Der ganze Campingplatz ist voll mit riesigen Maschinen: Harleys, Indians, vereinzelt Gold Wings, und dazu die absolut passenden Typen in noch passenderem Outfit.




Und heute Abend machen die Herrschaften ein kleines Rockkonzert. Da gehen wir hin, das wird nett.


15. Juni - Stora Askö


Also heute denn mal los. Raus aus der Bucht, Segel setzen, ab nach Norden. The same procedure as yesterday. ????? Ja, gestern haben wir das genauso gemacht, nur draußen im Hauptfahrwasser sah es ein bisschen nach Seenebel aus, dann kamen auch Nebelschwaden von Land her, und dann war der, der uns gerade unter Maschine in Brassfahrt überholt hatte, plötzlich weg - keine 100 m von uns! Da war in Minuten eine superdicke Suppe aufgezogen, Sicht stellenweise 4 Bootslängen. Kehrt marsch! Zurück nach Västervik. An Navigation i eigentlichen Sinne war nicht mehr zu denken, da half nur noch der Plotter, Langsamstfahrt und das Nebelhorn. Eine Stunde später waren wir wieder fest und der Nebel ging den ganzen Tag nicht weg. In Stadtnähe war er nur ein bisschen dünner.



Erstaunlich, wie viele Boote uns in dieser Suppe mit 6 - 7 kn entgegen kamen, teilweise mit AIS, alle aber ohne Beleuchtung oder Nebelsignale. Wird ja schon keiner kommen, gelt?

Heute aber ging das richtig super nach Norden. Und an der Westseite von Stora Askö haben wir eine schöne Bucht gefunden mit einer Boje des SXK. Ein sehr ruhiges Plätzchen.



17. Juni - Snedskär


Das war wirklich eine ruhige Gegend gestern Nacht. Kein Motorboot kam vorbei, auch beim Frühstück fährt niemand draußen rum. Scheint eine wenig bewohnte Gegend zu sein. Nur ein Adler - der erste in diesem Jahr - schraubt sich langsam über der Bucht in die Höhe.

Dann los von der Boje und zurück in's Hauptfahrwasser. Da sind auch die Kollegen wieder, allerdings ist der Wind erst mal für eine Stunde weg.



Später fahren wir durch ein Flachgebiet, das von annähernd 100 Schwänen besiedelt ist. Einige von denen geben uns kurze Zeit das Geleit.




Schließlich öffnet sich das enge Gewässer wieder, und hier steht die Kaiserin aller Tonnen, die gekrönte "Kajsaren".



Nicht mehr weit von hier nach Arkösund und zu unserem Ziel, dem Clubhafen des Bravikens Batklub.


18. Juni - Snedskär II


Wir bleiben hier. Dieser Hafen ist so nett und seine Besitzer.



Abends sitzt man beim Clubhaus zusammen und es wird viel getratscht, vor allem über das "Woher-wohin". Schweden, so erfahren wir, segeln gerne nach Süden, vornehmlich nach Bornholm, wenn's geht aber auch bis Rügen oder Dänemark. Hier im Club haben sie ein "schwarzes Schaf", das immer nach Finnland will und das auch tut. Früher waren das zwei, aber der andere Mittäter (er sitzt mit am Tisch) kann nur noch mit Krücken laufen und bewohnt sein Schiff nur noch am Steg.

Der Weg von Land zu dem Hafen ist ein bisschen aufwändig. Da er auf einer Schäre liegt, muss man erst mal die Fähre nehmen.



Und abends geht's in die beste Sauna, die wir kennen:



20. Juni - Äspskär


Heute müssen wir uns losreißen von unserem Lieblingshafen (einer von ....). Unter Motor geht`s erst mal die zwei Meilen nach Arkösund, Diesel und Wasser tanken. Und dann los nach Norden durch das Schärenfahrwasser. Die ganze Zeit sieht man gleichzeitig das alte Atomkraftwerk von Norrköping und das Stahlwerk von Oxelösund. Beim Näherkommen stinkt das auch ein bisschen, aber dann sind wir vorbei.

