Benutzer:Rumpf/Törnbericht 2019 Ostschweden via Dänemark

aus SkipperGuide, dem Online-Revierführer über die Segelreviere der Welt.
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8. Mai – Vagabunden


So viele Jahre hatten wir immer irgendein Ziel: Oslo, Helsinki, Höga Kusten, Gotland usw. usw. Diesen Winter reifte der Entschluss: Wir lassen uns treiben! Nicht nur vom Wind, auch von Gesprächen mit anderen Seglern, von Touri-Büros und allem, was einem Ideen geben kann. Auf geht's! Heute.

Noch geht's nur um den Endspurt beim Ausrüsten. Segel sind an Bord und angeschlagen, Schlauchboot ist verstaut, alle Klamotten an Bord (Musto Unterwäsche zuoberst). Kalt ist es, und es regnet. Aber jetzt noch die ganzen Lebensmittel!



Und morgen geht es ab nach Dänemark. Kappeln adieu!


9. Mai - Schleimünde


Von wegen Dänemark!

Ablegen, Segel setzen - und das neue Groß geht nicht hoch. Der prüfende Blick zeigt, dass die Reffleinen der Einleinenreffs zu Blocks stehen und weiteres Vorheißen nicht mehr möglich ist. Unser altes Groß hatte drei Reffreihen, jetzt haben wir nur noch zwei, die natürlich höher liegen als früher Reff I und II. Der Segelmacher hatte heilige Eide geschworen, dass er alles super ausgemessen hätte und dass man keinesfalls längere Reffleinen bräuchte und so weiter. Also los, Leinen gekauft, Reff I und II längere Leinen eingeschoren. Probeweises Setzen des Groß am Steg: Jetzt klappt alles. Aber der Vormittag ist rum. Also nur ein kurzes Flautenrutschen nach Schleimünde.

Unterwegs: "Schalt doch mal die Funke ein". - "Die geht gar nicht". - "Hast Du auch den Hauptschalter an?" - "Klar doch. Geht aber trotzdem nicht". Die Funke ist tot. Mucksmäuschenstill. Letztes Wochenende ging die noch. Also steckt Männe jetzt tief in der Elektrik, ruft manchmal "Schalt mal ein - und jetzt wieder aus". Das ist unser Nachmittag.

Nee, war! Er hat's gefunden! Tatsächlich war nur ein einziger Stecker lose. Wie sich sowas lösen kann?


10. Mai - … und wo heute? Schleimünde!


Früh ging's los heute, Richtung Faaborg. Und dann wieder Notstop: Der erste echte Toilettengang auf dem Bordklo zeigte, dass man trotz offener Ventile gegen einen massiven Widerstand anpumpte. Das war mit keinen Tricks zu beheben. Also kehrt und wieder zurück auf die Werft. Ein Detail um das andere wurde gecheckt, alles in Ordnung. Pumpe selbst. Wasserzufluss, Seeventil und Tankventil, alles OK. Schließlich einen Schlauch um den anderen demontiert, und im letzten fand sich des Rätsels Lösung: Die Innenbeläge des Schlauchs zur Ventilarmatur waren im Winter so durchgetrocknet, dass sie geplatzt waren und heruntergebröselt. Und da lagen sie nun im untersten, horizontalen Bereich und sammelten sich vor den Ventilen wie ein Biberdamm. Sowas staut hervorragend. Neuer Schlauch rein, fertig, Alles funktioniert wieder. Nur der Tag ist fast rum, also wieder nur nach Schleimünde.

Jetzt haben wir wenigstens Gelegenheit, die "Neue" Giftbude auszuprobieren. Die hat nämlich jetzt schon Freitag / Samstag / Sonntag geöffnet. Betrieben wird sie seit letztem Jahr durch ein Projekt der Schleswiger Werkstätten, als Personal Leute mit Handicap. Die Karte ist wieder deutlich gestrafft. Neben Currywurst und Matjes gibt es auch den "Fang des Tages". Wir bestellten Scholle, und die war erstklassig. Was weiter auffällt in der Giftbude jetzt: Der Geruch nach altem Fritteusenfett ist weg. Insgesamt aus unserer Sicht eine positive Entwicklung. So macht das dort Spaß.


11. Mai - Strynø


Uff, geschafft! Grüne Wiesen, Steilküsten, Rapsfelder - wir sind in Dänemark. Unter der Steuerbordsaling weht der Dannebrog, backbords die EU- Flagge.



Und alles funktioniert! Sogar das Wetter spielt mit: Keine Wolke, 3 - 8 m/s aus Nodwest, nur a...kalt. Die Gesamtbekleidung besteht bei mir aus 6 Schichten, bei Männe aus 5. So rauschen wir nach Aerö, an Marstal vorbei, und sind schon 14:00 h in Strynö. Ein sehr nettes, verschlafenes Inselchen. Und jetzt ist noch kaum jemand da, nur ein einziger dänischer Segler. Man liest ja in den Hafenhandbüchern viel Unterschiedliches über die Wassertiefe dort. Von 1,60 m bis 3,00 m wird alles geboten. Wir hatten bei ganz leicht erhöhtem Wasserstand in der Einfahrt 2,40 und am Liegeplatz 2,70 m



Zum Tee ist dann allerdings plötzlich Einlaufverkehr: Drei Einhandsegler aus Eckernförde. Bootsgröße zwischen 37 und 42 Fuß - Platz genug für Einen.


13. Mai - Birkholm


Birkholm - was für eine schöne Insel! Von überall sieht man die See, am Horizont immer irgendeine andere Insel. Wir alleine im Hafen.



Kein Mensch zu sehen so früh im Jahr, nur am Nachmittag kommt mal das Postboot, der Postbote schließt einen Schuppen auf, holt sein Dienstfahrrad raus, macht seine Runde und ist nach 1/2 Stunde schon wieder weg. Im Dorfteich klagen die Singfrösche, ein Hase hoppelt quer durchs Dorf und fast über unsere Füße - herrlich.

Am Hafen selbst gibt's ja kein Süßwasser, deshalb steht im Dorf hinter der "Butik" ein Duschhäuschen. Funktioniert einwandfrei. Und in der Butik gibt es noch (eingefrorenes) Brot und Eis - lecker. Geld einfach in die Schale legen.

Den kurzen Stropp von Strynö hatten wir nur die Genua oben. Es blies schon wieder mit 10 m/s, und in dem engen Fahrwasser trauten wir uns nicht, zu schnell zu fahren. Aber blauer Himmel, und in der Windabdeckung ist es schon richtig warm.


14. Mai - Dyreborg


Whow! 15 sm in 6 Stunden - das war vielleicht ein Höllenritt. Wind zwischen 1 und 3 m/s, aber viel, viel Sonne. Wir gleiten durch die dänischen Inseln, nur am Horizont manchmal ein Mast oder ein Segel. Begegnen tut uns niemand. Die ersten Schweinswale patroullieren an den Flachwassergrenzen, schwimmen auch mal unter unserem Schiff durch, nehmen aber sonst keinerlei Notiz. Wir sind wohl zu langsam.

In Dyreborg ist der allerbeste Platz, der vorne an der Mole frei - wie fast alle anderen Gästeplätze auch. Wir sind ja auch das einzige Gastschiff im Hafen. Sonst nur Fischerbootchen.



Jetzt geht's zum Dorfrundgang. Die haben ja so hübsche Häuser hier.


15. Mai - Årø


Alle Wetterberichte hatten für heute angesagt: Nordost, zunehmend. Also machten wir uns frohen Mutes auf nach Årø. Eine schöne Halbwindstrecke schwebte uns vor. Was passierte wirklich? Ein schlapper, manchmal etwas aufbrisender Nordwest, also genau gegenan. Kreuzen, kreuzen, kreuzen. Aber die Luft ist schon ein bisschen wärmer und die Sonne scheint den ganzen Tag. Angenehmes Schlappsegeln also. Auf dem letzten Kreuzschlag plötzlich Totalflaute, und dann schlagartig 12 m/s direkt aus Nord - dorther, wo wir hinwollten. Diese letzte Meile sind wir dann motort, und: Fest in Årø.

Hier sind wir nicht mehr alleine. Schon zwei Deutsche (davon ein EU-Bürger laut Flagge), zwei Dänen und der erste Holländer dieses Jahres. Trotzdem fühlten sich die Möven hier auf "ihrem" Steg noch nicht gestört, wie man sieht:



Nach dem Abendessen noch ein kleiner Spaziergang ins Dorf. Nach wie vor ist Brummers Neubausiedlung immer noch nicht in die Gänge gekommen. Ansonsten alles beim Alten: Hübsch verschlafen. Die Touristen sind noch nicht da.



17. Mai - Middelfart


Es regnet und regnet und ist saukalt. Wir sitzen in der Middelfart Marina im Salon und machen gemütliche Lesestunde. Heute jedenfalls fahren wir nirgends mehr hin.

Gestern sind wir den kurzen Stropp von Årø hierher nur mit Genua gefahren, immer hoch am Wind. Das macht die Kleine ganz gut, schafft 30° am Wind. Kein Wolkenloch war zu sehen, die Temperaturen wieder gut geeignet für Musto-Unterwäsche. Kaum in Middelfart angekommen legte das richtig los mit 12 - 14 m/ s aus Nord. Brrrr!

Das ist ja eine riesige Marina. Perfekt organisiert und in Schuss, aber auch ziemlich unpersönlich. Kaum einer grüßt den Anderen. So ne Art Massentierhaltung.

Mal sehen, wo es morgen hingeht.


18. Mai - Lyö


Panik beim Aufwachen: Draußen ist Pottennebel. Den Hafen sieht man gerade noch, Fänö nicht mehr. Also erst mal gaaanz geruhsam frühstücken. Und dann mal kucken. So gegen 10 kommen dann die ersten Details raus, die weiter weg sind als eine Meile. Also: Boot klar machen und los.

Nach Norden wollen wir nicht mehr, obwohl wir das erst vorhatten. Irgendwie passen die Windrichtungen der kommenden Tage nicht dazu. Stattdessen wieder nach Süden, vielleicht nach Faldsled oder Lyö. Der Wind ist gut, kommt richtig schön halb rein mit 6 - 8 m/s. Und dann kommt auch noch die Sonne durch, nur bleibt es unglaublich diesig. Kurz nach Mittag kommt Helnaes in Sicht und der Wind frischt auf.



Kurze Zeit später sind wir bei 13 m/s, da müssen zwei Reffs rein. Ist übrigens das erste Mal, dass wir unser dieses Jahr neu angeschafftes Großsegel reffen. Läuft super mit dem Einleinenreff und das Segel lässt sich gerefft perfekt trimmen. Wir sind zufrieden.

Dann fahren wir doch, weil wir so schön schnell sind, nach Lyö. Dort ist es schon recht voll - ist ja Wochenende. Der Mittlere Steg ist komplett neu gemacht, die Pfähle auch. Entlang der alten Mole arbeiten sie noch, da kann man noch nicht festmachen. Sonst alles beim Alten.

Im Dorf ist überall schon der Rasen gemäht, aber im Teich quaken noch keine Frösche. Beim Köbmand schaut ein kleiner Junge interessiert zu, wie die Männer eine leere Kiste Bier nach der anderen verladen. Sonst nix. Lyö eben.



20. Mai - Drejø



"Drei Tage war der Frosch so krank, jetzt lacht er wieder! Gott sei Dank."



Unglaublich, wie fertig so ein Mann sein kann, wenn er erkältet ist. Segelunfähig, sozusagen. Da sind wir lieber noch in Lyö geblieben.

Heute ging's aber wieder besser, und wir sind losgefahren. Losgeschlichen! Mit sagenhaften 3 m/s gen Südost.. Der Dunst war morgens fast schon wieder ein Nebel und ging den ganzen Tag nicht richtig weg. Sah aber schön aus.



In Drejø wird gerade das Sanitärhäuschen umgebaut, soll Ende Juni fertig sein (!). Daneben steht ein piekfeiner Sanitärcontainer, der jede Hafendusche in den Schatten stellt. Geht doch.


22. Mai - Wo? Drejø!


Gestern sollte es eigentlich nach Bagenkop gehen. Segelpersenninge waren schon weg, Schoten angeschlagen, da fällt mein Blick in Richtung Marstal. "Kuck doch mal dort die Wolken. Da könnte Regen kommen." Kurz abwarten und beobachten, und dann in den ersten Tropfen das ganze Boot wieder auf Null gesetzt und ab unter Deck. Kurze Zeit später pladdert's - und ich bin doch wasserscheu. Nochmal die Wetterberichte ausgekramt, und siehe da: plötzlich erzählen Windfinder und DMI was von "Gewitter möglich". Na, wenn das mal stimmt. Aber am frühen Nachmittag hören wir es tatsächlich in der Ferne grummeln. Also: hierbleiben.

Als es aufklart, gelingt dann doch noch eine Radtour über die ganze Insel. Die ist nicht besonders aufregend, auch so schöne Häuser wie in Lyö oder Avernakö gibt es hier nicht. Der Gamle Havn im Norden ist aber richtig nett. Alles sehr liebevoll hergerichtet, vom Sanitärhäuschen bis zur Seglerhütte mit kleinem Museum - schnuckelig. Leider ist der Hafen viel zu flach für uns.

