Reffen
Anregungen für Struktur und Inhalt eines Artikels gibt es unter SkipperGuide:Muster.
Seemannschaft |
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Manöver |
Das Reffen ist eine Verkleinerung der Segelfläche(n), die bei zunehmendem Wind geboten ist, wenn bei stärkerem Wind weiterhin sicher gesegelt werden soll. Das Reffen schont das Rigg des Schiffes, reduziert die Luvgierigkeit und Krängung, verändert die Steuerungsfähigkeit und reduziert die Gefahr der Kenterung oder eines Mastbruches.
Die weggenommenen Flächen werden bei großen Segeln mit Reffbändseln eingebunden.
Ein komplettes Reffen ist das Segelbergen (dann nicht mehr Reffen genannt).
Timing
Die Vorbereitung zum Reffen und das Reffen selbst muss vom Skipper rechtzeitig eingeleitet werden.
Faustregel: Wann reffst Du? Wenn Du das erste mal daran denkst!
Ist also durch abnehmende Landabdeckung, Vorhersagen des Wetterberichts oder Wetterbeobachtungen davon auszugehen, daß der Wind zunimmt, so macht es stets Sinn, früh zu reffen. Spätestens, wenn das Schiff so viel Luvgier entwickelt, daß der Rudergänger deutlichen Ruderdruck spürt und in Böen stark Gegenruder geben muß, ist es höchste Zeit ein Reff einzulegen. Wer übrigens meint, mit mehr Segelfläche schneller zu sein, der irrt. Durch die einsetzende Luvgier des Lage schiebenden Schiffes wird es nötig, mittels Ruderlegen das Schiff auf Kurs zu halten, was natürlich Energie -und damit Geschwindigkeit- kostet und zusätzlich das Rigg unnötig belastet.
Vorbereitung
Vor dem Reffen muß klar sein, wie dies bei dem Schiff, das gesegelt wird, von statten geht. Zu beachten sind z. Bsp.:
- Ist das Reffsystem ein Einleinen-Reffsystem oder muss ein Reffhaken am Mast verwendet werden?
- Welcher Reffhaken wird für das erste, zweite oder dritte Reff verwendet?
- Sind Lazy-Jacks vorhanden?
- Gibt es ein Rollsystem für das Segel?
Die Crew ist im Rahmen der Sicherheitseinweisung grundsätzlich in das Reffmanöver einzuweisen. Das Reffmanöver wird vom Bootsführer vorbereitet, indem er den einzelnen Crewmitgliedern die Rollen und Aufgaben des anstehenden Reffmanövers zuweist. Hierzu gehört auch die Vorgabe, ob auf Reff 1 oder Reff 2 gerefft wird. Bei der Verwendung eines Reffhakens am Mast ist darauf zu achten, dass die Person sich am Mast sichert.
Ablauf
Hier wird der Ablauf des Reffens mit Reffhaken erklärt.
- Der Rudergänger bringt das Schiff hoch an den Wind, dadurch richtet sich das Schiff ein wenig auf und verringert die Fahrt.
- Die Person, die für den Reffhaken zuständig ist, begibt sich zum Mast.
- Die Großschot wird losgeworfen.
- Eine eventuell vorhandene Dirk wird durchgesetzt.
- Das Großfall wird langsam gefiert und am Reffhaken (Mast) dichtgeholt. Hierbei müssen sich der "Mastmann" und derjenige am Großfall (Klampenklavier) miteinander "kurzschließen", um das Großsegel nicht zu weit oder zu wenig niederzuholen.
- Sobald vom Mast die Rückmeldung kommt, daß die Reffkausch sitzt, das Groß also in den Reffhaken eingehakt wurde, wird das Großfall durchgesetzt.
- Die Person vom Mast kehrt zurück in die Plicht.
- Die Reffleine wird durchgesetzt, um das neue Unterliek auszubilden und das Segel flach zu trimmen.
- Die Dirk wird gefiert.
- Die Großschot wird dichtgeholt.
Bei Großsegeln ohne Lazy-Jacks ist darauf zu achten, daß das Großsegel beigebunden werden muß, so daß man unter dem Großbaum noch hindurchblicken kann. Dies kann auch nach dem Reff-Vorgang geschehen, wenn das Groß wieder dichtgeholt ist. Ein hoher Amwindkurs mindert hier die Krängung und das dichtgeholte Groß steht stabiler als ein Killendes. Da beide Hände für diese Tätigkeit gebraucht werden, ist darauf zu achten, daß nur ein gesichertes Crewmitglied dieses durchführt. Weiter ist darauf zu achten, dass die Reffbänder im Segel nicht unter Spannung stehen. Die Durchführungen der Leinen im Segel können keine Kraft aufnehmen und es besteht die Gefahr des Leinenbruchs.
Reffen des Vorsegels
Ein Reffen des Vorsegels ist z. Bsp. über eine Rollreffanlage (wenn vorhanden) möglich. Vorteil dieser Variante ist, daß das Vorsegel nicht komplett niedergeholt und durch ein anderes Vorsegel ersetzt werden muß, sondern lediglich eingerollt werden muß. Nachteil ist, daß eine auf Fockgröße eingerollte Genua selten gut steht und die Belastung für das Segel durch Knicken des Segeltuchs hoch ist.
Eine Fock lässt sich durch Reff verkleinern. Die o.g. Nachteile entstehen dann nicht.
Ein Niederholen des Segels und vollständiges Ersetzen durch ein kleineres Vorsegel ist dem Einsatz der Rollreffanlage aus seglerischen Gründen vorzuziehen. Bei kleinen oder ungeübten Crews ist das Roll-Vorsegel ("Roll-Genua") aber eine sichere Option.
Acht geben sollte man beim Niederholen/Heißen des Vorsegels auf den Segelsack. Dieser sollte an den Relingsstützen fixiert sein um nicht nach Setzen des Segels über Bord zu gehen. Ebenfalls ist die Struktur des Segelsacks zu beachten. Die Seite mit dem kurzen Reißverschluss gehört dem Hals bzw. dem Kopf, so daß man den Segelsack beim Anschlagen des Segels nicht schon ganz öffnen muß.
Reffen in Legerwallsituationen
Reffen in Legerwallsituationen will gut überlegt sein. Je weniger Segelfläche am Wind ist, desto größer ist die Abdrift des Schiffes. Dies gilt es beim Freikreuzen aus einer Legerwallsituation zu bedenken. Ebenfalls ist unter Sturmbesegelung zu beachten, daß wenig Höhe gefahren werden kann, man darf also nicht wie unter normaler Besegelung anfangen zu "kreuzen", da man durch die große Abdrift ansonsten bestenfalls nur auf der Stelle kreuzt ohne Höhe gutzumachen.