Der Wind ist freundlich und nimmt allmählich zu, zum Schluss müssen wir allerdings noch kreuzen, was aber dank Selbstwendefock unproblematisch ist. Und dann ziehen blitzartig im Westen wüsteste, dunkelste Wolken auf. Also nix mit Ringsön als Ziel, wie geplant, sondern ratzfatz in die nächste geeignete Ankerbucht. Das ist bei Äspskär, einem Inselgewirr östlich von Oxelösund. Wie wir reinkommen liegt da schon ein Schwede an einer SXK-Boje, und hinten in der Bucht ankert doch tatsächlich die Marine.



Bei genauerer Betrachtung handelt es sich bei diesem Panzerkreuzer aber um eine holländische Motoryacht. "Suum cuique" sagt der Lateiner (zu Deutsch: "Das Schwein quiekt")



Schnell die Segel aufgetucht, alles an Deck fertig gemacht, Luken zu und runter. Aber der erwartete Gewitterregen entpuppt sich als halbstündiges Getröpfel, danach wieder Sonne.

Die Bucht ist ausgesprochen nett und hat viele Ankermöglichkeiten und Stellen, wo man am Felsen anlegen kann. Von Schweden haben wir erfahren, dass sie inmitten eines riesigen Naherholungsgebietes liegt. Tatsächlich laufen da manchmal Leute rum, und einige Inseln sind mit Hängebrücken verbunden.



Weil für die Nacht Winddrehungen um 180° angesagt sind, machen wir nicht am Felsen fest, sondern schnappen uns die zweite Boje. Und kurz nach dem Abendschwimmen geht das mit dem Wetter doch schon wieder los:



21. Juni - Trosa


Kaum waren wir in der Koje gestern, da ging ein saftiges Gewitter los und blieb fast eine Stunde. Blitz - Donner - Regengeprassel. Aber kaum Wind. Seltsam.

Am Morgen war alles vorbei, schönster Sonnenschein, gemütliches Cockpitfrühstück. Auf den Felsen sah man das Werk des Regens: Die traurigen, verschrumpelten Rentierflechten von gestern hatten sich zu dicken Büscheln aufgeplustert.



Los ging's gen Nordosten, vorbei an zahllosen Schären, dem netten kleinen Lotsenhäuschen im Sävosund



bis in die engen Gewässer vor Trosa. Die Einsteuerung nach Trosa ist nicht schwierig. Als erstes sieht man mittig im Fahrwasser eine Insel mit toten Bäumen.



Auf die muss man immer zuhalten, bis sich steuerbords die Pappelalle nach Trosa rein öffnet.

Diese Insel war früher völlig in Ordnung. Wir haben einen Einheimischen gesprochen, der dort als Junge Abenteuerspiele gemacht hatte. Dann kamen vor etwa 7 Jahren die ersten Kormorane, jetzt ist es eine Kormorankolonie mit rund 600 Vögeln, die dort alles totscheißen. Die sind aber geschützt und niemand darf etwas gegen sie unternehmen.

In Trosa selbst ist wie so oft nicht gebaggert, wir bleiben 5 m vor dem Steg erst mal stehen. -0,4 m auf dem Echo. Mit Maschine dann reingeschoben, und das Schiff rührt sich nicht mehr. Vorleinen sind eigentlich überflüssig. Trosa hat übrigens keine Heckpfähle mehr, sondern nur noch Bojen. Und zwei Drittel der Liegeplätze sind für Dockspot reserviert. Richtig angenehm finden wir das alles nicht, aber das Städtchen ist schön.


21. Juni - Midsommar


Midsommar ist in Trosa! Alles läuft gemächlich zum Museumshof, dort gibt es Kaffee und Kuchen, Musik und das Absingen und –spielen bekannter alter Kinderlieder. Von der Urgroßmutter bis zum Neugeborenen ist alles da, wenn die „Stang“ gesetzt wird.



Und natürlich dürfen die Blumenkränze der Frauen und Mädchen nicht fehlen.



Auch der Götakanal-Dampfer Juno hat festgemacht und ist festlich geschmückt.



22. Juni - Luftkrieg über dem Yachthafen


Gemütliches Teetrinken wird unterbrochen. Lautes, vielstimmiges Mövengeschrei. Ein Adler kreist über der Bucht.



Nein, es sind gleich vier, die in verschiedenen Höhen und mit verschiedenen Richtungen die Möven verwirren. Die sind in heller Aufregung und greifen wie die Stukas immer wieder an - daher das Geschrei.