Demgegenüber der Fährhafen, in dem wir liegen, ein ziemliches Provisorium, das muss man schon sagen. Das Wasser muss man sich mit einem 50 m-Schlauch holen (Wie lange stand denn da wohl das Wasser schon drin?), einer der beiden Strompfosten ist außer Betrieb, das Sanitärhäuschen hab ich schon erwähnt. Auch der Hafengeldautomat war am ersten Tag kaputt, seit heute Morgen geht er. Dafür ist das Schild weg, wo DKR 180,-- stand weg, und der Automat will jetzt DKR 220,-- für ein 10 m-Schiff. Sportlich.

Wir sind wieder mal alleine hier, beobachten drei Reiher, die sich ständig Revierkämpfe liefern.



Heute sind wir immer noch hier, weil es beim Aufwachen mit Kübeln schüttete und bis jetzt noch nicht aufhört. Hoffentlich reichen die Bücher für den ganzen Sommer.


23. Mai - Orth


Heute ist es uns gelungen, dem Sog der dänischen Südsee zu entkommen. Bei gutem Wind vorbei an Marstal und Bagenkop nach Fehmarn. Ein herrlicher Tag auf See! Etwas störend war auf der Funke das permanente Gequatsche von Todendorf Radio. Man fragt sich, ob die so gerne funken, oder ob wirklich so viele Yachties sich einen Dreck um die Schießzeiten scheren. Egal, wir kamen ja von Nordwest und hatten keinen Stress mit den gelben Tonnen.

Ab jetzt geht es nun wirklich nach Osten. In Orth waren wir schon lange nicht mehr, hat sich aber nicht viel geändert. Abendessen im Piratennest musste schon mal sein. Voll war es noch nicht, aber die Gespräche der Chartercrews an den Nebentischen waren interessant.

Zum Absacker an Bord war dann der Wind komplett weg, ein fabelhafter Sonnenuntergang. Also nix an Bord, stattdessen auf der Bank vor dem Bug.



24. Mai - Klintholm


Es sollte heute einen schönen, kräftigen Südwest geben, und so war es auch "Go east, old woman!". Gedser oder Hesnaes hatten wir angepeilt, je nachdem, wie schnell wir wohl wären.



Bei strahlender Sonne und Rauschefahrt ging's völlig von der Großschiffahrt unbehelligt über das VTG. Viel zu früh waren wir bei der Einfahrt nach Gedser. Also weiter nach Hesnaes. Das lief bestens, aber im Süden bezog sich der Himmel. Wird das was? Nee, zog vorbei. Und dann, 3 Meilen vor Hesnaes kachelt es plötzlich los: 10 m/s, 12, 13, 14! Und das auch noch aus Süd! Nee, das ist ja nun gar nichts für Hesnaes. Großsegel geborgen, und unter Genua alleine in irrer Fahrt nach Klintholm. Da dann noch ein paar Regenschauerchen mitgenommen vor dem Anlegen, und - puuh! Hier sind wir fest, und jetzt gibt es lecker Abendessen: Lammlachse mit Gorgonzolanudeln und Zucchinigemüse.



25. Mai - Klintholm


Und immer noch Klintholm. Heute ist das perfekte Wetter für die Strandspaziergänge, die man hier so gut machen kann. Weiter nach Ystad wollen wir erst, wenn es ein bisschen mehr bläst, damit der Trip nicht ewig dauert. Klintholm ist ja auch schön. Leider hat der Brugsen zugemacht und ist abgerissen, stattdessen gibt es jetzt einen Mini-Brugsen mit drei Regalen und einer Tiefkühltruhe. Groß verproviantieren kann man sich da nicht.

Aber bei den Fischern gibt es immer noch Fisch, dieser hier vor 5 Stunden aus dem Wasser gezogen:



Also gibt's heute Abend Dorschfilet in Meerettichsoße mit Pellkartoffeln. Mmmmh!


28. Mai - Ystad


Das war doch mal ein richtiger Segeltag! Morgens früh los in Klintholm, noch eine Stunde ein bisschen Abdeckung von den Kreidefelsen, und dann mit Nordwest 6 - 9 m/s nach Schweden gebritzt. Nicht viel Sonne, aber trocken. So hätte es eigentlich schon vorgestern und gestern sein sollen, aber es hat permanent geregnet. Habe ich schon erwähnt, dass ich wasserscheu bin?

Hier in Ystad ist noch gar nicht viel los.



International ist es trotzdem schon. Neben der obligatorischen deutschen Hallberg-Rassy-Flotte gibt es die ersten Holländer, Norweger, Polen, Briten und, siehe da, auch Schweden! Die Abendsonne wärmt noch nicht richtig, aber sie reicht, um nicht zu frieren.



Die Wassertemperatur ist übrigens jetzt wieder bei 9° C. Brrrr!!


31. Mai - Ystad


Das waren schöne Tage hier in Ystad.

"Spinnst Du? Es hat zwei Tage geregnet, war lausig kalt, und noch heute Vormittag Pottennebel" "Ja, aber es war saugemütlich mit Windlicht unter der Kuchenbude, einem Glas Rotwein und den Büchern, schön warm auf unseren Schaffellen. Und außerdem hast Du im Skeppshandel endlich deine Unterlegscheibe für den Lümmelbolzen gekriegt." "Ja, stimmt ja auch wieder. Und außerdem war es ja in der Stadt ziemlich windgeschützt und warm."

So isses, alles hat mehrere Seiten.

Der berühmte Skeppshandel scheint unter neuer Leitung zu sein. Die haben jetzt nicht mehr nur Krimskrams (haben sie immer noch), sondern ein richtig gutes Sortiment von Ersatzteilen und Ausrüstung. Der Laden scheint wieder zu funktionieren.





In der Stadt macht immer wieder das Flanieren zwischen den alten Häusern großen Spaß. Hier hat fast niemand Eile.



Aber das gibt es dann eben auch:



Alles vorbei heute Abend. Es ist wärmer, es gibt mehr Löcher als Wolken, und morgen geht's nach Bornholm.


1. Juni - Christiansö


Von wegen Bornholm! Nach Frühstart im Dunst kam dann ein richtig schöner Südwest und scheuchte uns nach Osten. Also Christiansö, wo wir schon 15:00 h waren




Und dann kam Christiansö in Sicht. Ich war dort noch nie, Männe zuletzt als Student, also vor 45 Jahren. Der hatte die ganze Zeit einen Haufen Geschichten zu erzählen von Männern auf Booten ohne Motor und so .



Eine schöne Insel. Haben Soldaten das früher gut gehabt! Herrliche Blumen und ein höllenlauter Froschteich - Paarungszeit.




Wir haben's auch gut. Zum Abendessen Porree in Wermutsauce mit Räucherlachs, und das zum ersten mal im Freien an der Mole!!! Ist das der Sommer?


2. Juni - Utklippan


Morgens werden wir geweckt von Eiderenten, die sich unmittelbar neben der Bordwand unterhalten: "Waaak, wack, wack, waaak ...." An Weiterschlafen nicht zu denken. Also ablegen und los, von nun an Generalrichtung Nord. Ein ziemlich raumer Raumschotskurs, der sich aber noch mit der Genua bewältigen ließ. Und dann taucht Utklippan auf:



Es ist ja allgemein bekannt, dass Utklippan häufig überfüllt ist. Wir finden aber trotzdem ein Plätzchen.



Auf den Inseln haben noch die Vögel das Sagen, im Wasser die Seehunde. Der Gesang der jungen Heuler ist überall bis spät in die Nacht zu hören.



Missachtung der Territorialhoheit der Möven löst augenblickliche Sturzkampfattacken aus. Man geht dann besser wieder - schnell.



Und noch eine Überraschung: Männe hat heimlich einen Cobb-Grill gekauft (Er weiß, dass ich das Grill-Brimborium nicht mag). Aber jetzt werden eben die Steaks heute Abend gegrillt. Schmeckt toll, hätte ich nicht gedacht. Ich habe ihm verziehen.


4. Juni - Kristianopel


In der letzten Nacht noch ein schönes Gewitter, aber ohne Wind. Das macht sich am Morgen bezahlt: Spiegelglatte See. Da reichen 4 m/s aus West, und das Bootchen rennt mit 6 kn los - leider nur bis auf Höhe Sandhamn, und dann dreht der Wind allmählich auf Nord. Kreuzen! Das geht aber in dem glatten Wasser. Und es wird langsam richtig warm, sogar für T-Shirts reicht das.

In Kristianopel ist schon verhältnismäßig viel los, aber alles beim Alten. Der Hafenmeister, angetrunken wie immer, bringt nur 5 Worte zustande. Später ist das Hafenbüro zu, der Hafenmeister stattdessen beim Kaufmann. Kauft zwei Sixpacks.

Abends ist der wenige Wind völlig weg, keine Welle kräuselt sich.



5. Juni - Stora Rör


Das ist einsamer Rekord: 28 Meilen unter Motor! Den ganzen Tag regte sich kein Lüftchen, Spitzenwindgeschwindigkeit 1,9 m/s. Und so schraubte sich dann ein Pulk sogenannter Segelyachten, zeitweise 8 Boote, gemeinsam gen Norden. Kalmar kam in Sicht, und hier bogen alle ab.



Sollen sie sich doch im Ölandshamn um die Liegeplätze kloppen. Uns ist es dort zu voll und vor allem zu laut. Wir fahren weiter unter der Ölandsbro durch, jetzt tatsächlich doch mit Wind und unter Segeln,



nach Stora Rör. Den Tipp hatten wir von Holländern auf Bornholm mal bekommen. Angeblich soll das sehr ruhig und gemütlich sein. Die Einfahrt jedenfalls ist erst mal ausgezeichnet markiert.



Und innen ist wirklich alles sehr nett. Gute Steganlage mit Heckbojen, aber Toiletten etwas heruntergekommen, und Duschen mit Codeschloss und weit und breit kein Hafenmeister. Also duschen auf der Badeplattform, denn: Es ist super warm, es ist Sommer, Wassertemperatur 16° C !! Hurra !!

Und abends geht's dann auf die Bank am Ufer mit Blick über den Kalmar Sund zum Sundowner.



6. Juni - Kiddeholmen


Kiddeholmen ist eine kleine Bucht südlich Oskarshamn. Wir waren hier früher schon mal und waren gespannt auf die sehr enge und trickreiche Einfahrt. Aber erst mal ging's bei mäßig Wind diagonal über den Kalmarsund, vorbei am alten Leuchtfeuer Dämman, das heute ein Luxusrestaurant ist.



Und dann am Ziel DIE Überraschung: Kein vorsichtiges Hereintasten mehr in die Bucht, sondern ganz komfortable kardinale Betonnung der beiden wesentlichen Untiefen und dann noch ein laterales Törchen, durch das man nur durch muss - drin ist man. Sehr schön gemacht.

Damals waren wir in der Bucht alleine, heute sind hier vier Anker- und Bojenlieger. Wassertemperatur 18° C !!. Das artet in einer gewaltigen Bademimik aus.



Und hier ein hochaktueller Nachtrag zu Kiddeholmen. Die erwähnte Betonnung ist nämlich vom SXK ausgelegt worden, und zwar vor drei (!!!) Wochen. Jetzt haben sie den Plan dazu veröffentlicht. Hier isser:



8. Juni - Figeholm


Figeholm ist unser Standardhafen für die Umrüstung des Schiffes. Abgesehen davon ist es ausgesprochen hübsch.



Der komische Katamaran auf dem Bild ist übrigens ein Behindertenboot, mit dem jeden Nachmittag Behinderte und alte Leute mit ihren Rollatoren in die Schären gefahren werden und zu den Seehunden.

Ab jetzt ist Schärensegeln angesagt. Also haben wir gestern erst mal die Genua abgeschlagen, sauber und vor allem schön trocken (ja, das war sie) in der Vorpiek verstaut. Stattdessen kam die Selbstwendefock dran. So, und außerdem der ganze Haushalt: Einkaufen in dem immer noch nicht besser gewordenen COOP-Laden, Wäsche waschen die Menge, Betten neu beziehen. Uff! Figeholm hat übrigens exzellente Waschmaschinen und Trockner.

Heute kam dann noch das Schlauchboot dran, das bisher unter den Vorschiffskojen schlummerte. Schwimmt jetzt tatenhungrig hinter unserem Heck. Wir waren übrigens nur eine von 4 Crews, die hier ihr Schlauchboot aufpumpten.



Also ab jetzt los in die Schären! Ankergeschirr ist klar, Heckanker auch, Bojenhaken - auf geht's!


9. Juni - Bredvik (Skavdö)


Heute soll's 9 - 13 m/s geben aus Süd. Da lassen wir mal schön die meisten Plünnen unten und laufen nur vor der Fock da hoch. Vorher aber bewundern wir noch die diesjährige Fruchtbarkeit der Gänse im Hafen:



Unterwegs gibt's dann erst mal wieder die vertraute Aussicht auf die Blå Jungfrun im Kalmarsund



und auf den ersten der ab jetzt so typischen kleinen Leuchttürme



Das hier ist übrigens nicht die Heckwelle eines Motorbootes. So sehen diese hundsgemeinen, nur handbreit überspülten Felsen in der Wasserlinie aus, die die Schweden "Bränning" nennen.



So, Ziel war eigentlich die Bucht bei Stora Vippholmen, wo es schöne Mooringbojen des SXK für seine Mitglieder gibt (was ich ja bin), aber wie wir da rein kommen, hat der Wind auf Südwest gedreht und aufgefrischt und steht jetzt mit vollen 12 m/s durch die zweite Einfahrt. Nee, das hier ist zu ungemütlich. Also fahren wir weiter zwei Meilen nach Norden und dort in die Bredvik zum Ankern. Die Bucht ist dreiseitig völlig zu und hat guten Ankergrund. Hier ist es nett. Ein Deutscher liegt noch vor Anker, ein Schwede auch und ein weiterer Schwede mit einem alten Motorsegler hat an Land festgemacht. Und als der Wind ein bisschen nachlässt, noch eine kleine Tümpelrunde mit dem Schlauchboot, Beine vertreten an Land - Jetzt gibt es Abendessen.


11. Juni - Västervik


Noch mal ein Rückblick auf die letzte Ankerbucht:



Und jetzt gemächlich nach Västervik. Das ist nicht weit und eigentlich müssen wir noch nicht wieder in eine Stadt. Aber bei uns zu Hause sind Bürgermeisterwahlen, und wir haben uns die Briefwahlunterlagen nach Västervik ins Tourist-Büro schicken lassen. Mal sehen, ob das geklappt hat.

Von weitem ist die Einsteuerung nach Västervik schon erkennbar an der monumentalen Sparö-Bake.



12. Juni - Västervik II


Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte:



Außentemperatur 12° C. NE 12 m/s.

"Krieg ich meinen Morgenkaffee an's Bett?"


13. Juni - Västervik III


Es kachelt nicht mehr, dafür Vollflaute, und rings um uns herum grummeln immer mal wieder ferne Gewitter.

Da gehen wir lieber mal der Frage nach, wo denn gestern Abend trotz Sturmgeheul die gute Rockmusik herkam. Schien von dem nahen Campingplatz zu kommen. Und beim Näherkommen wird das Donnern schwerer Motorräder immer lauter, weil - auf diesem Campingplatz an diesem Wochenende das größte schwedische Bikertreffen ist. Der ganze Campingplatz ist voll mit riesigen Maschinen: Harleys, Indians, vereinzelt Gold Wings, und dazu die absolut passenden Typen in noch passenderem Outfit.




Und heute Abend machen die Herrschaften ein kleines Rockkonzert. Da gehen wir hin, das wird nett.


15. Juni - Stora Askö


Also heute denn mal los. Raus aus der Bucht, Segel setzen, ab nach Norden. The same procedure as yesterday. ????? Ja, gestern haben wir das genauso gemacht, nur draußen im Hauptfahrwasser sah es ein bisschen nach Seenebel aus, dann kamen auch Nebelschwaden von Land her, und dann war der, der uns gerade unter Maschine in Brassfahrt überholt hatte, plötzlich weg - keine 100 m von uns! Da war in Minuten eine superdicke Suppe aufgezogen, Sicht stellenweise 4 Bootslängen. Kehrt marsch! Zurück nach Västervik. An Navigation im eigentlichen Sinne war nicht mehr zu denken, da half nur noch der Plotter, Langsamstfahrt und das Nebelhorn. Eine Stunde später waren wir wieder fest und der Nebel ging den ganzen Tag nicht weg. In Stadtnähe war er nur ein bisschen dünner.



Erstaunlich, wie viele Boote uns in dieser Suppe mit 6 - 7 kn entgegen kamen, teilweise mit AIS, alle aber ohne Beleuchtung oder Nebelsignale. Wird ja schon keiner kommen, gelt?

Heute aber ging das richtig super nach Norden. Und an der Westseite von Stora Askö haben wir eine schöne Bucht gefunden mit einer Boje des SXK. Ein sehr ruhiges Plätzchen.



17. Juni - Snedskär


Das war wirklich eine ruhige Gegend gestern Nacht. Kein Motorboot kam vorbei, auch beim Frühstück fährt niemand draußen rum. Scheint eine wenig bewohnte Gegend zu sein. Nur ein Adler - der erste in diesem Jahr - schraubt sich langsam über der Bucht in die Höhe.

Dann los von der Boje und zurück in's Hauptfahrwasser. Da sind auch die Kollegen wieder, allerdings ist der Wind erst mal für eine Stunde weg.



Später fahren wir durch ein Flachgebiet, das von annähernd 100 Schwänen besiedelt ist. Einige von denen geben uns kurze Zeit das Geleit.




Schließlich öffnet sich das enge Gewässer wieder, und hier steht die Kaiserin aller Tonnen, die gekrönte "Kajsaren".



Nicht mehr weit von hier nach Arkösund und zu unserem Ziel, dem Clubhafen des Bravikens Batklub.


18. Juni - Snedskär II


Wir bleiben hier. Dieser Hafen ist so nett und seine Besitzer.



Abends sitzt man beim Clubhaus zusammen und es wird viel getratscht, vor allem über das "Woher-wohin". Schweden, so erfahren wir, segeln gerne nach Süden, vornehmlich nach Bornholm, wenn's geht aber auch bis Rügen oder Dänemark. Hier im Club haben sie ein "schwarzes Schaf", das immer nach Finnland will und das auch tut. Früher waren das zwei, aber der andere Mittäter (er sitzt mit am Tisch) kann nur noch mit Krücken laufen und bewohnt sein Schiff nur noch am Steg.

Der Weg von Land zu dem Hafen ist ein bisschen aufwändig. Da er auf einer Schäre liegt, muss man erst mal die Fähre nehmen.



Und abends geht's in die beste Sauna, die wir kennen:



20. Juni - Äspskär


Heute müssen wir uns losreißen von unserem Lieblingshafen (einer von ....). Unter Motor geht`s erst mal die zwei Meilen nach Arkösund, Diesel und Wasser tanken. Und dann los nach Norden durch das Schärenfahrwasser. Die ganze Zeit sieht man gleichzeitig das alte Atomkraftwerk von Norrköping und das Stahlwerk von Oxelösund. Beim Näherkommen stinkt das auch ein bisschen, aber dann sind wir vorbei.

Der Wind ist freundlich und nimmt allmählich zu, zum Schluss müssen wir allerdings noch kreuzen, was aber dank Selbstwendefock unproblematisch ist. Und dann ziehen blitzartig im Westen wüsteste, dunkelste Wolken auf. Also nix mit Ringsön als Ziel, wie geplant, sondern ratzfatz in die nächste geeignete Ankerbucht. Das ist bei Äspskär, einem Inselgewirr östlich von Oxelösund. Wie wir reinkommen liegt da schon ein Schwede an einer SXK-Boje, und hinten in der Bucht ankert doch tatsächlich die Marine.



Bei genauerer Betrachtung handelt es sich bei diesem Panzerkreuzer aber um eine holländische Motoryacht. "Suum cuique" sagt der Lateiner (zu Deutsch: "Das Schwein quiekt")



Schnell die Segel aufgetucht, alles an Deck fertig gemacht, Luken zu und runter. Aber der erwartete Gewitterregen entpuppt sich als halbstündiges Getröpfel, danach wieder Sonne.

Die Bucht ist ausgesprochen nett und hat viele Ankermöglichkeiten und Stellen, wo man am Felsen anlegen kann. Von Schweden haben wir erfahren, dass sie inmitten eines riesigen Naherholungsgebietes liegt. Tatsächlich laufen da manchmal Leute rum, und einige Inseln sind mit Hängebrücken verbunden.



Weil für die Nacht Winddrehungen um 180° angesagt sind, machen wir nicht am Felsen fest, sondern schnappen uns die zweite Boje. Und kurz nach dem Abendschwimmen geht das mit dem Wetter doch schon wieder los:



21. Juni - Trosa


Kaum waren wir in der Koje gestern, da ging ein saftiges Gewitter los und blieb fast eine Stunde. Blitz - Donner - Regengeprassel. Aber kaum Wind. Seltsam.

Am Morgen war alles vorbei, schönster Sonnenschein, gemütliches Cockpitfrühstück. Auf den Felsen sah man das Werk des Regens: Die traurigen, verschrumpelten Rentierflechten von gestern hatten sich zu dicken Büscheln aufgeplustert.



Los ging's gen Nordosten, vorbei an zahllosen Schären, dem netten kleinen Lotsenhäuschen im Sävosund



bis in die engen Gewässer vor Trosa. Die Einsteuerung nach Trosa ist nicht schwierig. Als erstes sieht man mittig im Fahrwasser eine Insel mit toten Bäumen.



Auf die muss man immer zuhalten, bis sich steuerbords die Pappelalle nach Trosa rein öffnet.

Diese Insel war früher völlig in Ordnung. Wir haben einen Einheimischen gesprochen, der dort als Junge Abenteuerspiele gemacht hatte. Dann kamen vor etwa 7 Jahren die ersten Kormorane, jetzt ist es eine Kormorankolonie mit rund 600 Vögeln, die dort alles totscheißen. Die sind aber geschützt und niemand darf etwas gegen sie unternehmen.

In Trosa selbst ist wie so oft nicht gebaggert, wir bleiben 5 m vor dem Steg erst mal stehen. -0,4 m auf dem Echo. Mit Maschine dann reingeschoben, und das Schiff rührt sich nicht mehr. Vorleinen sind eigentlich überflüssig. Trosa hat übrigens keine Heckpfähle mehr, sondern nur noch Bojen. Und zwei Drittel der Liegeplätze sind für Dockspot reserviert. Richtig angenehm finden wir das alles nicht, aber das Städtchen ist schön.


21. Juni - Midsommar


Midsommar ist in Trosa! Alles läuft gemächlich zum Museumshof, dort gibt es Kaffee und Kuchen, Musik und das Absingen und –spielen bekannter alter Kinderlieder. Von der Urgroßmutter bis zum Neugeborenen ist alles da, wenn die „Stang“ gesetzt wird.



Und natürlich dürfen die Blumenkränze der Frauen und Mädchen nicht fehlen.



Auch der Götakanal-Dampfer Juno hat festgemacht und ist festlich geschmückt.



22. Juni - Luftkrieg über dem Yachthafen


Gemütliches Teetrinken wird unterbrochen. Lautes, vielstimmiges Mövengeschrei. Ein Adler kreist über der Bucht.



Nein, es sind gleich vier, die in verschiedenen Höhen und mit verschiedenen Richtungen die Möven verwirren. Die sind in heller Aufregung und greifen wie die Stukas immer wieder an - daher das Geschrei.


23. Juni - Norrviken


Norrviken? Welches Norrviken? Davon gibt's mehrere Dutzend.

Wir sind in der Norrviken knapp südlich von Södertälje. Von hier kann man schon die Hochspannungsleitung bei der Schleuse sehen.



In Snedskär hatte uns ein Schwede erzählt, dass nach Mittsommer alle aus dem Mälaren durch Stockholm raus in die äußeren Schären fahren. Der Mälaren sei im Sommer also ziemlich leer. Das wollen wir ausprobieren. Und jetzt sind wir in einer guten, sehr flachen Bucht am Anker, vom Ufer interessiert beäugt.



Mit dem Dinghi sind wir noch an Land gepaddelt, um auf den hohen "Berg" dort zu steigen. Das gab eine Überraschung. Auf dem Berg finden sich die Reste der "Trindborgen", einer Befestigungsanlage der Vikinger. Zahllose Stein- und Erdwälle umgeben die Kuppe des Berges. Die Stelle hatten sich die Herren perfekt ausgewählt, denn von hier konnten sie die engste Stelle der Zufahrt zum Mälaren und damit nach Birka kontrollieren. Und nach Birka fahren wir morgen.


24. Juni - Slandö Kalv


Nix war's mit Birka, stattdessen sind wir in Slandö Kalv, dem Uthamn des Södertäljer Segelclubs. Und das kam so:

Bis zur Schleuse in Södertälje waren es nur wenige Meilen, und außerdem ging es nur genau gegenan. Also musste der Jockel arbeiten. Die Schleuse ging ziemlich bald auf und wir kamen zügig durch. Allerdings: Der ganze Kanal und die Schleuse sind eine riesige Baustelle. Kilometerlange (tatsächlich) neue Spundwände sind gerammt, Betonpiers neu angelegt, in der Schleuse darf nur die Westseite benutzt werden - Ostseite Baustelle. Dass es ganz gut ist, hier mal ein bisschen was neu zu machen, sieht man an den Schleusentoren, die noch alt sind:



Aber dann sind wir draußen im Mälaren, im Süßwasser (!!) und können segeln. Sofort tauchen die typischen kleinen Inselchen auf, wo die Vegetation bis tief runter zum Wasser steht.