23. Juni - Norrviken


Norrviken? Welches Norrviken? Davon gibt's mehrere Dutzend.

Wir sind in der Norrviken knapp südlich von Södertälje. Von hier kann man schon die Hochspannungsleitung bei der Schleuse sehen.



In Snedskär hatte uns ein Schwede erzählt, dass nach Mittsommer alle aus dem Mälaren durch Stockholm raus in die äußeren Schären fahren. Der Mälaren sei im Sommer also ziemlich leer. Das wollen wir ausprobieren. Und jetzt sind wir in einer guten, sehr flachen Bucht am Anker, vom Ufer interessiert beäugt.



Mit dem Dinghi sind wir noch an Land gepaddelt, um auf den hohen "Berg" dort zu steigen. Das gab eine Überraschung. Auf dem Berg finden sich die Reste der "Trindborgen", einer Befestigungsanlage der Vikinger. Zahllose Stein- und Erdwälle umgeben die Kuppe des Berges. Die Stelle hatten sich die Herren perfekt ausgewählt, denn von hier konnten sie die engste Stelle der Zufahrt zum Mälaren und damit nach Birka kontrollieren. Und nach Birka fahren wir morgen.


24. Juni - Slandö Kalv


Nix war's mit Birka, stattdessen sind wir in Slandö Kalv, dem Uthamn des Södertäljer Segelclubs. Und das kam so:

Bis zur Schleuse in Södertälje waren es nur wenige Meilen, und außerdem ging es nur genau gegenan. Also musste der Jockel arbeiten. Die Schleuse ging ziemlich bald auf und wir kamen zügig durch. Allerdings: Der ganze Kanal und die Schleuse sind eine riesige Baustelle. Kilometerlange (tatsächlich) neue Spundwände sind gerammt, Betonpiers neu angelegt, in der Schleuse darf nur die Westseite benutzt werden - Ostseite Baustelle. Dass es ganz gut ist, hier mal ein busschen was neu zu machen, sieht man an den Schleusentoren, die noch alt sind:



Aber dann sind wir draußen im Mälaren, im Süßwasser (!!) und können segeln. Sofort tauchen die typischen kleinen Inselchen auf, wo die Vegetation bis tief runter zum Wasser steht.



Aber unser Wind macht überhaupt nicht mit, und es geht erst mal ans Kreuzen. Dann kommt Birka in Sicht, und: "Schau doch mal mit dem Glas. Was ist das denn da großes weißes vor Birka?" Zwei Ausflugsschiffe und eine Horde von Menschen. Sowas liegt uns ja gar nicht. Und wie es der Zufall will sehen wir westlich von uns in einem schmalen Sund kurz einige Boote liegen. Ist das etwa ein Hafen? Ist es (siehe oben). Nix wie Segel runter und da rein. Ein sehr schöner Platz. Liegeplätze an einer Steinmole oder an einem Steg, mit Bojen oder Heckanker. Sogar Strom und Wasser haben die. Angekommen!



25. Juni - Mariefred


Geschlafen wie in Abrahams Schoß. Morgens fast kein Wind, aber wir fahren los gen Westen. Wir wollen nach Mariefred. Nach gut einer Stunde kommt dann Wind, wird stärker. Zum Schluss müssen wir mit Südkurs wieder gut kreuzen, was aber in diesen reinen Gewässern sehr gut geht. Dann noch einmal umme Ecke, und da liegt Schloss Gripsholm vor uns.



Der Yachthafen liegt direkt gegenüber, aber da machen wir nicht fest. Es gibt noch Wasser und Batteriestrom satt, also gehen wir an die dortige SXK-Boje. Von da aus mit Dinghi an Land, um mal wieder im Grafikenshus rumzustöbern - aber wir finden es nicht. Es war doch ganz hier in der Nähe! Straße rauf, Straße runter - nirgends ist diese riesige Scheune zu finden. Also fragen wir. "Wisst ihr das nicht? Das ist dich vor vier Jahren abgebrannt. Jetzt ist es wieder eröffnet - in Södertälje." Mist! Also ersatzweise Schlossbesichtigung. Auch ganz schön.


27. Juni - Rastaholm


Jetzt hat's erst mal gegossen, dann gekachelt, dann war der Wind weg bis in die Nacht.