Aber unser Wind macht überhaupt nicht mit, und es geht erst mal ans Kreuzen. Dann kommt Birka in Sicht, und: "Schau doch mal mit dem Glas. Was ist das denn da großes weißes vor Birka?" Zwei Ausflugsschiffe und eine Horde von Menschen. Sowas liegt uns ja gar nicht. Und wie es der Zufall will sehen wir westlich von uns in einem schmalen Sund kurz einige Boote liegen. Ist das etwa ein Hafen? Ist es (siehe oben). Nix wie Segel runter und da rein. Ein sehr schöner Platz. Liegeplätze an einer Steinmole oder an einem Steg, mit Bojen oder Heckanker. Sogar Strom und Wasser haben die. Angekommen!



25. Juni - Mariefred


Geschlafen wie in Abrahams Schoß. Morgens fast kein Wind, aber wir fahren los gen Westen. Wir wollen nach Mariefred. Nach gut einer Stunde kommt dann Wind, wird stärker. Zum Schluss müssen wir mit Südkurs wieder gut kreuzen, was aber in diesen reinen Gewässern sehr gut geht. Dann noch einmal umme Ecke, und da liegt Schloss Gripsholm vor uns.



Der Yachthafen liegt direkt gegenüber, aber da machen wir nicht fest. Es gibt noch Wasser und Batteriestrom satt, also gehen wir an die dortige SXK-Boje. Von da aus mit Dinghi an Land, um mal wieder im Grafikenshus (eine sehr schöne Kunsthalle) rumzustöbern -. aber wir finden es nicht. Es war doch ganz hier in der Nähe! Straße rauf, Straße runter - nirgends ist diese riesige Scheune zu finden. Also fragen wir. "Wisst ihr das nicht? Das ist dich vor vier Jahren abgebrannt. Jetzt ist es wieder eröffnet - in Södertälje." Mist! Also ersatzweise Schlossbesichtigung. Auch ganz schön.


27. Juni - Rastaholm


Jetzt hat's erst mal gegossen, dann gekachelt, dann war der Wind weg bis in die Nacht.




Heute Morgen dagegen wieder satter Nord, es ist lausig kalt, und alles bricht auf in Richtung der Schleusen.



Wir fahren nach Rastaholm, und siehe da, es ist wirklich sehr nett. Ein Clubhafen, in dem aber offenbar keine reichen Leute Mitglieder sind. Alles ältere Boote, kleinere Boote. Nix mit 42 Fuß oder edelster Orust-Bau. Angenehme Umgebung.

Hierher gehört auch eine Segelschule, die im Moment 30 Kinder ausbildet. Gegen 17:00 h kommen die zurück mit fröhlichem Geplapper und Geschrei. So bildet man Nachwuchs!



28. Juni - Nacka Strand (Stockholm)


Jetzt geht's wieder nach Osten und raus aus dem Mälaren. Windgeschwindigkeiten immer über 10 m/s aus West lassen ausreichende Geschwindigkeiten nur mit der Fock zu. Die Umgebung erinnert uns an ein junges schwedisches Seglerpaar vor einigen Jahren, die uns sagten "Wir segeln so gerne im Wald". Die würden hierher passen.



Der Gegenverkehr sieht auch ganz nett aus:



Dann aber geht's los mit Brücke, Klappbrücke, Schleuse.



Vor uns musste erst noch ein Frachter durch, wir bekamen den nächsten Schleusengang. An die Zeiten, die so in Handbüchern stehen, hält sich hier niemand. Alles wird über Laufschrift verkündet. Und da steht auch, dass die Schleuse am 30.6. wegen einer Regatta geschlossen bleibt. Uups! Was mag das sein? Egal, jetzt erst mal schleusen. Im Gegensatz zu den Brücken müssen hier auch die Motorboote durch, und das sind viele. Benehmen sich, als wären sie alleine. Rempeln hier, rempeln da, als die Schleuse wieder aufgeht brettern die hintersten schon mal an allen vorderen vorbei .....

Wir gucken noch mal auf den Plotter, und da sehen wir eine Unmenge von AIS-Klass B-Signalen in allen Häfen der Stadt. Und jetzt klingelt's. Hier wird doch immer das Rennen Gotland Runt gestartet! Der 30. ist übermorgen. Au weia!

Wir versuchen erst gar nicht, dort einen Platz zu kriegen, biegen gleich rechts ab und fahren nach Nacka Strand, einem klitzekleinen Hafen kurz vor der Ölpier. Hier ist es bis auf die hämmernden Bässe von Djurgarden ruhig.



Die Mitbewohner hier sind Nonnengänse, nicht so am Segeln interesiert.



29. Juni - Kalviken


Morgenstund hat Gold im Mund - Wir legen schon um 08:00 ab und machen uns auf den Weg nach Osten. Wind mal da, mal nicht - macht nix, wir ham's nicht eilig. Aber die Anderen! Alle 5 Minuten kommt ein Wasserbus der Vaxholmsbolaget vorbei. Die machen einen unglaublichen Schwell, da steht kein Segel mehr. Kaum ist der weg, kommt eine mehr oder weniger große Motoryacht entgegen oder überholt - mit Full-Speed natürlich. Zur Abwechslung dann mal eine Silja- oder Viking-Fähre, dann wieder die Vaxholmsbolaget und auch mal Eine Donzi (stand drauf). Da hab ich mal gegoogelt: Die haben so 7 Liter Motoren und liefern 900 PS, natürlich nur ohne Schalldämpfer X(

Ergebnis: Es laufen bei wenig Wind ständig Kreuzseen von min 1/2 m durch das Wasser. Das ist nicht schön. Schnell weg hier, aber das Ganze bleibt so bis Vaxholm. Hier isses:



Dort kommen auch noch die Fähren dazu.

Danach wird's ruhiger, die Fahrwasser enger. Eine kleine Regatta mit dem hier wird auch möglich:



Was soll ich sagen, aber die alten Leute haben doch tatsächlich gewonnen.

Schließlich Aufatmen in unserer Bucht am Nordufer von Svartsö. Der Steg des Clubholmens, an den wir wollten, ist zwar schon rappelvoll, aber hier kann man sehr gut ankern. Machen wir.



Quintessenz des heutigen Tages: Man sollte nicht am Samstag oder Sonntag mit einem Segelboot in die Gewässer zwischen Stockholm und Vaxholm.


2. Juli - Malma Kvarn


Hier sind wir immer noch. Ein netter Hafen, der sehr dadurch gewonnen hat, dass der früher hier tätige überhebliche Restaurantpächter das Handtuch geworfen hat. Seither gibt's hier keine überkanditelte Kundschaft mehr mit übermotorisierten Booten. Ruhe ist eingekehrt. So sieht der vordere Teil des Hafens aus:



Weiter hinten passen dann nochmal so viele Boote rein.

Und so das etwas anders designte Hafenklo:



Vorgestern noch vor dem "Anker auf" sagte das Barometer, dass da was kommt und fiel weiter. Bis heute sind das 20 hPa. Dasselbe sagte der Wetterbericht dann auch, und deswegen haben wir uns diesen sicheren Hafen gesucht. Die Entscheidung war richtig, denn nach einem Sauseritt mit etlichen Kreuzschlägen hierher legte der Wind dann auch saftig zu bis auf 13 m/s. Alles aber bei strahlendem Sonnenschein. Was macht man in einem Hafen mit drei Waschmaschinen an so einem Tag? Große Wäsche!



Und heute kam dann der Wahrheitsgehalt eines alten Seglergedichts wieder hervor:

"Da zieht ein neues Wetter auf, die Wolken türmen sich zu Hauf, es regnet ohne Unterlass und alle Schafe werden nass."

Zu Deutsch: Sauwetter, Kuchenbudenwetter, Kakaowetter, Lesewetter.

Nach dem Regen sah der schöne Badesee im Hinterland aber immer noch gut aus. Süsswasserschwimmen - Mmmmh!



3. Juli - Mörkviken (Fjärdlang)


Weit wollten wir heute nicht, weil für den Nachmittag Regen angesagt war. Und generell für die nächsten Tage nördliche Winde, also fahren wir nach Süden. Ziel ist die Insel Fjärdlång östlich von Dalarö. Da gibt's schöne Buchten. Von Hafen haben wir erst mal genug.

Diese Wolken unterwegs



sagten uns aber, dass sich da was zusammenbraut, bevor wir am Ankerplatz sind. Und so war es auch: Ein saftiges Gewitter. Der Wind drehte um insgesamt 240° und zurück, Windgeschwindigkeiten von 0 - 11 m/s. Und dazu Regen, Regen, Regen. Also nicht mit Heckanker an die Felsen, denn die sind bei Nässe super-rutschig. Lieber ankern im Mörkviken, der großen Bucht im Norden der Insel. Und als die Sonne wieder rauskommt, ist es hier super gemütlich, alleine mit einem einzigen Motorboot.



Ein kleiner Fels ist besonders hübsch bewachsen, und am Ufer grasen die Schafe.




Sagte ich "alleine mit einem einzigen Motorboot"? Gerade eben läuft noch eine finnische HR ein und ankert neben uns.


4. Juli - Nynäshamn


Joi, das war ja heute bilderbuchmäßig. Anker auf und außerhalb der Bucht Segel setzen. Strahlende Sonne, 6 m/s. Letztere leider aus Südwest, und wir wollen nach Nynäshamn zum Einkaufen. Also kreuzen, was aber nix macht mit dem neuen Großsegel und der Selbstwendefock. Außerdem sind etliche lange Beine dabei. Dann kommen die ersten Wolken, im Osten weiß, im Westen schwarz. Dann nimmt der Wind zu, erst Reff I, dann Reff II (mehr haben wir nicht), und so brettern wir mit fast 7 kn bei 12 m/s gen Nynäshamn. Hinter uns gehen einige Schauer runter, treffen uns aber nicht. 4 Stunden brauchen wir nur bis zum Ziel.

Dort sicher am Fingersteg vertäut heißt es erst mal, alle Reffs wieder rausziehen, Segel verpacken, Schiff klar machen. Nach und nach treffen immer mehr Boote ein, bald ist Nynäshamn so voll, wie wir es noch nie gesehen haben. Denn: Es kommt Wetter, und wie! Alles will sich hier verkriechen - wir auch.

Dauerregen !! 13 m/s !! 12° C Wassertemperatur !! 12° C Lufttemperatur !! Was soll das? Und morgen soll das noch schlimmer werden !!


5. Juli - Nynäshamn


Hier noch ein Bild vom Auslaufen aus der Ankerbucht in Fjärdlång. Da war nämlich plötzlich die Marinesegelschule um die Ecke. Pünktlich um 07:00 war da Antreten und Appell im Wald. Süß.



Aber in Nynäshsamn jetzt, also nee! Es kachelt wie blöde, ein Schauer nach dem anderen. Zum Einkaufen geht das gerade mal in einer Regenpause. Der COOP oben in der Stadt ist wirklich gut und hat eigentlich alles. Aber dann regnet's wieder und ausnahmsweise mal Wind mit 15 m/s.

Aber dann, am späten Nachmittag:

"Da wird das Wetter wieder schön, die Sonne scheint von Bergeshöhn, der Schäfer spielt auf der Schalmei, das schlechte Wetter ist vorbei."



Da werden auch die ersten Schäden von dem Rennen "Gotland runt" reingeschleppt. War wohl ein bisschen hart.



6. Juli - Raviken (Ringsön)


Na, wer sagt's denn! Geht doch! Heute morgen zwar lausig kalt, aber keine Wolke. Und der Wind sogar aus der richtigen Richtung.

Wir verlassen das umtriebige Nynäshamn Richtung Süden, biegen aber gleich wieder nach Westen ab in das enge Fahrwasser nördlich Järflotta. Dort gibt es eine wunderschöne Landschaft, leider gespickt mit einigen kitzligen Durchfahrten. Die kitzligste ist der Dragetskanal. Nur 100 m lang, aber auch nur 5 m breit und 2 m tief. Oben greifen Baumäste nach den Salingen. Ein spannendes Erlebnis:



In den hier versteckten Gewässern gibt es sehr gepflegte Höfe am Ufer. Der kleine Felsen davor ist aber schon mal wieder von Kormoranen ruiniert.



Auf der Weiterfahrt, kurz nach der Passage südlich Ankarudden, erhascht man dann noch einen Blick auf den berühmten Leuchtturm Landsort.



Und ab jetzt geht es mit zunehmendem Wind und einem leichten Schrick in den Schoten ratzfatz nach Ringsön, unserem Ankerziel für heute. Jetzt sind nämlich 10 m/s aus Süd und heute Nacht sollen das 12 m/s aus Nord werden. Die entsprechenden Wolken hängen schon über dem Festland. Nur das Barometer rührt sich den ganzen Tag nicht.

Raviken, eine der Buchten im Ringsön-System, erweist sich dann als sehr geeignet, der Anker fällt, Ruhe im Schiff. Im Laufe des Nachmittags kommen dann noch 6 schwedische Ankerlieger, ein Finne und eine deutsche Motoryacht, die mit Hilfe von Bug- und Heckstrahlruder ankert, allerdings nicht mit Buganker und Kette (was er hat), sondern mit Heckanker an einer geschätzt 50 m langen Leine.


8. Juli - Nyköping


Hier wollten wir ja nie hin und hier waren wir auch nie. Aber ein kleines Familienereignis zu Hause muss gebührend gefeiert werden, und deswegen nutzen wir den Flughafen Skavsta und fliegen morgen erst mal mit RyanAir nach Germany. Boot bleibt hier im sicheren Fingersteg, Sonderpreis mit Hafenmeister ist ausgehandelt. Segelpause.

Gestern ging's aus unserer Ankerbucht mit Rasefahrt und nur Vorsegel hierher. Anleger geschätzt 1,5 min vor dem ersten kräftigen Regenschauer - Ätsch!

Peinlich, peinlich noch in unserer Ankerbucht am Morgen: Ein Schlauchboot löst sich von einem der einheimischen Boote und paddelt zu dem Motorkreuzer mit der langen Achterleine. Das Gespräch konnten wir genau verfolgen, denn der Motorkreuzer war bei der kräftigen Winddrehung über Nacht auf etwas mehr als eine Bootslänge an uns herangeschwojt.

Warum er denn keine Gastlandsflagge gesetzt hätte, fragt der Schwede. - Was er denn meine, die Antwort. - Eine kleine schwedische Flagge steuerbords im Mast gesetzt. - So etwas habe er nicht. - Ob er denn keinen Respekt vor seinem Gastland hätte? - Keine Antwort, geht unter Deck.

Und wir haben die selbe Nationale am Heck wie der. Au weia.

Übrigens: Nyköping ist überraschend nett. Ein richtig hübsches Städtchen.


12. Juli - Langö


So, wieder an Bord und zunächst in Nyköping. Dort liegt man ja im Yachthafen direkt neben der Rennstrecke für Kanuten.



Interessant zu sehen, wie da die Jugend trainiert wird. Die sind durchaus schneller als unsereiner. Das Trainingszentrum haben die hier, weil in den frühen Nachkriegsjahren einer aus der Stadt mehrere Medaillen bei Olympia im Kajak gewonnen hat.

Auch interessant in der Stadt ist das Oldtimermeeting - eine Augenweide! Wenn man sich heutiges Autodesign dagegen ansieht -- ein einziger Graus (mit wenigen Ausnahmen).





Und danach geht's dann heute los, wieder in die freie Natur. Aus Nyköbing muss man wegen der engen Baggerrinne rausmotoren. Es entsteht eine Art Prozession wie in der Schlei:



Und dann im freien Wasser sehr schönes Aufkreuzen wieder nach Ost, knappe Anlieger in engsten Gewässern, und dann unser schöner Ankerplatz nördlich Langö. Ganz alleine in einer kleinen Bucht. Der Trouble in Nyköping war auch langsam ein bisschen viel.


13. Juli - Västerfjärden (Ringsön)


Nach dem Anker-Auf heute Morgen ist draußen im Fahrwasser echt was los. In 200 m-Abstand fahren die Boote in beide Richtungen. Jetzt ist Sommer, die Schweden frieren endlich nicht mehr, und außerdem ist Wochenende. Mal sehen, was an den Liegeplätzen so los ist.

Viel ist los. Aus einer Bucht nach der anderen fahren wir wieder raus, weil die überfüllt sind. Zum Schluss mal nach Ringsön reingesehen, aber da muss man zuvor die Segel bergen. Kaum haben wir die unten und steuern auf die Einfahrt zu, da kommen von rechts drei Rennboote mit Höchstgeschwindigkeit. Keine Gefahr, die sind viel zu schnell. Aber dann kommen immer mehr von den Dingern zwischen den Schären hervor, alle mit irgendwelchen Startnummern - ein Offshore-Motorbootrennen! Ist schon mal jemand mit 5 kn durch ein Motorbootrennen mit 35 kn durchgefahren? Und die hatten alle Wegerecht! Hätten wir bloß noch die Segel oben!

Und auch am Felsen in Ringsön passt keine Maus mehr zwischen die Boote.



Also schlagen wir einen kleinen Haken in die große Bucht Västerfjärden, wo man perfekt ankern kann. Da ist Platz - vorläufig sind erst zwei Boote da. Wir liegen dicht unter Land, und in dem Wald kann man wunderbar spazieren gehen, wenn man auf die Hundehaufen aufpasst.



Gegen 17:00 h sind aus den drei Booten 35 geworden, aber es ist nicht zu eng. Das passt hier.

Später ankert vor uns noch eine HR 44 mit zwei Leuten an Bord und einem Hund. Der Hund muss Gassi an Land, dazu wird das Beiboot klar gemacht. Das hängt an Davits und wird erst mal weggefiert. Dann wird der AB mittels Kran zum Boot heruntergelassen und dort montiert incl. Probelauf. Und dann, dann wird das Bootchen wieder elektrisch mit den Davits hochgezogen, der Hund steigt zu ebener Erde ein, wird wieder samt Boot weggefiert, dann kommt Herrchen, und dann geht's los. Selten so viel geschmunzelt. Maritimer Lifta für den Hund. Reisen bildet.


15. Juli - Snedskär (once again)


Schöner, schöner Segeltag heute. Gestern Abend gab es noch einen herrlichen Sonnenuntergang in Ringsön.



Und dann ging's heute Morgen erst mal gaaanz vorsichtig los bei 2 m/s, dann immer mehr Wind und zum Schluss Brassfahrt bei 8 m/s. Wir wollen wieder nach Südwest, also den selben Weg zurück durch die engen Fahrwasser hier. Stendörren ist so eine Enge, da kommt es wirklich darauf an, dass man diesen Zick-Zack-Kurs, der dort erforderlich ist, auch anliegen kann. Konnten wir. Dieses Entenhäuschen mitten im Wasser ist übrigens keines, sondern das Stendörren-Leuchtfeuer.



Mit Leuchtfeuern nehmen die es hier in Sörmland sehr genau - an jeder Ecke steht eins. Die sind sogar beschriftet wie Bahnhöfe, weil sie alle gleich aussehen.



Der Wind nimmt nicht nur zu, sondern dreht auch immer so geschickt, dass wir fast die ganze Strecke als Anlieger fahren können. Ganze zwei Kreuzschläge sind nötig. Im Vorbeifahren ein Blick auf einen der typischen Uthamns der schwedischen Segelclubs, hier Broken:



Und wenig später ein Blick auf die Gegend, in der das Geld zum finanzieren der vielen Yachten verdient wird. Das Stahlwerk von Oxelösund.



Und von hier aus pures Schärensegeln bis Snedskär. Dort wollen wir uns verkriechen, denn die Wetterfrösche haben für morgen und übermorgen viel Regen angekündigt. Am Abend beim Clubhaus oben nettes Grillen mit zwei schwedischen Familien. Bei uns gibt's Schweinelendchen im Schinkenmantel mit Grillgemüse und Bratkartoffeln. Die Schweden erzählen, dass sie am liebsten nach Süden fahren, wenn's geht mindestens bis Bornholm. Stockholmer Gegend sei zu voll. Na ja, in der Saison, sonst ja nicht.


15. Juli - Immer noch Snedskär


Heute morgen ist es noch trocken. Vorsichtshalber die Kuchenbude aufgebaut, dann mit den vereinseigenen Fahrrädern über die kleine Fähre und über die Waldwege zum Haus einer jungen Familie gefahren, die viele Hühner haben, also auch viele Eier. Die mussten den Hühnern unter dem Hintern weggeklaut werden. Auf dem Rückweg noch ein paar Feldblumen gepflückt (sowas gibt's in Schweden), und dann rasch zurück. Es wurde schwarz im Westen.

"... die Wolken türmen sich zu Hauf, es regnet ohne Unterlass und alle ...", aber das hatten wir ja schon. Im Regen sieht unser Blumenstrauß besonders schön aus.



Und dann zur Sauna, Holz hacken, Feuer anzünden - urgemütlich. Aber das hatten wir ja auch schon.


17. Juli - Vrangö (Ostschweden)


Gestern hatten wir noch viele nette Gespräche mit anderen Seglern im Hafen. Alle duckten sich unter dem Dauerregen, keiner wollte weiter. Ganz anders heute.

So, jetzt aber los. Heute soll's nicht regnen. Trotzdem ist alles grisegrau unter einer geschlossenen schwarzen Wolkendecke - eklig. Ich erspare mir Fotos. Wir müssen auch noch Diesel tanken und Wasser, das dauert. Deswegen kurzes Etappenziel: Vrangö. Ist nur 10 sm weg. Es geht gleich östlich Arkösund wieder nach Südwest in einen breiten, tiefen Sund. Kann man gut segeln. Hier geht's nach Mem und zum Göta-Kanal. Keine Angst, da fahren wir nicht hin. Unsere Ankerbucht liegt an der Nordseite der Insel Yxnö. Sie ist sehr gut geschützt gegen alle Windrichtungen, aber das brauchen wir nicht. Der Wind schläft komplett ein.

Und dann - große Überraschung - reißen die Wolken doch auf und es gibt eine herrliche Abendsonne.



18. Juli - Stugvik


Aufwachen, Kaffee kochen, Rundumblick: Vollflaute. Ein Adler kommt ohne Beute nach Hause. Morgenschwimmen in der Bucht, wo wir alleine sind. Irgendwann nach dem Frühstück gehen wir doch Anker auf - ein Motorboot (wir) verlässt die Bucht.



Eine Stunde später gibt's dann aber doch Wind, und zumeist hoch am Wind geht es nach Süden. Es sind Massen von Booten unterwegs, drei Viertel davon Richtung Norden. Wir wollen uns mal den kleinen Lotsenhafen Häradskär ansehen. Fehlanzeige. Der ist so klein, da können wir gar nicht drin manövrieren. Also weiter wieder etwas landeinwärts nach Stora Alö, und dort in die Stugvik, wo ein kleiner Anleger des SXK liegt. Auch voll, aber wir erhaschen noch die letzte Heckboje. Alte Bekannte sind auch schon da - ein Ehepaar aus Berlin mit einer vor Jahrzehnten selbst gebauten Hiddensee, mit der sie Skandinavien bereisen. Die sind schon viel weiter gekommen als wir.



19. Juli - Väggön


Es ist Südwind, wir fahren wieder nach Norden (faul, wie wir sind). Diesmal das innere Fahrwasser, wo die Inseln schon komplett bewachsen sind. In der Ferne nach Westen sieht man Fyrudden mit seinem Wald von Flaggenmasten, in der Ferne nach Osten eine Wand von Seenebel. Gut, dass wir hier sind.

Wenig nördlich von Fyrudden laufen wir unseren Ankerplatz nördlich Väggön an. Der steht in keinem Handbuch und in keinem Führer. Haben wir mal vor Jahren zufällig entdeckt. Und in der Tat: Bei all dem Gewimmel von Booten in den Fahrwassern und Buchten und an den Felsen draußen biegen wir hier um die Ecke - und sind alleine. Unsere Gastgeber heute sind Gänse auf einem eigenen Felsen in der Bucht.



Zum Abendessen kommt dann noch eine Ricke mit ihrem Kitz auf ihren eigenen Sonnenuntergangsfelsen.



20. Juli - Västerö


Schon wieder haben sie Südwind angekündigt, sogar viel. Also fahren wir weiter nach Norden und suchen uns ein sicheres Ankerplätzchen. Als wir das Hauptfahrwasser erreichen, den Hafjärden, ist dort die Hölle los. Alles segelt nach Nord oder Süd, gegen den Wind motoren viele Segler, und dazwischen fahren Motoryachten zwischen 30 und 55 Fuß in Gleitfahrt Slalom. Au Backe!

Wir blinken gleich wieder rechts und biegen ab nach Osten in ein parallel laufendes Gewässer durch die äußeren Schären, den Kronleden. Und sofort ist Ruhe, denn: Diese Route ist nicht betonnt. Nur zwei Steine auf der ganzen 10 sm langen Strecke werden von Kardinaltonnen bewacht, die dafür aber in keiner Karte stehen. Navigiert wird hier nach vereinzelten Landmarken, die so aussehen


oder so


Manchmal muss man auch etwas genauer hinschauen, denn überspülte Steine tragen auch mal nur spärliche Hinweise, z.B. Fische



Das Ganze da draußen ist übrigens ein Traumrevier für Kanuten.



Zum Schluss haben wir uns dann in den kleinen Archipel nördlich von Gränsö in der Nähe von Arkösund verkrümelt. Und - oh Wunder - obwohl alle Schweden unterwegs sind und jeder Felsen belegt ist, ist doch tatsächlich die SXK-Boje bei Västerö frei. Na, besser geht's nicht.