Heute morgen dagegen wieder satter Nord, es ist lausig kalt, und alles bricht auf in Richtung der Schleusen.



Wir fahren nach Rastaholm, und siehe da, es ist wirklich sehr nett. Ein Clubhafen, in dem aber offenbar keine reichen Leute Mitglieder sind. Alles ältere Boote, kleinere Boote. Nix mit 42 Fuß oder edelster Orust-Bau. Angenehme Umgebung.

Hierher gehört auch eine Segelschule, die im Moment 30 Kinder ausbildet. Gegen 17:00 h kommen die zurück mit fröhlichem Geplapper und Geschrei. So bildet man Nachwuchs!



28. Juni - Nacka Strand (Stockholm)


Jetzt geht's wieder nach Osten und raus aus dem Mälaren. Windgeschwindigkeiten immer über 10 m/s aus West lassen ausreichende Geschwindigkeiten nur mit der Fock zu. Die Umgebung erinnert uns an ein junges schwedisches Seglerpaar vor einigen Jahren, die uns sagten "Wir segeln so gerne im Wald". Die würden hierher passen.



Der Gegenverkehr sieht auch ganz nett aus:



Dann aber geht's los mit Brücke, Klappbrücke, Schleuse.



Vor uns musste erst noch ein Frachter durch, wir bekamen den nächsten Schleusengang. An die Zeiten, die so in Handbüchern stehen, hält sich hier niemand. Alles wird über Laufschrift verkündet. Und da steht auch, das die Schleuse am 30.6. wegen einer Regatta geschlossen bleibt. Uups! Was mag das sein? Egal, jetzt erst mal schleusen. Im Gegensatz zu den Brücken müssen hier auch die Motorboote durch, und das sind viele. Benehmen sich, als wären sie alleine. Rempeln hier, rempeln da, als die Schleuse wieder aufgeht brettern die hintersten schon mal an allen vorderen vorbei .....

Wir gucken noch mal auf den Plotter, und da sehen wir eine Unmenge von AIS-Klass B-Signalen in allen Häfen der Stadt. Und jetzt klingelt's. Hier wird doch immer das Rennen Gotland Runt gestartet! Der 30. ist übermorgen. Au weia!

Wir versuchen erst gar nicht, dort einen Platz zu kriegen, biegen gleich rechts ab und fahren nach Nacka Strand, einem klitzekleinen Hafen kurz vor der Ölpier. Hier ist es bis auf die hämmernden Bässe von Djurgarden ruhig.



Die Mitbewohner hier sind Nonnengänse, nicht so am Segeln interesiert.



29. Juni - Svartsö


Morgenstund hat Gold im Mund - Wir legen schon um 08:00 ab und machen uns auf den Weg nach Osten. Wind mal da, mal nicht - macht nix, wir ham's nicht eilig. Aber die Anderen! Alle 5 Minuten kommt ein Wasserbus der Vaxholmsbolaget vorbei. Die machen einen unglaublichen Schwell, da steht kein Segel mehr. Kaum ist der weg, kommt eine mehr oder weniger große Motoryacht entgegen oder überholt - mit Full-Speed natürlich. Zur Abwechslung dann mal eine Silja- oder Viking-Fähre, dann wieder die Vaxholmsbolaget und auch mal Eine Donzi (stand drauf). Da hab ich mal gegoogelt: Die haben so 7 Liter Motoren und liefern 900 PS, natürlich nur ohne Schalldämpfer X(

Ergebnis: Es laufen bei wenig Wind ständig Kreuzseen von min 1/2 m durch das Wasser. Das ist nicht schön. Schnell weg hier, aber das Ganze bleibt so bis Vaxholm. Hier isses:



Dort kommen auch noch die Fähren dazu.

Danach wird's ruhiger, die Fahrwasser enger. Eine kleine Regatta mit dem hier wird auch möglich:



Was soll ich sagen, aber die alten Leute haben doch tatsächlich gewonnen.

Schließlich Aufatmen in unserer Bucht am Nordufer von Svartsö. Der Steg des Clubholmens, an den wir wollten, ist zwar schon rappelvoll, aber hier kann man sehr gut ankern. Machen wir.



Quintessenz des heutigen Tages: Man sollte nicht am Samstag oder Sonntag mit einem Segelboot in die Gewässer zwischen Stockholm und Vaxholm.