23. Juli - Flisfjärden (Harstena)


Gestern sind wir fernab des Fahrwassers, der E 4 zu Wasser, zwischen den Inseln durch nach Harstena gesegelt. Guter Wind, Nordwest eine hervorragende Windrichtung. In den Hafen beim Dorf Harstena genügte nur ein Blick, um weiterzufahren - Alles rappelvoll. Also noch der kurze Weg zu der schönen Bucht im Norden, dem Flisfjärden. Hier gibt es Ankerplätze und Plätze am Felsen satt. Aber: Hochsaison. Die guten Felsplätze waren schon um 13:30 h alle belegt. Und quer zum Wind wollten wir nicht. Also Ankern, was ja auch nicht schlecht ist. Man hat abends keinen Schatten im Cockpit und die Mücken haben einen sehr weiten Weg nach da draußen.

Mit dem Gummiboot dann an Land, wo breit ausgetretene Wege zeigen, dass alle in der Bucht das selbe wollen: Den Kilometer rüber ins Dorf marschieren. Das sind sehr schöne Waldwege, ...



... und kurz vor dem Dorf gibt es dann noch eine Wasserpumpe mit erstklassigem Wasser. Fließend Wasser gibt es nämlich nicht, selbst nicht im Hafen.



Im Dorf zeigt ein Blick in den Hafen, was da los ist: Das Stück Steg mit guten Wassertiefen ist belegt mit drei riesigen Motoryachten, Dann kommt da noch ein Stück mit ungefähr 1,70 m Tiefe, wo kleinere Boote liegen oder Langkieler, und dann ist das voll. So ist das. Wann lernen Motorbootfahrer, dass für sie nicht nur deswegen die besten Plätze reserviert sind, weil sie als erste ankommen? Und wann lernen sie, dass sie auch mal an Stellen mit 1,50 gehen können und die 2,20-Plätze den Seglern freilassen können?



Sei's drum. Wir machen einen Dorfspaziergang, der auch zum einzigen Seerosenteich in den Schären führt.



Und abends dann zum Sundowner auf den riesigen, spiegelblanken Felsen im Süden, von dem man einen schönen Blick über die ganze Bucht hat. Die ist inzwischen ziemlich vollgelaufen. Ist sehr beliebt.



24. Juli - Jutviken (Fångö)


Segeln wollten wir heute? Umparken nennt man das. Minimalster Wind schiebt uns langsam durch die Schären. Hier gehören Wolken übrigens zum Landschaftsbild.



Im Ergebnis schaffen wir 7 sm bis in die Jutviken im Norden der Insel Fångö, nicht weit östlich von Fyrudden. Anker fallen lassen, plumps in's Wasser. Es ist nämlich brütend heiß. Draußen schleicht so der eine oder andere Segler vorbei - gaaanz, ganz langsam.



Nachtrag: Eben kam hier die erste Qualle dieses Sommers vorbei. So weit sind wir also schon wieder im Süden, dass der Salzgehalt für die Viecher reicht. Müssen wir uns jetzt wohl drauf einstellen.


25. Juli - Bokö Hamnvik


Wieder nicht weit gekommen heute, aber wir gewöhnen uns dran. In Deutschland soll's ja schlimmer sein, hier sind nur 29° C Luft und 19° C Wasser. Das nennt man eigentlich Sommer, aber die 2 m/s Wind, die es nur manchmal gibt - na ja, könnten wir drauf verzichten.

Egal, wir haben eine super Bucht gefunden im Süden der großen Insel Stora Alö. Da gibt es eine kleine Anlegebrücke, an die man mit Heckanker rankann. Das ist kein regelrechter Gästehafen, aber man kann da liegen, ohne Strom und Wasser und sonstiges.



Dahinter verbirgt sich ein sog. Naturum, eine kleine Hütte mit Informationen über die Natur hier in Östergötland. Viel interessanter aber ist das fast im ursprünglichen Zustand erhaltene Dorf, in dem noch rund 30 Menschen leben und zwei Dutzend Schafe.

Erst geht es durch eine Art Hoftor



Dann sieht man, in was für Kellern die Leute früher ihre Lebensmittel gelagert haben.



Im Winter hat man damals Eis aus der Bucht gesägt und die Stangen da rein gelegt. Hielt den ganzen Sommer kalt. Gearbeitet wurde früher mit solchen Traktoren, die da noch wohl als Denkmal rumstehen.



Das Postboot kommt dreimal die Woche und verteilt in die Briefkästen in der Postbucht. Muss man dann selber nachschauen, ob was drin ist.



26. Juli - Trässö


Gestern spät kam noch ein Holländer rein mit einer Breehorn und ankerte. Sah schön aus.



Heute war auch nicht viel Wind, kam aber aus der richtigen Richtung (Ost). Es hat gereicht, um außen rum an Stora Askö vorbeizukommen und in das Inselgewirr bei Trässö. In der Bucht zwischen Trässö und Långö haben wir einen schönen Ankerplatz gefunden, etliche andere aber auch. Felsenlieger gibt es hier keine. Man kann zwar anlegen, aber die extrem steilen Felshänge kommt man dann nicht hoch. Das Wasser hier ist super klar, keine Quallen, kein Gemüse, keine Algen, 22°C. Hurra!



Die Grand Banks, die da liegt, hatte übrigens bis 20:00 h den Generator laufen. Brauchen die wahrscheinlich wegen ihrer Klimaanlage. An Deck wurden die nicht gesehen.


27. Juli - Västervik


Wassertank hat nur noch zwei, drei Liter, Batterien sind runter, die Lebensmittelschapps leer - wir brauchen einen richtigen Hafen und einen Supermarkt. Also nach Västervik. Es bläst kräftig (so 10 - 12 m/s) aus ENE, also eine schnelle Reise nur mit der Fock.

Solbergsudde in Västervik ist im Moment fest in deutscher Hand. Wir quetschen uns dazwischen, und dann die Fahrräder raus und Einkaufen. Schnell fertig werden, sieht ein bisschen nach Gewitter aus.


28. Juli - Lindnäsviken


Dunstig ist es heute und enorm schwül. Aber es gibt etwas Wind, genauer gesagt NE 3-5 m/s. Das reicht.

Wir landen in der Lindnäsviken, nicht weit von der berühmten Bucht Stora Vippholmen. Im Gegensatz zu dort ist es hier ruhig, nur zwei Boote in der ganzen großen Bucht. Die Landschaft hier ist plötzlich völlig anders: Flache Hügel und dichte Wälder bis ans Ufer statt hoher, nackter Felsen.



Unser Ankernachbar liegt ein bisschen zu nah am Ufer. Kein Lufthauch dort. Die Mücken werden sich freuen.

Der einzige geeignete Sonnenuntergangsfelsen liegt auf einer kleinen Insel.



Und da sind wir jetzt zum Sundowner.



30. Juli - Figeholm


Jemand an Sonnenuntergangsfotos interessiert? Vorgestern Abend kündigte der Himmel an, dass irgendjemand das Wetter ändern will.



Und so war's dann gestern auch. Brütend heiß, schwül, voll bedeckter Himmel - Das roch nach Gewitter, nur es kam keins. Extrem diesig war es, die Blå Jungfrun, das Wahrzeichen des nördlichen Kalmarsunds, kam erst bei Einfahrt nach Figeholm in Sicht. Auf dem Weg nach Süden kamen wir an einer Gegend vorbei mit einer der höchsten Dichten von weithin sichtbaren Landmarken. Es handelt sich um die Stelle, an der man am besten von See kommend in die Schärenfahrwasser einsteuern kann. Als erstes kommt das Lotsenhaus von Kråkelund



und kurz danach die Kråkelund-Bak, das älteste Seezeichen hier.



Und schließlich 2 sm weiter das nun wirklich unübersehbare Kernkraftwerk Simpevarp.



Hier beginnt das innere Schärenfahrwasser, in dem man wirklich Ticki-Tacki nach Figeholm kommt.

Dort gibt es noch viel Platz, aber der Hafen läuft rasch voll. Alles will hierher, denn es kommt Regen. Für uns ist hier wieder das Umrüsten des Schiffes auf normale Seefahrt angesagt: Schlauchboot wird geputzt (war gar nicht so bewachsen, wie befürchtet) und verpackt, Selbstwendefock wieder gegen die Genua getauscht, Strecktaue wieder angeschlagen. Und natürlich die Waschmaschinen, die Waschmaschinen ...

Heute regnet's - Lesetag. Und es ist erfreulich kühler geworden.


31. Juli - Stora Rör again


So, schlechtes Wetter vorbei. Heute gibt’s Wind und Sonne. Rudelablegen in Figeholm, gemeinsames Rausmotoren aus dem Hafenfahrwasser, und dann flutschen die Gennaker aus der Tüte. Los geht's. Downwind gen Süden.



Vor dem Bug keine Tonnen, keine Inseln, keine knapp überspülten Felsen - nur Wasser. Es ist fast so, als wäre man gerade aus Rønne ausgelaufen. Kalmarsund mal ohne Gegenwind, aber mit richtig steifer Brise. Vorbei an der Schlossruine Borgholm



und dem Sommerhäuschen vom König



Und schließlich landen wir in Stora Rör - wieder mal. Dort ist es ausnahmsweise mal voll. 5 deutsche Boote, drei polnische, drei Schweden. Der alte Schuppen im Hafen ist immer noch im Umbau. Es stellt sich aber heraus, dass hier ein neues Sanitärgebäude entstehen soll. Na, das lob ich mir aber!

Abends kommt Männes neuer Grill zum Einsatz. Wir haben noch Rehwürstchen vom Markt in Västervik.


1. August - Stora Rör II again


War gut, heute hierzubleiben. Erst nieselt es, dann bleibt es trübe, dann wird es richtig kalt. Mikrofaserunterwäsche ist noch nicht angesagt, aber dicker Pullover schon. Komfort-Fans wie wir begeben sich da nicht in unkomfortable Situationen, sondern probieren lieber den Kuchen der Hafenbäckerei.

Und dann gibt es noch einen Seenotfall im Hafen. Eine 42-ft Storebro (Motoryacht) kam mittags zum Lunch und wollte wieder ablegen. Plötzlich vielstimmiges Geschrei im Hafen, aber - schon passiert. Beim rückwärts ausparken hat der wohl eine Heckboje übersehen und die mittig überfahren. Also wieder nach vorne, aber das ging auch nicht, gab nur hässliche Geräusche. Dann versucht, die Boje unter der Heckplattform, wo sie gerade so rausguckte, hervorzupfriemeln, aber die saß fest. Es ging weder vor noch zurück, klugerweise war der Motor schon aus. Jetzt kamen die sehr langen Landleinen provisorisch raus und dann war guter Rat teuer. Mal von Hand an der Boje gezerrt, mal Schiff mit Leinen etwas gedreht, mal Leine an Boje geknotet und vom Nachbarschiff zur Seite gezogen - sie saß fest.

Dann kam die Seenotrettung und mit ihr ein Taucher.



Die fanden wenigstens erst mal den Grund des Malheurs: Die Storebro hatte mit einem Antrieb in die Bojenkette eingefädelt. Es dauerte noch eine Stunde, bis die Kette abgeschäkelt war, von der Schraube enttüddert und wieder dran. Der Skipper des MoBo war so eingeschüchtert, dass er sich zum Schluss von der Seenotrettung vom Steg schleppen ließ, bevor er selbst weiterfuhr.

Ob so etwas in Deutschland auch die Seenotretter erledigt hätten? Ich hoffe nicht; war ja nun mal kein Seenotfall. Und wenn man Hafeninventar kaputtmacht, kann man wahrscheinlich auch selbst einen Taucher kommen lassen und bezahlen. Müssen eigentlich nicht Ehrenamtliche machen.


3. August - Grönhögen


Spät gestartet gestern, spät angekommen in Grönhögen am Südende Ölands. Dazwischen eine Super-Segelei raumschots. Wer sagt's denn? Kalmarsund kann auch brav. Grönhögen ist ein netter Hafen. Man liegt längsseits an holzbewehrten Steinmolen. Benachbart ist ein riesiger Wohnmobilstellplatz, mit dem man sich die 2 (zwei!) Duschen teilt.

Heute mit den Rädern zu Ölands Södra Udde, Lange Jan besucht und bestiegen. Ist ein wuchtiger Leuchtturm.



Von da aus kann man gut die Ornithologen beobachten, die hier den Zugvögeln auflauern. Einige Gänse sind schon da, bald geht der Zug los.



Seehunde räkeln sich dicht vor dem Ufer, einige Heuler heulen noch.



Und um das Maß der Naturbeobachtung voll zu machen haben wir mal nachgesehen, was Leute mit riesigen Netzen so auf der Heide machen. Sie jagen Schmetterlinge (wissenschaftlich natürlich).



Schluss für heute. Es ist Abend. Die Tage werden kürzer.



4. August - Sandhamn


Nein, wir haben uns nicht nach Norden gebeamt zum Königlich Schwedischen Yachtclub. Hier im Kalmarsund gibt's Sandhamn nochmal - da sind wir gelandet.

Heute morgen beim Frühstück lag da in der Ecke noch ein bildschönes Schiff. Selten sowas Gepflegtes gesehen.



Aber dann hieß es "Tschüs Öland" und ab nach Westen.



Die meiste Zeit war das ein schöner Anlieger, und eigentlich wollten wir bei Torhamn in die Schären rein und uns ein Ankerplätzchen suchen. Aber die Wolken über Land sahen so gar nicht vertrauenerweckend aus, also Abkürzung der Route und nach Sandhamn. Dort massig Platz, längsseits festgemacht, Persenninge drauf - und los gings mit dem Regen und Gewitter. Iiiih!

Die, die nach uns einliefen, sahen dann so aus:



Ob man nach Sandhamn muss? Oooch, nee, eigentlich nich. Betonpier mit Lastwagenreifen, auch weiß lackiert wie in Hanö, sehr gute Stromversorgung, kein Trinkwasser, Ambiente auf Skala gemäß Schulnoten würde ich sagen: höchstens 4.


6. August - Karlskrona


Das lief super, gestern. Erst mal von Sandhamn aus einen harten Anlieger gen Süden, dann Wende südlich Utlängan, und mit einem Schrick in den Schoten rüber zur Einfahrt in die Schären bei Drottningskär. Geht ab wie Schmidts Katze. Wir hätten auch das Schärenfahrwasser nehmen können, aber das wäre ein ziemliches Gekreuze geworden. Mit der Selbstwendefock sicher kein Problem, aber wir haben nun mal schon die Genua drauf. Also rein nach Karlskrona durch das militärisch hochbefestigte Südfahrwasser.

Die U-Boot-Sperre bei Drottningskär gibt's ja immer noch, aus früheren Zeiten stehen hier Forts.



Und dann kommt schon die Skyline von Karlskrona in Sicht, immer unterlegt mit militärischen Bauwerken.



Das hier soll ein Leuchtturm sein?



Isses. Kennung Blitz 3 s. War früher natürlich was Anderes, wie man sieht, nämlich ein Artilleriefort, das 360° abdecken konnte. "Godnatt" heißt das Ding sinnigerweise.

So, jetzt rein in den Hafen von Karlskrona. Viel Platz ist da an soliden Fingerstegen. Sehr guter Service im Hafen und das nicht mal teuer. Über unser Wohlergehen wacht ein komischer amphibischer Heiliger.



7. August - Garpahamn


Die Wetterberichte machen uns Kopfzerbrechen. Die Tiefs, die da aus Westen anrauschen, werden auf einige Tage Sicht einen Schlag von Sandhammaren nach Westen verhindern. Aber jetzt eine Woche in Karlskrona bleiben? Nöö. Übder Hanö nach Simrishamn, was jetzt noch ginge? Dann sitzen wir eine Woche in Simrishamn. Auch Nöö. Frühstart und nach Ystad durchmotoren? Nöö, nöö, nöö.

Also hier regional ein bisschen umparken und nach Garpahamn auf der Insel Hasslö. Sind nur 10 sm. Und morgen wieder zurück nach Karlskrona und das ganze Wetterschlamassel aussitzen.

Garpahamn ist leidlich öde. Längsseitsliegen an Gummireifenpier, altertümliche Sanitäranlage, Verschönerung der Aussicht durch ein großes Marineschiff.



Dafür ist die Umgebung umso schöner. Im Süden gibt es eine fabelhafte Badebucht, sogar mit Sandstrand.



Im Hinterland blüht schon die Heide in voller Pracht, der Sommer neigt sich also dem Ende zu (sagt auch der Wetterbericht).



Aber es fliegen noch keine Gänse, also ist der Herbst noch weit. Was fliegt, sind schöne Schmetterlinge.



12. August - Tjärö


Mannomannomann! 4 Tage Karlskrona! Mal regnets fast durch die Kuchenbude, mal kachelts mit 16 m/s. Immerhin: Die Stadt ist sehr nett und bietet viel, sogar gutes Essen (z.B. Pizzeria Michelangelo) und gutes, nichtschwedisches Brot. Wir haben einen sehr gut sortierten Lidl entdeckt direkt hinter dem Bahnhof, 3 min mit Fahrrad. Und mit Fahrrad kann man tolle Ausflüge in die Umgebung machen. Die haben herrliche Wälder, Naherholungsgebiete, Badestrände - eine lebenswerte Stadt. Natürlich ist auch das Marinemuseum (kostenlos) interessant, aber nicht so sehr für Nichtmilitaristen.

Heute dann endlich weiter! Es ist trocken, der Wetterbeicht spricht von Süd 6 - 9 m/s. Es wurden 10 - 13 m/s und aus Südsüdwest, allerdings warm und mit Sonne. Wir haben nur die Genua ausgerollt und sind nach Westen gebritzt, immer am Südrand der Hanöbucht entlang. Immer, wenn man aus der Schärenabdeckung kam - und das war die meiste Zeit - stand da eine fast 2m-See aus der Hanöbucht. Unser Bootchen schnurrte aber sehr gemütlich durch, meist mit mehr als 6 1/2 kn. Und dann rechts ab, hinter die Felsen manövriert, Ruhe ist. Der Steg in Tjärö ist allerdings rappelvoll, ist wohl immer noch Saison. Wir fahren weiter um die Ecke in die östlich gelegene Bucht, und sind im Ententeich. Die Bäume rauschen wie verrückt, im Cockpit fast kein Lüftchen. Eine blaue Boje des SXK ist frei, also dort fest.

Unser Nachbar ist eine Schwimmsauna, wir haben heute aber keinen Bedarf.



Im Hintergrund erhascht man einen Blick auf den Steg im Hafen. Die Felsen hier sind übrigens nochmal sehr hoch und schön glattgehobelt. Dazwischen liegen einige Findlinge rum, hinter die man sich auch seine eigene Strandsauna bauen kann



15. August - Hanö


Bester Wind gestern, wir fuhren nach Hanö.

Am Vorabend gab es aber noch was Interessantes: In der Dämmerung kam noch ein Boot in die Bucht, steuerte schnurstracks auf uns zu. Wie lange wir denn noch an dieser Boje bleiben wollten? Bis morgen natürlich. Das ginge nicht, die Boje sei nur für Mitglieder des Kryssarklubben, wir müssten ablegen. Erst als wir ihm unsere Mitgliedsflagge zeigten, drehte er knurrend ab. Fuhr dann aber zu der anderen Boje, an der ein Holländer lag, und der war kein SXK-Mitglied, musste widerwillig das Feld räumen und ankerte dann neben uns. Was uns ein schönes Mondscheinfoto bescherte:



Aber dann, unterwegs, easy sailing.



In Hanö angekommen: massig Platz an der Außenmole. Genau richtig für den jetzt kommenden strammen Südwest. Das Wetter kündigt sich schon an.



Es reicht noch für eine Wanderung bei Sonne zum Leuchtturm,



dann kachelt es richtig los. Ab unter Deck!



16. August - Hanö II


Keine Bilder heute. Es ist grau, grau, grau, kein Fotolicht. Südwind mit 9 -12 m/s ist nicht das, was wir für einen Trip nach Süden brauchen, vor allem nicht in der Hanö-Bucht mit ihren kurzen Wellen. Also bleiben wir hier und erwandern uns die Insel: Englischer Friedhof, nochmal Leuchtturm, die Urwälder im Süden der Insel, massenweise Damwild - alles sehr schön und gemütlich.

Ab Mittag dann ein nie gesehenes Hafenkino. Erst alles ganz normal: Einer nach dem anderen kommen Segler rein so mit 30 - 35 Füßen. Dann ist die Mole voll und es geht ins Päckchen, allerdings jetzt schon mit 37 / 38 Fuß. Eine 51-Fuß Bavaria kommt auch rein, Charterboot. Dann noch ein Stahlbau um die 46 Fuß, und schließlich ein Aaländer mit 56 Fuß und noch ein Schwede mit 56 Fuß. Auf beiden letzteren Booten jeweils nur 2 Personen - Nein, der Schwede hatte noch einen Hund. Wo die ins Päckchen gehen gibt es lange Diskussionen, schließlich wird doch festgemacht, dann wieder abgelegt usw. Dann kommt die Fähre und macht Höllenlärm mit ihrem Horn, denn: Sie kommt nicht an ihren Platz, da ragt das Beiboot aus den Davits des Aaländers rein. Der verholt nach vorne - Protest des vor ihm Liegenden (Charter-Bav). Deren Flaggenstock gerät in Gefahr. Fähre legt wieder ab, dafür kommt eine deutsche Linssen Dutch Sturdy 38 rein (16 tons) und versucht längsseits an eine uralte, kleine schwedische Rassy zu gehen. Protest! Also geht der als Dritter ins Päckchen mit dem Aaländer, der wiederum findet das nicht gut.

Es war irre! Ich habe noch nie so viele Bug- und Heckstrahlruder in einem Hafen gehört und so viel Gebrüll. Wie schön, dass die Boote immer größer werden, da wird es zukünftig immer mehr solches Hafenkino geben.




Und jetzt ist dunkel, und da braucht man für's Fotografieren keine Sonne, und deswegen gibt's jetzt noch'n Foto.



Es ist August und wir sind weit im Süden. So früh wird es hier dunkel. Wir müssen uns umgewöhnen. Die Kerzen brennen im Salon, draußen sind gerade mal wieder 14 m/s. Die sollen bloß keinen Schwell machen für morgen, da wollen wir nämlich los.


21. August - Simrishamn


Endlich brauchbares Wetter! Kein Regen, kein Südwest, keine min. 12 m/s. Heute schöner West so zwischen 6 und 10 m/s, da rauscht es ab über die Hanö-Bucht.

Eine Woche waren wir in Hanö, und es war ein richtiger Sonderurlaub. Früher haben wir immer nur hier übernachtet, jetzt die ganze Insel erwandert. Da gibt es traumhafte, verwunschene Wälder



in denen man auch mal einem Damhirsch begegnet



Auf der Ostseite riesige Felswände und schöne Badestellen, zu denen man aber besser ein Seil mitnimmt, wenn man würdevoll wieder dem Wasser entsteigen will.

Im Hafen bildet sich eine richtige Gemeinschaft - keiner legt ab.



Simrishamn ist dann nicht so besonders. Die üblichen langen Wege zu den Sanitäranlagen, wie üblich nimmt der Hafenautomat keine Masterkard und somit gibt es erst mal keinen Strom, der ICA-Markt in der Stadt hat aufgegeben stattdessen ist dort ein halb so großer Netto-Markt mit äußerst beschränktem Angebot. Na ja! Morgen geht's weiter.

22. August - Kåseberga


Heute war aber Massenablegen aller deutscher Yachten. Da gab's Gedränge an der Ausfahrt. Ein Drittel nach Bornholm, der Rest irgendwie nach Westen, viele unter Motor, denn es war ein schöner Südsüdwest. Für uns war Kreuzen angesagt, sehr gemütlich, sehr schnell, bei bestem Wetter.



Und dann kam Kåseberga in Sicht. Eigentlich wollten wir nach Ystad, aber bei dem Traumwetter mal wieder Ales Stenar besuchen? Genau, also Plünnen runter, einlaufen. Der Hafen ist ziemlich leer, an Land ein Bus nach dem anderen - Massen von Menschen bis ungefähr 17:00 h. Oben auf dem Kliff weiden die Kühe



und noch weiter oben sind die eigentlichen Wahrzeichen des Ortes unterwegs, die Paraglider, die hier den prächtigen Aufwind nutzen.



Prächtigen Wind hat auch noch dieser Schoner, der mit Vollzeug draußen vorbeikommt:



Im Hafen selbst der bekannte Schwell, wenn draußen größere Schiffe vorbeikommen, aber dagegen helfen gute Festmacher. Nix tun kann man selber gegen die rotten, regelrecht stinkenden Toiletten und die nicht stinkenden, aber ebenfalls rotten Duschen. Na ja, wenigstens kosten die nix und es kommt Wasser raus.


23. August - Ystad


Gestern Abend noch raufgestiegen auf das Kliff zu Ales Stenar, der weithin sichtbaren Schiffssetzung. Alles Hinkelsteine. Trotz der späten Stunde dort noch recht viele Besucher: Man hört Englisch, Niederländisch, Französisch, Spanisch .... Sonnenuntergang hier oben ist schön.



Beim Heimweg zum Hafen ist es schon richtig dunkel. Sieht auch nicht schlecht aus.



Und heute nur nach Ystad. Dort wollen wir warten, bis morgen die Flaute vorbei ist und Sonntag der Ostwind kommt. Heute sind gute 10 m/s aus Süd, da reicht für die kurze Strecke auch die Genua alleine. In Ystad selbst trifft sich dann der ganze Pulk der heimreisenden Graugänse. Die meisten Boote kennt man schon. Gegen Abend ist der Hafen dann richtig voll.





Auf dem Weg von Hanö hierher hatten wir uns gewundert, dass a) weder im Schießgebiet Ravlunda noch in Kabusa irgendetwas los war. Und b) standen in den Häfen auch nur veraltete Schießzeiten. Des Rätsels Lösung lieferte ein freundlicher Schwede: Die machen im Moment Sommerpause. Und er lieferte auch gleich den Link, wo man sich die Schießzeiten im Netz holen kann: https://www.forsvarsmakten.se/sv/aktuellt/viktiga-meddelanden/skjutfalt-och-avlysningar/#/area/ravlunda-skjutfalt/almo-ovningsfalt


25. August - Klintholm wieder mal


Südost 5 - 10 m/s hatten sie angesagt für heute. Das wäre ein schöner Halbwindritt geworden. Stattdessen gab es Ostnordost mit gerade mal 4 m/s. Da war dann also der Gennaker gefragt, denn heute sollte es nach Klintholm gehen. Das lief ganz gut, aber zwischendurch dann auch mal Pottennebel, glücklicherweise nicht im Fährenfahrwasser von Trelleborg.

Als es wieder aufklarte konnten wir unsere neuen Nachbarn auf See bewundern, die Windparkzentralen.



In Klintholm war Massentreffen. Erstaunlich, dass 9 Boote gleichzeitig auf die Hafeneinfahrt zusteuern können, obwohl sie aus fünf verschiedenen Richtungen kamen. Innen wurde uns klar, warum das so voll war: Sonntag! Sonntag? Ja, da fahren die Charteryachten aus Breege zuerst mal nach Klintholm.

Am Abend zeigte sich dann eine Wetteränderung im Westen. Nur kurz, oder was ernstes? Wir werden morgen sehen.



30. August - Omø


So, kleiner Landurlaub zwischendurch. Meine alte Bürochefin ist jetzt auch in Rente, und die musste ich gebührend verabschieden. Also erst mal mit Mietwagen nach Hause und zurück. Gestern dann noch mit zwei Reffs und etwas gerollter Genua ab nach Westen, rasant Strecke gemacht. Die Sicht war absolut miserabel, die Luft tropisch feucht. Man schwitzte ohne sich zu bewegen. Mit dicker Bugwelle durch Grønsund und Smalands Fahrwasser bis Omø. Hier sind nicht mehr viele, nur etwa die Hälfte des Hafens belegt. Der Fischladen ist schon zu. Na ja, wir hatten zu Hause gut eingekauft und sind voll verproviantiert.

Heute beim Weiterfahren ist es immer noch dunstig, auch noch in Omö.



Der Wind ist aber viel kommoder. Wir steuern den Langeland-Belt an.


31. August - Svendborg


Schön an Langelands Westseite runtergekreuzt, sogar im Svendborg-Sund fast kein Strom. So lieb ich das! In Svendborg werden wir von der Monumentalkunst am Dock empfangen.



Im Hafen selbst steppt nicht mehr der Bär - reiner Normalbetrieb. Einige schräge Typen hängen vor der Hafenkneipe.



Es gibt natürlich auch schöne Ansichten hier, z.B. die Oldtimersegler vor den Speichern.



Jetzt warten wir auf meine Schwester, die hier zusteigen will. Ist schon Klasse in Dänemark, wie man sich auf den ÖPNV verlassen kann. Da kann man jemanden, der schon im Zug ab Hamburg sitzt, problemlos per Handy dirigieren, welchen Bus in welchen Hafen er denn nun schlussendlich nehmen soll. Klappt problemlos.


1. September - Avernakø


Ein kurzer Hupp, mal wieder nach Avernakö zu fahren. Früher eine unserer Lieblingsinseln, jetzt ein bisschen von uns vernachlässigt. Es ist einfach ein schöner Hafen mit dem weiten Blick. Draußen tut sich noch allerhand, sogar die Großschiffahrt kommt vorbei.



Der Abend ist grandios, aber irgendwie ist das Wetter nicht ganz vertrauenerweckend. Die Kondensstreifen über uns zeigen, dass da wohl ein regelrechtes Luftkreuz ist.





Nachtrag: Der freundliche Wetterbericht hatte nicht Recht. Ungefähr um ein Uhr nachts wache ich auf, weil am Rumpf so komische Plätschergeräusche sind. Im Hafen? Richtig! Und Heulen tut es auch im Rigg, und Blitze kommen durch die Verdunkelung des Vorluks. Dann plötzlich rolle ich in der Koje rüber zu Männe - Das Boot krängt um mehr als 10°. Jetzt muss ich doch mal draußen nachsehen. Instrumente einschalten, ein Blick drauf: 15 m/s, dann 18. Im Hafen bildet sich Seegang mit Schaumkronen. Obwohl ich immer größten Wert auf richtig dimensioniertes und gut gepflegtes Material lege, gehe ich jetzt doch im strömenden Regen über Deck und schau mir alle 4 Klampen an. Alles in Ordnung, alles fest. Schlafen kann man aber bei dem Theater nicht wieder. Also Kakao kochen, gemütliches Schnacken, gegen drei Uhr ist alles vorbei.

Am Morgen sind wir aber ein bisschen gerädert und unausgeschlafen, außerdem ist viel Regen angesagt. Da bleiben wir eben erst mal hier.


3. September- Schleimünde


Vorgestern wieder mal Routinecheck aller Systeme. Alles OK, außer - die Ankerwinsch dreht nicht. Mausetot. Das übliche Procedere: Hauptschalter wirklich an? Ja. Thermosicherung ausgelöst? Nein. Winschennuss auseinandergenommen: Keine mechanischen Probleme. Kabel irgendwo lose? Nein. Da hilft nix. Gleich am Montag früh in unserer Winterlagerwerft angerufen, die glücklicherweise nicht weit weg in der Schlei liegt. Ja, ihr könnt kommen, wir gucken.

Später, als wir auf den Steg zusteuern, steht da schon einer und nimmt die Leinen an. Es ist der Elektriker, und der hat auch sein Köfferchen dabei. Taucht ab ins Schiff und murmelt immer irgendwelche Sachen vor sich hin, will dann das Handbuch der Fernbedienung haben und meint schließlich: "Geht wieder". Was war? Die Fernbedienung hat eine eigene kleine Sicherung, und die war durch. Warum, weiß allerdings noch niemand. Müssen wir im Winter sehen. Und im Manual aufschreiben, dass das Ding eine eigene Sicherung hat. Steht da nämlich nicht.

Gut, und dann hat's gestern nur wieder bis Schleimünde gereicht - zum dritten Mal dieses Jahr. Und heute ist hier Sauwetter, also noch ein Tag. Giftbude hat aber auf.

Und dann doch ein Wolkenloch einschl. nettem Motiv.



... und 5 min später so:



5. September - at home


Jetzt reicht's! Immer nur Regen, wenig Wolkenlöcher und eine Wetterprognse, der nichts einfällt als Wind über 10 m/s und Regen, und wenn mal nicht, dann Flaute. Es soll ja auch einen Goldenen Herbst geben.

Wir haben das Boot in Kappeln angebunden und sind nach Hause gefahren. Weiter geht's erst wieder, wenn das Wetter sich zu Kompromissen bereit findet. So!


19. September - Bagenkop

Hach, wir sind wieder an Bord! endlich hat sich das Wetter beruhigt. Gestern hat's noch ein wenig gekachelt, so mit 13 / 14 m/s, aber wegen der Aussichten sind wir dann doch los - bis Schleimünde allerdings nur.

Heute sind wir nach einer sehr schnellen Fahrt in einem deutschen Hafen, jedenfalls wenn man von der Sprache ausgeht, die die Leute hier sprechen. In Wahrheit sind wir natürlich in Bagenkop, aber an der Gästepier kein einziges dänisches Schiff. Kein Regen mehr, keine Böen mehr, blauer Himmel und Sonnenschein. Wir machen eine schicke Radtour ans Südende von Langeland und schauen uns erst mal die Segelkollegen an, die da so um die Huk kommen. Später trifft man sich dann im Hafen. Sehr gemütlich und geruhsam hier. Von den Fischern bekommt man sogar fangfrische Schollen, und die geh ich jetzt erst mal ausnehmen und filetieren. Heute Abend Scholle auf er Haut gebraten mit Bratkartoffeln - Hmmmh!


20. September - Bagenkop auf's Neue


Wir wollten heute weiter irgendwie nach Norden, Windfinder und DMI hatten das genehmigt - und beim Frühstück dräuendes Gewölk, 12 m/s auf dem Windmesser, Sprühregen. Nee, abwarten! Das wurde aber nicht besser. Mal konnte man gerade noch so eben Marstal sehen, dann wieder nicht mal Boote, die eine Seemeile weg waren. Scheußlich. Umdisponieren und wieder mal Lesestunde, Kakao trinken, quatschen. Einziger Vorteil: Es ist nicht mehr so kalt. Einige Boote kommen rein, alle gut gerefft, alle sehr nass.

Dann am frühen Nachmittag ein Lichtblick: Der Himmel reißt auf, ein Wolkenloch äußerst begrenzten Ausmaßes über uns. Das macht Eindruck zusammen mit den Wolken.



Und gleich drauf alles wieder schwarz und Nieselregen. Morgen wird's besser


22. September - Strande


"Morgen" wurde es nicht besser, im Gegenteil. Aber heute sind wir los - ein sehr schöner Halbwindkurs in die Kieler Förde. Wir wollen nach Laboe zum Fisch essen. Das ist eine Premiere dieses Jahr: Nach Deutschland!

Das Anlaufen der Förde gestaltet sich ziemlich schwierig, denn bei dem herrlichen Wetter heute ist offenbar jedes Boot, das noch einen Mast hat, auf dem Wasser. Es ist Sonntag Nachmittag!.

In Laboe dann eine Gasse nach der anderen abgeklappert, überall rote Schilder. Sind die wirklich alle besetzt, oder sind die Boote schon aus dem Wasser und die haben vergessen, die Schilder rumzudrehen. Sei's drum! Außerdem scheint an Land riesiger Ramba-Zamba zu sein, denn überall stehen Büdchen und Zelte. Ungemütlich.

Und so beschließen wir, einmal die Förde zu überqueren und zum ersten Mal überhaupt Strande anzulaufen. Der Weg über die Strander Bucht ist chaotisch. Dort fährt alles, was schwimmen kann, durcheinander: 2 verschiedene Segelschulen, Segelyachten mit und ohne Segel, Motoryachten langsam und schnell, Wasserscooter, Hobie-Cats, Windsurfer, Kite-Surfer mit Tragflügelbrettern - hier darf man nicht den Überblick verlieren. Sommerwochenende in der Strander Bucht? In Zukunft ohne mich. Im Hafen selbst dann eine Überraschung: Angenehme Atmosphäre, viele freie Boxen, moderates Liegegeld, erstklassige Duschen. Hier kann man leben.


24. September - Schlei(ch)münde


Extrem schlechte Sicht heute, ganz wenig Wind. Wir schleichen nach Schlei(ch)münde. Wir sind nämlich noch gar nicht zu Hause. Glücklicherweise kommt der Wind fast halb, so dass wir einigermaßen Fahrt machen. Im Sperrgebiet Schönhagen dann ein freundlicher Anruf von einem freundlichen Minenjagdboot: "Wir wollen jetzt da hin und üben. Ihr müsst da bitte weg." Machen wir, und treiben mit Nordstrom haarscharf an der Sperrgebietstonne vorbei.



Spät kommt das Bauklötzchenkonglomerat von Olpenitz in Sicht und der Leuchtturm Schleimünde. Der hat doch tatsächlich Licht an, so unsichtig ist das.



Und in Schleimünde selbst sind wir - alleine. Nur Hafenmeisters sind da.



Und jetzt geht's los mit Vorbereitungen für das Winterlager, denn da wollen wir morgen oder übermorgen hin. Segel abschlagen und ab in die Säcke, Strecktaue wegpacken, laufendes Gut ausscheren und aufschießen, und vor allem Listen fertigschreiben, was alles im Winter erledigt werden muss. Ein schönes Stück Arbeit. Aber richtig schön ist es hier im Herbst, wenn sich der Nebel dann auch langsam lichtet.



27. September - Winterlager


Nun ist es so weit: Wir liegen am Steg unseres Winterlagers, neben uns schon etliche Schiffe ohne Mast. Von Land Krangeräusche und Motoren von Schleppern. Das Auto ist schon halb gepackt, den Rest holen wir nächste Woche mit dem Anhänger. Es ist Herbst - sieht man auch:




Hätten wir nicht doch noch weiterfahren sollen? Nee, sagt der Wetterbericht, es kommt nur noch Ungemütlichkeit. Da sehen wir doch lieber zu Hause nach, ob der Kamin noch geht.

Das war ein toller Törn mit vielen neuen Liegeplätzen, vielen neuen Leuten, die wir kennengelernt haben. Wir haben auch festgestellt, dass man im Laufe einer so langen Reise immer gesünder wird: Der kaputte Meniskus meckert nicht mehr, der Nacken ist nicht mehr steif, der Blutdruck sinkt.... Ein Stegnachbar meinte dieses Jahr, dass die Krankenkassen eigentlich einen Zuschuss zahlen sollten zu so einem Boot. Interessante Idee.

So, Schluss für dieses Jahr, Fotos sortieren, nächste Reise planen, auch ein bisschen Wintersport einstreuen. Tschüs!